Autismus diagnose?

5 Antworten

Ich war bei einer Therapeutin beim Gesundheitsamt und die hat erst mich und meine Eltern einen Fragebogen ausfüllen lassen und dann einen Termin für einen IQ Test gemacht danach hat sie dann einen Termin für die richtige Diagnose gemacht da war ich einmal hin und musste bestimmte Sachen machen und fragen beantworten und meine Eltern hatte dann auch ein Gespräch. Ja und stellte sich dann heraus dass ich Autist bin.

Ich weiß nicht ob ihnen das jetzt weiterhilft.

Viel Erfolg

Für eine Autismus-Diagnostik sind ausschließlich Neurologen sowie Psychiater zuständig, welche auf Autismus spezialisiert sind. Achte auch darauf, dass der entsprechende Arzt den ICD-11 und nicht den ICD-10 verwendet. Ärzte zu finden, die auf dem neuesten, internationalen Stand sind und echte Fachkompetenz in Sachen Autismus haben ist sehr schwer, aber alles andere ist sinnlos. Du wirst dich auf bis zu drei Jahre Wartezeit einstellen müssen.

Am besten ist es, wenn du entweder:

  • in Foren nachfragst, ob dir jemand in deinem Bundesland einen Neurologen/Psychiater weiterempfehlen kann, der sich auf Autismus spezialisiert (Eventuell auch autismusspezifische Foren)
  • du dich von deinem Hausarzt an solch einen Neurologen/Psychiater überweisen lässt, falls möglich
  • du deine Krankenkasse diesbezüglich um Hilfe bittest
  • oder du bei Neurologen/Psychiatern nachfragst, die Kinder diagnostizieren (die sind meistens etwas leichter zu finden - wobei ich jetzt natürlich auch nicht weiß, wie alt du bist), ob sie dir jemanden empfehlen können, die Diagnostiken für Erwachsene(?) durchführen

Du scheinst tatsächlich einige Anzeichen zu haben, die auf Autismus hindeuten könnten.

und was gibt es für Behandlungsmöglichkeiten?

Nein, gibt es nicht. Und die benötigt es auch nicht. Was du beschreibst, sind Gründe dafür, deinen Autismus als Behinderung anzusehen. Du benötigst die passende Hilfe, die passenden Tools und Verständnis und keine Behandlung. Die sowieso nicht möglich ist, wie bereits erwähnt. Das ginge nur, wenn du entweder:

a) deine Schädeldecke aufschneiden lässt und dein Gehirn mit dem einer neurotypischen Person tauschen lassen würdest

oder b) deine Schädeldecke aufschneiden lässt und einige Synapsen etc. pp. anders verdrahtest und zwar so, wie bei einem neurotypischen Gehirn

Beide Optionen hören sich nicht sehr cool an, also lassen wir das lieber.

Mit einer Autismus-Diagnose könntest du eventuell einen Nachteilsausgleich für die Schule/den Job/die Uni/o.Ä. anfechten. Es kann auch sein, dass du einen SBA (Schwerbehindertenausweis) bekommst, jedoch soll das über die Jahre wesentlich schwieriger geworden sein. Was du auch beantragen könntest, wäre eine Pflegestufe und somit Pflegegeld, jedoch gibt es dafür strenge Vorraussetzungen und inwiefern du dich dafür qualifizieren würdest, das weiß ich nicht. Das müsstest du mit deinem zuständigen Versorgungsamt besprechen. (Ich habe zumindest mal gelesen, man solle bloß dafür sorgen, dass man seine Probleme, die man durch seine, in deinem Fall, Behinderung hat, ja nicht runterspielt, wenn einem die Pflegestufe wichtig ist.)

Was es jedoch gibt, sind Therapien. Ich muss dich hier aber gleich wieder auf den Boden der Tatsachen holen: Einen Therapeuten zu finden, der Ahnung von der Thematik hat und - und dieser Punkt ist extrem wichtig - nicht versuchen möchte, deine autistischen Merkmale zu minimieren, ist verdammt schwer. Das höchste Risiko hast du hier bei der Verhaltenstherapie. Verhaltenstherapie und Autismus vertragen sich nicht sonderlich gut, da Verhaltenstherapie ein viel zu hohes Risiko in sich birgt, autistisches Verhalten, welches weder dem Betroffenen, noch den anderen schadet, minimieren oder am besten ganz eliminieren zu wollen. Dies wiederum kann zu Masking führen. Was das ist, wie das aussehen kann und was die Folgen davon sind, kannst du hier lesen: https://www.healthline.com/health/autism/autism-masking

In einer Therapie sollte es niemals darum gehen, dich neurotypischer erscheinen zu lassen, sondern darum, Mittel und Wege zu finden, wie du deinen Alltag bewältigen kannst, in einer Art und Weise, die für dein neurodiverses Gehirn natürlich ist. Denn vieles, was das neurotypische Gehirn als natürlich empfindet, ist für das neurodiverse Gehirn unnatürlich. Dein Wohlbefinden muss und sollte stets an erster Stelle stehen.

Die meisten Verhaltenstherapien haben zum Ziel - ob bewusst oder unterbewusst, ob willentlich oder unwillentlich - deine Probleme so zu "lösen", dass du dich ändern musst, aber nicht die neurotypische Person.

Das erwähne ich nicht, weil ich denke, du wüsstest das nicht, sondern weil ich weiß, dass es leider noch immer einige Therapeuten gibt, die das nicht wissen oder nicht verstehen wollen.

Was du auf alle Fälle herausfinden musst, ist, welche Hilfsmittel dir dabei helfen können, in verschiedenen Situationen besser klarzukommen. Das kann alles Mögliche sein. Du wirst das erstmal für dich selbst herausfinden müssen. Ein guter Anfang kann es sein, andere Autisten mit ähnlichen Problemen zu finden (im echten Leben oder übers Internet) und dich mit ihnen auszutauschen, sie nach Tipps zu fragen. Vielleicht bemerkst du dann, dass (ein paar) der Tipps auch für dich hilfreich sind.

Sensorische Ingegrationstherapie und beispielsweise Ergotherapie können sehr hilfreich für einige Autisten sein. Logopädie ebenfalls, wobei ich nicht denke, dass du sowas benötigst.

Wie sieht es denn mit Stimming bzw. Stim-Toys aus? Machst du das (regelmäßig)? Hast du das für dich entdeckt? Stimming ist essentiell für uns Autisten und sollte gefördert werden. Die einzige Ausnahme ist hierbei, sollte besagtes Stimming selbst- oder fremdverletzend sein. In solchen Fällen muss daran gearbeitet werden, dieses umzuleiten, in eine gesunde Art des Stimmings.

Auch sehr wichtig wäre: Mit welchen Leuten umgibst du dich? Bist du in einem gesunden Umfeld, welches deine Eigenarten, deine Probleme, deine Behinderung akzeptiert? In welchem Umfeld du bist, wird stark beeinflussen, wie gut du selbst mit deinem Autismus (oder deine generelle Neurodivergenz oder was auch immer es hinterher ist - wobei es schon ziemlich in Richtung Autismus geht) umgehen kannst und wie du dich wahrnimmst. Es ist essenziell für dich (im Prinzip für jeden) Menschen so gut es geht zu meiden, die dies nicht akzeptieren können, die nicht lernen wollen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Melina702 
Beitragsersteller
 24.05.2023, 15:28

Ich werde wirklich alles probieren was ich kann um meine Symptome mindern zu lassen. Ich habe zum Glück schon Erfahrungen gesammelt was meine Sozialen Schwierigkeiten angeht. Ich bin eine sehr zurückhaltende und nervöse Person, sobald ich mit anderen Menschen reden muss werde ich unnormal nervös, muss irgendwelche Dinge in die Hand nehmen um mich etwas konzentrieren zu können, versuche Augenkontakt so gut wie es geht zu vermeiden und natürlich auch Gespräche mit anderen Menschen versuche ich auch immer wieder zu vermeiden. Aber ich habe gemerkt dass es was gibt was mir bisschen dabei hilft, es hilft mir mich den Situationen zu stellen und es einfach zu machen bis ich mich mehr oder weniger daran gewöhne. Das erste mal habe ich die Erfahrung gemacht als ich arbeiten gegangen bin, das war für mich anfangs natürlich extrem schwer aber ich musste viel mit Menschen Kontakt haben und irgendwann habe ich mich einfach wie ein anderer Mensch gefühlt, ich war nicht mehr so krass nervös und konnte besser auf Menschen zugehen ich war einfach sicherer was des anging und ich denke die beste Therapie ist dinge einfach zu machen irgendwann wird man es besser können.

Die Leute mit denen ich mich umgebe akzeptieren zum Glück meine Einschränkungen wobei ich sagen muss ich habe eigentlich garkeine Freunde nur zwei Leute mit denen ich mal schreibe aber treffen ist für mich viel zu viel, weil die sich auch nicht so gut mit Autismus auskennen und ich immer das Problem habe mich genauso verhalten zu müssen wie andere Menschen die normal sind, ich habe nämlich immer angst für die als zu komisch und zu langweilig rüber zu kommen. Zum Glück werde ich aber aufgrund meiner Einschränkungen auch nicht runter gemacht wie damals. Ich selber kann meine Einschränkungen aber kaum akzeptieren, ich hasse es jeden Tag in meinem Körper zu leben und wünschte mir jemand anderes zu sein. Ich werde nie ein Leben führen können wie ich es wollte und das belastet mich jeden Tag.

wo kann ich das genau diagnostizieren lassen

Es gibt spezielle Autismus-Zentren, in denen die Diagnostik gemacht wird. Dort sind auch entsprechend ausgebildete Autismus-Spezialist*innen. Andere Ärzte können und dürfen keine Diagnose stellen - sie dürfen maximal eine Verdachtsdiagnose benennen und dann an ein entsprechendes Zentrum überweisen.

was gibt es für Behandlungsmöglichkeiten?

Gar keine, da ASS nicht heilbar ist.

Wenn du Therapiemöglichkeiten meinst, kommt es drauf an, was du benötigst: Autismustherapie, Logopädie, Reittherapie, ...
Es gibt viele Therapieangebote, da es immer auf das Ziel drauf an kommt, welche nun die richtige ist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Heilerziehungspflegerin/ Ally der Behindertencommunity

Melina702 
Beitragsersteller
 24.05.2023, 15:33

Ja ich weiß dass es nicht heilbar ist, hab mich glaub ich falsch ausgedrückt. Ich brauche einfach nur Möglichkeiten die mir meinen Alltag erleichtern und ich trotz dessen fähig sein kann ein normales Leben führen zu können (was bei mir definitiv nicht der Fall ist) ich möchte nämlich keine großen Schwierigkeiten mehr haben im Sozialen Bereich und vor allem meine Motorischen Einschränkungen verbessern zu lassen, ich schaffe es nämlich wie gesagt nicht mal einkaufen zu gehen oder sonstiges zu machen, ich bin immer nur Zuhause in meinem Bett, ehrlich so kann mein Leben nicht mehr weiter gehen

Von Experte Selkiade bestätigt

Behandlung gegen Autismus gibt es nicht.

Du kannst höchstens schauen, welche Hilfsmittel - wie die schon erwähnte Sonnenbrille - dir Erleichterungen verschaffen.

Normale Therapien wirken nicht, weil sie von Neurotypischen für Neurotypische gemacht sind.
Du bräuchtest eine, die das Masking berücksichtigt, das sehr viele Autist:innen betreiben.
So eine Therapie zu finden, ist sehr schwer.

Eine ausführliche Diagnostik unbedingt bei eine:r Psychiater:in / Neurolog:in mit Fachrichtung Autismus auf Stand 2023 machen lassen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema

Der erste Ansprechparter ist immer der Hausarzt bzw. Kinderarzt. Bei Verdacht wird er dir eine Überweisung zum Facharzt (hier Neurologe bzw. spezielle Autismuszentren) ausstellen. Doch ist es sehr schwer, zeitnah einen Termin zu bekommen. Die Wartelisten in den Fachzentren sind endlos.

Und autismus ist nicht heilbar. Allerdings könnte man durchaus an den Symptomen arbeiten. Eine gute Begleitung bietet z.B. eine Ergotherapie, die gerade an der Alltagsfähigkeit arbeitet.