Ausbildung zum Rhetoriker in Rom

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Hallo!

Ich vermute mal, dass ihr das Referat im Latein-Unterricht halten müsst. Über die Ausbildung des Redners hat im antiken Rom ein Mann namens Quintilian ein zwölfbändiges Buch geschrieben. Dieses Buch trägt den Titel: "Institutio oratoria", was übersetzt heißt "Die Ausbildung des Redners".

Marcus Fabius Quintilianus (umgangssprachlich: Quintilian) war der erste besoldete Professor des Abendlandes in Rom und auch der berühmteste Professor der Rhetorik. Quintilian war geprägt durch Cicero, der übrigens mit "De Oratore" ("Über den Redner") ein wichtiges Werk zur Rhetorik verfasst hat.

Quintilian war wohl der bedeutenste Rhetoriker der römischen Welt. Sein Werk die "Institutio oratoria" ist heute noch Grundlage der rhetorischen Ausbildung und der schulischen Pädagogik. Auch in Goethes Elternhaus stand die "Institutio oratoria" im Bücherregal. Also ein Standardwerk der Rhetorik.

Für Quintilian spielte besonders die Erziehung eine Rolle. Die erzieherischen Konzepte aus der Institutio Oratoria haben die moderne Pädagogik begründet und finden heute in der Schule noch Anwendung. Quintilian prägte den Begriff des "orator perfectus", des vollkommenen Redners. Eine ebenso wichtige Rolle spielte die Moralphilosophie und das "vir bonus"-Ideal.

Für euer Referat sollte Quintilian und seine zwölfbändige Institutio Oratoria Grundlage sein. Doch ich will euch auch noch etwas über die Ursprünge der Rhetorik im antiken Griechenland erzählen.

Jetzt noch: Ein kleiner Exkurs in die griech. Ursprünge der Rhetorik

Die Rhetorik wurde im antiken Griechenland begründet. Die ersten Rhetoriklehrer der Antike waren die Sophisten ("Weisheitsbringer"). Die Sophisten unterrichteten jeden, der das nötige Geld aufbringen konnte. Davor war Bildung nur Adeligen vorenthalten. Bekannte Sophisten waren zum Beispiel Protagoras und Gorgias.

Wenn man heutzutage etwas als "sophistisch" bezeichnet, bedeutet dies jedoch eine Abwertung der Sache. Das rührt daher das bereits Sokrates nichts Gutes über die Sophisten zu sagen wusste. Sokrates war einer der ersten Kritiker der sophistischen Rhetorik. Für Sokrates gab es im Gegensatz zu den Sophisten nur die eine Wahrheit, die es zu finden galt.

Ein sehr bekannter Schüler des Sokrates war Platon. Nach der Hinrichtung Sokrates (ihm wurde Gottlosigkeit vorgeworfen) war es Platon der das Wissen seines Lehrers Sokrates schriftlich in Form von Dialogen niederfasste - Sokrates hinterlies nämlich keine Schriften, da er sein Wissen nur mündlich überlieferte. Jedoch überlieferte Platon die Ansichten Sokrates nicht neutral, weshalb man zwischen dem historischen Sokrates und dem platonischen Sokrates (die Figur aus Platons niedergefassten Dialogen = Platon lässt Sokrates sprechen) unterscheiden muss.

Platon war wohl einer der schärfsten Kritiker der sophistischen Rhetorik. Für ihn vermittelten die Sophisten nur Scheinwissen. Die sophistische Rhetorik war für Platon nur "Schmeichelei", die nicht auf die Erkenntnisfindung ausgerichtet war. Als Gegenkonzept zur sophistischen Rhetorik sah Platon die Dialektik (Unterredungkunst). Die Dialektik ist eine Methodiklehre. Der ideale Redner müsse die Wahrheit über die Redegegenstände erkennen.

Schüler des Platon war Aristoteles. Aristoteles nimmt für die Rhetorik eine wichtige Stellung ein. Aristoteles schrieb die "téchnē rhētorikē" (dt. "Rhetorik"), in welchem er anleitet, wie man durch Rede überzeugt. Überdies ist es die erste grundlegende Systematik. Ein für Rhetoriker eben so wichtiges Werk des Aristoteles ist die "Topik" (gr. Topoi). Die Topik behandelt die dialektische Argumentationstheorie.

So viel zur griechischen Rhetorik. Ich hoffe ich konnte euch ein wenig helfen.

Beste Grüße Greslin, Student am Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen

www.uni-tuebingen/rhetorik


Pausentobi 
Beitragsersteller
 24.10.2011, 00:02

Danke für den Roman :D Hat mir sehr weitergeholfen!

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rskyll  13.06.2022, 22:56

Vielen dank du rettest auch mich gerade

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