Ausbildung vor dem Studium, ist das nicht viel sinnvoller?
Hallo,
Wenn ich Chef wäre und ich habe zwei Bewerber:
Der eine hat Abi mit 17 gemacht, hat studiert und bewirbt sich mit 21 Jahren auf eine Stelle
Der andere hat nach der Realschule ein soziales Jahr gemacht, eine Ausbildung im Bereich der jetzt angestrebten Stelle, diverse Weiterbildungen und danach den selben Studiengang wie der Konkurrent gewählt und bewirbt sich mit 27 Jahren auf die selbe Stelle.
Ich als Chef würde mich vor allem wenn es um eine Führungsposition geht eher für den zweiten entscheiden. Berufserfahrung ist doch einfach unbezahlbar oder?
Ich denke das viele Personaler und Chefs so denken, oder wie seht ihr das?
Die Frage stellen sich ja viele, was besser ist oder ob es überhaupt Sinn macht mit 24 noch zu studieren. Ich denke aufjedenfall.
3 Antworten
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Hi Twdtwd
Da gehe ich mit dir absolut konform. (bin Ausbilder für FiSi).
- ob man da ausgerechnet eine Ausbildung vorschalten muss - sei mal dahingestellt. Könnte ja auch ein duales Studium sein
- die Kenntnisse aus dem Studium und so bewerte ich mal als identisch (Noten)
Ich würde mich ebenfalls für den "älteren" Bewerber entscheiden. Meine Gründe:
- die Berufserfahrung hast du schon angesprochen - das ist unstrittig, dass die ein wichtiges Merkmal von Bewerbern ist - aber nicht das einzige
- jemand, der eine Ausbildung durchzieht und der darauf noch ein Studium draufsetzt (könnte ja auch ein Meister sein oder so) - dem traue ich mehr Geradlinigkeit, Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit zu
- wenn das eine Führungsposition ist - dann gilt das umso mehr. Da geht es nicht nur um Fachwissen, sondern auch um Lebenserfahrung. Sorry: einem 21-jährigen, der direkt von der Uni / FH kommt, würde ich nie eine Führungsposition anvertrauen - da geht es um viel mehr. Die Besetzung einer leitenden Position (unabhängig vom Fachwissen) wirkt sich auch direkt auf andere Mitarbeiter aus. Da braucht es Lebenserfahrung, Einfühlungsvermögen, soziale Kompetenz.
- die Akzeptanz eines Abteilungsleiters von den Mitarbeitern aus ist einfach höher, wenn sie diesem Menschen auch die entsprechende Erfahrung / soziale Kompetenz zusprechen.
Aus dem Real-Life: ich hatte (purer Zufall) zwei AzuBis praktisch parallel. Der eine direkt von der Wirtschafts-Schule, der/die andere hatte vorher eine abgeschlossene (andere) Lehre und war dementsprechend etwas älter (und dazu eine Frau - macht auch was aus - positiv gemeint!). Die Erfahrung hat einfach gezeigt, dass der ältere AzuBi deutlich ernsthafter an Aufgaben ran ging und sich damit tiefer beschäftigt hat (da war mehr Biss). Hat - gefühlsmäßig mit dem Alter, aber evtl. auch mit dem Geschlecht zu tun - Girls "reifen'" im Kopf etwas schneller als Jungs. Hat aber auch mit der Herangehensweise an Aufgaben tu tun. Girls denken da etwas anders, aber durchaus nicht schlechter - der Unterschied mag klein sein, war aber spürbar.
Rein persönliche Ansicht - nicht persönlich nehmen.
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In einer Ausbildung verdient man schon Geld. Daran kann man sich gewöhnen und sich schon das eine oder andere leisten. Da fällt vielen der Schritt zurück in die Sparsamkeit schwer. Und ein Studium dauert lange. Rechnet man die Ausbildung dazu, ist man recht alt, wenn es mit dem Geld-verdienen losgehen kann.
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Da hab ich in der Ausbildung aber mehr bekommen.
Und am Tag nach der Prüfung geht es schon richtig los. Studienanfang ist ja erst im Herbst. Das waren dann schon gute Monate fürs Konto.
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Also ich bekam seinerzeit noch weniger, da gab's noch keinen Mindestlohn für Azubis. War nicht gerade die Glanzzeit meins Lebens, da war ich in Studium wesentlich reiner 😅
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Auf unserem letzten Abi-Treffen fiel mir noch was ganz anderes auf. Ein Studium bedeutet nicht automatisch auch guten Verdienst. Es gibt durchaus Studiengänge, die keine Reichtümer hervorbringen. Da wäre man mit einer Ausbildung pluss Meister oder Fachwirt besser gefahren. Augen auf bei der Berufswahl.
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Ich sehe das weniger aus der Sicht eines Chefs als viel mehr aus der Sicht Desjenigen selbst. Ich finde handwerkliche oder praktische Erfahrung ganz allgemein immer von Vorteil, wenn man in einem akademischen Beruf arbeitet.
Wenn ich mit Innenarchitekten in meinem Beruf (Raumausstatter) zu tun hatte, merkte man sofort, ob der oder diejenige in irgendeinem zum Innenarchitekten passenden Beruf gearbeitet hatte.
Gruß Matti
Wer kennt ihn nicht, den glamourösen Lifestyle, den man sich mit 515€ leisten kann 😂😂😅