Ausbildung beim Finanzamt oder lieber nicht?
Hallo Zusammen,
Ich bin 15 Jahre alt und besuche derzeit die 10.Klasse einer Realschule. Da ich dieses Schuljahr meine Mittlere Reife absolvieren werde, habe ich mich natürlich schon über bestimmte Ausbildungsberufe informiert und auch schon Bewerbungen an verschiedene Ausbildungsstellen verschickt. Vor allen Dingen habe ich mir sehr viele Gedanken zu dem Beruf des Finanzwirts gemacht, da ich letztes Schuljahr mein Praktikum beim Finanzamt absolviert habe. Mein Praktikum hat mir damals sehr gefallen, denn die Leute waren alle sehr nett, die Arbeitsbereiche haben mir gefallen (insbesondere die Veranlagung+ Vollstreckungsstelle), Gesetzestreue lesen und verstehen fiel mir nicht schwer, Mathe war ein Klacks für mich und dort habe ich mich einfach "heimisch" gefühlt. Aus diesem Grund habe ich mich dann beim Finanzamt beworben und ich wurde schon nach kurzer Zeit zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Vor einer Woche hatte ich dann das Vorstellungsgespräch und es verlief sehr gut. Nach dem Gespräch habe ich schon nach wenigen Tagen einen Brief erhalten in dem stand dass ich in die engere Auswahl gekommen bin. (Das Auswahlverfahren ist aber noch nicht abgeschlossen, denn es werden noch weitere Vorstellungsgespräche stattfinden). Ich habe mich natürlich sehr über diese Nachricht gefreut und meine Zukunft beim Finanzamt schon ausgemalt. Das Problem jedoch ist, dass mein Umfeld, meine Freunde und Familie sich nicht für mich freuen, denn sie meinen die Ausbildung beim Finanzamt sei sehr hart und nahezu unmöglich. Zudem rieten sie mir zu anderen Berufen die deutlich "leichter" sind. Heute haben dann auch noch zwei Lehrer zu mir gesagt dass ich das lieber lassen soll, da Finanzwirte total verdorbene und psychisch kranke Menschen sind oder zu solchen werden. Diese ganze Negativität verunsichert mich einwenig, weil ich weiß dass mich meine Familie und Lehrer nie anlügen würden. Sie sagen all diese Dinge nicht aus Spaß, sondern weil wohl ein Stück Wahrheit dahinter steckt. Zudem muss ich auch noch erwähnen dass meine Mutter seit Jahren als Bilanzprüferin arbeitet und sie mir jeden Tag sagt, die Finanzbranche niemals zu betreten, denn sonst wird man "verrückt".
Meine Frage an euch: Was soll ich jetzt tun? Diese ganze Negativität kam wie ein Schlag auf mich zu und trotz meiner sicheren Einstellung gegenüber diesem Beruf, bin ich jetzt doch verunsichert. Gibt es hier jemanden der als Finanzwirt arbeitet oder gearbeitet hat? Und was ist eure Meinung zu diesem Beruf und generell zu dieser Branche?
Über einen Erfahrungsbericht oder über einen Rat würde ich mich sehr freuen!
5 Antworten
Hi,
du hast doch schon eigene Erfahrungen in deinem Praktikum gemacht. Vertraue auf dich und dein Empfinden! Wenn dir die Arbeit gefallen hat, greife zu.
In einem FA arbeiten völlig normale Menschen. Im Gegenteil zu der vorherrschenden Meinung gibt es dort eine ziemlich gute Mischung verschiedener Menschentypen, mit manchen wirst du gut auskommen, mit anderen wieder nicht. So wie überall im Leben.
Im mittleren Dienst, heute Laufbahngruppe 1.2, dauert die Ausbildung zwei Jahre. Für manche ist diese sicherlich schwerer, als für andere. Eben auch wie im "richtigen Leben". Aber sie ist machbar!!
Sicher macht es Sinn, dich mit deinen Eltern und Freunden auszutauschen. Vergiss aber deine eigenen Erfahrungen nicht und lass es dir nicht ausreden, nur weil es das Finanzamt ist!!
Darf ich fragen, bei welchem FA bzw. in welchem Bundesland du arbeiten wirst/ würdest?
Hallo!
Meine beste Freundin arbeitet seit mehr als 25 Jahren im gehobenen Dienst beim Finanzamt. Sie ist weder ein "total verdorbener und psychisch kranker Mensch gewesen und auch nicht zu einem solchen geworden". Auch ihr Mann arbeitet dort und ist auch ganz normal. Die beiden sind allenfalls etwas 100%iger als andere Menschen.
Wenn du dich zu diesen Job hingezogen fühlst, mach es. Der Beamtenstatus ist ausserdem heutzutage auch nicht zu verachten....😁
Abgesehen davon, kannst du mit der abgeschlossenen Ausbildung später auch in eine Steuerkanzlei oder in die freie Wirtschaft gehen, du musst ja nicht beim Finanzamt hängen bleiben. Und wenn es dir dann doch gar nicht gefällt, machst du danach noch eine andere Ausbildung....
Es ist dein Leben. Deine Entscheidung. Nicht die von Lehrern, Freunden, Eltern... auch wenn sie vielleicht dein Bestes wollen...
Danke für die Antwort! Jetzt fühl ich mich schon etwas sicherer 😊
Ich kenne eine ganz tolle Familie. Zwei Eltern, drei Kinder, ein liebevoller, respektvoller Umgang miteinander.
Als der mittlere Sohn nach dem Abitur sagte, er will (nach seinem freiwilligen sozialen Jahr) eine Ausbildung beim Finanzamt machen, mussten die Eltern erstmal schlucken.
Jetzt ist er seit einem Jahr dabei, es gefällt ihm sehr gut.
da Finanzwirte total verdorbene und psychisch kranke Menschen sind oder zu solchen werden. Diese Aussage halte ich für totalen Quatsch.
Wenn du die Ausbildung machen möchtest, dann mach! Viel Spaß und viel Erfolg!
Hi...ich habe mich auch mal bei einer hochschule für "öffentlich verwaltung und rechtspflege" informiert, also ausgelernt finanzwirt...der dozent meinte auch, dass das studium echt hart sei...aber wenn du ein ziel hast, zieh es durch und lass dir von anderen nix einreden...
Es gibt auch Vorurteile gegen Lehrer...
Wenn dir das liegt, mach es. DU musst am Ende in diesem Beruf arbeiten. Nicht Deine Eltern und nicht Deine Lehrer.
Wenn du die Auswahlverfahren überstehst, hast du auch das Zeug dazu. Lass dich da bitte nicht kleiner machen, als du bist.
Es gibt auch Vorurteile gegen Lehrer...
Kein Wunder, das sind schließlich Leute, die nichts weiter tun als fast ihr ganzes Leben lang zur Schule zu gehen. :-)