„Auge um Auge, Zahn um Zahn“ oder nicht?
Hallo zusammen,
Mir ist heute etwas aufgefallen und ich konnte für mich keine überzeugende Antwort zu dieser Frage finden:
Warum wird im Alten Testament (2. Mose, 21:24) von Auge um Auge, Zahn um Zahn gesprochen, aber dann spricht Jesus in Matthäus 5:38-41 davon, dass man das nicht machen sollte?
Ist das ein Widerspruch und soll ich überhaupt das Alte Testament noch lesen, wenn Jesus den/einigen Wörtern des AT widerspricht?
Mein Versuch diese Frage zu beantworten würde ungefähr so aussehen: Da Jesus zur Zeit des AT noch nicht für unsere Sünden gestorben ist, mussten die Leute vor Jesus, Leute, die sündigten, eigenhändig für ihre Sünden verurteilen.
Bitte klärt mich auf
9 Antworten
Weißt du, was Blutrache ist? Wenn jemand aus Familie 1 jemanden aus Familie 2 etwas angetan hatte, dann rächte sich Familie 2. Es konnte also vorkommen, dass der Schwager des Opfers der unschuldigen Schwester des Täters etwas antat, um Gerechtigkeit zu üben. Das konnte schnell in einer Gewaltspirale enden. Das gab es über Jahrtausende. Kennst du das Buch "Die rote Zora"? Die Hauptfigur Zora ist genau wegen solcher Blutrache zum Waisenkind geworden und musste ihre Heimat verlassen.
Dementsprechend war "Auge um Auge, Zahn um Zahn" ein riesiger Fortschritt. Denn es beinhaltet 1. Dass nur der Täter bestraft wird und 2. Die Strafe verhältnismäßig sein muss.
Jesus bezieht sich jetzt auf diese alte Regelung. Und er sagt: Ganz auf Rache und Vergeltung zu verzichten ist noch besser. Denn wir sind alle Sünder, die irgendwann mal auf die Großherzigkeit unserer Mitmenschen und die Gnade Gottes angewiesen sind.
Bitte den Kontext beachten.
"Auge um Auge - Zahn um Zahn" ist in erster Linie ein Schutzgebot für ungeborenes Leben.
Später dann auch eine Schutzklausel, dass die Strafe nicht höher ausfällt, als die eigentliche Schuldtat. (Man muss schon sehr weltfremd sein, wenn man nicht merkt, dass menschliche Reaktionen auf Straftaten meist heftiger ausfallen, als die Straftat selbst!)
Bitte beachte, dass das Gesetz noch gilt - aber ihm durch Jesu Tod genüge getan wurde.
Deine Frage und Erläuterungen zeugen davon, dass Du zumindest bis jetzt nicht kapiert hast worum es im Christentum geht.
Aber wie gesagt - ganz wichtig: Nie einzelne Verse rauspicken - immer Kontext und Historie beachten. Dann wird es schnell klar.
In alten Zeiten war alles anders. Es herrschte Gesetzlosigkeit. Da musste die Drohung her "Auge um Auge, Zahn um Zahn" . Sie reicht bis heute (ZB. in Amerika und Afrika).
Erst durch Jesus wurde die Gesellschaft zivilisierter. Er brachte den Frieden in die Köpfe der Menschen. (Und wenn du einen Backenstreich kriegst, dann halte die andere Wange auch noch hin")
Guten Abend,
„Auge für Auge, Zahn um Zahn“ heißt nicht, dass man sich immer rächen soll. Es stellt viel mehr das Rechtssystem dar und nach rabbinischer Auslegung wird damit die Blutrache, die im alten Orient verbreitet war, durch das Gesetz, einen Schadensersatz zu leisten, illegal gemacht, es wird aufgezeigt, dass Frauen und Männer vor dem Gericht gleich sind und bei Körperverletzung etwas zurückzahlen müssen.
diese Mysterium, im Tanach ist die Rede vom Rachegott, ist Schwachsinn. Die jüdische Tradition und Handhabung widerspricht dem eben genannten Mysterium, das die Kirche oft auspackt(e).
Liebe Grüße
Das klingt zumindest in sich logisch. Ich finde das AT mit der Erbsünde sowieso zu heftig. Da steht jede menschliche Obsession drin. Jesus hat wohl gesagt, dass er hier ist, um uns zum Vater zu bringen. Wir sollten ihm dorthin folgen. Aber was, wenn dort niemand ist als wir selbst?
Danke für die Antwort, ich habe es jetzt versanden! Auch das Buch was du erwähntest werde ich mir mal anschauen, hört sich nämlich interessant an. Liebe Grüße