Athene verwirrt mich?

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In der Mythologie ist eher anderes wichtig als eine sich ergebende zeitlich richtige Reihenfolge.

Dieser Umstand löst aber noch nicht die Schwierigkeit einer stimmigen zeitlichen Abfolge bei den genannten Ereignissen.

Der Gedanke bei der Frage ist offenbar, Athene habe Prometheus bei der Erschaffung der Menschen geholfen und Hera habe Hephaistos ohne einen Vater geboren, aus Zorn und Rache, weil ihre Ehemann Zeus außereheliche Affären mit sterblichen Frauen (Menschenfrauen) hatte, Hephaistos müsse aber 1. älter als Athene sein, weil er bei ihrer Geburt aus dem Kopf des Zeus geholfen hat, und 2. widerspreche ihre Mithilfe bei der Erschaffung der Menschen einem zeitlichen Ablauf mit der Existenz von Menschen (Frauen, mit denen Zeus außereheliche Affären hat) schon vor der Geburt des Hephaistos.

Es wird aber als Grund für die Geburt des Hephaistos durch Hera ohne Mann nicht ausdrücklich auf außereheliche Affären ihres Ehemannes Zeus mit sterblichen Frauen (Menschenfrauen) hingewiesen.

Hesiod(os), Theogonia (griechisch: Θεογονία; Theogonie; lateinischer Titel: Theogonia) 928 gibt als Grund an, Hera sei über ihren Ehemann erbittert gewesen und habe Streit mit ihm gehabt. Inhaltlich wird dies nicht weiter erläutert. Falls es sich um außereheliche Affären gehandelt hat, sind auch welche mit Göttinnen vorstellbar.

Hesiod(os), Theogonia (griechisch: Θεογονία; Theogonie; lateinischer Titel: Theogonia) 885 – 919 erzählt von Verbindungen des Zeus mit den Göttinnen Metis, Themis, Eurynome, Demeter, Mnemosyne und Leto (woraus Kinder hervorgehen), bevor Zeus Hera zur Ehefrau nimmt.

Andere Autoren erzählen dies zum Teil etwas abweichend und in etwas anderer Reihenfolge, z. B. Apollodor(os), Bibliotheke 1, 13 – 21.

Galenos, Peri ton Hippokratous kai Platonos dogmaton (griechisch: Περὶ τῶν Ἱπποκράτους καὶ Πλάτωνος δογμάτων; Über die Lehren des Hippokrates und Platon; lateinischer Titel: De placitis Hippocratis et Platonis) 3, 8 = Hesiod(os) Fragment 343 Merkelbach-West/294 Most erzählt eine etwas andere Hesiod(os)-Darstellung nach Chrysippos, bei der Zeus auf die Geburt des Hephaistos mit der Geburt der Athene reagiert.

Zeus zeugt nach weiteren Erzählungen z. B. auch Aphrodite mit der Göttin Dione und Hermes mit der Göttin Maia.

Eine gewisse zeitliche Schwierigkeit liegt darin, die Angabe des Hesiod(os), Theogonia (griechisch: Θεογονία; Theogonie; lateinischer Titel: Theogonia) 885 – 900, dass Zeus zuerst eine Verbindung mit Metis hatte und Athene zeugte, mit der Erzählung zeitlich zu vereinbaren, dass Hephaistos bei der Geburt der Athene aus dem Kopf des Zeus geholfen hat. Ein Ausweg ist die Annahme, dass Zeus Metis verschlungen hat und Athene sich dann noch ungeboren ziemlich lange in Zeus befunden hat.

Hesiod(os), Erga kai hemerai (griechisch: Ἔργα καὶ ἡμέραι; Werke und Tage; lateinischer Titel: Opera et dies) 106 – 201 erzählt einen Mythos von Weltzeitaltern und Menschengeschlechtern, wobei die ersten vier verstorben sind. Im Olymp wohnende Gottheiten schufen, als Kronos herrschte, nach seiner Darstellung als erstes ein goldenes Menschengeschlecht/eine goldene Menschenart, als zweites ein silbernes Menschengeschlecht/eine silberne Menschenart, als drittes schuf Zeus ein ehernes Menschengeschlecht/eine eherne Menschenart aus Eschen, schrecklich und gewaltig stark, als viertes schuf Zeus das Volk der Heroen, Halbgötter genannt, das fünfte ist das eiserne Menschengeschlecht/die eiserne Menschenart.

Hesiod(os), Theogonia (Θεογονία; Theogonie; lateinischer Titel: Theogonia) 507 – 616 und Hesiod(os), Erga kai hemerai (griechisch: Ἔργα καὶ ἡμέραι; Werke und Tage; lateinischer Titel: Opera et dies) 47 - 205 erzählt einen Mythos von Prometheus, seiner Auseinandersetzung mit Zeus und der Erschaffung der ersten Menschenfrau Pandora im Auftrag des Zeus, geformt von Hephaistos und von weiteren Gottheiten (darunter Athene) ausgestattet, die zu Epimetheus, dem Bruder des Prometheus gebracht wird, der sie heiratet, und von der durch Öffnung eines großen Vorratsgefäßes Übel zu den Menschen kommen. Der Pandora-Mythos wird von Hesiod(os) nicht in den Mythos von den Menschengeschlechtern (bei dem von ihm keine Frauenlosigkeit des goldenen Menschengeschlechts/der goldenen Menschenart erwähnt wird) an einer bestimmten Stelle zeitlich eingeordnet. Dies geht auch nicht glatt auf. Denn beim silbernen Menschengeschlecht wächst ein Kind hundert Jahre bei der sorgenden Mutter auf (Hesiod(os), Erga kai hemerai [griechisch: Ἔργα καὶ ἡμέραι; Werke und Tage; lateinischer Titel: Opera et dies] 130 – 131). Eine hinzukommende Pandora wäre dann nicht die erste Menschenfrau. Bei Hesiod(os) kommt keine Erschaffung der Menschen durch Prometheus vor.

Zur Abstammung des Hephaistos gibt es in der griechischen Mythologie zwei Versionen (Fassungen), wobei einige Autoren auf abweichende Aussagen hinweisen.

1) Sohn der Hera und des Zeus:

  • Homer(os), Ilias Α - 1. Gesang, Vers 571 – 572 (Sohn der Hera); Ξ - 14. Gesang, Vers 166 – 168 (Sohn der Hera); Φ - 21. Gesang, Vers 330 – 331 und Vers 377 – 379 (Sohn der Hera); Ξ - 14. Gesang, Vers 337 – 339 (Sohn des Zeus); Homer(os), Odyssee θ - 8. Gesang, Vers 306 – 312 (zwei Eltern)
  • Marcus Tullius Cicero, De natura deorum 55 [22] (dritter Volcanus ist Sohn des Iupiter und der Iuno und leitet die Schmiedewerkstatt auf Lemnos)
  • Lucius Annaeus Cornutus, Peri tes physeos ton theon (griechisch: Περὶ τῆς φύσεως τῶν θεῶν; Über das Wesen der Götter; lateinischer Titel: De natura deorum) 19, 1 (etymologisch-allegorische Erklärung; der Äther, das leuchtende und reine Feuer, ist Zeus, das Feuer in seiner Verwendung und mit Luft gemischt ist Hephaistos, so genannt von dem Wort für „angezündet sein“, daher sagte man auch, dass er von Zeus und Hera geboren wurde, manche sagten, von Hera allein, denn da die Flammen in gewisser Weise aus groberen Teilen bestehen, beziehen sie ihre Substanz quasi nur aus der brennenden Luft)

2) nur Sohn der Hera:

  • Hesiod(os), Theogonia (griechisch:Θεογονία; Theogonie; lateinischer Titel: Theogonia) 927 – 929
  • Apollodor(os), Bibliotheke 1, 19 (Hera gebar Hephaistos ohne Beilager; wie Homer(os) erzählt, gebar sie auch ihn von Zeus; Apollodor(os), Bibliotheke 1, 20: Zeus verschlang die von ihm schwangere Metis aus Angst, weil sie ihm sagte, nach dem Mädchen, das von ihr geboren werden würde, werde sie einen Sohn gebären, der Machthaber des Himmels werden würde. Als die Zeit der Geburt bevorstand, schlug Prometheus oder, wie andere erzählen, Hephaistos mit der Axt an seinen Kopf und aus seinem Haupt sprang am Fluß Triton Athene mit Waffen hervor)
  • Apollonios Rhodios, Argonautika 1, 859 – 860
  • Lukian(os) von Samosata, Peri thysion (griechisch: Περὶ Θυσιῶν; Von den Opfern; lateinischer Titel: De sacrificiis) 6 (Hera gebar ohne Verkehr mit einem Mann Hephaistos als aus Wind hervorgehenden Sohn)
  • Hyginus, Fabulae, praefatio 22 (von Iuno stammt ohne Vater Vulcanus)
  • Servius zu Vergil, Aeneis 8, 454 (es wird gedichtet, Vulcanus sei aus dem Schenkel der Iuno geboren, weil Blitze aus der unteren Luftschicht entstehen)
  • Nonnos, Dionysiaka (Διονυσιακά; Geschichten von Dionysos; lateinischer Titel: Dionysiaca) 9, 228 - 231 (mit dem Sohn der Semele könnte Hephaistos nicht wettstreiten, den Hera ohne Samen von einem Vater, aus sich selbst hervorgebracht gebar, mit einer die Kraft auf die andere Seite legenden Fußsohle der dünnen Füßen hinkend, die unvollendete mütterliche Geburt verhehlend)

Eine Mithilfe Athene bei der Erschaffung der Menschen durch Prometheus kommmt erst bei spätantiken Autoren vor, wobei dort, wo ihr Beitrag genauer erläutert wird, ihre Hilfe darin besteht, den Menschen Lebenshauch einzublasen:

  • Ailios Herodianos/Aelius Herodianus, Peri orthographias (griechisch: Περὶ ὀρθογραφίας; Über Orthographie; lateinischer Titel: De orthographia). Grammatici Graeci 3.2. August Lentz 498, 24 – 499, 18
  • Ailios Herodianos/Aelius Herodianus, Ek ton Herodianou Peri katholikes prosodias (griechisch: Έκ τῶν Ἡρωδιανοῦ Περὶ καθολικς προσῳδίας; Aus Herodians Über allgemeine Prosodie; lateinischer Titel: Ex Herodiani De prosodia catholica). Grammatici Graeci 3.1. August Lentz 363, 27 – 363, 4
  • Lactantius Placidus, Narrationes fabularum Ovidianarum 1, fabula 1
  • Stephanos von Byzanz, Ethnika (griechisch: Ἐθνικά; Ethnika [Zu einem Volk Gehöriges (geographisches Wörterbuch)]; lateinischer Titel: Ethnica) s. v. Ἰκόνιον
  • Etymologikon mega (griechisch: Ἐτυμολογικὸν μέγα; Große Etymologie; lateinischer Titel: Etymologicum magnum) s. v. Ἰκόνιον (470, 45 – 471, 5)

Eine Hilfe Athenes bei der Beschaffung des Feuers erzählen:

  • Fulgentius, Mitologiae 2, 6 (Fabula Promethei)
  • Mythographus Vaticanus III 10 (Pallas), 9

Das Mitwirken Athenes wird in allegorischen Deutungen auf die Rolle von Intelligenz und Weisheit für die Menschen bezogen (ein Gedanke, Athene habe den Menschen ihre Intelligenz gegeben, könnte besser an solche Deutungen anknüpfen).


Highner64  07.09.2022, 11:21

??? 🤔🤭😆🤣🤣…Sorry,…das ist ja nicht zu ertragen! Wer will sowas wissen? Fazit: Du willst Dich gnadenlos profilieren (sei mir nicht böse, das muss raus), recherchierst dann etwas unsinnig - das alles will ja keiner wissen - , kopierst das Gefundene, als Deine Antwort rein…😆…und: ja! Ich bin schon sehr beeindruckt ob Deines umfänglichen Fachwissens. Ich wette, Du hast noch nicht mal die Metamorphosen gelesen…

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bountyeis  09.09.2022, 12:36
@Highner64

Ich will schon so was wissen und brauche auch meistens die Quellen.

Hier wurde diese Antwort als Hilfreichste ausgezeichnet.

Es muss aber nicht automatisch die längste Antwort sein, die am meisten nützt. Manchmal tut es auch ein einziger passender Link.

Das kommt wirklich auf den Fragesteller an.

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Highner64  09.09.2022, 12:53
@bountyeis

😄Ich weiß sowas durchaus auch und natürlich sind mir und manchen Fach-und Sachkundigen die Quellen wichtig.

Hier, auf GF verfahre ich immer nach der Devise, was braucht der FS und welche Fachkenntnisse hat er. Dem passe ich meine Antwort auch in Bezug auf Verständlichkeit für ihn an.

Wenn eine kopierte Anhäufung irrelevanter Fakten besonders hilfreich ist, freut mich das für den FS…nachvollziehen kann ich s nicht.

Ist halt irgendwie mythisch…

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Das ist ganz einfach zu erklären, ich halte mich dabei an Hesiods Theogonie, andere Quellen sehen das ähnlich. Ganz korrekt bekomm ich s nimmer hin, aber die Frage wird s beantworten:

Es gibt in der Mythe unterschiedliche Zeitalter. Jedes Zeitalter hatte seine eigene Form des Menschen. Es begann mit dem Goldenen Zeitalter, das war paradiesisch, man fror nicht, musste nicht arbeiten, es gab allerdings z.B. auch keine Frauen. Dann kam das Silberne Zeitalter - wenn ich mich recht erinnere - , da ging s den Menschen schon bisschen schlechter, sie mussten jetzt für s Überleben und Essen bisschen arbeiten. Da hatte Zeus zum Ende hin auch die Pandora, als erste Frau machen lassen und Prometheus Bruder zur Frau gegeben. Alles wurde schlimmer, da Pandora ja ihre Büchse öffnete. Massenhaft Frauen, Ärger, schlechte Menschen. Zeus vernichtete alle - fast alle - in der Deukalonischen Flut. Phyrra und ihr Mann überlebten und schufen das Zeitalter/ Geschlecht der Helden. Da ging s jedoch noch übler ab, alles Verbrecher und Zeus löschte wieder alles aus, hatte mittlerweile aber schon viel Spaß mit Sterblichen gehabt. Das nächste Geschlecht, das des Eisernen Zeitalters ist das, in dem wir heute Leben…verdorben und von Grund auf Böse. Dem hat - es sind ja nicht alle so, wie Du an Dir und mir siehst - Prometheus das Feuer verbotenerweise gebracht…wir sind ja auch seine Kinder, von ihm aus Lehm geschaffen…weitsichtig, technisch veranlagt…und, wenn dann noch die Göttin der Weisheit und des Krieges uns das Leben einhaucht, dann halt auch sehr, sehr clever. Leider nutzen viele das aber für Lug und Trug, Mord und Totschlag…und auch die Machtgier der Götter hat sie uns bestimmt mitgegeben.

Möglicherweise gibt s ein, zwei Fehler in meiner Schilderung…verzeih mir dann.….

Woher ich das weiß:Hobby – Seit 15 Jahren Beschäftigung mit der gr. Mythe und Antike

Highner64  07.09.2022, 11:07

Danke für das Danke

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Das ist ja alles erfunden deswegen kann es ja passieren dass es fehler gibt.


Highner64  07.09.2022, 01:24

Gerade, weil es erfunden ist, gibt es keine Fehler! Es gibt vielleicht vieles, was wir nicht verstehen, oder für uns unlogisch erscheint…deshalb muss es für den antiken Menschen nicht falsch gewesen sein…!

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Götter stehen einfach außerhalb der Zeit ;-). Die haben Chronos umgebracht, seitdem sind die an solche Dinge nicht mehr gebunden.


Aqualibelle 
Beitragsersteller
 20.10.2022, 01:44

Uranus wurde auch getötet und trotzdem gibt es noch einen himmel

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Highner64  07.09.2022, 01:28

Genauer gesagt: Ihre Zeit verläuft nicht linear.
Aber Chronos umgebracht? Wie kommst Du auf den und auf sowas? Bist Du Mystiker?😆😉

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guitschee  07.09.2022, 10:59
@Highner64

In den Tartarus geschickt zumindest - und nein, das geben halt die gr. Mythen her.

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Highner64  07.09.2022, 18:54
@guitschee

Nimmt man s ein bisschen genauer, dann gehört Chronos, also der Gott der Zeit - auf jeden Fall kein Titan - nicht zur Mythologie. Ich glaube (!), er entstammt gedanklich der Mystik der Orphiker…

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guitschee  07.09.2022, 18:56
@Highner64

Nun, so genau nahm ich es bei der Frage nicht, sondern habe eher auf literarischer Ebene versucht eine Lösung zu finden, damit Schreiberlinge da eine Erklärung für haben :-D.

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Hi,

ich glaube dass Athene Prometheus bei der Entstehung der Menschen geholfen hat, und Hera allein ohne irgendeine Hilfe schwanger geworden ist und Hephaistos gebar.

Also quasi könnte es sein dass er ihr bei der "Geburt" geholfen hat und er -nachdem er wieder zum Olymp kam, er wurde ja heruntergeworfen - somit nicht unbedingt älter ist schließlich hat sie schon vor ihrer "Geburt" in Zeus Kopf gelebt.

Ich bin mir jetzt allerdings nicht sicher, ich habe nämlich mal gelesen dass Athene schon geboren war als er das erste Mal zurückkehrte was aber keinen Sinn ergibt.

Im Endeffekt kann ich nur sagen das es irgendwo definitiv einen Zeitfehler gibt aber vielleicht nicht an dieser Stelle.

Liebe Grüße Annanass 🍍

↓ PS: Hobby passt ganz gut, weil ich sehr viel über griechische Mythologie lese aber auch im Internet nachschaue und wirklich alles wissen will deshalb… ↓

Woher ich das weiß:Hobby