Aristoteles findet Demokratie als entartete Form?

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich habs einfach gegoogelt, weil es mich auch interessiert hat. Bei Aristoteles findet sich bei wiki Folgendes:

Die drei „guten“ Verfassungen, die alle auf das Wohl der Allgemeinheit bzw. des Staates ausgerichtet sind (Monarchie, Aristokratie[7] und Politie), werden den drei „entarteten“ Verfassungen gegenübergestellt, die nur dem Wohl der Herrschenden, ihrem Eigennutz, dienen (Tyrannis, Oligarchie und Demokratie). Die Demokratie gilt ihm dabei als Herrschaft der vielen Freien und Armen im Staate, die zu Lasten der Tüchtigen und zum Schaden der Wohlhabenden erfolgt. Auch ist es für Aristoteles nicht zulässig, dass die Armen mächtiger als die Reichen sind. Da sie zahlreicher sind und in der Demokratie die Mehrheit maßgeblich ist, bewirke die Demokratie eine Dominanz der Armen.

Dies warf er gerade der extremen Form der Demokratie vor, die nicht dem Wohl der Allgemeinheit dient. Die drei schlechten Staatsformen verfehlten damit alle den Zweck, das „vollkommene Leben“ in der Polis-Gemeinschaft zu ermöglichen.


Ich versteh das so: Sein Hauptproblem mit der Demokratie ist, dass durch Mehrheiten regiert wird. Dazu musst man verstehen, dass er nicht von einer Demokratie redet wie wir sie heute in der westlichen Welt haben, sondern von einer extremen Form, die nach seiner eigenen Definition in der damaligen Zeit so gewesen wäre:

an der Regierung haben teil: alle freien Einwohner

ohne Rechte sind: Unfreie (Sklaven)

Regierungsweise: ungesetzlich, willkürlich

Dann gibt es da noch ne Menge blabla im wiki Artikel:

Die beste Staatsform ist für Aristoteles letztendlich die Politie, wobei die Identität dieser Staatsform (beschrieben in Pol. IV 8–9 ff.) mit der gemäßigten Demokratie (siehe oben, Typ I) unklar bleibt. Die Politie ist eigentlich eine gemischte Verfassung und setzt sich aus Elementen der Oligarchie sowie der Demokratie zusammen:[13] Von der Oligarchie übernimmt sie beispielsweise, dass die Beamten durch Wahlen bestellt werden und von der Demokratie, dass die Partizipation an der Volksversammlung von keinem – oder einem nur sehr niedrigen – Zensus abhängig ist. In der Politie besteht die – richtig verstandene – Gleichheit der Staatsteile, sodass diese Verfassung wirklich gerecht ist und nur dem Allgemeinwohl dient, ohne zu Lasten eines Staatsteiles zu gehen.



Er ist also nicht prinzipiell gegen Demokratie, sondern nur gegen eine extreme Form der Demokratie, in der alle mit gleichem Recht bestimmen, weil das seiner Meinung nach unfair ist, weil dann die Armen immer in der Mehrheit sind und so nicht dem Allgemeinwohl gedient wird, sondern quasi nur die Interessen der Armen vertreten werden. 

Man kann das so verstehen, dass für ihn eine gute Demokratie voraussetzt, dass Arm und Reich zu gleichen Teilen über die Regierung bestimmen. Aus heutiger Sicht kann man das gut und gerne kritisieren, da Demokratie sehr viel komplexer ist als er es beschreibt. Wer sagt denn, dass die Reichen etwas anderes wollen als die Armen? Wer sagt denn, dass die Armen Politik gegen die Reichen machen? Wer sagt denn, dass die zur Wahl stehenden Parteien oder Personen überhaupt nur Politik für eine Partei anbieten und nicht immer für alle Gruppen ein gutes Konzept haben? Usw. man kann das aus so vielen Sichten für falsch halten, aber man darf nicht vergessen, dass die Dinge in der damaligen Zeit anders waren. Er hatte wohl einfach Angst, dass es Chaos gibt, wenn der Pöbel regiert. Damals gab es ja nicht sowas wie einen Sozialstaat, sondern da war es vermutlich wirklich so, dass die Interessen der Reichen nur zu Lasten der Armen gingen und umgekehrt. Er wollte wohl auf keinen Fall eine Politik, die die "Nicht-Tüchtigen" belohnt. Man könnte sagen Aristoteles hätte vermutlich FDP gewählt, wenn er heute leben würde. Also Freiheit joar, aber schon auch das Recht des Stärkeren. Wer nichts leistet soll auch nicht belohnt werden mit Teilhabe. 

So verstehe ich es zumindest. 

  1. Aristoteles kannte unsere Demokratie nicht, nur die griechische Variante des Altertums.
  2. Die griechische Form würde man heutzutage auch als Diktatur der Stände/Privilegierten ablehnen. Das würden wir auch als entartet betrachten.

Demokratie ist keinesfalls absolut ideal. Es ist lediglich die bestmöglichste Form zur Konfliktbewältgung und vor allem alternativlos.

Aristoteles hat in erster Linie wohl an die Nachteile gedacht. Dass z.B. Leute auch mitbestimmen können, die gar nicht dazu fähig sind.

Demokratie ist auch nicht überall verwirklichbar. Einerseits gibt es eine Interessenlosigkeit an einer konstruktiven Mitarbeit (Politikverdrossenheit), anderseits wollen welche bei Dingen mitreden, die sie nicht begriffen haben.

Demokratie kann nur funktionieren, solange die Spinner und Idioten in der Minderheit sind.

Die eigentliche Aufgabe der Demokratie, dass Menschen sich wehren können, wenn sie an die Wand gedrückt werden, funktioniert nicht. Das Problem z.B. , dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, lässt sich demokratisch nicht lösen, weil die Armen keine Mehrheit und keine Lobby haben.

Und die Verantwortung der Mehrheit gegenüber der Minderheit ist auch nur eine nicht umsetzbare Theorie.

Bei Aristoteles ist das Gegenstück zur schlechten Mehrheitsherrschaft (Demokratie), die Politie, also die gute Mehrheitsherrschaft, bei der nur die Vernünftigen und besonnen entscheiden. Meiner persönlichen Einschätzung nach sind mindesten 70% aller Menschen nicht kompetent genug in einer Mehrheitsherrschaft mitzureden.

Demokratie = Herrschaft der dummen. Leider begreift die Masse nicht das sie dumm ist, weil sie dazu zu dumm ist.