Antidepressiva/Paroxetin Erfahrungen?

1 Antwort

Paroxetin ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der SSRI welches zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen und Zwangserkrankungen zugelassen ist. Wie jedes Antidepressivu muss auch Paroxetin täglich konsumiert werden. Begonnnen wird in der Regel mit einer sehr niedrigen Dosis (5-10mg) so dass sich der Körper bzw. das Gehirn langsam an das Medikament gewöhnen kann. Dies vermag die Nebenwirkungen zu reduzieren. Nach ca. 7-10 Tagen wird die Dosis dann schrittweise bis zur gewünschten Dosierung (bei Paroxetin ca. 20-60mg) erhöht.

Zu Beginn der Einnahme und nach Dosiserhöhungen können gewisse Nebenwirkungen auftreten. Unwohlsein, Kopfschmerzen, Spannungszustände und viele weitere gehören dazu. Diese unerwünschten Effekte verschwinden in der Regel nach einigne Wochen wieder. Nur sehr wenige aber einschneidende Nebenwirkungen können -falls man von ihnen betroffen ist- für die Zeitdauer der ganzen Behandlung bestehen bleiben. Wie bei allen SSRI's sind dies bei Paroxetin in erster Linie sexuelle Funktionsstörungen.

Eine antidepressive Wirkung ergibt sich nach ca. 2-4 Wochen, eine angstlösende nach ca. 3-5 Wochen (teilwise auch 1-2 Wochen länger)... vorausgesetzt das Medikament schlägt an. Die Wirksamkeit von Antidepressiva im Bezug auf Depressionsbehandlungen ist oftmals eher dürftig. Es gibt zwar Menschen welche sehr gut auf ihr erstes Antidepressivum ansprechen, doch vielfach müssen mehrere Medikamente durchprobiert werden bis eines gefunden wird das hilft und oftmals wird auch nur eine Teilwirkung erzielt. Im Bezug auf Angststörungen sieht die Bilanz deutlich besser (wirksamer) aus.

Ich persönlich habe nie Paroxetin genommen. Jedoch habe ich zahlreiche Therapieversuche mit anderen SSRI's und SNRI's (Escitalopram, Duloxetin, Sertralin und Venlafaxin) hinter mir. Meine subjektiven Erfahrungen entsprechen etwa den oben geschilderten objektiven Hinweisen. Zu Beginn jeweils starke Nebenwirkungen welche nach ca. 6-8 Wochen wieder verschwanden, bis auf die sexuellen Funktionsstörungen. Bei mir hatten SSRI's und SNRI's eine sehr gute angstlösende Wirkung (gegen Panikattacken mit Agoraphobie), jedoch konnte ich keinen stimmungsaufhellenden Effekt bemerken. Aber ich bin kein gutes Beispiel. Ich musste in den Jahren meiner Depressionen (und Panikattacken) unzählige Medikamente durchprobieren bis ich eine Kombination fand die wenigstens ansatzweise half (und immer noch hilft).

Weitere Informationen zu Paroxetin hier.


detlef496 
Beitragsersteller
 05.03.2022, 11:54

Okay besten Dank schon mal!

bei mir war es damals so, das ich eine kognitive Verhaltenstherapie hatte, was mir jahrelang Ruhe beschert hat von der Krankheit.

aufgrund Privater Ereignisse kamen die Symptome, mit voller Härte wieder, da aber die Wartezeit beim Psychiater bei uns bis zu 2 Jahre gestiegen ist oO muss ich es leider, damit überbrücken.

samm1917  05.03.2022, 11:59
@detlef496

Das Problem ist, dass sowohl Depressionen als auch Angststörungen häufig rezidivierend (in wiederkehrenden Schüben) verlaufen. Durch eine kognitive Verhaltenstherapie kann ein Umgang mit leichten mit mittelschwerden Zuständen trainiert werden. Doch macht die Krankheit einen stärkeren Schub und man etwickelt schwerere Symptome sind Medikamente alternativlos. Zumindest so lange bis der Schub abflacht und das erneute Verhaltenstraining wirkt.

detlef496 
Beitragsersteller
 05.03.2022, 12:04
@samm1917

Besten Dank, wenn ich dich richtig verstanden habe, dann hattest du Depressionen? Was waren denn so deine gängigsten Symptome?

es ist richtig es kam schlimmer zurück, als je zuvor und daher auch, die Medikamente, weil ich wirklich einfach auf nichts mehr Lust hatte

samm1917  05.03.2022, 12:57
@detlef496

Ich hatte sehr typische depressive Symptome:

  • Niedergeschlagenheit (depressive Stimmung) unabhängig der objektiven Umstände (also auch wenn etwas eigentlich positiven geschah)
  • Freudlosigkeit und Interessensverlust an Dingen die ich füher als angenehm empfand
  • Antriebslosigkeit und erhöhte Ermüdbarkeit
  • Schlafstörungen
  • Vermindertes Selbstvertrauen und Selbswertgefühl
  • Konzentrationsstörungen
  • Hoffnungslosigkeit und negative Zukunftsperspektive ("ich werde nie wieder gesund")
  • Gedankenkreisen/Gedankenkarussel
  • Unwirklichkeits- und Entfremdungsgefühle (vor allem Derealisation, teilweise auch Depersonalisation)
  • Suizidgedanken (nicht im Sinne einer inneren Dranges mit etwas anzutun. Eher aufgrund des negativen Denkens über die Zukunft so a la "es macht keinen Sinn mehr, du wirst nie wieder gesund")

Bei den Panikattacken:

  • Todesangst/Angstgedanken ("ich sterbe gleich", "ich habe einen Herzinfarkt", "ich ersticke", "verliere jede Sekunde den Verstand")
  • Innere Unruhe und Anspannung
  • Reizüberflutung
  • Engegefühl im Bereich der Kehle (inkl. Klossgefühl im Hals)
  • Engegefühl im Brustbereich
  • Atemnot/Hyperventilation
  • Agoraphobie (Angst vor Menschenmassen, dem Reisen bis hin zur Angst das eigene Zuhause zu verlassen)
  • Hinzu kam die Verunsicherung welche nach einer Panikattacke zurück blieb. Es entwickelte sich eine Angst vor der Angst. Ich interpretierte fortlaufend jede Gefühlsregung und bei jeder Unregelmässigkeit „schrillten die Alarmglocken,“ dass eine erneute Attacke bevorstehen könnte.

Die Panikattacken gingen durch die Medikamente nach etwa 4-5 Wochen zurück. Es dauerte jedoch Monate bis diesbezüglich ich wieder Vertrauen in meine eigene Psyche fand. Die Depressionen hingegen blieben (zeitweise in schwerster Ausprägung) über Jahre bestehen. Erst nach 8 Jahren und unzähligen Medikamentenumstellungen fand ich eine Kombination die wenigstens ansatzweise half. Gerade so viel, dass ich mich in Extremnis aufraffen konnte Sport zu treiben. Denn ich las eine Studie über den antidepressiven Effekt von Sport. Sport trug dann tatsächlich wesentlich zu meiner Stabilisierung bei. Begleitet von einer Psychotherapie.

detlef496 
Beitragsersteller
 05.03.2022, 13:05
@samm1917

Klingt wirklich 1zu 1danach vorallem das, mit der Derealisation und Depersonalisation, was sich bei mir abwechselte.

bei mir kamen irgendwann so dumme Gedanken dazu

“ du hast gerade herzstechen immer kontrolliert, oh es sticht, ob es was schlimmes“ ist.

gehört wahrscheinlich auch dazu wa?

würdest du dich denn, als geheilt bezeichnen?

samm1917  05.03.2022, 13:09
@detlef496

Es gibt weder die Depression noch die Angststörungen. Diese Erkrankungen weisen immer gewisse Parallelen auf, sind jedoch bei jedem ein wenig anders Ausgeprägt.

Nein, ich bin nicht geheilt. Durch Medikamente, Psychotherapie und ein intensives Sportprogramm habe ich die Symptome jedoch weitgehend im Griff. Im Hintergrund existiert die Erkrankung weiter. Die Symptome sind immer noch da, 24/7, aber nur in leichter Ausprägung womit es sich eingermassen leben lässt. Ich bin einfach nur unentlich dankbar nicht mehr jeden Tag, jede Stunde und jene Minute leiden zu müssen wie ein Schwein.

detlef496 
Beitragsersteller
 06.03.2022, 19:30
@samm1917

Verstehe Hauptsache, das du’s damit erträglich bekommen hast