An alle Klassikreiter/Legerete/Barock/Reiten in Balance: Nimmt ein verrittenes Pferd korrekte Hilfen nicht gleich an oder liegt es an mir?

5 Antworten

dann würde ich dir dringend empfehlen, wieder ein junges pferd zu kaufen und es selbst auszubilden.

alles andere führt nur zu enttäuschungen. nach deiner beschreibung reitest DU korrekt, landest beim probereiten ständig auf rössern, die hauruck "ausgebildet" wurden und auf der vorhand latschen. leider wirst du in einem heutzutage bezahlbaren preissegment auch kaum was anderes finden.

wenn du ein pferd probereitest, reite viel schritt auf gebogenen linien und achte auf die reaktion auf schenkel und gewicht. trab und galopp würde ich nur im leichten sitz vorwärts-abwärts ausprobieren. wenn das infrage kommende pferd das nicht kann - finger weg. lass dir das pferd unbedingt auch frei laufend zeigen. da siehst du am meisten von schwung, schub, veranlagung - und vor allem gleichgewicht und takt. 

und rechne damit, dass du etwa 80 pferde testen musst, bis du "deins* gefunden hast.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

sidesaddle 
Beitragsersteller
 29.07.2015, 21:53

Danke für deine Antwort ! Es ist echt traurig wie wenig klassische Dressur noch praktiziert wird, habe heute erst Bilder gesehen von der spanischen in Wien , die Reiter dort wenden jetzt auch die rollkur an , einfach traurig

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Bei dem Pferd hört es sich fast danach an als wenn die Stute Gleichgewichts Probleme hat.

Ich habe auch schon ein paar Pferde mit diesem Problem geritten und bei diesen war es immer das selbe -> sie sind unruhig gerannt und ließen sich auch nur sehr schlecht und langsam ruhiger bekommen. Wenn dann meistens auch immer nur für eine kurze Zeit, in der sie dann im Gleichgewicht waren und sobald es durch einen Wechsel wieder raus war, ging die Rennerei wieder los!

Allerdings kann dies auch ein Zeichen für andere Probleme sein...

Und zum Thema 'verrittenes Pferd': ein komplett verrittenes, also auch falsch eingerittenes Pferd kann deine richtigen Hilfen nicht wahrnehmen & ausführen, da es diese gar nicht kennt und nicht versteht was du von ihm verlangst, dass es machen soll.

Solche Pferde müssen meistens ganz neu Ausgebildet werden und langsam an die anderen/neuen & korrekten Hilfen gewöhnt werden.

So etwas macht man aber am besten nicht alleine, sondern in Kooperation mit einem professionellen Trainer. Einer der mit diesem Problem vertraut ist, Ahnung hat und weiß wie man am besten vorgeht & mit dem Pferd arbeitet!

Viel Glück bei der Suche nach einem passenden Pferd für Dich & mein Beileid wegen deines Verlustes!❤️


sidesaddle 
Beitragsersteller
 25.07.2015, 02:07

Vielen Dank !

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Deine Probleme sind normal bei Pferden, die eben nicht auf feine Hilfen geritten sind. Meine Pferde reagieren gut auf meinen Sitz, natürlich auf die Schenkel, die aber nicht permanent treiben und auf minimale Zügelhilfen.

Ich könnte die meisten Lektionen ganz ohne Zügel reiten. Mir ist es auch egal, wie das Pferd Kopf und Hals hält, denn das wird in dem Moment richtigt, wo es unter den Schwerpunkt tritt und den Rücken aufwölbt.

Ich habe mir vor zwei Monaten ein neues Pferd von einem großen Gestüt gekauft: Eine 7-jährige Stute, "normal" geritten, sehr wenig bemuskelt.

Ich habe sie jetzt drei Mal geritten: Sie ist zwar sehr weich zu sitzen, kennt aber null Gewichtshilfen. Sie wurde mit ganz viel Bein geritten, vermutlich auch viel zu tief und zu eng.

Bei mir soll sie am längeren Zügel erst einmal ihren Hals ausbalancieren. Damit hat sie große Probleme, denn sie pendelt rauf und runter, hin und her, kann mit der Freiheit noch nicht so viel anfangen. Im Trab hält sie ihr Tempo nicht, ist mal schneller, mal langsamer.

Den Schenkel begreift sie nur als treibende Hilfe. Stellen und vor allem biegen geht mit dem Schenkel gar nicht. Natürlich auch nicht ein einziger Seitengang.

Also: Das ist zwar traurig, aber ganz normal. Ich muss ihr mit sehr breit gehaltenen Händen Stabilität geben, ihr beibringen, auf Ausatmen langsamer zu werden und auf Aufrichten meines Körpers mehr Energie aufzuwenden.

Das wird mehrere Wochen dauern. Ich arbeite sie momentan nur an der Hand nach der HSH-Methode von Fritz Stahlecker. Das bringt mir den größtmöglichen Erfolg in recht kurzer Zeit und stimmt sie auf feine Hilfen ein. Ich benutze am Boden viele Wortkommandos, die ich später im Sattel zur Erleichterung mitverwende.

Wenn ich mit dem Reiten wieder anfange, wird sie schon genug Muskeln haben, um ihren Hals und Kopf alleine zu tragen. Das haben die meisten Pferde, die mit viel Bein und viel Hand geritten sind nämlich oft nicht.

Beim Beginn des Reitens werde ich NUR mit hingegebenen Zügeln im Schritt Bahnfiguren gehen (die sie ja in den Leinen bereits gelernt hat). Erst wenn das sicher klappt (im Schritt und Trab), werde ich die Zügel aufnehmen.

Du musst diesen etwas gröber gerittenen Pferden viel Zeit zum Umgewöhnen geben. Denn das Leichte, ohne Zerren und Buffen verunsichert sie auch. Schließlich fehlt ihnen die feste Anlehnung, die sie gewohnt waren. Die leichte Reitweise verlangt von ihnen Mitarbeit ab, sie sollen selbst mitdenken, ich bestimme nicht jeden Schritt. Und das braucht Zeit, damit sie ihr Selbstvertrauen stärken können. Es ist für Pferde unglaublich motivierend, wenn sie anfangs für jeden Schritt, den sie eigenständig tun, gelobt werden.

Ach ja und noch etwas: Wenn ich das Antraben auf meine Körperanspannung übe, oder das Anhalten nur auf Ausatmen, dann tue ich das Anfangs IMMER an denselben Stellen der Bahn. Das Pferd weiß dann schon, was kommt und denkt mit - und wird gelobt. Später muss es natürlich überall funktionieren.

Bieten sie mir irgendwann andauernd das Antraben an, obwohl ich das nicht will, ignoriere ich das und pariere wieder zum Schritt durch. Es kommt also kein Lob, deswegen lassen sie das nach einer Weile. Ein Pferd, das mir zu schnell trabt, mir unter dem Hintern wegrennt, trabe ich nicht. D.h.: Ich trabe an, es wird zu schnell, ich pariere durch zum Schritt und trabe erneut an.

Bald wissen sie, dass sie bei zu schnellem Trab in den Schritt gehen müssen. Das ist anstrengender, als schnell zu traben. Damit hast du sie bald "am Hintern". Bei meiner Stute hat das prima geklappt und hält schon seit 6 Jahren!

Vielleicht hilft dir das!


sidesaddle 
Beitragsersteller
 25.07.2015, 02:14

Danke für deine Antwort , schön wie gewissenhaft du deine Pferde ausbildest. !

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Sesmalia  26.07.2015, 01:04

Unglaublichen Antwort! Man trifft/liest selten Leute/von Leuten, die ihr Pferd so wunderschön ausbilden.

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Natürlich könnte es auch sein, dass diese 'Verkaufs-Pferde' die ständig von fremden Leuten und bestimmt auch vielen 'schlechten' Reitern geritten werden, durch den ständigen Reiterwechsel einfach 'durcheinander' & verunsichert sind und deswegen nicht auf deine 'richtige' & 'feine' Hilfengebung reagieren und es nichts mit Krankheit oder Problemen beim Pferd oder deiner Reitweise zutun hat.

Vllt sind diese Pferde wirklich nur so durcheinander, dass die gar nicht mehr genau wissen, was nun welche Hilfe genau bedeutet.

Oder deine Hilfengebung ist einfach ZU fein für diese Pferde und sie können damit noch gar nichts anfangen.

Blöd ausgedrückt, aber ich glaube du verstehst was ich damit meine & sagen will, oder!?😉


sidesaddle 
Beitragsersteller
 25.07.2015, 01:59

Danke für deine Antwort!!hat mir sehr geholfen! Und das um diese Uhrzeit ;)

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FranziiZiska  25.07.2015, 02:01

Nichts zu danken! Sehr gerne!

Ja, ich kann noch nicht schlafen und da hab ich hier halt noch etwas rumgestöbert😋

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sidesaddle 
Beitragsersteller
 25.07.2015, 02:12
@FranziiZiska

Dito , aber klar ich versteh was du Sagen willst - macht auch total Sinn . Die Leute erwarten von den sensibelsten Pferden , sich auf jeden Reiter einzustellen egal wie Sinnfrei die Hilfen sind . Kann ja nur schiefgehen

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FranziiZiska  25.07.2015, 08:45

Genau - das kann nur schiefgehen!

Und wenn dann plötzlich ein Reiter kommt, der mit ganz feinen Hilfen Arbeitet - So wie Du - dann verstehen die Pferde einfach nicht was sie jetzt machen sollen, da sie es gewohnt sind dass man ihnen im Maul rumziehen & -reißen tut und sinnlos ständig in den Bauch 'tritt'...

Ich muss dir aber auch sagen ->dass ich finde es super dass du auch offen dafür bist, dass auch du etwas falsch gemacht haben könntest und gar nicht immer das Tier der Grund ist.
Danke dafür👍🏻😉

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Das ging mir bei meinem Haffi am anfang genuauso nur das er nie auch nur irgendwas Ausbildungsähnliches genossen hat. Sprich er kannte einen nicht passenden Sattel und vollgas Gelände. Dadurch kannte er seinen Körper kaum und wusste bzw weis nicht wohin mit sich aber ich sehe ihn dann immer als herausforderung um ihm zu zeigen wie der Weg ist. Eines hab ich aus ihm jetzt schon gelernt, wenn ich eines kaufe und mehrere ausprobiere ist mie egal wie weit es ausgebildet ist weil sich bei einem selber eh wieder einiges ändert und neu einspielt. Wenn der Schenkel als Hilfe zum rennen genommen wird dann muss man dem Pferd zeigen wie der richtige Weg ist. Was du ja deiner beschreibung nach auf jeden Fall kannst ... es ist ja auch für das Pferd total verwirrend plötzlich jemand anderes mit anderen Hilfen auf sich zu haben ... ich an deiner Stelle würde das Pferd kaufen das dir vom Charakter an besten gefällt ... an allem anderen kann man arbeiten


sidesaddle 
Beitragsersteller
 25.07.2015, 13:05

Danke für deine Antwort , ja ich habe nur Angst , dass das Pferd durch die falsche Ausbildung schon körperlichen Schaden genommen haben könnte. Die Stute ist ja schon 9 . Aber die Einstellung finde ich gut!

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