Ähnelt ein Kind im Durchschnitt mehr der Mutter oder dem Vater?

7 Antworten

Wenn du dir mal anschaust, wo deine Gene her kommen, dann stellst du fest, dass du zu 50 % deine Gene mit deiner Mutter teilst und die andere Hälfte mit deinem Vater. Wie kommt das zustande?

Menschen sind diploid. Das heißt, dass jedes Chromosom (und damit jedes darauf liegende Gen) doppelt vorhanden ist. Die Chromosomen bilden Paare, beim Menschen sind das 23 Stück, insgesamt also 46 Chromosomen. Die Chromosomen, die jeweils ein Paar bilden, heißen auch homologe Chromosomen.

Der diploide Chromosomensatz entsteht, wenn während der Befruchtung die zwei haploiden Chromosomensätze miteinander vermischt werden. Haploid bedeutet, dass der Chromosomensatz nur je einmal vorhanden ist, anstelle von 23 Paaren besitzen Geschlechtszellen 23 Chromosomen. Die 23 Chromosomen aus der Eizelle und die 23 Chromosomen aus dem Spermium ergeben zusammen 23 Paare (= 46 Chromosomen). Von jedem einzelnen Paar hat man somit ein Chromosom von der Mutter geerbt und ein Chromosom vom Vater.

Auf der genetischen Ebene ähnelt man deshalb keinem Elternteil mehr als dem anderen, es stimmen exakt 50 % mit je einem Elternteil überein, die anderen 50 % mit dem anderen (den Umstand, dass die mitochondriale DNA fast ausschließlich mütterlicherseits vererbt wird, ignorieren wir mal).

Wie es auf phänotypischer Ebene aussieht, das lässt sich nicht pauschal sagen. Hier kommt es darauf an, welche Genvarianten (Allele genannt) von den Eltern vererbt werden und wie sie sich jeweils zueinander verhalten, ob z. B. ein Allel gegenüber dem auf dem Chromosom des anderen Elternteils dominant ist. Und es hängt auch davon ab, welchen Genotyp die Eltern selbst haben, ob die hetero- oder homozygot sind. Es kann dann sogar sein, dass ein Kind Merkmale hat, die keinem Elternteil ähneln.

Ein Beispiel: sowohl meine Schwester als auch ich haben (dunkel)blonde Haare, obwohl unsere Eltern beide braune Haare haben. Das ist nur möglich, weil unsere Eltern je heterozygot sind. Das heißt, jeder Elternteil besitzt einmal das Allel für braune Haare und einmal das Allel für blonde Haare. Das Allel für braune Haare ist gegenüber dem Allel für blondes Haar dominant. Das bedeutet, dass heterozygote Träger selbst braune Haare haben. Wenn aber beide das rezessive Allel für blondes Haar vererben, dann hat ein Nachkomme, der nun homozygot (reinerbig) in Bezug auf dieses Merkmal ist, blonde Haare. Statistisch gesehen sollten 25 % der Nachkommen blond sein, 75 % braunhaarig, wobei ein Drittel der Braunhaarigen (also 25 % aller Nachkommen) reinerbig und zwei Drittel (50 % aller Nachkommen) heterozygot sein sollten. Eine solche Verteilung werden wir aber nur beobachten, wenn wir eine entsprechend große Stichprobe untersuchen. Kleine Stichproben können zufälligerweise von den zu erwartenden Werten abweichen, wie das auch in unserem Fall so ist.

Wenn beide Eltern homozygot sind, dann sieht die Sache schon wieder anders aus. Bleiben wir bei dem Beispiel mit der Haarfarbe. Nehmen wir an, die Mutter sei blond, der Vater reinerbig braunhaarig. In dem Fall kann der Nachwuchs immer nur heterozygot werden und niemals blonde Haare haben. Zumindest in diesem Merkmal wird der Nachwuchs dann dem Vater mehr ähneln als der Mutter.

Welchem Elternteil wir ähnlicher sehen, lässt sich somit nicht pauschal sagen, weil die Vererbung zufällig erfolgt. Manche ähneln beiden Elternteilen, manche mehr dem Vater, manche mehr der Mutter.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

BerndBauer3  05.06.2023, 18:43

Ja, gute Antwort. Aber als Darwinist mußt du das ja wissen.

Man wundert sich machmal, wie wenig Menschen wissen. Aber interessen sind verschieden. Ich weiß auch nicht alles.

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Unabhängig von dem äußerlichen Erscheinungsbild der Kinder bleibt der Ratio immer gleich. Nämlich: 50-50.

Es gibt ca. über 8,3 Millionen mögliche Chromosomenkombinationen bei einem Elternpaar. Deshalb sieht jedes Kind immer anders aus, obwohl es trotzdem immer 50% Mutter und 50% Vater ist.

Außerdem kann man nicht von dem Phänotyp auf den gesamten Genotyp schließen. Rezessive Gene sind vorhanden, bleiben aber von Außen "unsichtbar".

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Biologiestudent (B.Sc.)

Hallo,

genetisch haben Mütter da einen kleinen Vorteil: die Mitochondrien, die "Kraftwerke" in jeder unserer Körperzellen stammen praktisch immer aus der Eizelle. Mitochondrien haben ihre eigene DNA. Somit haben wir normalerweise etwas mehr DNA von unseren Müttern als von unseren Vätern.

Ansonsten gilt: bei den Chromosomenpaaren stammt ja jeweils eines von der Mutter, eines vom Vater. Welches Merkmal zB in einem dominant- rezessiven Erbgang zum Tragen kommt, ist vollkommen unabhängig davon, ob die jeweilige Erbinformation vom Vater oder der Mutter stammt.


Darwinist  05.06.2023, 12:39

mtDNA hat aber eher keinen Einfluss auf den Phänotyp, sie wirkt ja nur in den Mitochondrien.

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Pomophilus  05.06.2023, 13:02
@Darwinist

Vielleicht mittelbar ein bisschen dadurch, ob die Mitochondrien effektiver oder weniger gut arbeiten.

Ansonsten ist es halt die Frage, wie man Ähnlihkeit definiert, nur phäntypisch oder ich genetisch.

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BerndBauer3  05.06.2023, 18:48
@Pomophilus

Ja, ein bisschen hast du recht. Aber die Mitchondrien DNA ist ja nur ein sehr geringer Anteil. Da gibt es keine großen Unterschiede. Nur ok, oder defekt. Glaube ich jedenfalls.

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Das ist nicht voraussagbar. Von Verhältnis 0:100 bis 100:0 ist theoretisch alles möglich. Das ist aber rein zufallsbasierend. Durchschnittlich halt 50:50.

Das ist sehr stark zusammengefasst. Biologen würden eventuell Kopfschmerzen kriegen.


Flavourbangt 
Beitragsersteller
 04.06.2023, 23:32

Meine Mutter meinte das Kind sei ein wenig mehr "Die Mutter" weiss aber nicht ob das so stimmt. 50% 50% haut denke ich schon hin.

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BerndBauer3  05.06.2023, 19:04

Ja, Biologen bekommen da Kopfschmerzen. Ich auch, aber ich bin kein Biologe.

Die Hälfte der Gene kommt vom Vater, die Hälfte von der Mutter. Es kommt immer die Hälfte vom Vater und von der Mutter.

Trotzdem sind Geschwister manchmal sehr verschieden. Es ist Zufall, welches Gen vom Vater kommt, und welches von der Mutter. Nein, das ist eigendlich falch. es kommt immer eins vom Vater, und eins von der Mutter. Aber jedes Gen ist doppelt vorhanden, beim Vater und bei der Mutter.

Manche Eigenschaften sind Auffällig, andere nicht.

Mir fällt da gerade etwas ein, das nur bedingt zu der Frage passt. Bei uns in der tageszeitung war einmal ein Foto ( von einer landjugendgruppe) wo ich sofort die Mutter erkannt habe. 1 : 100.000 .

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beides gleich, da es bei jedem Gen zufällig ist ob sich das Erbgut der Mutter oder des Vaters ausbildet. Und du hast so viele davon dass es am Ende in der Regel auf 50/50 hinausläuft. Haben wir so in bio gelernt


Flavourbangt 
Beitragsersteller
 04.06.2023, 23:33

Meine Mutter meinte das Kind sei ein wenig mehr "Die Mutter" weiss aber nicht ob das so stimmt. 50% 50% haut denke ich schon hin.

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BerndBauer3  05.06.2023, 19:20
@Flavourbangt

Ja, das ist durchaus möglich.

Der Mensch hat 23 Chromosomen. Die Hälfte kommt vom Vater, die andere Hälfte von der Mutter. Das Aussehen eines Menschen ist auf bestimmte Chromosomen verteilt.

Bei den meisten Chromosomen geht es um Organe, Stoffwechsel, Immunsystem, Körperbau, sehen, riechen, hören, fühlen.

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