AcI-Zeitverhältnis der Nachzeitigkeit in den sechs Zeiten?
Ich bitte nochmals die Latein-community dieses Forums um Korrektur und Ergänzung meiner Übersetzungen des - in alle sechs Zeiten aktiv und passiv gesetzten - lateinischen AcI-Satzes im Zeitverhältnis der Nachzeitigkeit. Ich habe der Einfachheit halber auch dieses Mal für die Wiedergabe der deutschen Nebensätze die "dass-Satz-Variante gewählt.
Wiederum schwierig zu verstehen sind diesmal die Varianten der Nachzeitigkeit von Futur I und Futur II. Ich habe mich entschieden, für die Variante der Nachzeitigkeit von Futur I ein Temporaladverb "bald" einzusetzen, da sonst die Nachzeitigkeit nicht zur Geltung kommt. Sofort drängt sich aber die Frage auf: welche Nachzeitigkeit gibt es zu Futur I? Ebenso problematisch ist die Nachzeitigkeit von Futur II, da ich nicht weiß, ob Futur I zu Futur II nachzeitig ist.
NACHZEITIGKEIT
A) AKTIV
Die Handlung steht noch bevor, das Kochen hat noch gar nicht angefangen.
Infinitiv Futur aktiv
1.) Marcus matrem cenam paraturam esse videt.
Markus sieht, dass die Mutter das Essen zubereiten wird (würde).
2,) Marcus matrem cenam paraturam esse videbat.
Markus sah, dass die Mutter das Essen zubereiten wird (würde).
3.) Marcus matrem cenam paraturam esse vidit.
Markus sah (hat gesehen), dass die Mutter das Essen zubereiten
wird (würde).
4.) Marcus matrem cenam paraturam esse viderat.
Markus hatte gesehen, dass die Mutter das Essen zubereiten
wird (würde).
5.) Marcus matrem cenam paraturam esse videbit.
Markus wird sehen, dass die Mutter das Essen (bald) zubereiten wird
(würde).
6.) Marcus matrem cenam paraturam esse viderit.(Theoretisches Beispiel).
Dieser Satz entspricht - gemäß den beiden bisher erhaltenen Korrekturen
zum Zeitverhältnis der Gleichzeitigkeit und Vorzeitigkeit - nicht der lateinischen
Grammatik. Daher wäre auch eine Übersetzung nicht sinnvoll.
Ich vertraue daher den Erklärungen meines bisherigen Latein-Rezensenten
"verbosus" in diesem Forum und nehme an, dass das Verbum viderit auch
dieses Mal als Konjunktiv Perfekt gedeutet werden könnte und so als
„Potentialis“ der Gegenwart mit: (dürfte, könnte) zu übersetzen ist.
Markus wird wohl (könnte) gesehen haben, dass die Mutter das
ssen (bald) zubereiten wird (würde).
Exkurs:
Wie ist aber dieser Fall zu behandeln, wenn der lateinische Satz unter Nr. 6 (hypothetischer Natur) im Futur II so lautet:
Matrem cenam paraturam esse videro.
Hier entspricht der Konjunktiv perfect (1.Pers. Sg. viderim) nicht dem Futur II (1.Pers.Sg videro). Ist trotzdem eine Umdeutung als "Potentialis" möglich? Wenn ja, wie würde die Übersetzung dann lauten?
NACHZEITIGKEIT
B) PASSIV
Infinitiv Futurum passiv
7.) Marcus cenam a matre paratum iri videt.
Markus sieht, dass das Essen von der Mutter zubereitet werden wird (würde).
8.) Marcus cenam a matre paratum iri videbat.
Markus sah, dass das Essen von der Mutter zubereitet werden wird (würde).
9.) Marcus cenam a matre paratum iri vidit.
Markus sah (hat gesehen), dass das Essen von der Mutter zubereitet
werden wird (würde).
10.) Marcus cenam a matre paratum iri viderat.
Markus hatte gesehen, dass das Essen von der Mutter zubereitet werden
wird (würde).
11.) Marcus cenam a matre (nunc) paratum iri videbit.
Markus wird sehen, dass das Essen von der Mutter (jetzt) zubereitet
werden wird (würde).
12.) Marcus cenam a matre paratum iri viderit. (Theoretisches Beispiel)
Dieser Satz entspricht - gemäß den beiden bisher erhaltenen Korrekturen zum Zeitverhältnis der Gleichzeitigkeit und Vorzeitigkeit - nicht der lateinischen Grammatik. Daher wäre auch eine Übersetzung nicht sinnvoll. Ich vertraue daher den Erklärungen meines bisherigen Latein-Rezensenten "verbosus" in diesem Forum und nehme an, dass das Verbum viderit auch dieses Mal als Konjunktiv Perfekt gedeutet werden könnte und so als „Potentialis“ der Gegenwart: (dürfte, könnte) zu übersetzen ist.
Markus wird wohl (könnte) gesehen haben, dass die Mutter das Essen (bald)
zubereiten wird (würde).
Exkurs:
Wie ist aber dieser Fall zu behandeln, wenn der lateinische Satz (hypothetischer
Natur) unter Nr. 6 im Futur II so lautet:
Matrem cenam paratum iri videro.
Hier entspricht der Konjunktiv perfect (1.Pers.Sg. viderim) nicht dem Futur II
(1.Pers.Sg videro). Ist trotzdem eine Umdeutung als "Potentialis" möglich?
Wenn ja, wie würde die Übersetzung lauten? Wenn nein, was geschieht dann?
Eurer Hilfe erwartungsvoll entgegensehend und ein "Danke schön" für die mir bisher gewährte Hilfe.
Euer Latein-Interessierter
Heinrich
1 Antwort
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Hallo,
jetzt hast du aber alle Zeitverhältnisse durch ... Also hier die zu empfehlenden Zeiten, mit denen du den Infinitiv Futur im AcI übersetzt. Doch vorab eine Anmerkung: Wenn man nicht gerade hellseherische Fähigkeiten hat, ist videre hier nicht das sinnvollste Einleitungsverb für einen AcI, daher ersetze ich mal souverän deine Formen von videre durch die entsprechenden Formen von dicere :
NACHZEITIGKEIT
A) AKTIV
Infinitiv Futur Aktiv
1.) Marcus matrem cenam paraturam esse dicit.
Markus sagt, dass die Mutter das Essen zubereiten wird / Marcus sagt, die Mutter werde das Essen zubereiten.
2,) Marcus matrem cenam paraturam esse dicebat.
Markus sagte, dass die Mutter das Essen zubereiten würde / Marcus sagte, die Mutter werde das Essen zubereiten.
3.) Marcus matrem cenam paraturam esse dixit.
Bei Übersetzung mit Präteritum: Markus sagte, dass die Mutter das Essen zubereiten würde / Marcus sagte, die Mutter werde das Essen zubereiten.
Bei Übersetzung mit Perfekt und Gegenwartsbezug: Markus hat gesagt, dass die Mutter das Essen zubereiten wird / Marcus hat gesagt, die Mutter werde das Essen zubereiten.
4.) Marcus matrem cenam paraturam esse dixerat.
Markus hatte gesat, dass die Mutter das Essen zubereiten würde /Marcus hatte gesagt, die Mutter werde das Essen zubereiten.
5.) Marcus matrem cenam paraturam esse dicet.
Markus wird sagen, dass die Mutter das Essen zubereiten wird. / Marcus wird sagen, die Mutter werde das Essen zubereiten.
6.) Marcus matrem cenam paraturam esse dixerit.
Übersetzung als „Potentialis“ der Gegenwart:
Markus wird wohl (könnte) sagen (!) - NICHT: gesagt haben (!) -, dass die Mutter das Essen zubereiten wird / Markus wird wohl (könnte) sagen, die Mutter werde das Essen zubereiten.
Exkurs:
Wie ist aber dieser Fall zu behandeln, wenn der lateinische Satz unter Nr. 6 (hypothetischer Natur) im Futur II so lautet:
Matrem cenam paraturam esse videro.
Videro kann nicht als Potentialis übersetzt werden! Allenfalls eine Übersetzung des Futur II als Futur I ist hier denkbar.
B) PASSIV
Infinitiv Futur Passiv
7.) Marcus cenam a matre paratum iri dicit.
Markus sagt, dass das Essen von der Mutter zubereitet werden wird / Marcus sagt, das Essen werde von der Mutter zubereitet werden.
8.) Marcus cenam a matre paratum iri dicebat.
Markus sagte, dass das Essen von der Mutter zubereitet werden würde / Marcus sagte, das Essen werde von der Mutter zubereitet werden.
9.) Marcus cenam a matre paratum iri dixit.
Bei Übersetzung mit Präteritum: Markus sagte, dass das Essen von der Mutter zubereitet werden würde / Marcus sagte, das Essen werde von der Mutter zubereitet werden.
Bei Übersetzung mit Perfekt und Gegenwartsbezug: Markus hat gesagt, dass das Essen von der Mutter zubereitet werden werde / Marcus hat gesagt, das Essen werde von der Mutter zubereitet werden.
10.) Marcus cenam a matre paratum iri dixerat.
Markus hatte gesagt, dass das Essen von der Mutter zubereitet werden würde / Marcus sagte, das Essen werde von der Mutter zubereitet werden.
11.) Marcus cenam a matre (nunc) paratum iri dicet.
Markus wird sagen, dass das Essen von der Mutter zubereitet werden wird / Marcus wird sagen, das Essen werde von der Mutter zubereitet werden.
12.) Marcus cenam a matre paratum iri dixerit. (Theoretisches Beispiel)
Übersetzung als Potentialis: Markus könnte sagen, dass das Essen von der Mutter zubereitet werden wird / Marcus könnte sagen, das Essen werde von der Mutter zubereitet werden.
So, hoffe, das hilft dir weiter.
LG
PS: Wenn durch eine zusätzliche Zeitangabe im AcI ersichtlich ist, dass es sich um ein nachzeitiges Geschehen zum übergeordneten Verb handelt, kann auf das doppelte "werden" beim Passiv verzichtet werden. D.h. Bei der ersten Variante mit dass-Satz würde das "werden" nach "zubereitet" jeweils wegfallen, bei der zweiten Variante mit Konjunktiv der indirekten Rede das "werden" am Schluss des Satzes.