abgestummen?

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Da wurde ein Verb "gestärkt". "Abstimmen" ist eigentlich ein schwaches Verb:
abstimmen, ich stimmte ab, ich habe abgestimmt.

Wäre es ein starkes Verb, dann wäre es:
abstimmen, ich stamm ab, ich habe abgestummen.  
(Muster: ringen, rang, gerungen) 

Ich liebe solche "gestärkten" Verben.
Der Hund bellt. Der Hund boll. Der Hund hat gebollen.  

Es gibt sogar eine Gesellschaft zur Stärkung der Verben.

https://neutsch.org/Startseite

Ich flippe aus. Ich flapp aus. Ich bin ausgefluppen. Herrlich... :)


OlliBjoern  14.02.2019, 00:47

mähdreschen: er drischt mäh, er drosch mäh, er hat mähgedroschen

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Mundart, Dialekt Schriftdeutsch, Hochdeutsch? Ach, da kann man trefflich streiten. In Deutschland, beinahe ohne regionale Sprachfärbung aufgewachsen, schon über 50 Jahre mit Schweizer-Pass in der Schweiz ansässig, liebe ich die verschiedenen Mundarten alle, auch jene, die selbst von Schweizern gerne als schrecklich empfunden werden. Ich zucke trotzdem zusammen, wenn ein Mediensprecher etwas in gutem Deutsch verkündet, ein Verb aber auf schweizerische Art beugt. Wenn auch nicht weltbewegend, so tut es meinem Ohr weh. Es ist aber kein Grund zur Aufregung, sondern lässt mich jeweils schmunzeln.

Lieber Rumar, daraus lässt sich gar nichts aus der Psyche des Sprechers ableiten, hingegen sehr viel über die Unwissenheit des Fragestellers:

Auf Züritüütsch lautet der Indikativ "schtimmä", der Konjunktiv "schtimmti" und das Partizip Perfekt "gschtummä". Als lautet die Vergangenheit (=Perfekt, eine andere Vergangenheitsform kennt das Züritüütsch nicht) von "Mir stimmäd ab", "Mir händ abgsschtummä".

Aber von Demokratie verstehen die meisten Menschen ausserhalb der Schweiz sowieso sehr wenig, schliesslich ist die Schweiz noch immer das einzige echt demokratische Land der Welt. Das liegt aber nicht an den Konjugationsformen, sondern daran, dass die meisten Politiker Angst vor einer direkten Demokratie haben. Übrigens zu Recht, denn sie müssen durchaus damit rechnen, dass ihnen das Volk, wie in der Schweiz an mehreren Orten geschehen, die Gehälter kürzt! Direkte Demokratie bedeutet vor allem politische Stabilität: Wenn z.B. in Frankreich irgendeine zahlenmässig wenig bedeutende Minderheit mit dem Präsidenten nicht einverstanden ist, dann organisiert sie Demonstrationen und Streiks und erweckt so den Eindruck, das "Volk" stünde hinter ihnen. In der Schweiz wird das über ein Referendum oder eine Volksinitiative geklärt. Meist ist das Ergebnis dann eindeutig und alle Parteien halten sich daran und man geht wieder zur Tagesordnung über. Dank dieses Systems ist man allseits um Kompromisse und einvernehmliche Lösungen bemüht und kann sich letztlich auf das konzentrieren, was allen hilft und die Gesellschaft voranbringt. Ich kann der ganzen Welt mehr Demokratie nach Schweizer Vorbild nur empfehlen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

rumar 
Beitragsersteller
 18.02.2019, 12:15

Was das Thema Demokratie betrifft, bin ich absolut einverstanden. Mir ging es doch nur um das zu beobachtende Überhandnehmen des "gschtummä" gegenüber "gschtimmt" , das man in Medien und auch unter Politikern feststellen kann.

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Natürlich sagt man abgestimmt, "abgstumme" ist Dialekt oder eben die Einhochdeutschung dessen.

Aus Abstimmungen kann der Volkswille abgeleitet werden, zumindest derjenigen, die eben auch abstimmen gehen. Alle anderen sind selbst schuld.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es gibt noch ein analoges Beispiel, das mir oft in den Ohren weh tut, nämlich wenn jemand von einer Sache oder von einer Idee "überzogen" ist (anstatt "überzeugt").