Wieso schaukeln Autisten immer vor und zurück?

8 Antworten

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Ich mache das manchmal. Meist merke ich es nicht.

Ich schaukel auch manchmal im Stehen seitwärts.

Es ist allgemein eine beruhigende Körperbewegung. In manchen Kulturen machen trauernde Frauen das mit Absicht. Auch Kinder wiegt man aus diesem Grund in den Schlaf. Es ist also etwas, das nicht nur Autisten machen.

Aber nicht alle Autisten tun dies. Nicht alle in der gleichen Intensität und nicht alle dauernd und durchgehend.

Ich mache es wie gesagt manchmal und merke es oft nicht. Erst seit meiner Diagnose habe ich hin und wieder verstärkt darauf geachtet, ob und wann ich das mache.

Autisten tun dies meist aus zwei Gründen: Unterforderung und Überforderung.

Bei Unterforderung ist quasi zu wenig los im Gehirn und der Autist verfällt dann eben manchmal in sogenanntes Selbststimulierendes Verhalten/Stimming. Das kann sich unter anderem durch dieses Schaukeln äußern. Es kann aber auch flattern mit den Händen, nägelkauen, sich im Kreis drehen, mit Gegenständen spielen oder anderes sein.

Bei Überforderung dient das Stimming der Ablenkung von der den Autisten überfordernden Quelle. Er kann sich besser konzentrieren, wenn er mit dem Stimming andere Reize ausblendet.

So habe ich das zumindest für mich definiert und auch verstanden, was ich darüber las. Man findet allerdings tatsächlich recht wenig über dieses Thema.


Friedenslicht  20.04.2011, 17:38

Ich wollte dir einfach mal Danke sagen, dass du dir die Zeit nimmst und hier über Autismus aufklärst.

Ich bin übrigenz selbst Asperger-Autist, so wie du.

Zum Thema:

Ich selbst schaukel oft hin und her. Egal ob das jetzt bei Reizüberflutung ist oder bei zu wenig Reizen. Bei Reizüberflutung is es aber ein "wildes" Schaukeln", bei welchen ich teils mit den Rücken gegen eine Wand oder Rückenlehne knalle, während bei zu wenig Reizen es eher ein leichten hin und her wiegen ähnelt bis zu einen gewissen Moment. Erst wenn ich länger zu wenig Reize hab, ähnelt es dann wieder den Verhalten einer Reizüberflutung.

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Rechercheur  20.04.2011, 20:45
@Friedenslicht

Danke.

Ja, so kam ich hier her. Ich googelte was, fand eine Frage zu Autismus mit schrecklichen Antworten und musste es einfach richtig stellen.

Also habe ich mich registriert.

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Shivy 
Beitragsersteller
 27.05.2011, 02:11

Danke für die Antworten!!

Ich mache wohl bald ein Praktikum in einer Kita mit autistischen Kindern. Kann ich euch gegebenenfalls noch mehr zu dem Thema "ausfragen"?

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Tun gar nicht alle Autisten, es wäre ja einfach nur daraus auf Autismus schließen zu können. Und andere beruhigt es vielleicht unmerklich. Es gibt auch viele, die schaukeln, die vorher Psychopharmaka eingenommen haben - z.B. der typische Haldol-Schritt...

Ich schaukel meistens nur am Pc. Ich habe so viele Disoziative Anfälle, das ich oft nicht mitbekomme, ob ich am schaukel bin oder nicht. Wenn meine innere Unruhe zu stark ist, schaukel ich sehr stark. Meine Tochter weiß mich dann drauf hin.Mein Bürostuhl ist schon so weich geschaukelt, dass er wie ein Schaukelstuhl fungiert.  Beruhigen kann mich das längerfristig nicht. Auch wenn ich überfordert bin, fange ich an zu schaukeln. Beim Sport, wedel ich mit den Armen hin und her. Da kennt man das schon und beachtet es meistens nicht. Aber es fällt schon auf, dass ich immer die einzige bin, die immer in Bewegung ist.

Tun sie nicht so weit ich weiß, das krankheitsbild ist allerdings immer verschieden. frag mal hier: aspies.de und klick dann auf chat dort kannst du fragen


Rechercheur  18.04.2011, 22:14

Zum Glück dürfte aus aspies.de recht schnell erklärt werden, dass es kein "Krankheitsbild" ist, da es keine Krankheit ist.

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Lea1984  21.04.2011, 18:28
@Rechercheur

Dem stimme ich zu- Autismus ist keine Kranheit- somit gibt es auch keine Krankheitsbilder!

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Spechtin  22.04.2011, 21:57
@Lea1984

dann find ein anderes wort dafür ist doch mit egal

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Nicht alle machen es. Es beruhigt, man kompensiert dadurch vieles- Geräusche, Gerüche, ... ich mache es selten- habe gelernt, es zu unterdrücken. Es zu unterdrücken schadet- aber die Gesellschaft reagiert nicht gerade positiv auf das Anderssein von Menschen.

Was Rechercheur schrieb, dem stimme ich zu. Ich benötige es vielmehr bei Überforderung. Doch ES passiert von sich aus- mein Körper macht es automatisch. Wie atmen- daran muß ich ja auch nicht erst denken, wenn die Luft knapp wird.