Es gibt auch distanzlose Autisten. Ich war auch so und habe mit Erwachsenen geredet, sie einfach angequatscht und über meine Interessen zugetextet. Monologe gehalten usw. oder hab Menschen herbei gerufen und gefragt, wo sie herkommen- zum Beispiel hab ich quer über die Straße 2 farbige Männer zu mir gerufen- ich (Kindergartenalter) saß auf dem Kindersitz auf dem Fahhrad meiner Mutter, sie schob mich- und ich fragte die Männer, wo sie her kommen (Afrika, sagten sie) und hab die dann gefragt, wie es da ist und ob sie schon Löwen, Giraffen, Zeberas usw. gesehen haben und wie die reichen. Ich halt- und meine Mutter schämte sich und schimpfte dann mit mir, dass man das nicht macht. Die beiden Männer haben aber gern mit mir geredet, sie haben zumindest bei jeder Frage gelächelt und sie brav beantwortet.
Oder ich (Kindergartenalter) bin beim Eisessen aufgestanden und hab allen Erwachsenen diese Glitzerschirmchen geklaut vom Tisch oder Eis und hab dienen gesagt, das wäre nur was für Kinder... oder hab die Bedienung hergerufen aus vollem Hals: "Tischdienst, komm mal her, im Kindergarten bin ich auch immer Tischdienst, aber Du hast eine schönere Schürze an!"
Oder mit 2,5 Jahren, wir hatten einen Hamster- ich war im Krankenhaus und hab das der krankenschwester erzählt, die mich dann fragte, wer den Hamster füttert- da soll ich gesgt haben: "Keiner, der frisst doch alleine!" Aber daran erinnere ich mich jetzt nicht.
Ich bin auch auf andere Kinder zugegangen- man hat ja als Autist keine Angst vor Menschen- man versteht die nur nicht... aber es hat nicht funktioniert. Vor allem, weil ich als Mädchen Spinnen in der Hand hatte und sie begeistert anderen zeigen wollte- aber andere Angst hatten und schreiend wegrannten, was ich nicht verstand und hinter ihnen herlief, weil ich dachte, die wollen Fangen mit mir spielen.
Wie sich das Kind gefühlt hat, wenn es unter Menschen war, kann keiner beurteilen- nur das Kind selbst.
Bis zu einem bestimmten Punkt ahmt man andere nach und zwingt sich die Rolle, was man bei anderen als Normal erachtet, nachzuspielen- bis man zusammenbricht und nicht mehr kann. Manche haben das in der Pubertät- ich hatte es mit 23. Mit 24 bekam ich die Diagnose Asperger Syndrom. Mir unterstellt man auch so vieles, wie ich als Kind gefühlt hätte- aber alle lügen über mich. Nur- man redet einfach nicht mit anderen über sich. Über das eigentliche Ich, über das Ich, dass sich seit es denken kann anders fühlt als andere. Man versucht es- so wie ich im Kindergarten- aber man bekommt gesagt, man ist nichta nders... oder man bekommt gesagt, dass man langes Haar hat, das andere Mädchen kurzes Haar- klat ist jeder anders... und da gibt man als Kind auf- man hat ja auch keine Worte für das Andersfühlen- aber man weiß, dass man anders ist. Man wird ja auch mit anderen verglichen, was die so alles machen und können- und spielt es einfach verzweifelt nach, weil man denkt, man muss wie die sein, mit denen man verglichen wird.
AS ist angeboren und verläuft heterogen- das bedeutet, jeder Autist ist anders. Bei AS gibt es Diagnosekriterien. Aber zu den Diagnosekriterien gehört nicht, dass man nicht mit anderen spricht oder alles und jeden meidet. Schüchternheit ist auch kein Symptom für oder gegen AS. Jeder Mensch kann es werden und sein und wieder ablegen. Wenn sich das Kind Deiner Bekannten so verändert hat, kann zusätzlich neben AS eine soziale Phobie entstanden sein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Asperger-Syndrom#Diagnosekriterien
So kann jeder Asperger andere Merkmale haben, die bei jedem wieder unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Hinzu kommt die Intelligenz- und die Prägung durch das Umfeld selbst, wie jemand mit AS auf andere wirkt.
Entscheidender bei AS ist, wann die Lautspracheentwicklung einsetzte und wie das Kind gesprochen hat. Ob Entwicklungsschritte ausgelassen wurden und das Kind z.B. nicht krabbelte sondern gleich lief.
Manche Autisten haben einen ungewöhnlichen Gang (Zehengang oder auf der Ferse). Auch wenn der Fuß normal steht- sie gehen auffällig-anders.Motorische Störungen sind für AS typisch. Häufiges Fallen, Stolpern und Schwierigkeiten mit Besteck zu essen, Stifte halten und Schreiben.
Auch kommt es gehäuft zu Schreibabys bzw. absolut stillen Kindern, die wenig-kaum weinen und schreien.
Ob das Baby/Kleinkind eher auf Dinge reagiert oder auf die Eltern. Blickkontakt ist entscheidend- ob der intuitiv erfolgt oder antrainiert werden musste durch die Eltern. Reagiere das Kind auf den Namen usw., wenn man es rief und es dabei ins Spiel vertieft war- nach sowas wird bei der Diagnostik auch gefragt.
Wie das Kind gespielt hat, ob es mit Puppen spielte und wie ud wenn ja, ob es sie nur aneinanderreihte oder das mit ihnen nachspielte, was andere ihr vorgaben oder sie sich aus dem Umfeld wie Nachbarn, Kindergarten, abgeschaut hat.
Das bestehen auf Routinen deutet auf AS hin. Probleme haben, wenn sich Dinge verändern.
Typisch sind auch Meltdowns, Overloads, Shutdowns. Wenn das Kind vor anderen kompensieren kann, passiert das meist, wenn man zu Hause ist.
Oft treten auch nicht alterstypische Interessen auf. Kinder interessieren sich nicht nur wie andere für Dinosaurier, sie werden zu Experten. Oft ensteht eine Besessenheit mit den Themen und sie bedassen sich obsessiv damit, stundenlang.
Stimming tritthäufig auf, mit den Händen flattern, Nägel knabbern (oft bis es blutet), summern, mit dem Oberkörper vor und zurückwippen, die Finger ineinanderschieben, reiben usw. und selbstverletzendes Verhalten kann auftreten.
Reizüberflutung ist typisch, das Ablehnen bestimmter Kleidung usw., das Bestehen aug bestimmte Lebensmittel oder deren Anzahl auf dem Teller. Essbesonderheiten können auftreten. Schwierigkeiten (keine Unfähigkeit- sondern Schwierigleiten!) mit Mimik, Gestik, Körpersprache, irobie, Sarkasmus, Witze, Gesichter erkennen, namen merken usw.
Aber für all das gibt es Ausnahmen. Nicht jeder Autist ist gleich.
Wenn Du die Diagnose anzweifelst, sollte es nicht sein, weil Dir das Kind nicht schüchtern genug war, als es klein war- es jetzt aber ist. Frag lieber nach, was alles zur Diagnose geführt hat. Wenn Deine Zweifel dann noch immer berechtigt sind und sich nicht nur auf das Argument der Schüchternheit stützen und wie Du das Kind wahrgenommen hast, als es jünger war, rede mit den Eltern- wenn tatsächlich etwas dazu geführt hat, dass das Kind "nur" autistische Züge hat, kann sich das eigentliche Problem des Kindes verschlimmern.