Wird es weitere Brückeneinstürze geben?

10 Antworten

Ich gehe stark davon aus.

Das liegt gar nicht unbedingt an übertriebener Sparsamkeit bei der Instandhaltung. Man kann Stahlbeton-Bauwerke nur recht oberflächlich untersuchen und Schäden tief im Inneren können nicht unbedingt erkannt werden. Man muss auch wissen und einbeziehen, welchen Belastungen und Einflüssen das Bauwerk über seine Lebenszeit ausgesetzt war, und daraus die richtigen Schlüsse ziehen - auch, wenn sie nicht jedem schmecken.

Da gehts gerade um sowas wie Haarrisse, in die Salzlake vom Winterdienst reingelaufen ist und die oberflächlich nur wie kleine Risse im Beton aussehen, die man halt irgendwann mal zukleben muss.

Aber auch zum Beispiel darum, dass Autobahnbrücken in den 80ern für soundsoviele LKW pro Tag und eine Lebensdauer von 50 Jahren ausgelegt wurden, und jetzt sind die Dinger bald 50 Jahre alt und es fahren viermal so viele LKW drüber. Z.T. wurden Brücken sogar um eine Spur verbreitert, ohne dass ihr Tragwerk ertüchtigt wurde - im Grunde wurde der Standstreifen zur normalen Spur umdeklariert.

Sowas muss man überhaupt erstmal einbeziehen, wenn man den Zustand einer Brücke bewertet, und das passiert in meinen Augen noch nicht so wirklich. Denn die Folgen sind unangenehm: Das heißt, dass fragliche Brücke ggf. noch nichtmal die geplanten 50 Jahre sicher steht, aber dann wäre die Lebensdauer vielleicht jetzt schon erreicht und man müsste das Ding sperren...

Nun dauert es aber in Deutschland gut und gerne mal 10-15 Jahre, den Neubau einer Brücke zu planen, sich mit Bürgerinitiativen herumzuschlagen, den Neubau zu genehmigen, sich mit Anwohnern wegen Baulärm und Verkehrsbelastung auf der Umleitungsstrecke herumzuschlagen, den Leuten zu verklickern dass ihre normale Strecke jetzt leider nicht mehr zur Verfügung steht, ein Bauunternehmen zu finden, fünf Preissteigerungen zu rechtfertigen weil man bei der Ausschreibung nur auf "möglichst billig" geachtet und dabei wichtige Dinge vergessen hat und dann den Neubau umzusetzen, währenddessen das eine Bauunternehmen das andere blockiert, dem einen das Personal fehlt und alles länger dauert als geplant.

Dass sich da ein Politiker nicht traut, zu sagen "das müssen wir jetzt aber machen" und sich damit die Wähler zu vergraulen, sondern sich in seiner Legislaturperiode lieber prestigeträchtigeren Projekten zuwendet damit er bei der nächsten Wahl wiedergewählt wird, ist durchaus verständlich. Aber ich gehe davon aus, dass das halt ein ums andere Mal schief gehen wird.

Ich glaube, es wäre weniger ein Problem wenn wir ein Land wären, in dem man sich darauf verlassen könnte dass nach der Entscheidung "abreißen und neu bauen" innerhalb eines Jahres der Verkehr über die neue Brücke fließt, dies auch viel häufiger passieren würde.

Ja. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Sie sind nicht kaputt gespart, man kann Betonbrücken aber nur äußerlich untersuchen. Feine Haarrisse sehen unbedenklich aus, es dringt aber Wasser ein + lässt den Bewehrungsstahl rosten. Den sieht man nicht, kann aber schließlich zur Überprüfung nicht den Beton abschlagen + die Brücken so schon vorsätzlich zerstören. Sie haben eben keine unbegrenzte Haltbarkeit. Früher hieß es immer, Häuser halten 100 Jahre. Wenn sie dann noch standen, schön für uns. Man kann nicht reingucken. Stahl kann man röntgen + Risse + Hohlstellen erkennen. Im Beton eingeschlossen aber keinen rostigen Stahl.

Vielleicht nicht zu Einstürzen aber zu Stilllegung, bei uns sind es im Moment zwei Brücken, das sorgt für Chaos in der Innenstadt.


Wilhelm611 
Beitragsersteller
 15.09.2024, 11:30

Das wird wohl künftig häufiger vorkommen und die Ausweichstrecken werden stärker belastet!

„Ingenierbauwerke“ sind der Gegensatz zu was? Aber ja: Stahlbeton hält nicht ewig ist kann auch nur bedingt saniert werden. Muss man halt irgendwann neu bauen. Der Zeitpunkt ist nur schwierig zu bestimmen. Auch in anderen Ländern stürzen hier und da Brücken ein. Hat nichts mit kaputtsparen zu tun. Hätte man unbegrenztes Geld, würde man alle Stahlbetonbrücken nach 50 Jahren neu bauen.


Wilhelm611 
Beitragsersteller
 15.09.2024, 11:33

Ingenieurbauwerke ist der Sammelbegriff für Brücken- und Stützmauerbauwerke im Straßenbau. Auch Regenwasser-Rückhaltebecken und Sonstige Bauwerke gehören dazu.

Da sind gewiss noch einige Bauqualitätsüberraschungen aus DDR Zeiten versteckt..

Nun lernt man wieder etwas zu sehen, dass nicht gut sichtbar ist, es werden Orpfmethoden entwickelt das Problem zu erkennen, und somit werden einige Bauwerke gerettet, rechtzeitig saniert.