Wie steht der Feminismus dazu, dass Frauen auch Täterinnen sein können?

8 Antworten

Es tut mir leid, dass Du solchen Missbrauch erlebt hast.

Deine Frage hat aber nichts mit Feminismus zu tun. Feminismus ist ja nicht "Frauen gut, Männer böse". Im Feminismus geht es darum, dass sowohl Frauen als auch Männern die gleichen Rechte und Möglichkeiten offen stehen sollten.

Natürlich können auch Frauen Täter sein. Das Problem ist glaube ich eher, dass es für Männer in der aktuellen Gesellschaft leider immer noch ein großes Stigma ist, sich in irgendeiner Weise "schwach" zu zeigen. Also zum Beispiel zu weinen, über Depressionen & Gefühle zu sprechen und vor allem, sich als Opfer zu zeigen. Insbesondere, wenn der Täter eine Frau ist, der sich Männer laut vorherrschendem Männlichkeitsbild ja überlegen fühlen müssen.

So bekommen leider sehr viele Männer niemals die Hilfe, die sie benötigen und Straftaten, die durch Frauen an ihnen verübt werden, werden selten(er) angezeigt, sodass sie weder in Statistiken noch in den Medien groß auftauchen.

Meiner Meinung nach braucht es dringend eine Öffnung der Gesellschaft für eine Männlichkeit, die dem Mann seine Emotionen, Emotionalität und auch Schwächen nicht abspricht, sondern diese einfach als natürlich und selbstverständlich annimmt. Auch Männer leiden unter einem Gesellschaftsbild, das antifeministisch ist. In einem solchen Bild muss nämlich der Mann immer der stärkere, emotionslosere und härtere Part sein und darf/kann Teile seiner menschlichen Existenz, die die Gesellschaft als "weiblich" abwertet (wie eben Emotionalität, Sanftmütigkeit, Schutzbedürfnis, ...) nicht öffentlich ausleben. Das schadet Männern enorm, was man auch an der deutlich höheren Suizidrate bei Männern sieht.


Jonathan45 
Beitragsersteller
 13.08.2024, 12:21

Vielen Dank für deine umfassende und verständnisvolle Antwort. Jetzt verstehe ich einige Zusammenhänge etwas besser.

Ich bedauere es, dass einige meinen Beitrag ganz anders aufgefasst haben als er gemeint war. Ich würde das im Nachhinein anders formulieren und das Thema Feminismus nicht mehr als Aufhänger nehmen.

Es ging mir eher darum zu zeigen, welche tiefen Folgen Gewalt an Kindern auch durch weibliche Bezugspersonen haben kann. Das war zumindest in dem Umfeld, in dem ich früher aufgewachsen bin, ein großes Tabuthema. Mehr wollte ich eigentlich gar nicht sagen, ich hätte es nur anders formulieren sollen.

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Natürlich ist Gleichberechtigung keine Einbahnstraße. Täter*innen sollten völlig unabhängig von ihrem Geschlecht für ihre Verbrechen bestraft werden.


LuClRa  12.08.2024, 14:36

Genau!

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Natürlich erkennt der Feminismus an, dass es auch Täterinnrn gibt. Das eine schliessr das andere ja nicht aus.

wenn es sich um richtige Feministinnen handelt, (im Sinne der früheren Frauenbewegung) ist jede Straftat, begangen von einer Frau genauso eine Straftat wie wenn sie durch einen Mann verübt wird

sie sind beide ab 18 J mündig und gleich zu behandeln

da kann ich eine kurze und knappe Antwort zu geben: ja und nein. Feminismus ist erst einmal nur ein Begriff für eine Bewegung. Den einen Feminismus gibt es nicht. Unter dem Begriff versammeln sich Menschen, die sich für ein Ziel einsetzen, nämlich die Stärkung der Stellung der Frau.

Ich versuche mal einen Vergleich aufzumachen, der das darstellen soll, was ich sagen möchte: wenn ich auf eine Klimademonstration gehe, versammeln sich da viele Menschen, die den Klimawandel doof finden und aufhalten oder zumindest bremsen wollen. Wenn ich mit einer Person spreche, wie sie zu Veganismus steht, wird sie sagen das ist die einzig vertretbare Ernährungsform, wenn man den Klimawandel stoppen will. Frage ich eine andere Person, wird sie mir sagen das sei nicht nötig, man müsse nur Tierprodukte regional gewinnen. Wieder eine andere Person wird sagen das ist völlig egal, wichtig ist es, die Flugindustrie in die Verantwortung zu nehmen. Das sind jetzt fiktive, aber durchaus vorstellbare Beispiele. Ein Thema, 3 Personen, 3 Meinungen.

Genauso verhält es sich beim Feminismus. Manche sehen und akzeptieren das total und setzen sich im Rahmen des Feminismus nicht nur für eine Stärkung der Frau ein, sondern für tatsächlich gelebte Gleichberechtigung. Andere - sehr extreme - Personen möchten ein Matriarchat aufbauen und wollen, dass Männer sozusagen das Leid der Frau der letzten Jahrtausende erfahren. Wieder anderen ist es im Rahmen der feministischen Bewegung vermutlich egal, weil sie sagen: hier geht es um was anderes, andere Probleme sind genauso wichtig, gehören aber wo anders hin.

Man kann also nie wirklich sagen eine Bewegung oder eine Idee sei so und so zu der und der Frage eingestellt. Und genau aus diesem Grund ist es auch wichtig, dass sich Menschen vor dieser Idee nicht verschließen, sondern sich sagen: ich mache da mit, gerade weil ich auch meine Interessen einbringen möchte in den Diskurs um Feminismus. Menschen, die den Feminismus pauschal ablehnen, sind in meinen Augen Menschen, die ihn nicht verstehen. Das wäre in etwa so als würde ich die Demokratie ablehnen, weil ich die SPD nicht gut finde. Was mache ich dann? Dann mache ich erst recht mit und bring meine Stimme ein. Genauso verhält es sich mit Protestbewegungen.