Wie beurteilen Lehrer (aus welchen Gründen heraus) den folgenden Vorschlag zur Bekämpfung von Lehrermangel?
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Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) macht u.A. auch folgenden Vorschlag zur Bekämpfung des aktuellen Lehrermangels in der BRD:
Hybridunterricht und Selbstlernzeiten vor allem in der OberstufeDer Bedarf an Lehrkräften lässt sich der SWK zufolge z.B. durch Hybridunterricht reduzieren. Der sollte vor allem in der gymnasialen Oberstufe ausgebaut werden.
Dazu sollten benachbarte Schulen z.B. in der Weise kooperieren, dass eine Lehrkraft in einem Fach einen Kurs an beiden Schulen parallel unterrichtet. Präsenzunterricht findet dann mal an der einen und mal an der anderen Schule statt. Der jeweils andere Kurs schaltet sich virtuell dazu.
Voraussetzung ist dafür die entsprechende digitale Ausstattung an beiden Schulen. Für den zusätzlichen Korrekturaufwand sollten die Lehrerinnen und Lehrer Unterstützung durch „Korrekturassistent:innen“ bekommen. Das könnten zum Beispiel Studierende sein. Studien hätten gezeigt, dass sie ebenso gut Arbeiten korrigieren könnten wie Lehrkräfte, die bereits im Beruf sind.
Auch die Erhöhung der Selbstlernzeiten könne den Einsatz von Lehrkräften reduzieren. Sinnvolle Modelle seien hier zum Beispiel das Konzept „Flipped Classroom“ oder kollaborative computergestützte Lernformen.
Allerdings betonen die Expertinnen und Experten – insbesondere mit Blick auf die Erfahrungen aus den pandemiebedingten Schulschließungen –, dass Selbstlernzeiten ein sehr „anspruchsvolles Lernsetting“ seien, das insbesondere für Schülerinnen und Schüler mit geringem Vorwissen und wenig ausgeprägten Selbstregulationskompetenzen ohne Unterstützung schwierig sei. Daher würden Selbstlernzeiten auch nicht grundsätzlich zu einer Einsparung von Lehrkräftekapazitäten führen. Eine sinnvolle Maßnahme, um dem Lehrermangel zu begegnen, könnten Selbstlernzeiten aus Sicht der Kommission daher nur in der Oberstufe sein.
Meine Frage an alle Lehrer: Wie beurteilen Sie, aus welchen Gründen heraus, diesen Lösungsvorschlag?
2 Antworten
Könnte man versuchen. Die Studierenden würde ich nicht unbedingt an die Korrekturen ranlassen.
Bewerten ist eine hoheitliche Aufgabe. Da kann man keinen Fremden heranlassen. Ein Schüler hat doch Rückfragen bei einer Benotung. Wa soll der Lehrer sagen, wenn er die Arbeit gar nicht selber korrigiert hat?
Was meinst du wieviele Elterngespräche ich hätte, wenn ich einen Studenten oder Praktikanten meine Noten machen lassen würde - definitiv keine Zeitersparnis.
Selbstlernzeiten und Hybridunterricht funktionieren vielleicht in der Gymnasialen Oberstufe - der Lehrermangel besteht aber vor allem in der Grundschule und der nicht- gymnasialen Sek I - da funktioniert selbstorganisiertes Lernen deutlich weniger gut.
Flipped Classroom habe ich projektbezogen schon gemacht - phasenweise ist das cool . Aber bei meinen Realschülern nur phasenweise durchführbar - sonst verliert man die schwachen Schüler, die nicht genügend Selbstdisziplin aufbringen.
Danke. Das ist interessant.