Was haltet ihr von autofreien Städten?

8 Antworten

Finde ich persönlich gut

Vorweg: Wenn man (auch) in den Innenstädten weniger Autos will, sollte man im 1. Schritt dafür sorgen, dass insb. Einkaufsmöglichkeiten für den tägl. Bedarf besser über die Fläche verteilt sind, damit man eher hinlaufen kann. Bei uns hat man einen ehemaligen Supermarkt abgerissen statt zu schauen wie man es schafft, nicht nur am Stadtrand einkaufen zu können. Vermutlich haben sich aber auch immer wieder Anwohner über den Anlieferlärm beschwert. Jetzt beschweren sie sich über den Mehr-Verkehr, weil man an den Stadtrand muss *facepalm*

Bzw. auch bei uns in der Fußgängerzone sterben vernünftige Geschäfte wie für Bekleidung, Schuhe etc. aus. Wohl sowohl was die Parkmöglichkeiten für die Kunden angeht als auch was Probleme bei der Anlieferung der Ware angeht. Der H&M hatte es im ehemaligen Kaufhaus nur ein paar Jahre ausgehalten. Der C&A ist am Stadtrand. Es gibt schon länger einen zu großen Anteil an Dönerbuden, Tabak-/Shisha-Shops, 1EUR-Shops & Co.

Diskriminierend bzw. stigmatisierend für Behinderte

Z. B. meine Oma (Ü90) musste immer wieder von außerhalb in die Stadt transportiert werden. Sie hatte schon Mühe in das Auto einzusteigen, wenn es vor der Haustür stand und nur die paar Stufen von ihrer Wohnung runter musste. Meine Mutter war zu der Zeit auch gehbehindert, konnte also den Rollstuhl nicht wirklich gut ein-/ausladen. Der ÖPNV ist hier auch scheiße (bzw. ein Ausbau und gratis machen würden den Radverkehr kanibalisieren). Da hätte meine Mutter viel Zeit verloren, die sie aber brauchte, weil sie noch Geld verdienen musste (Tagesmutter, musste also nie ins "Büro").

Einen Behindertenparkausweis hat sie aber nie bekommen, obwohl meine Mutter es versucht hatte. D.h. u.a. dass man bei ihrer Hausärztin die irgendwann in die Fußgängerzone/verkehrsberuhigter Bereich umgezogen ist defakto nicht legal parken konnte, weil nicht mal eine Hand voll normale Parkplätze und zudem noch andere Sachen drumherum.

Auch immunsupprimierte Menschen müssen sehr regelm. trinken. Dazu müssen sie die Maske abnehmen. Dabei kriegen sie abe die Bazillen ab... Der ÖPNV (der in der Fläche zum allergrößten Teil aus Bussen besteht) fährt aber viele Umwege und wird auch durch immer mehr Tempo 30 ausgebremst, wodurch die Fahrten ewig dauern.

Insb. Menschen um die es auf www.dccv.de geht (die oft Immunsuppressiva nehmen müssen), müssen auch immer wieder spontan auf's Klo und wenn sie dort sind, kann das Stunden dauern. D.h. im ÖPNV-Fahrzeug auf's Klo kann dazu führen, dass sie dutzende km vom eigentl. Zielort entfernt landen. Bzw. selbst in der Stadt kann es sein, dass die nächste brauchbare Verbindung erst wieder in 1h ist, insb. nach außerhalb.

Einige dieser Menschen haben aber nur manchmal diese Probleme und verschweigen sie deswegen ggü. dem Arbeitgeber. Auch weil es immer öfters Kettenzeitverträge gibt, wo man ohne Begründung einfach nicht verlängert werden kann. D.h. wenn sie spez. Parkausweise in solchen Notfällen nutzen würden, würde das sie stigmatisieren bzw. wenn's die Kollegen oder der Chef mitbekommt...

Wobei so wie ich es verstehe die Städte die Parkerleichterung https://www.dccv.de/betroffene-angehoerige/leben-mit-einer-ced/parkerleichterung/ asozialerweise immer nutzloser machen, wenn man in der Innenstadt unterwegs sein muss. Einfach die Bedingungen lesen wo man das nutzen darf bzw. Artikel wie https://www.heise.de/news/Kein-Auto-zu-viel-Hannovers-Konzept-fuer-eine-autofreie-Innenstadt-9310278.html lesen.

Handwerker/Dienstleister aber auch bei privaten Aktionen hat man insb. mit Anhänger immer mehr Probleme, Leuten die in der Innenstadt wohnen insb. größere Gegenstände zu bringen etc. Das sorgt für mehr Parkplatz-Suchverkehr. Zudem wird inrgendwann kaum jmd. noch privat z. B. gebrauchte Möbel in der Innenstadt abholen wollen, sodass die eher bei Entsorgungsfirmen landen werden, weil die sich auch mit der Sonderparkerlaubnis-Bürokratie besser auskennen und eigene Schilder haben. Soviel zum Thema Nachhaltigkeit.

BTW: Kenne eine Stadt in der Nähe, wo man an der Haupt-Post wirklich 0 Parkplätze hat, weil zu nahe an der Innenstadt. Genau dort werden aber i.d.R. Pakete hinterlegt, wenn gerade niemand daheim war, auch von Bereichen deutl. außerhalb...

E-Autos als wichtiger Teil der Energiewende

Energiewende bedeutet auch viel Strom aus stark schwankenden Quellen zu beziehen. D.h. man braucht auch Zwischenspeicher bzw. regelbare Lasten. E-Autos bieten sich hier sehr an, selbst wenn es nur um Überschussladen geht:

  • Deren Akkus haben eine tendenziell höhere Energiedichte als stationäre Akkus -> spart Platz.
  • Weil Autos soviel herumstehen, können sie Überschussladung machen, also je nach dem was für das Netz gerade gut ist mit mehr oder weniger Leistung laden. Das geht bei ÖP(N)V-Fahrzeugen mit ihren knapp kalkulierten Akkus eher nicht. Die müssen gnadenlos ihren Akku laden wenn es gerade irgendwie geht. Das stresst das Stromnetz zusätzl.
  • Man muss den Strom nicht in einen anderen Akku umladen wie z. B. bei ÖP(N)V-Fahrzeugen mit Akku, z. B. E-Busse oder Akkuhybridtriebwagen. Man hat also bzgl. Mobilität weniger Ent-/Ladeverluste.
  • Und ganz allg. fährt man mit dem Auto meist weniger Umwege als mit dem ÖP(N)V und die Türen weniger oft pro fahrt geöffnet, sodass die Klimaanlage weniger Strom braucht um das zu kompensieren. Im E-Auto kann man die Insassen sogar sehr energieeffizient über Sitz-/Lenkradheizung warm halten. Das spart Energie.

Fazit: Das mit den autofreien Innenstädte hat inzw. Formen angenommen, dass diese weitergehenden Ausbaustufen offensichtlich von Leuten gefordert werden, die in der Stadt alles wollen außer Lärm (inkl. Anliefer-Lärm), aber ihnen scheißegal ist, wie die Geschäfte genug Kundschaft bekommen, um sich halten zu können, was mit Dienstleistern ist, die sie beauftragen, was mit Leuten ist die mit dem Auto in die Stadt rein-/rauspendeln müssen bzw. nicht in der Innenstadt wohnen können, etc. Fehlen fast nur noch Plakete mit Sprüchen mit "Städte den Städtern!" & Co.

Sogar ein grüner Ministerpräsident hat schon über seine Partei gesagt: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/winfried-kretschmann-viele-gruene-pflegen-beim-auto-altes-feindbild-a-eaed3a7e-5f26-4c90-8bf5-33a1abf2a6eb

»Das Auto war bei den Grünen noch nie sehr beliebt, weil es CO₂ emittiert, Straßen benötigt und die Natur beeinträchtigt«, sagte Kretschmann der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«.
Mittlerweile gebe es aber Elektroautos, die kein CO₂ ausstoßen. Auf diese Entwicklung müsse man reagieren. »Stattdessen pflegen auch viele Grüne weiter ihr altes Feindbild«, sagte Kretschmann.

notting

Woher ich das weiß:Hobby

Schwierig für den Handel. Als langjähriger ehemaliger Mitarbeiter eines Einkaufszentrums weiss ich, dass ÖPNV Kunden einen geringeren durchschnittlichen Warenkorb haben. Wer mit dem Auto anreist, kann mehr Einkaufstaschen transportieren.

Grundsätzlich finde ich die Idee aber nicht schlecht. Ich könnte mir vorstellen in einer autofreien Stadt zu wohnen, wenn die Infrastruktur (ÖPNV etc.) vorhanden und bezahlbar ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich habe da nichts gegen. Wenn ich zum Bummeln, Shopping oder Sightseeing irgendwelche Städte besuche, dann lasse ich das Auto ohnehin irgendwo am Rand stehen und nutze lieber den ÖPNV.

Ist eine dumme Idee. Es fährt niemand mehr hin und wenn es keine Kunden gibt schließen die Geschäfte.

Man müsste viel mehr Autostädte machen. Das wäre besser für die Gesundheit ubd die Umwelt.

Verkäufer müssten nicht mehr in stressigen Warenumschlagshäusern wie von Amazon arbeiten und würden einen entspannteren Arbeitsalltag haben. Der Onlinehandel würde zurückgehen weshalb dann auch weniger unnütze Pakete hin und wieder zurückgeschickt werden müssten.

Man sieht es ja, wie sich Geschäftsinhaber beschweren, wenn Autos verboten werden. Ubd eine Stadt die 10 Dönerbuden, Friseure und Spielotheken hat, ist nicht besuchswert.