Warum sind Schizophrene kaum Krankheitseinsichtig? Merken die denn nicht das was nicht stimmt?

6 Antworten

Sie merken natürlich, dass, gemessen an unserer normalen und durchschnittlichen Matrix, etwas mit ihnen nicht stimmt. Aber sie glauben dennoch, dass sie sich bewusstseinsmäßig in einer erweiterten Realität befinden, dass z.B die Stimmen, die sie hören, nicht einfach nur von ihrem eigenen Gehirn produziert werden, sondern von realen anderen Wesenheiten stammen. Ich persönlich glaube dies auch. Wie und woher soll denn bitte das menschliche Gehirn aus sich selbst heraus fremde Stimmen hernehmen??

Eine Freundin von mir hörte permanent Stimmen in französischer Sprache, hatte aber selber niemals Französisch gelernt. Sie schlug Vieles von dem, was sie hörte, in französischen Wörterbüchern nach, und die Vokabeln existierten alle tatsächlich.

Jede Religion und Mythologie weiß, dass sich um uns herum eine für die durchschnittliche Wahrnehmung unsichtbare Welt befindet, dass es z.B. Dämonen gibt. Wenn nun jemand an Schizophrenie erkrankt ist, sind seine/ihre psychischen Grenzen instabiler/poröser geworden, sodass jene Realität Zutritt erlangt. So etwas passiert z.B. durch Traumata, oder wenn die schizophrene Person selbst ihre Grenzen massiv verletzt hat, z.B durch schwere Sünde.

Sie merken es eben nicht weil sie sich nicht auskennen. Aber trifft nicht auf alle zu. Ich kenne welche die sind einsichtig


Asporc  05.09.2024, 00:08

Womit musst du dich den auskennen um fest zu stellen das du anders bist als alle um dich herum ?

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MayaHale  05.09.2024, 00:10
@Asporc

Ich meine dass Shizophrene Menschen ziemlich verwirrt sind meistens vor allem wenn sie nicht in Behandlung sind

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Sie merken meistens schon, dass etwas nicht stimmt. Sie übernehmen aber nicht unbedingt die Realitätskonstruktionen von Psychiatern oder Psychologen.

Schizophrenie geht oft mit einer grundlegenden Verstörtheit darüber einher, was stimmt und was nicht. Das ist halt mit Verunsicherung verbunden, alles erscheint einem fragwürdig. Und erst recht auch die Aussagen eines Psychiaters oder eines Psychologen (es gibt ein Buch über Schizophrenie von Wolfgang Blankenburg, das den passenden Titel "der Verlust der natürlichen Selbstverständlichkeit" trägt).

Darüber hinaus mit feinen Ich-Grenzen und Problemen in der Interaktion, v.a. die Trennung zwischen sich und Anderen aufrechtzuerhalten, also im Sinne von: Das sind meine Gefühle und meine Sichtweisen, und das sind die Gefühle und Sichtweisen der anderen Person. Ich beziehe mich mit diesen Aussagen auf das "existenzielle Dilemma" nach Stavros Mentzos, siehe https://link.springer.com/article/10.1007/s00451-015-0216-5 . Wenn Dich jemand für kank erklärt, dann ist das ein sehr machtvoller Akt, so machtvoll, dass sich das für Betroffene fast brutal anfühlen kann und dass sie sich das Bedürfnis haben kann, sich innerlich aus dem Kontakt herauszuziehen. Aufgrund der tiefen Verunsicherung fällt es Ihnen schwer, die Sichtweise einer anderen Person (eines Behandlers) einfach zu übernehmen.

Hinzu kommt das gewaltige Stigma. Eine Schizophrenie-Diagnose zu erhalten ist für mance so, als würde Ihnen jemand sagen: Du bist verrückt, Du bist nicht vertrauenswürdig, nicht leistungsfähig, kaputt, Du wirst ausgegrenzt werden, man muss Dich nicht mehr ernst nehmen, weil Du eh nur Quatsch redest. Und wenn für einen in einer solchen Diagnose solche Bedeutungen drin stecken, dann überlegt man es sich logischerweise drei Mal, ob man die Meinung, dass man diese Diagnose hätte, einfach so übernimmt.

Schizophrenie unter eingestellter Medikation ist, als hätten sie keine Probleme. Sie können dann am Alltag teilnehmen und ihn bewerkstelligen. Anders ist es in akuten Phasen und vor allem, wenn Medikamente nicht mehr genommen werden.

Für diese Menschen ist das, was sie hören, sehen, fühlen oder schmecken die Realität. Sie wissen nicht, was davon echt ist und was nicht, da sie es selbst wahrnehmen und spüren. Auch das gleiche bei bestimmten Psychosen (denken, dass alle gegen sie sind- z.B.)
Und da das ihre eigene Realität ist, wissen sie ja auch nicht, dass etwas nicht stimmt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pflegekraft in Psychiatrie

Doch, natürlich merken betroffene das. Das Problem ist, dass es für die meisten Menschen sehr schwer ist die eigene Krankheit zu akzeptieren, da man eine psychische Krankheit nunmal nicht sehen kann.

Wenn es eine schwere Krankheit wie Schizophrenie ist, kann es passieren, dass Menschen einen permanenten Gedanken entwickeln, welcher auch in Form einer "Stimme" auftreten kann. Diese Gedanken verbieten es den betroffenen darüber zu sprechen