Warum haben Deutsche aus der ehemaligen DDR heute ein Identifikationsproblem?

erikbhrdt  03.10.2024, 23:16

Vielleicht magst Du erstmal ansprechen, was genau Du mit einem „Identifikationsproblem“ meinst. :)

fidibus950 
Beitragsersteller
 05.10.2024, 08:29

Offenbar fühlen sie sich NICHT wie „ Gesamt-Deutsche“ - und ich halte das nur für eine Protesthaltung.

4 Antworten

Das kann viele Gründe haben. Am ehesten kann man dieses Problem wahrscheinlich auf die Wiedervereinigung zurückführen, die Ostdeutschland gar nicht so positiv empfangen hat, wie es damals prophezeit wurde.

Blühende Landschaften gab es nicht.

Stattdessen wurde nach der Vereinigung ein Großteil Ostdeutschlands enteignet. Menschen verloren ihre Arbeit, ihr Zuhause und ihr Hab und Gut. Ostdeutsche Unternehmen wurden über die Treuhand an Westdeutsche verkauft. Noch heute fließen Einnahmen, die im Osten gemacht werden weiter in den Westen.

Darüber hinaus ist es heute deshalb schwer in Ostdeutschland ein gutes Vermögen aufzubauen.

Dazu kommt, dass man für die gleichen Qualifikationen im gleichen Job noch heute in Westdeutschland mehr Geld verdient.

Darüber hinaus stammen nicht ein mal 10% der Menschen in der Wissenschaft aus Ostdeutschland. Ganz zu schweigen von politischen Ämtern. Nur wenige in der Politik haben einen ostdeutschen Hintergrund.

Zusätzlich ist die Bevölkerungsdichte in Ostdeutschland sehr viel kleiner als in Westdeutschland. Selbst nach der Wiedervereinigung sind etliche in den Westen gezogen. Dadurch überaltert Ostdeutschland zunehmend. Dazu kommt, dass im Osten deutlich mehr Männer als Frauen leben was sozialdemografisch von Nachteil ist.

Des Weiteren unterscheidet sich in vielen Teilen das Verständnis und die Interpretation von Demokratie zwischen Ost und West. Der Radikalismus in Ostdeutschland kann ja sogar historisch nachgewiesen werden. Während die Westdeutschen bereits früh mit der Demokratie in Berührung kamen, mussten die Ostdeutschen das erst mehr oder weniger lernen, ebenso wie die Vorbereitung auf die kapitalistische Marktwirtschaft nicht funktionierte. Es gab viele Leute, die der Reihe nach über den Tisch gezogen wurden, weil sie eben auf solch ein Wirtschaftssystem nicht vorbereitet waren. Und durch die Vergangenheit - speziell die DDR-Diktatur - haben viele die Idee einer starken Führung in die BRD mitgenommen. Dass Parteien wie die AfD oder das BSW hier besonders stark sind, kann vor allem auf diesen Aspekt zurückgeführt werden. Und diese Parteien verstärken durch ihren Populismus diese Identitätskrise.

Das bedeutet aber natürlich nicht, dass der Osten keine Ahnung von der Demokratie hat. Auch in Ostdeutschland kämpfen viele seit Jahren gegen den Rechtsextremismus. Genauso muss berücksichtigt werden, dass diese gesamte rechtsextreme Struktur im Osten unter anderem von westlichen Neonazis aufgebaut wurde, die nach der Wiedervereinigung im Osten Fuß fassen wollten.

Der Gender-Pay-Gap unterscheidet sich auch, wobei in diesem Fall die Frauen im Osten verhältnismäßig mehr Geld verdienen und auch häufiger Vollzeit arbeiten. Trotzdem sind beide von dieser Pay-Gap betroffen.

Außerdem gehen im Osten zunehmend mehr kleine Restaurants und Kneipen pleite. Durch fehlende Unterstützung, eine stagnierende Wirtschaft und zu wenig Kundschaft. Dadurch geht auch das gesellschaftliche Zusammenkommen zunehmend verloren. Das sieht in Westdeutschland nicht so schlimm aus. Auch wenn der Westen ebenfalls mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat.

Das sind einige von vielen Unterschieden, bzw. Problemen von Ostdeutschland, die unter anderem als Ursache für den Erfolg der Rechtsextremen betrachtet werden können.

Viele alte Ostdeutsche fühlen sich zurückgelassen und ignoriert. Dem Westen geht es sozial und wirtschaftlich einfach besser und seit der Wiedervereinigung steht dieser eben in der größeren Position. Ganz nach dem Motto „schaut zu und lernt - wir zeigen euch wie es richtig geht“.

Darüber hinaus hat sich durch die Medien erneut eine Spaltung aufgebaut. Die westliche Medienlandschaft in der Klatschpresse berichtet immer wieder vom rechtsradikalen Osten und den Menschen, die ja keine Ahnung von Demokratie hätten usw. Pauschale Diskriminierung und tatsächlich auch positive Diskriminierung finden auch heute noch an einigen Stellen statt. Und wenn man als Mensch, der sich allein fühlt noch öffentlich hier und da an den Pranger gestellt wird, dann denkt man sich irgendwann „jetzt erst recht“.

Es gibt noch viel mehr spannende Hintergründe, aber diese Dinge betrachte ich als große Einflüsse auf diese Krise, die aktuell wieder auflebt. Und diese wird eben durch politische Populisten weiter aufgeblasen und radikalisiert.

Ich denke, das ist nicht mehr so. Die ältere Generation schon aber die neueren packen an oder ziehen leider von zuhause 🏠 weg.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich betreue meinen Reise Blog

Wie alt sind die ehemaligen DDR-Bürger? 60+ vermutlich.

Je älter man ist, umso weniger ist man offen für Veränderung.

Wir als Ostdeutsche hatten mal eine Zeit lang unsere Ruhe und konnten damit gut auskommen. Es ging uns nie so gut wie dem Westen, der uns zudem noch ausgebeutet hat, aber wir waren zufriedener unter uns.

Die Haustüre weit offen lassen ohne Angst zu haben.

Jetzt fuschen hier die ganzen Ausländer drinne herum und nicht zu vergessen, die ganzen reichen weltoffenen Westdeutschen, die den Osten billig aufgekauft haben.

Denen gehts jetzt genauso beschissen, weil die Mauer die Lebensqualität im Westen gewisserweise geschützt hat. Das haben viele im Westen erst gemerkt als es zu spät war.

Wiedervereinigung abgeschmiert.

Amerikanischer Einfluss im Westen und Russischer Einfluss im Osten.

Es haben sich 2 Seiten gebildet.

Eigentlich.

Eigentlich hatten wir nie darum gebeten, dass die Amis oder die Russen sich hier in unsere Angelegenheiten einmischen.

Doch die Generation vor der Mauer in der Zeit um den ll. WK herum, haben eben diese Saat gesät. Zu unseren Ungunsten heute.

Wir haben kein Bock auf die Nato.

Kein Bock auf Amerika.

Kein Bock auf Russland.

Kein Bock auf die EU auch nicht auf Europa.

Kein Bock auf die Kirche.

Kein Bock auf Religion.

Nach dem Zweiten WK ist Ostdeutschland und Westdeutschland entstanden unter fremden Einflüssen.

Die Amerikaner und die Russen haben das so gemacht.

Oder besser gesagt, es hat sich eben so entwickelt.

Früher war Nazideutschland fast Weltmacht geworden.

Das war allerdings ein Fehler.

Hitlerdeutschland hat so viele schwerwiegende Fehler gemacht, die alle Deutschen heute ausbaden müssen.

Natürlich müssen wir als Ostdeutsche und ehemalige DDR-Bürger im weltoffenen globalen internationalen Mutlikulti-Wahn eine Identifikationskrise bekommen.

Erst werden wir abgeknallt, wenn wir flüchten wollten und jetzt krabbelt die halbe Welt zu uns, weil die hierher wollen...

Kannst du mir bitte sagen...wie man da keine Identifikationskrise bekommen soll?!?

Jetzt sind wir alle "rassistische rechtsextreme Afd-Wähler", nur weil wir nicht klarkommen mit der Welt und gerne unsere Ruhe hätten nach der ganzen Weltkriegskacke etc.?!

Klar, sollen wir uns jetzt als Deutsche bezeichnen? Und mit Kussi Bussi mit dem Wessi rumlaufen und Händchen halten als wäre nie was passiert?

Als Klimaretter gegen Atomkraftwerke, die noch jahrelang benötigt werden?

Zwischen zwei Großmächten der Erde, die sich seit dem 2. WK immer gezankt haben und das noch tun.

Wir sind nicht rassistisch, wenn wir uns wünschen, dass die Westdeutschen zurück nach Westdeutschland gehen, die Ausländer dahin wo sie herkommen und wir bleiben wo wir sind.

Nein. Das ist nicht rassistisch!!

Rassismus ist was ganz anderes.

Wir können nicht so leben, wie wir es gerne hätten und wie es früher gut oder besser funktioniert hatte.

Aber das ist für viele schon Rassismus.

Nun gut. Du kannst ja mal in die super tollen glücklichen Gesichter der Menschen schauen, die hierher gekommen sind.

Vielleicht überzeugt das, dass Mutlikulti eben doch nicht ganz so pralle ist, wie sich viele das gedacht haben...


Kleidchen2  04.10.2024, 10:31

Eine Ansammlung rechter nationalistischer Stereotypen.

Luke025  04.10.2024, 13:41
@Kleidchen2

Jo. Die ganze Welt ist rechts. Jedes Volk steht für sich.

Die linken Spielereien sind eben nicht mehr haltbar.

Kulturzerstörer...

Das wird nie klappen.

Ein Nebeneinander statt Miteinander ist eher machbar.

Kleidchen2  04.10.2024, 14:08
@Luke025

Das"Nebeneinander" wird dann zum "Gegeneinander".

Kulturzerstörwr sind übrigens die Rechtsnationalisten. Die ein sehr eingeschränktes Verständnis von Kultur haben.

Luke025  04.10.2024, 14:55
@Kleidchen2

Ich meine, wenn jeder in seinem Land bleibt, dann ist das ein besseres Nebeneinander.

Kulturzerstörer sind die Leute, die alle Kulturen bunt vermischen und nicht begreifen können, was jene damit anrichten.

Ein Amerikaner bleibt Amerikaner. Ein Russe ein Russe. Ein Afrikaner ein Afrikaner. Egal wo jemand sich auf der Welt befindet...

Kleidchen2  04.10.2024, 15:05
@Luke025

Wenn alle in ihren Ländern bleiben kommt es zu geistiger Inzucht.

Ein großer Teil menschlicher Ingenität kommt durch die Auseinandersetzung mit anderen Gedanken.

Die deutsche Kultur ist gekennzeichnet durch Migration und Mischung. Es gibt keine reine deutsche Kulturgeschichte.

Witzig, dass du die Amerkaner als abgenzbare Größe anführst. Die Amis sind genau ein Beispiel von Vielfalt und Durchmischung. Als Meltingpot.

Russland ist übrigens auch multikulturell.

Afrikaner*innen sind ausgesprochen unterschiedlich. Du vereinfachst viel zu sehr.

Luke025  04.10.2024, 15:13
@Kleidchen2

Hast du mal in einen deutschen Kindergarten geschaut in dem viele verschiedene Kulturen halbtags beheimatet sind und gesehen wie sich das dort entwickelt oder auch deutsche Schulen?

Stichwort geistige Inzucht.

Kleidchen2  04.10.2024, 15:15
@Luke025

Ja. Die von dir gerbeigesehnte Homogenität ist einfältig.

Luke025  04.10.2024, 15:27
@Kleidchen2

Hoffentlich hast du dann keinen Freund aus deiner eigenen Kultur, sondern einer fremden Kultur.

Ansonsten würde ich mir einkacken vor lachen...

Kleidchen2  04.10.2024, 15:36
@Luke025

Meine Oma ist Amerikanerin, mein Opa Pole und ich hab Verwandschaft aus Frankreich und England und Syrien.

Und bin Urdeutsche.