Sollte man das Indoktrinieren von Kindern unter Strafe stellen?

11 Antworten

Es dürfte schwierig sein, hier eine Grenze zu ziehen. Ideale gehören zur Erziehung dazu, daran orientieren sich sowohl Eltern wie auch Kinder.

Eltern, die ihren Kindern beibringen, sorgsam mit der Natur umzugehen, sind nicht zwangsläufig grün.

Eltern, die ihren Kindern beibringen, mit anderen Kindern zu teilen, wenn diese nicht so viel haben, sind nicht zwangsläufig Sozialdemokraten.

Eltern, die ihren Kindern beibringen, Traditionen zu pflegen, sind nicht zwangsläufig Konservative.

Ist es nicht eher so, dass die Politik Ideale aufgreifen muss, um aus Situationen Entscheidungen und schließlich Handlungen zu machen? Aber die Ideale sind vorher da, es ist nicht so, dass die Politik erst irgendwelche Ideale erfindet. Je nachdem, wie diese priorisiert werden, entsteht dann das politische Parteienspektrum.

Natürlich sollte es auch Ziel der Erziehung sein, selbständig denkende Menschen heranzuziehen. Und in Mitteleuropa funktioniert das durchaus vergleichsweise gut. Ich selbst habe eine andere politische Meinung als bspw. mein Vater und wir disktuieren darüber ohne uns gegenseitig zu indoktrinieren. Aber ohne Ideale halte ich eine Erziehung für schwierig. Und wenn es nur - ganz unparteiisch - sowas ist wie die Menschenrechte.

Das nennt sich Erziehung und gehört in einem normalen Umfeld dazu.

Traurig das du so etwas nicht erleben durftest.

Du wünscht dir eine DDR 2.0 in der der Staat alles vorgibt. Einfach mal lesen wie so etwas endet.

Neben der Frage, was die Kriterien für Indoktrination sind, stellt sich die Frage, ob es überhaupt möglich wäre, Kinder wertfrei zu erziehen.

Auch in der Schule finde Erziehung und Vermittlung von Werten und Regeln statt. Das fängt schon dabei an, dass man Kindern beibringt, sich zu melden, Andere ausreden zu lassen, sich nicht zu prügeln, keine Schimpfwörter zu benutzen, die Toilette nach Möglichkeit in der Pause aufzusuchen und sich die Hände zu waschen, nicht zu rauchen, pünktlich zum Unterricht zu erscheinen, bis zum Ende zu bleiben, nicht umherzulaufen und die Anweisungen der Lehrerinnen und Lehrer zu befolgen. Nicht zuletzt wird Kindern vermittelt, dass (Schul-) Bildung wichtig ist.

Aus meiner Sicht ist es ungemein wichtig, dass in Schulen demokratische Werte vermittelt werden (Die Meinung Anderer respektieren, Gleichwertigkeit aller Menschen, Beschäftigung mit dem Holocaust, die Bedeutung von Demokratie und die Möglichkeiten der Mitbestimmung in Deutschland).

Aus meiner Sicht ist das das absolute Minimum und zugleich die notwendige Grundlage, damit man wirklich von einer Demokratie reden kann.

Im Idealfall haben die Eltern politische/religiöse Überzeugungen, die sich mit diesen Werten vereinbaren lassen (pro/contra Atomkraft/Mindestlohn/Rente mit 67, Tempolimit, etc.). Natürlich werden sie mit ihren Kindern darüber reden und sie auch beeinflussen. Ansonsten dürften sie mit ihren Kindern überhaupt nicht über diese Themen sprechen.

Selbstverständlich wird es in der Realität auch viele Eltern geben, die die demokratischen Werte ablehnen. Gerade in diesen Fällen ist es wichtig, dass die Kinder zumindest in der Schule lernen, was es bedeutet, in einer Demokratie zu leben. In einem gewissen Rahmen kann es eine Demokratie aushalten, von Teilen der Bevölkerung abgelehnt zu werden. Gerade das unterscheidet sie von einer Diktatur. Es wird jedoch gefährlich, wenn Parallelgesellschaften entstehen (was leider bereits geschehen ist und weiterhin geschieht).

Kurz gesagt: Mit Verboten sollte man sehr vorsichtig sein und diese nur in Extremfällen anwenden (bspw. wenn Eltern ihre Kinder nach den Vorstellungen des Nationalsozialismus erziehen).

Vielmehr sollte die Vermittlung demokratischer Werte stärker forciert werden. Dafür braucht es einen gesellschaftlichen Diskurs darüber, wie wir mit unterschiedlichen Meinungen umgehen wollen und wo die Grenzen der Toleranz liegen.

Dafür wäre es allerdings notwendig, dass die Menschen wieder miteinander reden, anstatt sich gegenseitig anzufeinden und abzuwerten.

Ich hoffe sehr, dass uns das in Zukunft gelingen wird.


LilaInPink  29.08.2024, 11:00

Sehr schön gesagt. Ist auch schwierig, überhaupt genau zu definieren, ab wann etwas Indoktrination ist und wann nicht. Und welche Folgen das langfristig bedeuten könnte.

Ist nicht strafbar, nein.

Und zwischen Wertevermittlung und richtiger Indoktrination besteht auch nochmal ein großer Unterschied, kann aber natürlich von außen oft schwer differenziert werden.

Ist (leider) nicht strafbar, sollte es aber sein.

"Religiös" finde ich noch schlimmer als politisch, denn wenn das Kind seine Meinung irgendwann ändert, können die Eltern nichts dagegen machen.

Bei "Religion" wird aber oft vorgebeugt, indem man den Kind im Falle eines Austritts mit "Höllen" und "Teufeln" gedroht wird.

Würde den "Religiösen" natürlich nicht gefallen ein Verbot, ist es doch der einfachste Weg Kindern die anfangs ihren Eltern alles glauben, den Glauben zu indoktrinieren. Obwohl ja angeblich "Gott", egal welcher von allen Erfundenen, die Leute selbst zu sich holt.


AlexausBue  29.08.2024, 08:38

Du hast auch keine Ahnung von religiösen Familien.

"Religiös" finde ich noch schlimmer als politisch, denn wenn das Kind seine Meinung irgendwann ändert, können die Eltern nichts dagegen machen.

Ja eben, das Kind kann doch seine Meinung ändern, warum sollte dann etwas schlimmer sein, als etwas anderes.

Bei "Religion" wird aber oft vorgebeugt, indem man den Kind im Falle eines Austritts mit "Höllen" und "Teufeln" gedroht wird.

Falsche Vorstellung. Wir leben nicht mehr im Mittelalter.

Würde den "Religiösen" natürlich nicht gefallen ein Verbot, ist es doch der einfachste Weg Kindern die anfangs ihren Eltern alles glauben, den Glauben zu indoktrinieren. Obwohl ja angeblich "Gott", egal welcher von allen Erfundenen, die Leute selbst zu sich holt.

Schönes Beispiel für die übliche Intoleranz gegenüber dem Glauben.

FBexperte1965  29.08.2024, 08:57
@AlexausBue

Du musst besser kennen wie es bei mir zu Hause war als ich selbst. 🤦🏻‍♂️

Bei mir wurde mit den üblichen Mitteln versucht, uns zum Glauben zu bringen und dort zu lassen. Ich habe es geschafft mich zu befreien, ist doch klar dass ich dann eine deutlichere Meinung zu dem Thema habe als andere.

Oder willst du mir meine Erfahrungen absprechen ?

"Ja eben, das Kind kann doch seine Meinung ändern, warum sollte dann etwas schlimmer sein, als etwas anderes."

Siehe oben. Und nein, politische Indoktrination finde ich nun auch nicht toll, aber erstens kann man da mit nichts drohen und außerdem betrifft Politik uns alle, "Religion" ist ein Hobby.

Jaja, die bekannte "Intoleranz", brauchst du ein Taschentuch ? Ich meinte es genauso wie ich schrieb und nicht "intolerant". Es ist bekannt und steht nicht nur in der "Bibel" sondern in fast jedem Buch der jeweiligen "Religionen", dass Eltern ihre Kinder zum Glauben bringen sollen. An anderer Stelle jeweils, dass "Gott" die Menschen selbst zu sich holt.

AlexausBue  29.08.2024, 09:07
@FBexperte1965
Du musst besser kennen wie es bei mir zu Hause war als ich selbst.

Du redest also von einem Einzelfall.

Oder willst du mir meine Erfahrungen absprechen ?

Nein. Ich sage nur, dass ein Einzelfall nicht die Mehrheit ist.

Jaja, die bekannte "Intoleranz", brauchst du ein Taschentuch

Nein. Ich brauche Toleranz. Hast Du das echt nicht verstanden?