Lohnt es sich, für Gerechtigkeit zu kämpfen, trotz der Risiken und möglichen Erschöpfung?
Ich habe mich dieser Frage gewidmet, nachdem ich mehrere Situationen erlebt habe, in denen ich für das kämpfte, was ich für richtig hielt. Auch wenn ich am Ende "gewonnen" habe, fühlte ich mich oft erschöpft. Der Kampf gegen wahrgenommene Ungerechtigkeit ist riskant. Er ist mit negativer Energie verbunden und der Ausgang ist unsicher; manchmal kann es sogar schlimmer enden als zuvor.
Einige Leute raten dazu, einfach nach vorne zu schauen und positiv zu bleiben, also die Ungerechtigkeit zu ignorieren. Aber ist das wirklich gut für die Seele? Bleibt dann nicht ein Rest Unbehagen, der einen später belasten könnte? Gehört es nicht auch zu unserer Verantwortung als Mitglieder einer Gesellschaft, Missstände anzusprechen und zu korrigieren?
Nehmen wir ein hypothetisches Beispiel: Ein Student scheitert in einer Klausur und verfehlt die Bestehensgrenze um einen Punkt. Bei der Überprüfung stellt er fest, dass ihm fälschlicherweise ein Punkt abgezogen wurde. Dies scheint objektiv betrachtet richtig zu sein. Der Student steht nun vor der Wahl, dies mit seinem Dozenten zu besprechen, der jedoch unbeeindruckt bleibt, oder die ungerechte Behandlung einfach hinzunehmen, trotz seiner Anstrengungen, die Klausur zu bestehen.
Was denkt ihr? Lohnt sich der Kampf für Gerechtigkeit, oder ist es manchmal besser, Ungerechtigkeiten zu ignorieren, um sich selbst zu schützen?
2 Antworten
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Es lohnt sich immer für seine Werte einzustehen / zu kämpfen.
Aber ich glaube so etwas wie Gerechtigkeit gibt es garnicht
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Ein Punkt mehr oder weniger ist keine Gerechtigkeitsfrage.
Dieselbe Arbeit kann von einem Lehrer mit "sehr gut" und von einem anderen mit "mangelhaft" bewertet werden. (Eine Erfahrung aus meiner eigenen Praxis)
Der Kampf um Punkte dient oft mehr der Selbstbestätigung als dass er zu einer veränderten Schullaufbahn führt.
Mein Sohn hat für einen fehlerlosen Aufsatz ein "ausreichend" bekommen. Weder er noch ich sahen einen Grund, uns deswegen zu beschweren. Er erhielt auch einmal trotz Fehlern 15 Punkte, weil er die beste Arbeit geschrieben hatte.
Ungerecht war, dass ein Klassenkamerad von mir trotz größeren Fleißes und höherer Intelligenz schlechter bewertet wurde als ich; denn ich hatte einen anderen Bildungshintergrund, und er musste auf dem Bauernhof mitarbeiten und durfte erst auf der Oberstufe aufgegebene Lektüren zu Hause lesen. (Vorher hat er es als Fahrschüler auf dem Schulweg oder nachts unter der Bettdecke getan.)
Sich für gerechte Behandlung anderer einzusetzen ist sinnvoll, solange es nicht die eigene Kraft übersteigt. Wenn man sich selbst ungerecht behandelt findet, sollte man sich fragen, ob es einem wirklich hilft, sich dagegen zu wehren.
Wenn man Bundesgenossen hat, die ebenfalls der Meinung sind, dass man ungerecht behandelt worden ist, istdas eine andere Sache.