Japanisch im Sauseschritt gutes Lehrwerk?

3 Antworten

Nein. Konfuse Grammatikerklärungen, die kein Japanisch erklären, sondern nur, was irgendein Satz mal in einem Fall auf Deutsch bedeuten kann. Das erschwert das Lernen nur.

Genki und Minna No Nihongo sind im übrigen genauso schlecht und haben die selben Probleme.

An sich solltest du beim Sprache lernen einen organischeren Ansatz suchen und keinen derartig Grammatikorientierten mit Werken, die gar noch linguistische Fachbegriffe komplett falsch verwenden.

Ich würde dir empfehlen, einfach mal kostenlos bei mir reinzuschauen, um dir einen Überblick zu holen: https://kawaraban.de/japanisch-lernen/ Schreibe da seit ungefähr drei Jahren Artikel zu dem Thema. Das ist mittlerweile so viel geworden, ich kann kaum noch jeden Aspekt hier zusammenfassen.

Prinzipiell geh ich dort basierend auf Spracherwerbstheorie vor. Erkläre, wie wir Sprachen an sich lernen, gehe dann über zur Schrift, wie du mit ganz normalen japanischen Büchern und Serien lernst und schließlich erkläre ich die Grammatik basierend auf dem, wie Japaner sie anderen Japanern erklären.

Es ist ein durchaus ungewohnter Ansatz, von dem du nicht so häufig lesen wirst. Ist aber auch der, den die Leute verwenden, die am Ende wirklich gute Sprachkentnisse demonstrieren. Und das sind trotz Kursbesuche bekanntermaßen nicht sonderlich viele. Das Warum interessierte mich immer. Dier kostenlose Kurs das Ergebnis meiner Erkentnisse.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Japanologie studiert und nach Japan ausgewandert

Pseud000 
Beitragsersteller
 29.10.2024, 23:47

Danke für deine Antwort!

Ich werde mich auf jeden Fall noch auf deiner Seite umschauen!

Das Thema Immersion habe ich schon öfter gehört und versuche auch nach Möglichkeit so auch ein bisschen was zu machen, bisher war mein Ansatz tatsächlich leider nur Busuu, um so ein grobes Gerüst zu haben, in welcher Reihenfolge ich welche Grammatik und Vokabeln lernen sollte und sonst habe ich eben Serien geguckt, zeitweise recht intensiv auf Animelon mit Recherche zu einigen Wörtern.

Ich glaube eines meiner größten Probleme war, dass ich fast nur am PC gearbeitet habe und durch die Art der Eingabe habe ich ja nicht lernen müssen, wie man die Kanji und Kana genau selbst schreibt und das war dann wieder ein Problem bei der Memorisierung von Vokabeln (habe zeitweise auch Anki gemacht). Die Grammatik ging recht gut von der Hand, aber Vokabeln waren das Hauptproblem und zu wenig aktive Sprachproduktion. Ich habe das mal versucht, mit einer Sprachtandem-App zu verbessern.

Heute war ich nur durch Zufall in einer Universitätsbuchhandlung für etwas komplett anderes und durchstöberte bei der Gelegenheit die Sprachbuch-Ecke und bin dabei auf besagtes Buch gestoßen, da war ich neugierig. Wahrscheinlich steckt da bei solchen Büchern oft auch einfach der Wunsch dahinter, eine strukturierte Reise durch die Sprache zu haben, dass etwas externes einem sagt "Das musst du als nächstes machen, damit das nächste wiederum möglich ist."

Kawaraban  30.10.2024, 00:55
@Pseud000

Input reicht vollkommen, um zu lernen ... und ist genauer gesagt auch das einzige, womit man überhaupt lernt. Der Vorgang findet nur recht unbemerkt statt. Vokabelreihenfolge hingegen ist komplett irrelevant. Du lernst Vokabeln, wie du sie lernst. Und du brauchst die Vokabeln, denen du begegnest. Wenn ich jetzt etwa mal das erste Kapitel von Genki aufschlage, dann sehe ich in deren Vokabelliste direkt zehn Wörter, die brauch ich absolut nie, obwohl ich in Japan lebe. Und selbst wenn du sämtliche Vokabeln, die man bis zum JLPT N1 erwartet, komplett auswendig kannst, würdest du immer noch vor der ersten Episode One Piece kapitulieren - da kommen nämlich nur in etwa 50 Prozent davon vor, die anderen sind nie Teil des JLPT.

Sprachproduktion hingegen kann sowieso erst stattfinden, wenn man genug Input hatte. Das sollte man nicht überstürzen. Wenn dir noch das Verständnis fehlt, lässt sich bereits rein logisch kein Satz bilden: Weil was willst du sagen, wenn du nicht weißt, wie man es sagt und die Antwort darauf nicht verstehen könntest? Deswegen ist der Output am Anfang auch nur 1:1 kopieren, was du hörst. Durch aktives Sprechen lernst du auch nichts dazu. Es ist nur Anwendung von zuvor durch Input Gelernten.

Dass du dir Vokabeln ohne Immersion hingegen schlecht merkst, ist ganz natürlich. Weil Vokabelkarten sehr ineffizient sind. Wir lernen Wörter, indem wir sie im Kontext in der Anwendung sehen. Ganz grob vielleicht 10 - 20 Kontexte, bis ein Wort im Schnitt hängenbleibt.

Wenn ich die effizientesten Vokabelkarten erstelle mit Bild, Beispielsatz und Ton, dann hab ich selbst darauf nur einen Kontext abgebildet. Das kann helfen, aber auch nur, da ich die Karte selbst anlegte und die Situation kenne, in der ich sie erstellt habe. Und selbst dann ist der größte Aspekt dieses Lernens nur, dass ich die Vokabel im Kurzzeitgedächtnis behalte, bis ich sie wieder woanders in der natürlichen Anwendung sehe.

Sprache lernen ist kein explizites Auswendiglernen. Linguisten sprechen deswegen auch eher von Spracherwerb als Sprache lernen.

Es ist auch ein großes Problem vieler Lerner, dass sie sich sofort ins Sprechen werfen wollen, weil sie sich dann problematische Denkmuster aneignen, bei denen sie deutsche Sätze und Wörter nutzen, um sie 1:1 mit japanischen Vokabeln und Grammatik zu übersetzen. Klappt nicht gut, sorgt auf lange Sicht aber für gebrochene Sprachkentnisse. Da man die Sprache dann nie natürlich nutzt, sondern immer über Grammatik und ähnliches nachdenkt ... dann aber zum falschen Ergebnis kommt, da sehr viele Dinge komplett unterschiedlich ausgedrückt werden. Ein paar Beispiele:

Auf Deutsch sagt man "Ich bin erleichtert" auf Japanisch "Puh! machen"

Auf Deutsch sagt man "Mir ist was schlimmes passiert!" auf Japanisch "Ich habe böse Augen getroffen!"

Auf Deutsch sagt man "Ich mag Kuchen" auf Japanisch "Kuchen ist mögen-auslösend"

Dieser Struktur-Aspekt ist an sich immer ein wenig problematisch. Weil die einzige Struktur am Ende wirklich nur ist: Höre/Lese die Sprache und ihre Wörter und verstehe sie irgendwie. Wo und wie du liest oder hörst, ist aber komplett egal. Wichtig ist aber, dass du viel liest und hörst.

blank280  30.10.2024, 21:25
@Kawaraban

Was machst du eigentlich beruflich in Japan, falls ich fragen darf? Und wie lange braucht man ungefähr, um von mehr oder weniger keinen Vorkenntnissen zu N3 zu kommen?

Kawaraban  31.10.2024, 01:00
@blank280

Ich bin Freiberufler.

N3 kannst du, wenn du bei Null beginnst, in vielleicht 6 - 9 Monaten schaffen, wenn man sich gerade nicht an den typischen Kursen und Lehrbüchern langhangelt. Es kommt aber am Ende darauf an, wie viel Immersion man täglich machen kann. Wenn du nur zwei Stunden pro Tag hast, wirst du natürlich länger brauchen, als wenn du die Sprache 8 Stunden pro Tag um dich hast.

Was die meisten Immersionslerner für N1 brauchen schwankt meist so zwischen 1 - 2 Jahren, evtl. ein paar Monate mehr. Der schnellste mir bekannte brauchte 9 Monate.

Ich mag das Buch "Japanisch im Sauseschritt" nicht. Es ist viel zu langsam. Auf einer anderen Seite habe ich sogar gelesen, dass es damit beworben wird so wenig Grammatik wie gerade nötig zu enthalten. Dadurch, dass ich es in einem VHS Kurs nutze ist das Buch nochmal langsamer. Wir benötigen 3 x 75 min für nur 1 Kapitel und haben dann extrem wenig gelernt.

Ich lerne Grammatik im Selbststudium mit der Reihe "Japanese from Zero" und finde sie sehr gut dafür geeignet. Ich bin dem Kursunterricht was Grammatik angeht schon sehr weit voraus. Bei JFZ steht die Grammatik im Mittelpunkt und das Kapitel ist daran angepasst. Es gibt viele Beispielsätze (auch Mini-Konversationen) sowie Übungsaufgaben (z.B ein längerer Text zu dem du Fragen beantworten musst).

Bei Japanisch im Sauseschritt habe ich den Eindruck, dass Alltagssituationen im Vordergrund stehen und beim Lehrer, dass der Unterricht die Schüler auf gar keinen Fall zu stark fordern darf. Man hat ja außerhalb des Kurses keine Zeit Japanisch zu lernen.

Mein Lernplan für mich sieht so aus, dass ich die Kanji schreibe (ab Buch 3), das Kapitel lese, dann die entsprechenden Videos auf YouTube anschauen und dann die Übungsaufgaben mache. Danach geht's zum nächsten Kapitel.

Wenn ich merke, dass ein bestimmtes Thema z.B. Verbformen länger braucht bis ich es kann, dann mache ich eine kurze Pause mit dem Buch und konzentriere mich darauf. Nebenbei mache ich Wiederholungen bereits gelernter Grammatik mit einem meiner anderen Bücher, die sich für mich nicht so gut als Lehrer eignen.

Kanji lerne ich täglich mit WaniKani.

Vokabeln lernen ich hauptsächlich dadurch, dass sie im Buch immer wieder wiederholt werden.

Wenn du eine Lernmethode gefunden hast, die zu dir passt, lass dich nicht davon beirren was andere sagen, wie du lernen musst, was tun sollst und was du nicht tun sollst.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich habe es schon häufig geschrieben, aber ich fand Sauseschritt nicht so gut. Es ist ein an Berufstätige ausgerichtetes Lehrwerk, das notfallmäßig Japanisch zum Überleben beibringen möchte und so sind die Charaktere, die Texte und die zu lernenden Vokabeln auch ausgewählt. Gerade für mich als Jugendliche war es nichts, aber auch für Erwachsene gibt es meiner Meinung nach schönere Lehrbücher.

Minna no nihongo find ich gut 👍🏻 Auch wenn ich selbst nie aktiv damit gearbeitet habe. Genki find ich nicht furchtbar, aber wenn dann würde ich eher Minna no nihongo empfehlen.

Es gibt übrigens in Japan in gutsortierten Buchhandlungen ganze Wände an (oftmals guten) Lehrbüchern auf Englisch, und es gibt auch gute Kanji-, Grammatik- und Leseverständnis-Übungsbücher für Kinder. Besonders wenn man die Grundlagen beherrscht, kann sich diesbezüglich ein Trip nach Japan mit einem kleinen Buch-Haul lohnen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lebe und arbeite seit 2017 in Japan

Pseud000 
Beitragsersteller
 29.10.2024, 23:50

Danke für deine Antwort!

Wo wir gerade dabei sind mit Lehrwerken - wie stehst du zu dem Herrn Heisig und seine Kanji-Lehrmethode?

https://www.klostermann.de/Heisig/Rauther-Kanji-1-NF-4A

Wird ja öfter kritisiert, weil die Reihenfolge der Kanji sich an den Mnemo-Bestandteilen orientiert, aber keiner anderen Logik folgt, wodurch wichtige Kanji u.U. erst spät kommen.

warai87  30.10.2024, 00:22
@Pseud000

Ich hatte mir das mal von einem Bekannten ausgeliehen, der begeistert davon war.

Die Reihenfolge der Kanji wäre mir persönlich egal, ich kann mir Kanji aber auf diese Art einfach nicht merken, mir sind die „Geschichten“ dazu viel zu random. Und ganz besonders bei Kanji mit mehr als einer Bedeutung wird es noch willkürlicher. Ich merke mir Kanji optisch durch ihr Gesamterscheinungsbild, und das macht, dass ich Probleme mit ähnlich aussehenden Kanji habe wie zum Beispiel 裁 und 栽. Es hat sich bei mir aber bewährt, mir nur für speziell diese Kanji (noch konkreter: nur den Teil, in dem sie sich unterscheiden, in diesem Fall brauche ich also keine Eselsbrücke für das Phonetikum) Eselbsbrücken selbst zu überlegen, anstatt mir 2000 verrückte Einzelgeschichten zu merken. Und was ich noch kritisch sehe ist, von Kanji nur die Bedeutung zu lernen (aber nun gut, es gibt ja ein zweites Buch von Heisig).

ABER ich empfehle jedem, sich die Methode einmal anzugucken und selbst zu prüfen, ob man mit dieser Methode Kanji lernen kann. Am Ende des Tages bin ich bei Kanji ziemlich liberal und sage: wie auch immer sich jemand Kanji am besten merken kann, so möge er es tun.

warai87  30.10.2024, 00:28
@warai87

Naja ok ich hab gerade nochmal drüber nachgedacht, so ganz egal ist die Reihenfolge doch nicht, aber die anderen beiden Probleme wiegen schwerer für mich persönlich.

Kawaraban  31.10.2024, 01:29
@Pseud000

Bei Kanji musst du dir überlegen, wozu du sie nutzen willst. Die Methode von Heisig mit nur Kanji und Bedeutung lernen ist erstmal die sinnvollste. Weil alles weitere zu lernen bringt wenig Vorteile.

Ein Beispiel: Wenn du lernst, dass 生 "Leben" bedeutet, dann ist das schnell gemerkt und du kannst Wortbedeutungen halbwegs schnell abschätzen.

Viele zielen jetzt aber darauf ab, dass sie dir Kanji mit allen möglichen Lesungen beibringen wollen und schon wirft man sich in ein frustrierendes und nicht sonderlich hilfreiches Unterfangen. Das will ich mal demonstrieren.

Gehen wir mal davon aus, du hast die folgenden zwei Kanji absolut perfekt gelernt (was an sich schon nervig ist, da man das komplett kontextlos machen müsste):

生 - Leben:

 Kun: い、 う、 うま、 うまれ、 お、 は、 き、 なま、 な、む、 -う

On: セイ、 ショウ

地 - Erde:

 On: チ、 ジ

Und nun stößt du irgendwo zum ersten Mal auf dieses Wort:

生地

Jetzt versuch zu sagen, wie du dieses Wort aussprichst.

Du hast hier jetzt gut 26 verschiedene Möglichkeiten das Wort auszusprechen, selbst wenn du beide Kanji in- und auswendig kennst.

Jetzt gehst du weiter. Es gibt die Faustregel: "Alleine Kun-Yomi, zusammengesetzt On-yomi!"

Ok. Da hast du immer noch 4 verschiedene Möglichkeiten ... eh die Sprache dich wieder veralbert. Weil bei diesem Beispiel nutzt du trotz aller Faustregeln eine Kun-Yomi-Lesung von 生. Welche? Da darfst du wieder zwischen 11 wählen.

Und welche On-Yomi von 地? Immer noch zwei Möglichkeiten!

Du kannst dir bei keinem Wort sicher sein, wie es ausgesprochen wird, außer du hast explizit das jeweilige Wort gelernt. Das Beispiel hier spricht man in diesem Sinne きじ (Kiji) aus.

Und selbst wenn du mit einer ersten Vermutung basierend auf den gelernten Lesungen richtig liegen solltest, wirst du immer ein Unsicherheitsgefühl haben, bevor du das Wort nachgeschlagen hast. Würde Lesungen lernen irgendeinen Zweck erfüllen, dann müsste man Kanji auch dann lesen können, wenn man ein Wort nicht kennt. Kann man jedoch nicht.

Lesungen sind in Wirklichkeit nur eine Ansammlung sämtlicher Aussprachen, die ein Kanji in einem Wort ersetzt. Also genau von der anderen Seite herangegangen. Und die bringen dir nichts, wenn du das Wort nicht kennst.

Das Ziel von Heisig war es zudem auch nur, dass er beim Japanischlernen den selben Vorteil wie Chinesen haben wollte: Er wollte einfach wissen, was ein Kanji bedeutet, um es sich schneller zu merken. Welche Bedeutung und Eselsbrücke du dafür nimmst, ist letztendlich dir überlassen.

Das zu wissen ist jedoch wiederum komplett optional. Ich selbst hatte Jahre mit Kanjilernen zugebracht und es hat mir wirklich keinen sinnvollen Vorteil beim Sprachverständnis gegeben. Ich stand dann halt manchmal in Japan rum "Hey. Das eine Kanji da kenn ich!" ... und wirklich weitergebracht hat es mich nicht. Weil immer das Wissen über die Wörter fehlte.

Mittlerweile lass ich Kanji einfach nur Kanji sein. Es prägen sich beim reinen Lesen die Wörter an sich inklusive der verwendeten Kanji ein, ohne dass ich explizit sagen könnte, welche Bedeutung die Kanji haben, aus denen sie bestehen.

Und die Aussprachen bekommt man schon alleine durch das Lernen der Wörter an sich mit. Dann aber eben eher nach dem Motto: "Dieses Wort schreib ich mit den Kanji!"

Wenn es um die Reihenfolge an sich geht, dann ist eine fast so gut wie die andere. Aber da geht es dann eher weniger um die Methode, als viel mehr um die Sortierung. Und du kannst auch die Karten von Heisig basierend auf der Anzahl der Striche oder Häufigkeit sortieren, wenn dir danach ist.

Das explizite Lernen der Kanji an sich ist eher nur dann sinnvoll, wenn du sie schreiben können willst. Da würde ich aber auch eher erstmal die Schreibregeln lernen und das Schreiben der Kanji mit dem Schreiben von Texten kombinieren. Ist aber sowieso eine Sache, die man nicht direkt als Anfänger machen sollte und die Zeit hat, bis man etwas Erfahrung mit der Sprache sammeln konnte.