Ist jemandem zum Leben zu überreden verwerflich?
Die meisten Menschen, denke ich, sind sich absolut einig, dass es verwerflich ist, jemandem zum Sterben zu überreden, bzw es zu versuchen. Zumal es wohl fast immer aus egoistischen Motiven heraus passieren dürfte.
Aber wenn jemand den Wunsch äußert zu sterben, sagt, er möchte nicht mehr leben - ist es dann nicht auch verwerflich, ihn überreden zu wollen, weiter zu leben? Auch dafür sind die Gründe nicht selten ja egoistischer, manchmal sogar egozentrischer, Natur. Zum Beispiel: Ich würde diese Person vermissen, deswegen will ich den Tod nicht. Oder: ich finde nicht richtig, dass jemand absichtlich sterben will, das ist gegen meine moralischen Prinzipien.
Man kann dabei ja, gerade bei Verwandten durchaus übergriffig sein und diese emotional erpressen. Im Sinne von "Denk an deine Kinder, wie traurig die wären".
Ist das nicht ebenfalls als verwerflich anzusehen?
Warum denkt ihr, wie ihr dazu denkt?
ps: nein, ich denke absolut nicht an Suizid. Und jeder, der Hilfe sucht, weil er solche Gedanken hat, der sollte sie auf jeden Fall auch bekommen. Es gibt dafür Anlaufstellen.
12 Antworten
Im Sinne von "Denk an deine Kinder, wie traurig die wären".
Genau diesen Spruch habe ich während meiner Krebserkrankung soooo oft gehört. Und ich dachte mir, was ist dann mit den Menschen (wie meine Schwester) die keine Kinder haben für die es sich zu leben lohnt? Wurscht?
Jeder lebt sein eigenes Leben und jeder kann entscheiden, ob er seinem Leben ein freiwilliges Ende setzt.
ABER. Der Tod ist nunmal unumkehrbar. Das was heute ein tiefes Loch ist, kann ein Jahr später schon wieder etwas sonnig sein. Zumindest so sonnig, das man wieder einen Hoffnungsschimmer hat. Eine Therapie bedeutet Arbeit.
Allerdings: Ich kann verstehen, dass es Menschen gibt, die nicht mehr leben wollen weil sie nicht mehr können. Weil austherapiert, nicht mehr heilbar, körperlich so geschädigt (krank zb Krebs), das ein Leben nicht mehr lebenswert ist bzw der Tod nah steht aber bis dahin noch viel Leid bedeutet.
Menschen mit psychischen Erkrankungen finden einen Weg aus dem Leben. Egal wie das Umfeld sein mag oder Kinder da sind.
Weiß ich und kenn ich. Mein Leben hatte so viele Schicksale das würde locker für drei reichen. Und ja, es gab viele viele Momente, da wär ich nachts lieber aus dem Leben geschieden als nach Hause.
Heute bin ich immer noch da und ich bin heilfroh darüber.
Und ich dachte mir, was ist dann mit den Menschen (wie meine Schwester) die keine Kinder haben
Hat offensichtlich eine Schwester/Bruder, whatever. Man kann das also weiter spinnen. Da gehen ja auch Bekannte/Freunde, sonst, als "Argument".
Das Argument waren immer die Kinder.
Ich hab eine mal darauf angesprochen was denn wäre, wenn ich keine Kinder hätte. Ähm... Da sah man regelrecht jedes noch so kleine Zahnrad im Hirn.
Beim Tod meiner Mutter (sie war 48) die gleiche leiher: ihr seid doch noch so jung. Bei meinem Vater, der drei Jahre vorher starb sagte das niemand.
Achja. Kurz nachdem meine Mutter starb nahm sich im Ort ein Mann das Leben (um die 50) dem hatten sie 2 Mal den Führerschein gezwickt und der AG drohte, wenn er den Führerschein nochmal verliert ist er den Arbeitsplatz los.
Es kam wie es kommen musste. Zum 3 mal Führerschein eingezogen. Der zog in der Nacht noch mit Strick und Hund los und knüpfte sich an einen Baum. Sein Grab neben dem meiner Mutter. Und ich dachte mir während seiner ganzen Beerdigung. So ein vollhonk.
Kommt auf die Gründe drauf an. Stell dir vor du hast eine Frau vor dir liegen,sie ist krank, hatte mehrere Schlaganfälle und ist bettliegerich aber im Kopf noch fitt und will einfach nicht mehr.
Oder du hast vor dir einen Mann mittleren Alters, der schwer an Krebs erkrankt ist und dem alles nur noch wehtut.
Bei sowas fände ich es absolut respektlos dem Menschen das, was ihn so beschäftigt, ausreden zu wollen. Es ist eben wie es ist.
Bei psychischen Erkrankungen sehe ich das etwas anders, diese, wie Depression z.B., können gut behandelt werden und man kann das eigene leben wieder massiv aufwerten.
Okay: Situation: ich bin alt und habe auch alterstypische, aber keine wirklich lebensbehindernden Sachen.
Wenn du nichts hast, was dich im leben einschränkt, dann hast du nichts, wofür es sich zu sterben lohnt.
Liegt auf der Hand, oder?
Aber doch in einem völlig "normalen" Maßstab.
Wenn man danach gehen würde, wäre es auch erlaubt Säuglinge zu erlösen damit sie dieses Leid nie durchmachen müssen. Baby sein ist bestimmt auch scheiße. Besonders wenn die Eltern nicht die tollsten sind.
Nein, altern gehört zum Prozess nunmal dazu.
Aber es ist nichts, was man nicht angehen könnte. Mit Sport und dem Erhalt der geistigen Fitness.
Einsamkeit im Alter ist und wird vor allem noch ein großes Problem unserer Gesellschaft
Es wird nicht empfohlen jemanden zu überreden nicht Suizid zu begehen.
Es besteht die Gefahr, dass sich die Person weiter unter Druck gesetzt fühlt.
Man zeigt der Person am besten, dass man für sie da ist.
Kommt auf die genaue Situation an
der Tod ist unumkehrbar und eine sehr drastische Entscheidung, wenn die Gründe nicht gerechtfertigt erscheinen, sollte man das nicht einfach so hinnehmen, psychische Krankheit muss behandelt werden
kann den Aspekt der Freiheit aber verstehen und find es ist ein Dilemma
Ja, ich finde es verwerflich.
Das dachte ich auch immer. Aber wird von Jahr zu Jahr immer finsterer.