Ist es immer sinnvoll, dem Patienten seine Diagnose mitzuteilen (bei psychischen Krankheiten und Suchterkrankungen)?
(Die Tatsache, dass ein weiterbehandelnder Arzt wissen muss, welche Krankheit ein Mensch hat, um ihn weiterbehandeln zu können, ist ausgeschlossen)
Ich war selber drogen- und spielsüchtig, bin nikotinsüchtig und habe mich mit dieser Frage schon ein bisschen auseinandergesetzt...
Ich habe mich selber in der Vergangenheit schon in unzähligen Situationen befunden, in der ich meine Krankheit auf die Diagnose schiebe.
Beispiel:
Person A: "Warum konsumierst du Drogen?"
Ich: "Weil ich drogensüchtig bin."
Person A: "Warum hast du keine Interessen mehr an deinen Hobbies?"
Ich: "Liegt an meiner schweren Depression"
Ich bin der Meinung, eine Diagnose genannt zu bekommen, kann unter Umständen nicht selten dazu führen, dass man die Diagnose als Vorwand benutzt, um sich selbst aus der Verantwortung zu ziehen und "der Diagnose" die Verantwortung zu übertragen und mindert die Chance auf Heilung (kurz und knapp formuliert)
Nicht immer - und es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich - aber bestimmt ist das nicht selten.
Eure Meinung?
4 Antworten
Ich bin auch psychisch krank und mir ist die Diagnose sehr wichtig. Also dass mit mir Diagnosen, die mir gegeben werden, mitgeteilt werden.
Dann kann ich mich besser verstehen und fühle mich nicht bescheuert. Sondern ich zeige normale Reaktionen auf abnormale Dinge, die ich erlebt habe.
(Bei mir geht es um Traumafolgestörungen)
Außerdem will ich Teil meiner Behandlung sein. Transparenz ist mir sehr wichtig. Deshalb gehört für mich die Diagnostik auch besprochen.
Wenn mir irgendein Arzt doof kommt, nutze ich die Diagnose auch direkt als Schutzschild. Also so in etwa:
"Ja aber Sie sehen jetzt nicht depressiv aus"
"Da liegt an den dissoziativen Symptomen. Da ist das sehr typisch -.- "
Manchmal hilft die Diagnose, Dinge zu erklären.
Ja, es ist quasi ein Schutzschild, das man einsetzten kann. Aber eben nicht nur positiv. Wenn du für dich nur positives daraus ziehen kannst, umso besser. Manchen gelingt es eventuell nicht
Das mag sein. Aber Du hast ja nach unseren Meinungen und Erfahrungen gefragt. Und meine sind eher positiv .
Den Menschen sollte die Diagnose mitgeteilt werden, soweit ich weiß auch Pflicht, spätestens nach Aufforderung.
Natürlich muss man dem Patienten die Diagnose mitteilen.
Das schon, aber als Patient kennt man seine Beschwerden auch ohne sie zu benennen
Sie sollten unbedingt aufgeklärt werden. Sonst müssten sie nicht zum Arzt gehen, wenn er dann die Diagnose verschweigt...
Das ist natürlich das positive daran, wenn eine Diagnose bewirkt, sich aktiv damit auseinander zu setzten. Ich zumindest habe mich schon auch dabei erwischt, dass es genau das Gegenteil bewirkt hat