Agnostizismus - eine lebbare Option? 🤔
Die Gottesfrage kann ihrem Wesen nach nicht in die Grenzen wissenschaftÂlicher Forschung im strengen Sinn des Wortes hineingezwängt werden. In diesem Sinn ist die Behauptung eines ,,wissenschaftlichen Atheismus“ eine widersinnige Anmaßung, gestern ebenso wie heute und morgen. Umso mehr aber drängt sich die Frage auf, ob nicht die Gottesfrage die Grenzen des menschlichen Vermögens überhaupt überschreite und insofern Agnostizismus die einzig rechte Haltung des Menschen sei: seinsgemäß, ehrlich, ja, im tiefsten Sinn des Wortes „fromm“ – Anerkennung dessen, wo unser Zugriff und unser Blickfeld enden, Ehrfurcht vor dem, was uns nicht eröffnet ist. Sollte es vielleicht die neue Frömmigkeit des Denkens sein, das Unerforschliche zu lassen und sich mit dem zu bescheiden, was uns gegeben ist?
[…] Können wir als Menschen die Gottesfrage einfach beiseitelassen – die Frage nach unserem Woher, unserem Wohin und nach dem Maß unseres Seins? Können wir einfach hypothetisch leben, ,,als ob es Gott nicht gäbe“, auch wenn es ihn vielleicht gibt? Die Gottesfrage ist für den Menschen kein theoretisches Problem wie etwa die Frage, ob es außerhalb des periodischen Systems der Elemente noch weitere bisher unbekannte Elemente gebe usw. Im Gegenteil, die Gottesfrage ist eine eminent praktische Angelegenheit, die sich auf alle Bereiche unseres Lebens auswirkt. Wenn ich also in der Theorie den AgnostiÂzismus gelten lasse, muss ich mich in der Praxis doch zwischen zwei MöglichÂkeiten entscheiden: leben, als ob es Gott nicht gäbe, oder leben, als gäbe es Gott und als sei er die maßgebende Wirklichkeit für mein Leben. Tue ich ersteres, so habe ich praktisch eine atheistische Position bezogen und eine möglicherweise unwahre Hypothese zur Basis meines ganzen Lebens gemacht. Entscheide ich mich für die zweite Wahl, so bewege ich mich wiederum in einer rein subjektiÂven Gläubigkeit, wobei einem freilich Pascal in den Sinn kommen mag, dessen ganzes philosophisches Ringen am Beginn der Neuzeit um diese denkerische Konstellation kreiste. Weil er zu der Überzeugung kam, dass die Frage im bloßen Denken in der Tat nicht zu lösen sei, empfahl er dem Agnostiker, es mit der zweiten Wahl zu wagen und zu leben, als gäbe es Gott. Er werde dann im Laufe des Experiments und nur durch dieses zu der Erkenntnis kommen, dass er richtig gewählt habe […]. Wie dem auch sei – der Glanz der agnostischen Lösung hält ganz offenkundig näherer Prüfung nicht stand. Als reine Theorie erscheint er höchst einleuchtend, aber Agnostizismus ist seinem Wesen nach mehr als Theorie – die Praxis des Lebens steht dabei zur Frage. Und wo man ihn in dieser seiner wahren Reichweite zu ,,praktizieren“ versucht, entgleitet er wie eine Seifenblase; er löst sich auf, weil der Wahl nicht zu entrinnen ist, die er gerade vermeiden möchte. Vor der Frage nach Gott ist dem Menschen Neutralität nicht eingeräumt. Er kann nur ja oder nein sagen und dies jeweils mit allen Konsequenzen bis in die kleinsten Dinge des Lebens hinein.
Quellangabe: Auf Christus schauen. Einübung in Glaube, Hoffnung, Liebe, Freiburg 1989, 16–18.
Können wir als Menschen die Gottesfrage einfach beiseitelassen
nur der Glaube errettet doch im Christentum und Islam? wie kann das weggelassen werden?
Für Gläubige nicht aber der Mensch hat ja den freien Willen, er müsste sich diese Frage nicht stellen?
6 Antworten
Aus katholischer Sicht wird der Agnostizismus als eine Haltung betrachtet, die die Frage nach Gott offenlässt und damit letztlich keine zufriedenstellende Antwort auf die tiefsten Fragen des menschlichen Lebens bietet. Die katholische Lehre betont die Wichtigkeit, sich mit der Gottesfrage auseinanderzusetzen, da sie von zentraler Bedeutung für das Verständnis unseres Daseins ist.
Die katholische Kirche lehrt, dass der Glaube an Gott nicht im Widerspruch zur Vernunft steht und dass es durchaus möglich ist, durch die Schöpfung und die Offenbarung Gottes in der Geschichte Hinweise auf seine Existenz zu finden. Der berühmte Philosoph und Theologe Thomas von Aquin argumentierte, dass es vernünftige Argumente für die Existenz Gottes gibt, wie die kosmologischen und teleologischen Argumente.
Der Glaube an Gott ist für die katholische Kirche keine bloße theoretische Option, sondern eine existenzielle Entscheidung, die das gesamte Leben beeinflusst. Diese Entscheidung ist von zentraler Bedeutung, da sie die Art und Weise prägt, wie ein Mensch lebt, liebt und seine Mitmenschen behandelt.
Pascal's berühmtes "Pascal'sches Wagnis" wird häufig im Zusammenhang mit dieser Diskussion erwähnt. Er argumentierte, dass es vernünftig sei, an Gott zu glauben, da der potenzielle Gewinn (das ewige Leben) die möglichen Kosten bei weitem übersteigt.
Zusammengefasst: Aus katholischer Sicht ist der Agnostizismus keine ausreichende Antwort auf die Gottesfrage. Stattdessen wird betont, dass der Glaube an Gott sowohl eine vernünftige als auch eine tief erfüllende Antwort auf die grundlegenden Fragen des menschlichen Lebens bietet.
Agnostiker leben.
Agnostizismus ist ein Begriff, der sich auf Wissen bezieht. Es kommt vom griechischen agnostos, was »unerkennbar« bzw »man kann darüber kein Wissen erlangen« bedeutet.
Ein Agnostiker kann aber trotzdem glauben und somit ein agnostischer Theist sein. Und ein Atheist kann ein agnostischer Atheist sein.
Bei der Frage "Gibt es Götter?« antwortet er: »Weiß ich nicht, ich kann die Frage nicht beantworten."
Ein Agnostiker kann aber das Leben eines Theisten (zB an Götter beten und ihre Gebote befolgen), aber auch das Leben eines Atheisten führen.
Frage: Gibt es Götter?
Agnostiker = kann man nicht wissen, weiß ich nicht (agnostisch = kein/ohne Wissen)
Apatheist = ist mir egal
Atheist = nein
agnostischer Atheist = nein, bin mir aber nicht ganz sicher (weiß das nicht genau)
gnostischer Atheist = nein, bin mir sicher und weiß das genau
agnostischer Theist = ja, kann das aber nicht beweisen (für gewöhnlich sind die sich sicher)
gnostischer Theist = ja, ich weiß das genau und kann das auch beweisen
Theist = Ja, Götter bzw Gott gibt es.
Gottesfrage die Grenzen des menschlichen Vermögens überhaupt überschreite
Nein.
Das Problem ist bloß, dass Götter heute Verstecken spielen. Und Belege für Götter oft nur Philosophie sind, wie etwa das Kalam-Argument, das auf philosophische Prämissen beruht.

Ich finde es interessant, dass du dich als Christin so tief in existenzielle Fragen begibst.
Ich wurde christlich erzogen, kam aber auf Dauer mit dem Weltbild der Kirchen nicht zurecht. Deshalb habe ich viele Jahre mit der Suche nach einer für mich stimmigen Erkenntnis verbracht.
Dabei wurde Gott immer mehr zu einem "großen Geheimnis", dem ich vertrauen darf. Mir wurde auch klar, dass sich das menschliche Gehirn im Zuge der Evolution so entwickelt hat, dass es sich eher um die Erfüllung grundlegender menschlicher Bedürfnisse kümmert, statt um Geistige Themen.
Oft kam ich mir vor, wie eine Ameise in einem Ameisenhaufen, die einen Spaziergänger für Gott hält, weil er achtlos eine Bananenschale auf den Haufen geworfen hat.
Die Geistigen Themen überlasse ich meiner Seele, die eine völlig andere Art des "Denkens" und der Erkenntnis hat und mit dem üblichen Intellekt nur am Rande zu tun hat.
Im östlichen Kulturkreis ist klar, dass die Finger des Verstandes den Knoten der Seele nicht entwirren können.
Mit diesem Weltbild wurden mentale Konstrukte zum Thema Gott für mich immer uninteressanter und mein Verstand war frei für die Themen des Körpers.
Was für mich nach all den Prozessen, durch die ich gegangen bin, übrig blieb ist mein innerer Auftrag, liebevoll, freundlich und verzeihend mit anderen und mir selbst zu sein. Das gibt mir Frieden und mir scheint, es ist der Frieden, der höher ist als jegliche Vernunft.
Alles Gute zum Neuen Jahr...
Danke gleichfalls, ich bin aber ehrlich ich habe die Frage aus dem Internet
Das ist ok. Offensichtlich suchst du nach Klarheit in der heutigen energetischen Situation und Entwicklung.
Agnostizismus - eine lebbare Option?
Ich lebe so, seit 34 Jahren. Also ja.
Sollte es vielleicht die neue Frömmigkeit des Denkens sein, das Unerforschliche zu lassen und sich mit dem zu bescheiden, was uns gegeben ist?
Auf keinen Fall. Das wäre das Ende des Fortschritts.
Können wir als Menschen die Gottesfrage einfach beiseitelassen – die Frage nach unserem Woher, unserem Wohin und nach dem Maß unseres Seins?
Könnten wir. Wobei das nicht zielführend wäre. Die Gottesfrage, und die Fragen woher und wohin sind allerdings zwei verschiedene Fragen.
Können wir einfach hypothetisch leben, ,,als ob es Gott nicht gäbe“, auch wenn es ihn vielleicht gibt?
Ja, problemlos.
Wenn ich also in der Theorie den AgnostiÂzismus gelten lasse, muss ich mich in der Praxis doch zwischen zwei MöglichÂkeiten entscheiden: leben, als ob es Gott nicht gäbe, oder leben, als gäbe es Gott und als sei er die maßgebende Wirklichkeit für mein Leben.
Das könnte man so sehen, ja. Die meisten Agnostiker leben wie Atheisten. Der Unterschied liegt nur in der Antwort auf die Frage, ob sie der Meinung sind, ob es Gott gibt.
der Glanz der agnostischen Lösung hält ganz offenkundig näherer Prüfung nicht stand.
Nur weil man den Agnostizismus falsch versteht. Der Agnostizismus hat (und braucht) keine Lösung. Das macht ihn aus.
Er kann nur ja oder nein sagen und dies jeweils mit allen Konsequenzen bis in die kleinsten Dinge des Lebens hinein.
Das ist schlicht falsch.
Ist x gleich 4 und y gleich 6, wenn x+y=10 ist? Ohne weitere Informationen kann man dazu nicht ja oder nein sagen. Es ist nur eine Möglichkeit unter vielen.
LG
Für mich wäre Agnostizismus nichts. Ich habe Sachen erlebt, die meinen Glauben an den Gott der Bibel gestärkt haben.
Ich glaube an Gott, ich bin Christ. Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich vom Christentum überzeugt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.
Danke😸