Was haltet ihr von der Biersteuer für Hobby-Brauer?
Es geht um die Steuer, die ein Hausbrauer bezahlen muss, sobald er mehr als 2 Hektoliter Bier (also mehr als 200L) jährlich zuhause zusammenbraut.
Gerade stürzt sich die Union darauf und meckert. Klar. Die Steuer bringt "nur" 7000€ ein. Eigentlich gehört sie weg. Da bin ich derselben Meinung. Populistische Blätter wie die BILD meckern natürlich auch.
Lustig finde ich daran aber exakt eines: "Wer hats erfunden?" Nein. Nicht die Schweizer. Diesen "bürokratischen Irrsinn" gibt es seit 1994, wenn ich es richtig gesehen habe. Eingeführt wurde es damals schon als §2 BierStV. Laut Wikipedia könnte es auch auf das Jahr 1986 zurückgehen.
Das war dereinst der liebe Kohl, der das einführte. Hat die Union das alles wieder vergessen? Der "bürokratische Irrsinn" ist also plötzlich die Schuld der Ampel? Wieso hat sich niemand in der Union all die Jahre daran gestört?
3 Antworten
in der Union stört sich ja auch niemand daran, dass der Ausstieg aus der Kernenergie unter ihrer Führung beschlossen wurde. Hindert Söder und Co. nicht daran, jetzt Kernenergie als ultimative Lösung für alles zu loben und auf die Ampel zu schimpfen, dass sie sich einfach an die von der Union verabschiedeten Beschlüsse hält ;).
Aber mal abseits davon: Steuern auf Alkohol machen rund 2 Milliarden pro Jahr aus. Sicherlich nicht der größte Batzen im Steueraufkommen, aber schon eine Summe, die man erst mal woanders reinholen müsste, wenn man sie streichen würde. Und letztendlich auch eine Steuer, wo alle selbst entscheiden können, ob sie sie zahlen, da Alkohol ja wirklich ein Luxus- und kein Grundbedürfnis ist.
Um so eine Steuer zu erheben, muss es klare Regeln geben, wer sie wann zu entrichten hat. Bei Alkohol sind es die Produzenten, sobald der Alkohol konsumiert wird - übrigens auch vom Unternehmer einer Brennerei oder Brauerei für den privaten Zweck!
Es gibt ja nun aber auch Menschen, die gerne mal mit kleinen Brauanlagen ein bisschen herumexperimentieren, einfach aus Spaß an der Freude. Müssten die jetzt den ganzen Papierkram für die Entrichtung der Alkoholsteuern darauf erledigen, wäre das wirklich ein äußerst unzumutbarer Aufwand. Ein Aufwand, mit dem man diese Menschen regelrecht in die Illegalität zwingen würde. (Ich hab Industriekauffrau in einer Brennerei gelernt und deshalb einen gewissen Einblick in die Abrechnungen mit dem Zoll dabei :)).
Somit ist es eigentlich meiner Ansicht nach eine sehr faire Regel, dass man die Grenze bei 200 Litern pro Jahr zieht, die man für den ganz privaten Eigenbedarf mit seiner Brauanlage im Miniformat im Hobbykeller basteln darf. Das ist schon eine ordentliche Menge. Und wer wirklich mehr als ca. 1,5 Flaschen pro Tag an Bier als "Eigenbedarf" pro Jahr verbraucht, sollte sich echt mal überlegen, ob dieser hohe Konsum noch im gesunden Rahmen ist :).
Hat die Union das alles wieder vergessen?
Natürlich. Die Union hat ja auch vergessen, dass sie 16 Jahre lang regiert hat und gar nicht die Ampel, sondern sie selbst Schuld an der enormen Abhängigkeit von russischem Gas war :-)
Ich finde diese Forderung aber unter einem anderen Blickwinkel interessant. Die Union inszeniert sich gerne als „Anti-Drogen-Partei“ (zumindest, wenn es um die Legalisierung von Cannabis geht). Müsste sie dann nicht eigentlich für ein totales Verbot von „Hausbrauen“ eintreten? Das wäre doch konsequent. Oder misst die Union etwa mit zweierlei Maß?
Ja, da misst vor allem die CSU mit zweierlei Maß. Alkohol als Droge statt als valides Getränk kannst du einem Bayern nicht erklären :-)
Eigentlich schon, weil die CDU nicht alleine regiert hat, somit tragen die anderen Parteien an allem die selbe Schuld.
Komisch, dass die Koalitionspartner nur bei der Ampel beachtet werden, wenn es um die Schuldzuweisungen geht, und nie bei der CDU... Echt komisch...
Eigentlich schon, weil die CDU nicht alleine regiert hat
Das stimmt. Nichtsdestotrotz hat die CDU 16 Jahre lang genau den Kurs mitgetragen, den sie Anderen jetzt anlastet. Das ist schon ziemlich scheinheilig.
somit tragen die anderen Parteien an allem die selbe Schuld.
Nein. Die Grünen haben z. B. noch nie mit der Union auf Bundesebene koaliert. Die FDP war 4 Jahre lang mit im Boot, das stimmt. Allerdings war es die CDU/CSU und nicht die FDP, die den Bau der NS-Pipelines so vehement und ohne Rücksicht auf unsere europäischen Partner vorangetrieben hat.
Komisch, dass die Koalitionspartner nur bei der Ampel beachtet werden, wenn es um die Schuldzuweisungen geht, und nie bei der CDU...
Es sagt niemand, dass die SPD unschuldig ist. Aber es ist ja in dem Fall die CDU und nicht die SPD, die Kritik äußert.
Deine Zahlen stimmen aber nicht. NS1 wurde von Kohl geplant und forciert. Da hatte die SPD nichts mit zu tun. Schröder hat es zwar durchgeführt, aber das wars. NS2 wurde dann von Merkel geplant und durchgeführt. Merkel II war schwarz-gelb.
Dass man insbesondere einmal gestartete internationale Projekte nicht willkürlich wieder stoppt (man wusste es damals ja nicht besser, was draus wird) hat auch etwas mit Verlässlichkeit als internationaler Partner zu tun. Der SPD da einen Vorwurf anzudichten ist albern.
Bei der von mir angesprochenen Steuer für Hobby-Bierbrauer ist das etwas anderes. Da hat es meiner Recherche nach wirklich seit den 90ern exakt niemanden gestört, auch die SPD nicht.
Immerhin darf man in Deutschland noch zum Eigenbedarf in kleinen Mengen brauen. Ich würde hier alles lassen wie es ist und Verfehlungen nicht verfolgen.
Also meinst du damit, dass man einfach die Steuer abschafft und fertig? Oder dass man es bei dem belässt, was "bürokratischer Irrsinn" ist, also dass es womöglich mehr Verwaltung kostet als es Steuern einnimmt?
Ich denke übrigens auch, dass eine Grenze sein sollte zwischen Hobby und professioneller Brauerei. 200 Liter klingt auch halbwegs vernünftig.
Nein. Abschaffen kostet ja auch Geld. Ich würde einfach nichts tun. Die Leute die die Steuer zahlen aus freien Stücken sollen das tun. Aber ich würde keine Ressourcen investieren um zu schauen ob Menschen die Steuer nicht doch schulden, bzw Ressourcen investieren um Nichtzahler "zu bestrafen".
Die SPD 21 Jahre
Die Grünen 9 Jahre
Und die FDP 6 Jahre
Hast wohl auch vergessen...