Warum diese Wut gegen Rettungssanitäter und Feuerwehrleute?

8 Antworten

Das dürfte viele verschiedene Gründe haben.

- zunehmend die "ich" Einstellung. "Ich bin der wichtigste und ich habe es am eiligsten, was mit anderen ist, ist mir egal". Somit kein Verständnis wenn um anderen zu helfen die Straße gesperrt wird. Das war noch nicht lange auch in Berlin, als ein Kleinkind wiederbelebt wurde und ein Autofahrer weil er nicht aus der Parklücke gekommen ist ausgerastet ist und schrie "ist mir egal, wer hier gerade wiederbelebt wird, ich muss zur Arbeit". Ob eventuell ein Kind stirbt, wenn jemand rauskommt um das Fahrzeug wegzufahren spielt keine Rolle, am wichtigsten ist auf der Arbeit rechtzeitig anzukommen.

- Übertragung der eigenen Einstellung auf andere Menschen. Manche wollen keine Hilfe und übertragen das dann auch auf die Anderen anstatt die Person das selber entscheiden zu lassen. Unkenntnis über die rechtlichen Verpflichtungen des Personals oder auch das ist ihnen egal.

- eine allgemeine Aggression auf alle die Uniform tragen, ob das Helfer sind, spielt dabei keine oder nur eine untergeordnete Rolle.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Klar die Gewalt ist mehr geworden aber wenn ich jetzt die Positiven und die Negativen Erfahrungen gegeneinander aufzähle sind die Positiven doch klar die Mehrheit.

Von Anwohnern die nachts um 2Uhr Biertisch Garnituren aufbauen, Getränke, Kekse usw her bringen für die Einsatzkräfte die grade das Nachbarhaus löschen bis zum überwiegend positiven Bild grade der Feuerwehr in der Allgemeinheit.

Denke die Tatsache das viele teils extrem auf Straßensperrungen oder sonstige Einschränkungen durch einen Einsatz reagieren liegt ganz wo anders. Das Berufsleben ist stressiger man hat mehr druck dahinter muss von Job zum Nebenjob um die Familie ernährt zu bekommen hat massiven Zeitdruck dahinter deshalb auch Stress zuhause usw wenn man dann völlig Gereizt im Auto sitzt und dan feststellt das man nicht durch kommt und wieder zu spät da ist und ne Abmahnung kriegen wird dann reagiert halt mal jemand aggressiv das ist nicht schön aber doch irgendwo verständlich.

Dan ist es auch oft Verwandschaft von Opfern die Probleme machen die wissen es gab ein Unfall werden aber nicht in den Rettungswagen gelassen (die können da ja nicht helfen und stehen nur im Weg rum) das ist dann für die oft eine absolute Stresssituation und da reagieren Menschen einfach so auch das ist verständlich.

Der Kleinere Teil sind dann welche die sich darüber profilieren wollen irgendjemandem mit Gewalt zu drohen oder gar Gewalt gegen jemanden einzusetzen und da eignet sich der Rettungsdienst ja besonders gut für die kommen nur zu weit, schlagen nicht so kräftig zu wie die Polizei man kann sie mitten in der Nacht überall hin bestellen wo man will und es sind Repräsentanten vom (verhassten) Staat mit Uniform und Blaulicht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Maschinist /Servicetechniker für Feuerwehr Einsatzfahrzeuge

Hallo Noname,

  1. Betrunkene, Drogenabhängige
  2. Kriminelle Banden wie z.B. Gruppierungen von Nazis, welche das System hassen. Oft Anti-Soziale Persönlichkeiten
  3. Menschen, die wütend auf Helferkräfte sind, weil sie von ihnen in der Vergangenheit im Stich gelassen wurden

LG Stevengrey

Hallo Noname,

ich denke, da kommen eine ganze Menge an Gründen zusammen... leider!

Zum einen genießen Rettungskräfte, egal ob Rettungsdienst oder Feuerwehr, in Deutschland keinen "Heldenstatus" wie z.B. in den USA oder spätestens nach dem Hochhausbrand auch in London. Das hat sich hier einfach nicht so "entwickelt".

Zudem kommt dann noch, dass die Menschen in Deutschland zunehmend "verwöhnt" sind. Seit Jahrzehnten ist es so, dass man den Notruf wählt und innerhalb weniger Minuten Hilfe kommt. Ganz egal, ob es sich um einen Herzinfarkt, ein gebrochenes Bein oder einen kleinen Schnitt im Finger handelt, ganz egal ob die Wohnung oder ein Mülleimer brennt, ob Nachbars Katze auf dem Baum sitzt, der Keller 3 cm unter Wasser steht oder ein abgebrochener Ast den Radweg blockiert. War es vor 30, 40 Jahren noch "normal", dass der Bürger selbst das Wasser aus dem Keller gefeudelt oder eben den Ast vom Radweg auf die Seite gelegt hat, wird heute gerne schnell mal zum Hörer gegriffen, anstatt selbst vor die Tür zu gehen. Und wenn man als Einsatzkraft dieses Thema dann mal anspricht, bekommt man Dinge wie "Dafür werdet ihr doch schließlich bezahlt" an den Kopf geworfen. Es gibt also auch ein großes Unwissen z.B. über das Verhältnis Hauptamt/Ehrenamt in diesem Bereich in breiten Bevölkerungsschichten. Natürlich können wir stolz sein auf unser deutsches Rettungssystem - auf der anderen Seite steigt damit eben auch die Erwartungshaltung der Bürger. In anderen Ländern, wo eine schnelle Hilfe absolut nicht die Regel ist, da ist man oft deutlich dankbarer, wenn denn doch jemand kommt...

Weiterhin kommt dann noch die allgemeine Politikverdrossenheit und der Unmut mit "dem Staat" und seinen Entscheidungsträgern hinzu. Und als "Uniformierte" repräsentieren eben neben der Polizei und der Bundeswehr auch Rettungsdienst und Feuerwehr "den Staat" - zumindest für bestimmte (unzufriedene) Bevölkerungsgruppen. Auch hier wieder dann die Unwissenheit über das Verhältnis von Ehren- und Hauptamt...

Und letztendlich hat im Laufe der Jahre sicherlich auch eine gewisse Verrohung der Menschen eingesetzt. Es fehlt der Respekt füreinander und erst recht gegenüber Uniformträgern. Über die Gründe hierfür könnte man jetzt stundenlang diskutieren... "normale Entwicklung", Kontrollverlust des Staates durch Personaleinsparungen bei der Polizei, allgemeine Verrohung durch Computerspiele, TV und Internet, ...

Hinzu kommt, auch wenn es nur wenige ansprechen mögen, sicherlich auch die Tatsache, dass in den letzten Jahren/Jahrzehnten verstärkt Menschen aus verschiedensten Ländern nach Deutschland gekommen sind... daraus resultierende Probleme können dann z.B. kulturelle Unterschiede in Verbindung mit nicht ausreichender oder nicht funktionierender Kommunikation sein. Z.B. die Nichtanerkennung von weiblichen Polizistinnen, Sanitätern etc. durch zugereiste Männern aus Ländern, wo die Frau noch als Eigentum angesehen wird; "unerlaubtes" Berühren eines verletzten Mädchens durch männliche Sanitäter; Behandlung und/oder Bluttransfusion entgegen religiöser Überzeugungen; schlechte Erfahrung der Zugereisten mit vielleicht korrupten Polizisten/Sanitätern (Organhandel) in ihrem Heimatland etc... dazu dann Dinge wie Sprachbarrieren (um Missverständnisse aus der Welt räumen zu können) etc.

Letzten Endes ist es wohl so, dass es von allem ein bisschen ist.

Ein Faktor, den man aber auch nicht vergessen darf: Wurde früher ein Sanitäter von einem aufgebrachten Angehörigen angegriffen, dann fand das allenfalls Einzug in die lokale Presse. Davon hat man 100 Kilometer weiter schon nichts mehr gehört. Um es ins Fernsehen zu schaffen, hätte der Sanitäter dann schon getötet werden müssen. Heute finden wir hingegen so gut wie jeden Fall, oft noch mit Foto und/oder Videobeweis, in Sekundenschnelle im Internet mit einer enormen Verbreitung und Reichweite z.B. über Fachforen oder Gruppenseiten. Ein Fall aus dem tiefsten Bayern erregt da selbst im nördlichsten Schleswig-Holstein die Gemüter. Auch wenn die pure Anzahl der Angriffe auf Rettungskräfte mit Sicherheit größer geworden ist, so wird dieser Effekt doch durch moderne Kommunikationsmittel und -wege noch deutlich verstärkt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

26Sammy112  31.05.2020, 10:40

Ergänzen würde ich (mit nunmehr 3 Jahren Abstand zur Ursprungsantwort) auch noch das Thema Zeit/Eile/Hektik. Wie die zahlreichen Dokus im TV zeigen, stehen gerade Berufskraftfahrer heute unter extremem Zeitdruck. Ein straffer Zeitplan, stetig zunehmender Straßenverkehr mit Baustellen, Unfällen und Staus und die Tatsache, dass ein zehnminütig verspätetes Eintreffen am Ladeort das Be- oder Entladen auf den nächsten Tag verschieben und damit den kompletten Wochenplan über Bord werfen kann sorgt immer mehr dazu, dass auch Feuerwehrleute und Sanitäter, die auf der Straße arbeiten und diese damit ganz- oder teilweise blockieren, Opfer von Anfeindungen werden.
Aber auch alle anderen Menschen stehen heute häufig unter Dauerstress und jede kleine, unerwartete Verzögerung sorgt dafür, dass sämtliche Planung zusammen bricht und den Menschen dann nicht selten die sprichwörtliche Sicherung durchbrennt.

Dadurch kommt es dann heute immer wieder und immer öfter zu Beleidigungen von Einsatzkräften und teilweise auch körperlichen Angriffen.
Ich selbst habe schon erlebt, das Anwohner einen Streifenwagen zur Seite schieben wollten, weil dieser im Einsatz den Weg nach Hause versperrte. Und im vergangenen Jahr hat ein renitenter Rentner die geöffneten Hecktüren eines Rettungswagens mit seinem Pkw beschädigt, weil er meinte, um den in einer engen Straße stehenden RTW herumfahren zu müssen. Einen Umweg von knapp einem halben Kilometer zu fahren, dafür habe er angeblich keine Zeit gehabt...

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Die Frage kann ich dir auch nicht beantworten aber mein Vater arbeitet selber bei der Feuerwehr und ist auch im Rettungsdienst und ab und zu erzählt er mir immer was weil es mich interessiert. Und dann kommen auch solche Storys wie die wollten uns nicht arbeiten lassen oder die haben uns beleidigt. Ich kann es nicht verstehen die Rettungskräfte und die Feuerwehr sind selber nur Menschen die helfen und das ihr Job ist zu helfen. Die können nichts dafür wo die Leitstelle die hinschickt zu welchen Einsätzen. Aber ich selber möchte ja später zur Feuerwehr und ich finde es echt nicht nett ganz normale Menschen zu beleidigen oder irgendwie zu bedrohen.