Ist weltliche Musik wirklich gefährlich für Christen?

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Es gibt nicht "die" weltliche Musik. wie bei allem gibt es da gutes und schlechtes.

Einem Christen ist alles erlaubt. Es ist nur nicht alles gut für ihn.

Die Leute, die meinen, anderen vorschreiben zu können, was diese hören/sehen/mögen dürfen usw. sind meist selbst schon dermaßen von Dämonen und dem Teufel besessen (im psychiatrischen Sinne) daß es einfach nicht mehr lustig ist.

Du klärst am besten einfach im Gebet mit Gott selbst ob er das noch ok findet was Du so an Musik hörst. Es gibt da keine Pauschalregel für alle. Der eine hat ein schwaches Gewissen, der andere ein starkes. Selig ist, wer sich selbst nicht verurteilen muss bei dem, was er gut findet.

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Als Fachkraft für Musik sage ich Dir, dass das totaler Unsinn ist. Es ist fundamentalistischer Quatsch anzunehmen, dass Musik einen Menschen zu "Teufel und Dämonen", soweit man daran glauben möchte, hinführen würden. Aber es gibt in diesem Sinne zwei einschränkende Grauzonen, nämlich hinsichtlich der Aussagen eines Textes und hinsichtlich der psychologischen Klangwirkung von Musik:

Richtig ist, dass Musik, die mit Texten verbunden ist, religiöse oder auch weltliche Inhalte besitzt. Und von den Texten als begrifflich-konkrete Informationsträger können "Botschaften" ausgehen sowie eventuell(!) auch potenzielle Beeinflussungen, die, sofern man dafür offen ist, bewusst oder unbewusst auf jemanden wirken können - aber keinesfalls unbedingt müssen.

Auch kirchliche Musik wird Dich daher nicht "näher an Jesus" heran führen, bloß weil sie z.B. den Text "Kyrie eleison" vertont. Aber sie ist aus christlicher Perspektive inhaltlich, also aufgrund ihrer konkreten textlichen Bedeutung, natürlich ideologisch unbedenklich. Und sie ist als Musik stilistisch so komponiert, dass sie der Andacht und dem Ritus dient (siehe unten). Entsprechend fordern (meist fundamentalistische) Kirchenvertreter eine inhaltlich-moralische Konformität des mit Musik transportierten Textes mit ihren (katechetisch) religiösen Werten und dulden nur religiöse Textvertonungen. Das geht teilweise so weit, dass bei der Erstellung des neuen katholisch-liturgisch Kirchengesangsbuchs gar Forderungen aufgekommen sind, dass alle Komponisten(!) praktizierenden katholischen Glaubens sein mussten und ansonsten nur Ausnahmeregelungen geduldet wurden (etwa bei lutherischen Chorälen, die in der katholischen Liturgie omnipräsent sind, oder auch bei einzelnen Taize-Gesängen).

Die zweite Grauzone liegt in der nicht begrifflichen "therapeutischen" Ebene hinsichtlich des Stils und der Frage, wie die Musik selbst beschaffen ist: Musik kann aufgrund ihres Tempos, Rhythmus oder auch aufgrund der klanglichen Geschehnisse, aufgeheizt, abgehetzt oder aggressiv wirken. Sie kann aber auch ruhig, harmonisch und ausgewogen wirken. Diese Charakteristika haben oft einen direkten Einfluss auf die Stimmungslage eines Menschen (und umgekehrt: man wählt die Musik nach seiner Stimmung aus) und können dementsprechend die Gemüts- und Gefühlslage beeinflussen. Diese ist aber nicht begrifflich und damit auch nicht notwendig "ideologisch" im Sinne von konkreten Wertevorstellungen.

Es gibt auch (teils allerdings sehr fragliche) Studien, die einen mutmaßlich schädlichen Einfluss von stundenlangem Heavy Metal auf Tiere und Pflanzen nachweisen, es gibt zweifelhafte Studien über Kühe, die täglich 2 Std. Mozart vorgespielt bekommen, angeblich mehr Milch geben ("Mozart-Effekt" - leider gibt es keine Gegenversuche mit Haydn). Angeblich wachsen Pflanzen bei Bach und Ravi Shankar den Lautsprecherboxen entgegen, bei Heavy Metal aber wenden sie sich ab. Und es gab für US-Soldaten im aktiven Kriegseinsatz spezielle Musik (z.B. "Burn MF" oder "100 ways to hate", die ihre Hemmschwelle senken soll; hier sind neben eindeutigen Texten auch kognitive Wirkungen von Metrum und Rhythmus auf die Gehirnwellen zur Enthemmung gezeigt worden), so wie es auch spezielle Folter-Musik für Guantanamo-Häftlinge gibt. Auch bei Klassischer Musik hat man vor einigen Jahrzehnten festgestellt ("Karajan-Studie" - ebenfalls vielfach angezweifelt), dass bei Orchestermusikern, die gegen ihren Willen sehr viel zeitgenössische Musik spielen müssen, ein signifikant höherer Anteil von Alkoholismus vorkommt als bei anderen Musikern, die überwiegend Klassik und Romantik spielen.

Wenn Du selbst daran glaubst, dass Texte eine spezielle Wirkung auf Dich haben, wenn Du Dich mit den Inhalten der Stücke auseinandersetzt und Du die Texte selbst auch reproduzierst (z.B. durch Singen in der Badewanne), dann kann der Text über längere Zeiträume (also nicht bei nur ein paar Malen hören) unter Umständen möglicherweise auch eine indirekte Wirkung haben, insbesondere, wenn er klare Verhaltensweisen oder Vorstellungen transportiert. Bei kirchlicher Musik ist es genau so, bloß schenkst Du den Textinhalten eben aufgrund Deiner Religiosität pauschal Dein Vertrauen. Instrumentalmusik wäre aus dieser Perspektive in der Tendenz grundsätzlich eher unbedenklich. Wenn man absolut eine Grenze ziehen wollen würde, könnte man höchstens darauf achten, dass sie extremen Geräusche, Rhythmen oder gestörte Sinusschwingungen in großer Zahl (z.B. weißes Rauschen, Verzerrungen, im weiteren Sinn aber auch viele harte Dissonanzen und "Schockeffekte") enthält. Kurzum, mit Klassischer Musik, instrumentaler Folklore (von böhmischer Blasmusik über Sitarspiel, Shakuhachi, andiner Panflöte bis zu keltischer Harfe), Entspannungsmusik etc. kannst Du (im religiös-ideologischen Sinn) praktisch nichts "falsch" machen. Bei Rock/Pop etc. kannst Du für Dich eine vorsichtige Entscheidung treffen, falls Du das wollen würdest.

Aber keinesfalls wirst Du jemals zum "Satanisten", WEIL Du vielleicht Musik von Madonna oder Iron Maiden hörst. Auch machen Dich Reggae oder Techno niemals zwingend zum Drogenabhängigen, ebenso wie Rap Dich nicht zum Waffenbesitzer macht oder Death Metal zum gewaltbereiten Schläger. Und Du brauchst Dir über Deine persönlichen Moralvorstellungen auch niemals ernsthaft Sorgen machen aufgrund der bloßen Tatsache, dass Du vielleicht Songs von Jerry Lee Lewis oder Britney Spears gerne hörst. Insofern darfst Du einen vermeintlich "verderblichen" Effekt von Musik auch niemals überschätzen. Denn Musik entscheidet nicht über Deine Werte und Dein Handeln, sondern nur Du selbst. Musik "glaubt" auch nicht (weder an "Gott" noch an einen "Teufel"), und sie ist auch nicht sexuell aktiv. Es wäre daher, wie erwähnt, totaler Unsinn anzunehmen, dass Musik wirklich von sich aus und automatisch für Christen (oder religiöse Menschen) gefährlich wäre.


Pfefferprinz  13.09.2024, 17:38

Wow! Hier kennt sich jemand gründlich aus!

Schmarrn. Es kommt halt drauf an, wie gefestigt jemand ist. Das gilt nicht nur für gläubige Menschen. Damit will ich sagen, dass Musik und insbesondere Texte Menschen beeinflussen können - positiv wie negativ. Bei den einen neigen die einen zu Traurigkeit, Melancholie, Depression, den anderen macht das nichts aus Wieder andere haben eine positive Wirkung, führen zu Harmonie, Heiterkeit und Fröhlichkeit, aber eben nicht bei allen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Gläubiger Katholik

Tom Araya, der Frontmann von Slayer ist Katholik und distanziert sich von den Texten in Bezug auf seinen Glauben, die können ihm nichts anhaben.

Es kommt halt drauf an, ob man Musik eher als Handwerk oder als Kunst (mit Aussagekraft/Botschaft) versteht.

Es gibt aber egal wie man dazu steht wundervolle weltliche Musik, die textlich in ein christliches Weltbild passt.

Wo hört man das denn "immer wieder"?

Du kannst hören, was Du willst... da ist nichts verboten. Aber einfach mal auf Liedtexte und so achten... und wenn diese menschenverachtend sind oder straftaten verharmlosen oder zu welchen auffordern oder so, dann sollte man so Songs meiden.