Warum wirken Neurotransmitter unterschiedlich?
Hallo liebe GuteFrage-Community, ich habe eine Frage zu Neurotransmittern.
Neurotransmitter sind ja Botenstoffe, die an den Synapsen die Erregung von einer Nervenzelle auf weitere übertragen. Sie können hemmend oder auslösend sein. Aber warum gibt es so viele verschiedene Neurotransmitter, und nicht nur einen auslösenden und einen hemmenden Transmitter? Ich weiß, dass zum Beispiel Serotonin und Adrenalin ganz unterschiedliche Wirkungen haben, aber warum? Sie haben doch beide nur eine übertragende Funktion. Warum sind sie unterschiedlich, wenn sie doch die gleiche Funktion haben? Und woher "weiß" die Synapse, welche Neurotransmitter sie zur Übertragung der Erregung braucht?
Ich würde mich sehr über Antworten freuen. Ich bin echt am Verzweifeln, weil ich das einfach nicht verstehe und nirgendwo die Lösung finde.
Liebe Grüße und vielen Dank!
1 Antwort
Hi,
es war ein weiter Weg vom Einzeller zum vielzelligen Organismus. Unser Gehirn enthält vermutlich um ca. 90 Milliarden Nervenzellen. Das sind mehr als 10 mal so viel, als es Menschen auf der Erde gibt.
Daraus ergibt sich eine ungeheure Komplexität. Und die Erfordernis, dass Zellen miteinander kommunizieren und die Kommunikation auch sehr präzise klappen muss, wenn sie nicht direkt nebeneinander liegen. Dazu gibt es extrazelluläre Signalmoleküle, die diese Kommunikation übernehmen. Dazu zählen die Neurotransmitter.
Warum sind sie unterschiedlich, wenn sie doch die gleiche Funktion haben?
sie können ihre Funktion nur dort entfalten, wo ihre zugehörigen Rezeptoren vorhanden sind. Wenn Neuronen diese Art Rezeptoren nicht haben, sind sie für den Neurotransmitter auch nicht empfänglich und können seine Sprache nicht verstehen. Ein Neurotransmitter kann also nur dort eine Antwort hervorrufen, wo auch sein korrespondierender Rezeptor vorhanden ist.
Einige von diesen Signalstoffen mögen sicherlich einige hundert Millionen Jahre alt sein, aber die Evolution der Vielzeller hat sich nicht nur auf einen Stoff beschränkt. Sondern viele ins Spiel gebracht. Offenbar muss das vorteilhaft gewesen sein.
Wenn es nur eine Substanz gäbe, die excitatorisch wirken und eine, die inhibitorisch wirken würde, dann würde man alle excitatorischen oder inhibitorischen Neuronen zusammen ansprechen. Vielleicht hat es sich aus der Entwicklung oder als Notwendigkeit ergeben, dass Gruppen gebündelt angesprochen werden und jeweils selektiv solche Neuronenverbände und Schaltkreise, die in einem Funktionszusammenhang stehen.
Wenn man sich deine beiden Substanzen anschaut, dann wirken sie ja in ganz unterschiedliche Funktionskreise hinein:
Serotonin z.B. ist ein komplex wirkender Neurotransmitter, er wirkt auf Körpertemperatur, Appetit, Angst, Depression, Stimmung, Emotionen, Schlaf, Weite der Blutgefäße.
Adrenalin: Herzfrequenz, Gefäßverengung, Blutdrucksteigerung, Blutzuckeranstieg.
Hier wird ja schon deutlich, dass man mit Adrenalin einen ganz anderen Funktionskreis anspricht, als mit Serotonin, nämlich den Köper auf vorübergehend maximale Leistung bringen, auf Angriff oder Flucht vorzubereiten, Stichwort fight-or-flight-reaction. Mit verschiedenen Transmittern kann man also verschiedene Funktionskreise ansprechen, die ihren eigenen Signalstoff verwenden.
"Norepinephrine" = Noradrenalin
woher "weiß" die Synapse, welche Neurotransmitter sie zur Übertragung der Erregung braucht?
Die Synapse entlässt die Neurotransmitter aus kleinen Speichervesikeln oder synaptischen Bläschen, indem sie die Bläschen durch Exozytose zur Ausschüttung ihres Inhaltes veranlasst. Da ist der Transmitter, je nach Synapsentyp, schon drin gespeichert. LG

Vielen, vielen Dank! Ich hätte niemals damit gerechnet, so eine gute und ausführliche Antwort zu bekommen! Sie haben mir echt total weitergeholfen. Liebe Grüße und haben Sie noch einen schönen Tag!