Warum wird man oft als queer abgestempelt, wenn man einen anderen Kleidungsstil hat?

SchopinHauer  01.10.2024, 18:05

Bist du das auf dem Bild? das sieht eher klassisch, traditionell aus, also konservativ...

jxstJulia 
Beitragsersteller
 01.10.2024, 18:07

Ja das bin ich.

Ich finde es einfach schön so, ordne mich politisch aber trotzdem (tendenziell) eher links ein.

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Julia,

ich kenne das Thema aus einer anderen Richtung, weil ich früher Mitglied einer Emo-/Gothic-/Manga-Clique war und es viele ganz dumme und unmögliche Vorurteile und Klischees über uns gab - auch wenn ich eher "grungemäßig" angezogen war, war es halt anders als Mainstream & deswegen gab es hier und da Kommentare oder man merkte, dass andere Probleme mit einem hatten weil man anders gekleidet war. Die Leute dachten, wir würden nachts auf Friedhöfen rumhocken, weil wir dunkel angezogen waren und nicht immer nur über jeden Quatsch gegrinst haben und so ... das war nur die Spitze des Eisbergs.

Ich denke, dass viele einfach zu oberflächlich sind und zu unreif, um andere Menschen zu "kapieren" bzw. nicht tolerant genug sind, um zu wissen, dass es auch andere Geschmäcker gibt als den eigenen & die gleich viel wert sind wie der eigenen Geschmack - klar kann das weh tun und es ist nicht schön, aber man sollte es einfach so stehen lassen und seinen Weg weiterhin gehen, egal was andere sagen ... da sollte man sich ruhig "YOLO" denken, denn wir alle leben nur einmal & sollten uns so geben und auch kleiden, wie wir es wollen und nicht wie es andere von uns wollen könnten.

Wenn dir dein "Style" (das was ich auf dem Foto sehe sieht stilvoll aus mit der Bluse und dem Pullunder) super gefällt und du dich in den Outfits wohlfühlst, ist es doch okay & ist alles klar :-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

jxstJulia 
Beitragsersteller
 01.10.2024, 18:09

Danke für deine Antwort:3

Ich persönlich bin auch in so einer "Clique" (tendenz eher Punk rock)

Und ja, das auf dem Bild bin ich, ich fühle mich so wohl und würde es auch nicht ändern ^^

rotesand  01.10.2024, 18:10
@jxstJulia

Gerne :-)

Sieht doch super aus, ich finde es geschmackvoll & farblich scheint es auch zu passen - und andere haben doch ganz ehrlich nicht mal das "Recht" bzw. die "Befugnis", sich in deinen Geschmack einzumischen^^ du lässt sie ja auch ihre Klamotten anziehen :-)

Garnet72  01.10.2024, 18:29
@rotesand

Ja, allerdings gerieren sich leider einige unserer Mitmenschen als Fashion-Polizei, die sich im Auftrag der "Ästhetik" befugt fühlen, "Klamottenknöllchen" zu verteilen. Nicht zu vergessen die Hobbyanalytiker, die von der Outfitwahl sofort treffende Rückschlüsse auf sexuelle Orientierung oder Lebensstil ziehen 😉...

rotesand  01.10.2024, 18:34
@Garnet72

Ich habe das immer wieder erlebt ... und fand es ziemlich nervig, das gebe ich zu - vor allem fand ich es ungerecht und dachte mir immer ... wie wäre es für die, wenn jemand ihre Outfits bemängeln & an ihnen rummotzen oder sie ins Lächerliche ziehen wollen würde? Wahrscheinlich hätten sie dann tief betroffen reagiert, wie es jemand nur wagen könne sie zu kritisieren.

Ich habe mich aber schon damals umso mehr über Trittbrettfahrer aufgeregt, die sich eine schwarze Jeans und ein schwarzes T-Shirt über einem geringelten Langarmshirt und Vans angezogen haben und meinten, sie seien dadurch allein ein Emo. Da gehört viel mehr dazu, vor allem im Herzen und in der inneren Einstellung, das ist eminent mehr als Outfits, Styling und Musik :-/

Garnet72  01.10.2024, 18:44
@rotesand

Da bin ich ganz bei dir, derartig unerwünschte "Modekritik" kann sehr verletzend sein, gerade, wenn man sich in der Pubertät noch selbst ausprobieren möchte, ohne in eine Schublade gesteckt zu werden.

Vermutlich ist derartiges Verhalten wieder auf den "Herdentrieb" zurückzuführen, der in diesem Kontext darauf hinausläuft, alle, die nicht im modischen Chor blöken, als schwarze Schafe auszusortieren: stärkt die eigene Gruppenzugehörigkeit und letztlich das eigene Ego.

Und klar, wenn man sich einer Gruppe zugehörig fühlt, die u.a. mittels Klamotten und Musik ihren Lebensstil ausdrückt, dann lösen modische Trittbrettfahrer natürlich keine Begeisterung aus.

rotesand  01.10.2024, 19:06
@Garnet72

Und in der Pubertät ist so was am schlimmsten, weil viele da noch nicht gefestigt sind. Die machen zwar oft auf cool und stark und reif - aber das sind sie erst, wenn sie es nciht mehr versuchen müssen bzw. nicht mehr extra betonen müssen "reif" zu sein.

Ich war relativ selbstbewusst bzw. charakterstark, an mir prallte so was ab - ich fand es mehr nervig, ungerecht, unfair und "unkollegial", aber ich weiß, dass es auch in der Clique einigen zugesetzt hat. Mich ließen viele auch deswegen in Ruhe, weil ich größer und stärker war und weil sie mich "brauchten" -----> ich wurde von den Lehrern geachtet und musste immer "verhandeln" und war in der SMV. Das war vllt. mein Glück!

Vermutlich ist derartiges Verhalten wieder auf den "Herdentrieb" zurückzuführen, der in diesem Kontext darauf hinausläuft, alle, die nicht im modischen Chor blöken, als schwarze Schafe auszusortieren: stärkt die eigene Gruppenzugehörigkeit und letztlich das eigene Ego.

Ich sage es mal so - wer damals auf anderen rumgehackt bzw. ihren Mode- oder Musikgeschmack verunglimpft hat, war meist so ein "Mainstreamer", der sich voll cool fühlte, es aber eigentlich nicht war. Wenn man allein mit denen zu tun hatte, waren die so verkehrt nicht und war es ihnen mutmaßlich egal ob ihr Gegenüber emomäßig oder im Jogging oder meinetwegen mit Anzug und Sakko rumlief um mal alle "Extreme" abzudecken, aber in der Gruppe waren sie unerträglich.

Ich muss aber auch sagen -----> so Mitte der neunten Klasse waren auch diese Unruhestifter aus dem Gröbsten raus und hatten andere Probleme als die Outfits anderer bis auf ganz hartgesottene Fälle, die wahrscheinlich schon als Intriganten auf die Welt gekommen sind & immer was zu schimpfen haben.

Ein prägendes Stylingvorbild von mir war übrigens eine junge coole Lehrerin, die auch ein bisschen in der Kritik stand ... viele fanden sie super, auch als Pädagogin, weil sie einfach nett und kompetent war - aber gerade die Mädels aus meiner Klasse haben ihre Outfits scharf kritisiert oder Witze über die Frau gemacht.

Und klar, wenn man sich einer Gruppe zugehörig fühlt, die u.a. mittels Klamotten und Musik ihren Lebensstil ausdrückt, dann lösen modische Trittbrettfahrer natürlich keine Begeisterung aus.

Ja, das war schon grenzwertig - ich habe es zwar nicht verurteilt, aber auch nicht gern gesehen weil ich wusste, was die Subkultur im Herzen ausmacht und dass da mehr dazu gehört wie ein bestimmtes Outfit anzuziehen und Verhaltensweisen zu "kopieren" oder halbherzig bestimmte Musik (die wir tief im Inneren fühlten, weil sie uns so berührt hat) zu hören um zu sagen "man ist dabei" und dass es viel tiefer geht. Es gab an der Berufsschule dann sogar jemanden, der sehr unverhohlen versucht hat meinen "Style" zu kopieren auf eine Art, die so "ungelenk" war, dass es mir peinlich war^^ andererseits sagte meine Freundin damals zu mir, dass ich es lieber mal als Kompliment werten soll, damit hatte sie wohl Recht :-)

Garnet72  01.10.2024, 19:24
@rotesand

Vielen Dank für das Teilen deiner Jugenderfahrungen, mit denen sich - selbst wenn sie schon einige Jährchen zurück liegen mögen - sicherlich so einige pubertätsgeplagte und von ihren Peers genervte "Mitleser" identifizieren können: ich konnte mich in deinen Schilderungen ebenfalls ein Stück weit wiederfinden, obschon vermutlich ein Stück älter als du.

Und deine Freundin hatte mit ihrer Einschätzung sicherlich recht, dass du, ebenso wie deine coole Lehrerin für dich, eine prägende Styling-Inspiration für den "ungelenken Nachahmer" warst, im Sinne von "gut geklaut ist besser als schlecht erfunden", auch auf die Gefahr hin, das Original nie auch nur ansatzweise zu erreichen.

By the way, weißt du etwas über den Verbleib unseres (wie ich vermute) gemeinsamen Freundes vanOoijen, dessen Profil seit gestern inaktiv ist?

rotesand  01.10.2024, 19:43
@Garnet72
Und deine Freundin hatte mit ihrer Einschätzung sicherlich recht, dass du, ebenso wie deine coole Lehrerin für dich, eine prägende Styling-Inspiration für den "ungelenken Nachahmer" warst, im Sinne von "gut geklaut ist besser als schlecht erfunden", auch auf die Gefahr hin, das Original nie auch nur ansatzweise zu erreichen.

Heute sehe ich das auch so - ziemlich genau 20 Jahre später :-)

Von wem wirst du als queer, oder bi abgestempelt?

wenn du kurzhaarig wärst, bunte Haare hättest und die klassische weibliche Ästhetik nicht bedienst, die Männer kirre macht, dann ist das nicht ein Wahrnehmungsproblem, sondern das ist dann von Lesben gewollt bzw ist eine natürlich Folge davon.

Wenn du sehr exzentrisch dich kleidest, könnte das die Folge sein, aber kommt dann immernoch auf den Einzelfall an.

Ansonsten ist darauf nicht viel zu hören/zu geben.


jxstJulia 
Beitragsersteller
 01.10.2024, 18:12

Na ja es sind bekannte z.b. aus dem Verein die fragen, ich kleide mich grundsätzlich gerne so aber sofort kommen fragen wie "Warum trägst du das und das" "Bist du eigentlich bi?"

Es stört mich grundsätzlich auch nicht, ich wollte nur wissen weshalb es so ist :)

Danke für die Antwort

SchopinHauer  01.10.2024, 18:15
@jxstJulia

Merkwürdig.. Gerade weil ich das als eher altmodisch nennen würde, wie das in England getragen wurde z.B

Solange du jetzt nichts übermäßig buntes trägst, sind diese Fragen oder Bemerkungen iwie Fehl am Platz und kann dir da nicht weiterhelfen, außer dass ich dir ein Kompliment für deinen Geschmack geben!

"Queer" bedeutet so viel wie verdreht/sonderbar. Wenn jemand also einen Kleidungsstil sonderbar findet, ergibt das Wort in dem Zusammenhang durchaus Sinn, auch wenn es natürlich nicht sehr nett ist

Ich frage mich eher, weshalb man Menschen aufgrund ihrer Sexualität als "queer" abstempelt. Ich bin schwul und finde das weder sonderbar noch verdreht


jxstJulia 
Beitragsersteller
 05.10.2024, 19:25

verzeih, ich hab den Begriff in der Schule als "anderssexuell" gelernt.
Habe bereits eine änderung beantragt aber gutefrage nimmt das irgendwie nicht xD

Jnnsznxx  13.10.2024, 23:26
@jxstJulia

Danke, dass du versucht hast, die Formulierung abzuändern :)

warum man aufgrund von Kleidung oder Auftreten sofort in eine bestimmte Schublade gesteckt wird.

Weil die meisten Menschen halt in Schubladen denken. Auch diejenigen, die behaupten es nicht zutun. Schubladendenken ist Teil unserer Natur und unseres Orientierungssinnes. Geht oft natürlich auch zu weit oder in die falsche Richtung. Aber so ist das halt.


jxstJulia 
Beitragsersteller
 01.10.2024, 18:11

Danke für die Antwort.

Ich stimme dir zu :)

Naja, weil leider immernoch viele Menschen in dieser Gesellschaft ein viel zu ausgeprägtes Schubladendenken haben

Gerade was die genderkonformität angeht fällt es vielen Menschen schwer da von ihren Vorurteilen abzurücken

Wobei ich einmal anmerken will:

Queer hat weniger mit der Sexualität zu tun, als viel mehr damit, dass man genderkonformität ablehnt. Das kann sich natürlich auf die Sexualprâferenz beziehen, aber auch auf die Geschlechtsidentität oder auch nur um die einfach Kleidungswahl:)

Daher können tatsächlich auch cis/hetero Menschen queer sein


jxstJulia 
Beitragsersteller
 01.10.2024, 18:10

Oh entschuldigung... das wusste ich tatsächlich nicht. Ich habe damals gelernt es bedeutet "nicht hetero/cis"

Ich werde gleich mal eine änderung anfragen 🥲 Dankööö

Handyfrage234  01.10.2024, 18:17
@jxstJulia

Ach alles gut, das war auch nicht böse gemeint, sondern nur so zur Info xD

Denke auch nicht dass es zwingend nötig ist das jetzt zu ändern. Da steht ja absolut nichts negatives:)

Meist wird es sich bei queeren Menschen auch um nicht-cis/hetero handeln, weil beides ja dann eben an sich schon nicht konservativ Genderkonformitiv ist :D

Liegt dann ja einfach nahe genderkonformität an sich nicht so wichtig zu sehen xD

Aber wenn zB eine hetero/cis Person zB auch Kleidung des traditionell gegenseitigen Geschlechts trägt (zb crossdresser) ist das ja auch nicht genderkonform :)