Ich habe starke psychische Beschwerden (kein Zeitgefühl, Derealisation, Gedächtnisprobleme, ...). Was habe ich und was kann ich dagegen tun?
Hallo Leute,
ich habe folgende Probleme: Während des Lockdowns bin ich in eine depressive Phase gerutscht, es ging mir einfach psychisch gar nicht gut (lustlos, müde, antriebslos, appetitlos, gedrückte Stimmung). Eine Ursache dafür könnte sein, dass ich mich stark mit meiner Sexualität beschäftigt habe, denn ich habe einen sehr komischen Fetisch: ich stehe auf Füße von Jugendlichen (die etwa 12-19 alt sind, vor allem auf die von Jungs). Aber irgendwie fühlt sich das für mich nicht richtig an... Ich würde übrigens NIE einem Kind/Jugendlichen etwas antun, damit ich sexuelle Befriedigung erfahre! Außerdem kommt noch dazu, dass ich mir weder Sex mit einem Mädchen, noch mit einem Jungen vorstellen kann, eine Partnerin (und später auch Kinder) hätte ich aber schon irgendwann gern. Also kurz gesagt passt die Beschreibung „asexuell und komischer Fetisch“ ganz gut zu mir. Mittlerweile hat sich meine Stimmung wieder verbessert, jedoch habe ich jetzt (ca. seit 2 Monaten) andere Beschwerden: Ich bin unkonzentriert, fühle mich sehr oft geistig abwesend, kann mir Dinge schlechter merken, brauche sehr lang um mich an Dinge zu erinnern (also die Erinnerungen sind da, aber ich brauche viel länger als gewöhnlich, um sie abzurufen), ich verlege manchmal Gegenstände, meine Umwelt fühlt sich sehr oft unwirklich an (Derealisation) und mein Zeitgefühl ist verloren gegangen (zum Beispiel fühlen sich Dinge, die ich gestern gemacht habe an, als wären sie schon ewig her oder ich überlege, ob ein Ereignis vorgestern oder doch letzte Woche war... Ich weiß zwar oft ungefähr, wann ein Ereignis war, es fühlt sich aber weiter entfernt an.). Zudem habe ich auch seit 2 Monaten keine Morgenerektion mehr und manchmal zittern meine Hände. Ich finde diesen Zustand sehr beängstigend, denn ich habe so etwas noch nie erlebt... Ich konnte mir immer perfekt Sachen merken oder die Zeit ganz ok einschätzen, aber diese Fähigkeiten sind wie weggeblasen... Ich habe Angst, verrückt zu werden...
Ich war deshalb auch schon bei meiner Hausärztin und sie sagte, das stelle sich schon alles wieder ein, wenn die Schule wieder losgeht und ich in meinen gewohnten Rhythmus zurück komme. Meine Blut- und Schilddrüsenwerte sind auch in Ordnung.
Ich schiebe aktuell ordentlich Panik, weil ich morgen (31.8.) die 11. Klasse und damit das Abi beginne und ich mich geistig einfach nicht fit genug dafür fühle.
Ich hoffe ihr könnt mir helfen oder wenigstens eine Idee geben, was ich haben könnte und wie sich mein Zustand wieder normalisiert. Wie gesagt, ich weiß nicht was der Auslöser dafür ist, evtl. die Depressive Phase mit dem inneren Konflikt über meine sexuelle Orientierung? Ich weiß nicht ob das was damit zu tun haben könnte, aber ich habe das Gefühl, beim einschlafen schlechter Luft zu bekommen... Vielleicht fehlt mir Sauerstoff? Ich habe keine Ahnung, ob diese Information etwas damit zu tun hat, aber ich suche halt krampfhaft nach der Ursache für meine Beschwerden und wie ich diese wieder loswerde.
LG
6 Antworten
Hallo "KeinPlan",
dies sind das alles Symptome, die von "Stress" ausgelöst werden.
Stress gibt es in 2 Formen:
1. die klassische Überforderung
2. eine enorme Unterforderung
Stress zeichnet sich durch 3 Reaktionen aus: Flucht, Kampf, Erstarrung.
:. Flucht ist hierbei "sich nicht fokussieren können" (ganz viele Dinge gleichzeitig machen [müssen] )
:. Kampf wäre eine Form von Aggression (die offenbar nicht vorkommt
:. Erstarrung sind dissoziative Zustände (also auch Derealisation)
Fehlende Konzentration kann herrühren entweder
:. weil ganz viel auf einmal getan wird (Fluchtreaktion) oder
:. weil die "Erstarrung" 'lähmend' wirkt...... oder
:. wenn nur noch im Kopf "Kampf" (Aggression) vorhanden ist.
Auch hast Du geschrieben, dass Du Dich sehr viel mit Deiner Sexualität auseinandergesetzt hast - auch schwierige Themen, wie "Pädophilie" (was im Grunde keine ist, da Du selbst noch unter 18 Jahre wahrscheinlich bist - somit in der Sebstfindungsphase)..... hier aber vielleicht überlegen, ob Du diese Neigungen bereits vor der Pandemie an Dir entdeckt hast. Oft stecken nämlich auch eigene Traumatisierungen und fehlende "Entwicklungsschritte" dahinter, die es aufzuarbeiten gilt, bevor es sich manifestiert. Wenn diese Neigungen zuvor kein Thema gewesen sind, dann sieh es als "Phase" an - was zu den "Fluchtimpulsen" gezählt werden kann (Handlungsfähig sein, bei einem Thema, das sowieso beschäftigt)....
Schlussfolgerung:
Die Schule kann also tatsächlich wieder "Berechenbarkeit" ins Leben bringen und mit der Berechenbarkeit die Stresssymptome lindern. Wobei leider die Symptome nicht auf einmal aufhören werden, weil etwas an Unberechenbarkeit wird bleiben.
Für den "Übergang" kann vielleicht tatsächlich eine Therapie - oder Beratungsstelle helfen.
Vor allem aber auch eigene Interessen und Hobbys. Sodass Du Dein Leben nicht komplett von Schule, später Arbeit,... abhängig machst. Finde Dich selbst: was bereitet Dir Freude? Welche Themen erfüllen Dich mit Energie, Leben und Leidenschaft? Wonach strebst Du im Leben? ....
Ich glaube schon,dass du dich auf dem Weg in eine D befindest bzw. schon drin bist (das passiert ja schleichend)
Es könnte wirklich so sein, dass dich die Schule und der Schulalltag wieder auf die richtige Bahn lenkt...der erste Tag ist natürlich immer schlimm und das Kopfkino rattern vorher schon. Probier es und schau wie du dich fühlst
Du hast zuviel Zeit für "dumme Gedanken" und du schmorst quasi im eigenen Saft , was dich natürlich immer weiter von der Realität entfernt.
Deine düstere Gedankenwelt wird zur Normalität und dein Selbstwertgefühl sinkt immer weiter...
Ich kenne aus meinen Depressionszeiten noch Depersonalisierung/Derealisierung sehr gut. Beides ist durch Isolation, alleine mit meinen Gedanken erst entstanden...
Ich würde erstmal, um den Teufelskreis zu durchbrechen und einen klareren Kopf zu bekommen, mit Sport anfangen (z.B.90min gehen).
Das hat einen unglaublich positiven Effekt auf die Psyche .(Selbstwertgefühl,Ängste,Depris etc.) und hat mir damals sehr geholfen...
Du mußt mit deiner Mutter ja nicht über dein Sexproblem reden...sondern allgemein...notfalls geh zu einem Therapeuten...
Mache dir erstmal klar, dass du NICHT verückt wirst, und auch nicht psychisch krank in dem Sinne. Dies beweist alleine schon die Tatsache, dass du dir deinem „Problem” durchaus bewusst bist und deine realitätswahrnehmung ja intakt zu sein scheint (anders als bei zb Psychosen). Suche dir eine Therapie die sich im Feld der dissoziativen Ich-Störungen gut auskennt und versuche deine Situation einfach zu akzeptieren. Bei einer chronischen Derealisation gibt es bisher keine wirklich wirksamen Medikamente, lass daher bitte zuerst abklären ob es eine Begleiterscheinung einer anderen Krankheit ist. Es gibt auch Selbsthilfe-Literatur zum Thema Derealisation, leicht auffindbar im Internet. Lg und Viel Erfolg!
Hi,
vorab ich rede als psychisch Kranker, ich kann dich im Ansatz ein bisschen verstehen :)
Du beschreibst im Prinzip drei Dinge. Zum einem Erschöpfungssymptome (konzentrationsschwäche, Schwierigkeiten klare Gedanken zu fassen). Das sind typische Anzeichen einer depressiven Phase . Man geht davon aus, dass das Gehirn durch das Grübeln (typisch für depressive) so viel Energie verbraucht, dass es einige Dinge nicht mehr so effizient machen kann. Das ist normal und sehr gut behandelbar.
Zweitens sind das dissoziative Syndrome. Also das Gefühl das nichts real ist und so. Das ist selbst keine Krankheit sondern Syndrome vielleicht von sehr viel Stress oder Depressionen oder PTSD. Das ist also auch normal und behandelbar, nimm es also bitte nur als Syndrom war. Mit dir ist nichts grundlegendes falsch :)
drittens scheinen dich deine sexuellen Gefühle sehr zu belasten. Einen Fetisch zu haben ist nichts für was man sich schämen muss. Du solltest darüber nachdenken wie du dem verantwortungsvoll und positiv nachgehen kannst. Ich glaube dir dass du niemals jemanden etwas antun würdest.
mein letzter Punkt ist der konkrete Rat: Männer werden bei psychischen Problemen gerne nicht diagnostiziert. Das ist schlimm und falsch. Was du beschreibst ist ein psychischer Leidensdruck und du beschreibst konkrete psychische Syndrome. Die sind behandlungsbedürftig, selbst wenn es nur um die Prävention einer Krankheit geht. Such dir eine neue Hausärzt*in und versuche eine Psychotherapeut*in zu finden. Wenn es sehr dringen wird, kannst du dich immer an eine psychiatrische Institutsambulanz in deiner Umgebung wenden.
alles gute und liebe Grüße
Uff ich hab da ne ziemlich radikale Meinung, nämlich dass das deine Mutter jetzt nicht wirklich was angeht. Ich finde die Beschreibung deiner ersten Symptome sollten ausreichen. Zudem bist du schon 16. Deine Mutter sollte in dein Urteil über deine Gesundheit schon genügend vertrauen haben und dich unterstützen auch wenn sie nicht genau weis was abgeht :)
letztendlich sind Therapeut*innen ja genau dafür gemacht. Du kannst mit ihnen über alles reden weil sie eben in deinem Alltag keine Rolle spielen. Dass du nicht mit deiner Mum darüber reden möchtest ist nur ein Zeichen einer guten Eltern-Kind Beziehung ^.^
wenn du für dich alles herausgefunden hast und dir sicher bist kannst du natürlich auch deiner Mutter davon erzählen aber mach das erstmal mit dir (und der professionellen Hilfe) aus
Der Konflikt über deine sexuelle Orientierung scheint ein großes Thema zu sein. Warum gehst du damit nicht in Therapie?
Vielen Dank für deine Antwort und dafür, dass du dir so viel Zeit genommen hast! Da du ja angegeben hast, dass du aus eigener Erfahrung schreibst, wollte ich dich fragen, wie ich meine Situation meiner Mutter (alleinerziehend) am Besten beibringen kann. Es ist mir nämlich ziemlich unangenehm, im echten Leben über meine Probleme mit meiner Sexualität zu sprechen (mit einem Therapeuten wäre ich hingegen natürlich kooperativ 😉). Im Grunde habe ich ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter, aber wie gesagt, bei diesem Thema bin ich unsicher. Sie muss es ja erfahren, da die nächste Anlaufstelle mehr als eine halbe Stunde Autofahrt entfernt von mir liegt (Dorfleben halt 😂😅) und ich mit 16 Jahren nicht mobil genug bin, um allein dahin zu kommen.