Wie findet ihr den Hochstapler Gert Postel?

Das Ergebnis basiert auf 20 Abstimmungen

schrecklich 50%
top, finde ich sehr faszinierend 40%
geht so wa 10%

9 Antworten

Es gibt viele Fälle, in denen Betrüger mit gefälschten Zeugnissen als Ärzte gearbeitet haben. Daher nehme ich dieser Geschichte gerne im vorhinein den Zauber.

Ich halte von Postel nicht mehr als ich eben anderen mehr, oder weniger durchschnittlichen Menschen zuspreche, jedenfalls hinsichtlich seiner geistigen Fähigkeiten.

Er ist im Umgang schwierig. Nicht weil er ein so hochkomplexes Wesen ist, sondern weil er eben im Wahrheit einfach ein relativ trauriger, in Wahrheit asozialer Mensch ist.

top, finde ich sehr faszinierend

Auf gewisse Art und Weise ist es faszinierend, wie jemand das System austrickst und regelrecht vorführt und wie einfach das offensichtlich geht - der Fall Gert Postel wirft auch ein schlechtes Licht auf das Gesundheitswesen, dass es gerade offenbar möglich ist, sich da rein zu mogeln. Ich kann mich an diese Szenarien erinnern und fand ihn so unsympathisch offen gesagt nicht.

https://www.youtube.com/watch?v=NlZdvdmntlc

Offenbar muss seine Arbeit sehr zufriedenstellend gewesen sein, was ein schlechtes Licht auf die deutsche Titelkultur wirft - und es scheint niemand ernsthaft zu Schaden gekommen zu sein außer dem System, das komplett ad absurdum geführt, lächerlich gemacht und in seiner Eitelkeit getroffen worden ist.

top, finde ich sehr faszinierend

Muss man erstmal hinkriegen

top, finde ich sehr faszinierend

Wer weiss, wie viele unentdeckt bleiben. Rausgekommen ist's nur, weil er sich auf eine höhere Stelle beworben hat.

geht so wa

Ich finde ihn als Mensch in gewisser Weise unsympathisch. Mir fehlt es bei ihm an Selbstreflexion, die ich weder in seinem Buch, noch in Interviews sehe.

Ich nehme ihm die Motivation, sich aufgrund des Suizids seiner depressiven Mutter, die von einem Psychiater (aus Postels Sicht) falsch medikamentiert wurde, über die Psychiatrie lustig gemacht haben zu wollen, nicht ab.

Meiner Meinung nach war die Motivation zu diesem Betrug weder eine Systemkritik, noch eine Art Rache an der Psychiatrie, sondern eher ein Ausdruck eines überbordenen Egos.

Aber das ist nur meine persönliche Sichtweise.


coconutzzz 
Beitragsersteller
 27.06.2024, 12:27

Habe mich auch mit dem Fall beschäftigt und würde dir im Großen und Ganzen beipflichten. Ist schwer das als Außenstehender zu beurteilen, aber seine Mutter stand ihm wohl sehr nahe - im Gegensatz zu seinem Vater. Dennoch denke ich nicht, dass ihr Tod der hauptausschlaggebende Punkt war. Sicherlich aber auch ein Faktor, schließt sich ja nicht aus. Alte Weggefährten in seiner Zeit als Postbote sollen allerdings schon damals ein großes Geltungsbedürfnis in Postel wahrgenommen haben. Recht früh soll er gezielt Akademikerspots aufgesucht haben und fasziniert von deren gesellschaftlichem Ansehen gewesen sein. Insbesondere Versuche sich schon in jungen Jahren mit Juristen zu assoziieren, sind gut dokumentiert. Wie im Wahn begab er sich immer wieder in neue Rollen. Ich glaube auch, dass das mehr mit einer Persönlichkeitsstörung zusammenhing. Ein Mensch, der sich in seiner Haut nicht wohlgefühlt hat und pathologisch zur Fantasterei und Größenwahn neigte.

Finde seinen Fall und ihn als Menschen dennoch sehr faszinierend. Ein richtiges Kuriosum. Unsympathisch kann ich nachvollziehen. Fand einige seiner Ansichten jedoch auch sehr interessant und out-of-the-box. Das macht ihn dann doch wieder irgendwo sympathisch für mich - wenn man über das narzisstische Auftreten hinwegsehen kann.

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Ginkgo926  27.06.2024, 12:31
@coconutzzz

Faszinierend ist solch eine Persönlichkeitsstruktur allemal. Deshalb habe ich ja auch sein Buch gelesen. Interessant ist auch, wie Täuschung selbst in akademisch strukturierten Systemen funktionieren kann.

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