Haben die Amerikaner eigentlich auch Drehstrom?!
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Ja, aber auch gleichzeitig nicht.
Die Kraftwerke und die Stromtrassen arbeiten da genau wie bei uns mit Drehstrom. Auch Fabriken bekommen in der Regel Drehstrom - genau wie bei uns.
Aber bei Wohngebäuden und leichten Kommerziellen gebieten (Geschäfte) sieht das dann wieder anders aus. Hier bekommt jeder "Block" nur eine Phase angeschlossen.
Die Phase landet dann im Mittelspannungswerk auf einem Transformator der dann zwei mal 11kV erzeugt mit 180° Phasenverschiebung. Hier hat man dann 22kV "heiß gegen heiß", aber nur 11kV gegen Erde. Das wird dann meistens oberirdisch durch den Häuserblock geführt.
Die Amis meinen, dass unterirdische Kabel wie sie Hierzulande üblich sind genau so oft kaputt gehen aber schwieriger zu reparieren sind. Also lieber oberirdisch.
So ungefähr vor jedem dritten Haus hängt dann ein Transformator am Strommast der die 2×11kV dann in 2×115V umwandelt. Auch hier wieder 230V "heiß gegen heiß", aber nur 115V gegen Erde.
Im Haus haben die dann schon sehr lange ein tolles Standardsystem. Im Sicherungskasten befinden sich zwei Stromschienen auf die die Sicherungsautomaten aufgesteckt werden. Die nehmen dann von oben nach unten abwechselnd die Phasen auf. Licht und normale Steckdosen sind dann an einer Sicherung angeschlossen und bekommen so die Haushaltsüblichen 115V. Starke Geräte wie E-herd, E-Boiler, Spülmaschine und starke Trockner bekommen dann den Strom von zwei benachbarten Sicherungen und werden so mit 230V versorgt.
Als Tim Taylor in "Hör mal wer da hämmert" auf dem wild gewordenen Trockner sitzt und seine Frau bittet den blitzenden Stecker raus zu ziehen und sagt "Keine Angst, sind nur 230 Volt!", ist das keine Übersetzung auf EU Strom sondern der meint tatsächlich den "Ami Starkstrom", also wirklich 230V.
Auch ist es in den USA beliebt starke 230V Glühbirnen und Halogenstrahler zu verwenden. Die können dann leicht zwischen 115V und 230V umgeschaltet werden.
Edit:
Die Diskussion haben die immer wieder. Und dann kommen die immer wieder auf die Absurde Idee, dass oberirdisch billiger und besser ist da leichter zu reparieren.
Ich habe Videos vom letzten Sturm gesehen wo die 11kV auf den Neutralleiter drauf sind und dann alles im Haus getoastet haben. Da hatten alle Lichtschalter und Steckdosen Schmauchspuren, überall geplatzte Lampen und Teile von Elektrogeräten die quer durch den Raum geflogen sind. Wenn man sich da vorstellt dabei die Masse seines PCs zu berühren oder irgendein Elektrogerät in der Hand zu haben....
P.P.S.:
Ich habe ein Video dazu eingefügt wo Jemand den USA Strom im Haushalt schön erklärt und zeigt wie das da gemacht wird.
P.S.:
Die Zahlen nicht zu genau nehmen, die haben irgendwann mal von 115V auf 120V erhöht. So wie wir früher mal 220V bzw. 380V hatten.
Richtig interessant wird es in kleineren Fabriken. Die bekommen da 200V Drehstrom. Die meisten größeren (aber nicht zu großen) Industrie Maschinen arbeiten mit 200V Drehstrom, hierzulande dann mit vorgeschaltetem Trafo. In den USA ist dann die ganze Fabrikhalle auf 200V Drehstrom. Denn dann hat eine Phase etwa 115V gegen Erde und das kann dann für Licht und Steckdosen verwendet werden. Hier kann man dann aber keine normalen E-Herde und andere normale Großverbraucher anschließen.
Die großen Maschinen arbeiten dann mit 480V, das sind dann 277V Einphasig und dafür gibt es dann 277V Leuchtmittel für die Hallenbeleuchtung. Alles andere muss dann per vorgeschalteten Trafo betrieben werden, falls die Fabrik nicht extra einen eigenen großen Trafo und damit ein zweites Netz hat.
Aber vorallem in Gewerbe.
Zuhause benutzen sie 240v wenn sie mehr saft brauchen für ein Gerät, denn die Häuser haben sowohl 120 als auch 240 volt dort.
Denn, Wohnhäuser haben in der regel zwei 120v Phasen, die um 180 grad Phasenverschoben sind, und einen Neutralleiter. Wenn man die Geräte also von einer der Phasen zum Neutralleiter verbindet hat man 120v, aber wenn man beide Phasen miteinander verbindet hat man 240v. Man kann also dort problemlos Öfen, EV Ladegeräte usw. Auch mit 240v betreiben. Bloß sind Steckdosen in der Regel 120v.
Hier in Deutschland haben wir drei 230v Phasen die um 120° Phasenverschoben sind.
Das Stromnetz unterscheidet sich stark in jedem Land, selbst innerhalb von Europa.
Allerdings wird in den USA Drehstrom vor allem in gewerblichen und industriellen Anwendungen eingesetzt.
Ja, und dann doch nein...
Ganz klar werden im Kraftwerk 3 Phasen erzeugt und im Hochspannungs- / Mittelspannungsnetz verteilt. Wie dann aber die Häuser angeschlossen werden, steht auf einem anderen Blatt Papier.
Wohnhäuser werden meist einphasig angeschlossen, der Transformator dazu befindet sich meist auf dem Mast, der das Mittelspannungsnetz trägt. Der Trafo selbst ist Primärseitig Einphasig, Sekundärseitig 240V mit Mittelanzapfung, was dann die 120V/240V erzeugt.
Industriebetriebe haben Drehstromanschlüsse. Aber die sind nicht landesweit standarisiert wie in Deutschland, ich habe da schon viel gesehen. Das hat historische Gründe und wer der Betreiber ist. Da gibt es dann 440V, 460V oder 480V Drehstrom im Dreieck ohne Neutralleiter. Auch die Netzform ist für Leute, die in Deutschland studiert haben abenteuerlich. Das nennt sich dann meist "Corner Grounded Delta", da ist L2 mit der Erde verbunden. Ist immer lustig, wenn dann ein deutscher Elektriker aufschlägt und plärrt, daß L2 fehlt :-D
Ja,
natürlich.
Nur bei den verschiedenen Spannungen muss man aufpassen.
Jedenfalls in Industriegebieten.
Aber auch 2-Phasen Wechselstrom.
Allerdings gibt es heutzutage Frequenzumrichter,
die es ermöglichen, aus Wechselstrom einen Drehstrom zu erzeugen.
Hansi
Nach den letzten Hurrikans in Florida scheint eine gewisse Debatte darüber entbrannt zu sein, ob man für verbesserte Zuverlässigkeit die Kabel vielleicht doch insgesamt häufiger vergraben sollte, vor allem in den neuralgischen Bereichen.