Gestern war ich mit meiner Freundin in der Stadt unterwegs, und wie so oft erzählte sie mir von ihren Beziehungsproblemen. Momentan steckt sie in einer Phase, in der sie und ihr Freund sich extrem heftig streiten. Die Beleidigungen, die sie sich an den Kopf werfen, sind so schlimm, dass ich mir nicht vorstellen kann, jemals so mit meinen Geschwistern gesprochen zu haben, selbst als wir uns früher fast die Haare vom Kopf gerissen haben.
In einem besonders schlimmen Streit ging es so weit, dass sie eine Glasflasche nahm und sie ihm auf sein „männliches Organ“ warf. Jetzt hat er ihr mitgeteilt, dass er sich vielleicht von ihr trennen will, was ich in Anbetracht der Situation verständlich finde. Doch meine Freundin liebt ihn sehr und meinte, sie wolle jetzt ein Kind von ihm haben (sie ist 22), weil sie glaubt, dass er sie dann nicht verlassen würde und dass sich ihre Beziehung dadurch verbessern könnte – also dass sie weniger streiten würden.
Ich erklärte ihr ruhig und respektvoll, dass sie sich gerade in einer schwierigen Phase mit ihrem Partner befindet und niemand wissen kann, wie lange diese noch andauern wird. Sollte diese Phase anhalten, wäre es zusätzlich belastend, wenn ein Kind in eine solche Situation hineingeboren würde. Ein Kind großzuziehen ist ohnehin nicht einfach. Außerdem sagte ich ihr, dass ein Kind keine Garantie dafür ist, dass sich ihre Beziehung verbessert oder dass er sie nicht verlässt. Ein Kind sollte nicht als „Lösung“ für Beziehungsprobleme betrachtet werden.
Ich betonte, dass es natürlich ihre Entscheidung ist, aber da ich weiß, dass sie mit 22 noch nicht sehr reif ist, wollte ich ihr die Konsequenzen dieser Entscheidung klarmachen. Leider wurde sie wütend, als ich ihr sagte, dass ich die Idee, ein Kind zu bekommen, in dieser Situation nicht gut finde. Ohne ein Wort verließ sie das Café, wahrscheinlich, weil sie erwartet hatte, dass ich ihre Idee unterstütze.
Ich frage mich nun, ob ich richtig reagiert habe und ob meine Argumente verständlich und nachvollziehbar waren. Was denkt ihr?
