Hallo,
nur, weil die Stute am ersten Wochenende nicht sofort angefangen hat, zu buckeln, heißt das nicht, dass er Sattel gepasst hätte ;-) Pferde sind nicht doof, aber auch die Stute wird diese 2 Mal Gerittenwerden am Wochenende evt. brauchen, um zu begreifen, dass der Schmerz anscheinend unweigerlich auf die Prozedur des Gesatteltwerdens und Gerittenwerdens folgt.
Dass das Buckeln/Steigen wohl nicht am Wesen liegt, hast du ja schon gut erkannt. Nur auch da besteht ein Denkfehler: Pferde sind nie bösartig, kein Pferd buckelt aufgrund seines Wesens. Ein Pferd zeigt Unarten immer aus Angst, Schmerz oder, weil es so gelernt hat, der Arbeit aus dem Weg zu gehen, auf die es keine Lust hat. Das ist nie das Wesen des Pferdes, sondern immer das falsche Verhalten des Menschen, das dem zugrunde liegt.
Und das falsche Verhalten ist in diesem Fall das Kaufen eines unpassenden Sattels.
Ehrlich gesagt frage ich mich, wie man 15 Jahre lang reiten und eigene Pferde haben kann, ohne sich je mit dem Thema Sattel auseinandergesetzt zu haben? Spätestens, wenn das erste eigene Pferd kommt, will ich mich doch absichern und genau wissen, was ich beachten muss, um dem Pferd keinen Schaden zuzufügen.
Ich empfehle dir das angefügte Video. Es hat seine 30 Minuten, aber meiner Meinung nach wird da alles wichtige über den passenden Sattel für Pferd und (!) Mensch gesagt, ich hätte noch 1 oder 2 Punkte hinzuzufügen. Um dir zu sagen, was das ist, müsste ich mir das Video aber nochmal anschauen. Da ich mcih nicht daran erinnere, was evt. noch gefehlt hat, kann es auch nicht schwerwiegend gewesen sein ;-)
Was in dem Video sehr deutlich wird: Ein Sattel passt nicht nur allein dadurch, dass er nicht auf die Schulter rutscht - da gibts noch ganz viele andere wichtige Punkte zu beachten. Und auch da wird spätestens klar, dass ein Sattel von der Stange nie das richtige ist (ich gehe davon aus, dass ihr ihn von der Stange gekauft habt, sonst hättest du nicht "Reitsporthandel" geschrieben), sondern immer angepasst werden muss.
Und auch die völlig falsche und sinnfreie Aussage des Reitsport"fach"händlers zeigt, dass man seine Sättel besser woanders kauft...
Was ich mich auch frage, ist: Wieso kauft ihr für ein 10jähriges Kind einen Sattel mit 17,5er Sitzfläche?! In so einen Sattel passe ich locker rein und ich bin 170 cm groß und wiege 65 kg - ich bezweifle, dass deine Tochte eine ähnliche Statur hat wie ich ;-)
Es ist ganz, ganz wichtig, dass de Sattel auch dem menschen passt, der ihn nutzt! Sonst wird deine Tochter nie lernen, losgelassen und locker zu sitzen und sich der Bewegung des Pferdes anzupassen - wenn sie sich immer irgendwie im Sattel halten muss, weil sie regelrecht schwimmt und nicht richtig hingesetzt wird, verkrampft sie, kann keine lockeren Hilfen geben, Pferd verkrampft etc. und da haben wir den Salat!
Ok, was klar geworden sein sollte: Holt euch einen guten (!) Sattler - erkundige dich vorher selbst ncoh ein bisschen über das Thema - und lasst euch einen Sattel anfertigen. Dafür müsst ihr auch mal 2.500 Euro einplanen.
Ganz wichtig: Erkläre deiner Tochter, dass die Stute sie nicht auf Bösartigkeit runtergebuckelt hat, sondern dass sie einfach Schmerzen hatte - mit unpassenden Schuhen mag sie ja bestimmt auch nicht gern rennen. Es ist ganz, ganz wichtig, dass sie nicht in das typische "Blöder Gaul"-Denken reinkommt, sondern dass sie versteht, wieso das Pferd so gehandelt hat und dass es vor allem nicht gegen sie persönlich gerichtet war. Damit kannst du auch verhindern, dass sie langfristig Ängste entwickelt. Verständnis kann da viel ausmachen!
Für die Zeit, bis ihr den Termin beim Sattler habt und der Sattel fertig ist, würde ich euch empfehlen, dass ihr sie in der Zeit ohne Sattel reitet - das ist zwar auch nicht gut, aber lange nicht so schlimm, wie sie mit unpassendem Sattel zu reiten. Ggf ein gut gepolstertes Pad ohne Steigbügel (!) nutzen.
Dann langsam wieder ans Aufsitzen und Reiten gewöhnen - einen sattelfesten und nicht so ängstlichen Jugendlichen würde ich empfeheln, ein wirklicher Erwachsener dürfte ggf zu schwer sein, grade, wenn sie evt. Schmerzen im Rücken hat.
Langsam vom Treppchen aufsteigen, sofort wieder absteigen, wieder aufsteigen, wieder ab.. so lange, bis sie nicht mehr voller Spannung wie eine Bombe da steht, sondern ruhig, evt. sogar mit hängendem Kopf da steht. Das dürfte ein bisschen dauern, evt 'ne Stunde (grob geschätzt), dann antreten lassen, traben, galoppieren. Sie dürfte relativ schnell merken, dass das Reiten grade nicht weh tut, und wieder normal laufen ohne zu buckeln oder zu steigen. Sollte sie doch wieder anfangen, absteigen (auch, wenn unfreiwillig) und sofort wieder von vorn, aufsteigen, sofort wieder absteigen, so lange, bis sies wieder okay findet, wieder antreten bis zu dem Punkt, wo sie wieder angefangen hat zu buckeln. Evt braucht sie ein paar Mal, um zu merken, dass es wirklich nicht mehr so doll wehtun wird.
(...)