Einen Einfluss auf dein Kind wirst du immer haben, egal ob du ihm von deinem Glauben erzählst, es mit in die Kirche nimmst, mit ihm betest - oder all das gerade nicht tust. Wichtig ist, damit es keine Indoktrination wird, dass du deinem Kind, sobald es das verstehen kann, immer vermittelst: Wenn es irgendetwas anders glaubt oder nicht mitmachen möchte, dann ist das ok, jeder Mensch darf das für sich selber entscheiden. Und dass du deinem Kind einfach insgesamt vermittelt, dass es seine eigene Meinung haben und selbstständig denken darf.
(Dass man ein Kind vielleicht trotzdem mal mit in die Kirche nimmt, obwohl es das langweilig findet, ist, finde ich ok. Auf dieselbe Art, auf die es auch ok ist, das Kind auch mal mit zum Kaffeetrinken mit deinen Freunden zu nehmen, selbst wenn es das langweilig findet. Man sollte das nur nicht ideologisch unterfüttern. Also einfach ganz ehrlich sagen: Ich möchte da jetzt gerne hin, und ich möchte nicht, dass du alleine zuhause bist. Vielleicht ja auch als Kompromiss: Erst gehen wir zusammen in die Kirche, weil ich mir das wünsche, und dann darfst du dir wünschen, was wir danach machen wollen. Hauptsache, die Begründung ist nicht: "Wir gehen in die Kirche, weil Gott das will/man das so macht/..."
Und die meisten Kinder, gerade wenn man sie nicht autoritär erzieht, sondern sie von Anfang an die Erfahrung machen, dass auf sie und ihre Bedürfnisse Rücksicht genommen wird, nehmen durchaus auch Rücksicht und kooperieren. Wenn dein Kind weiß, du möchtest gerne in die Kirche, dann wird es dir sicherlich auch ab und an den Gefallen tun, mitzugehen, wenn es anders nicht geht. Weil es ja auch die Erfahrung macht, dass du auch manchmal mit auf den Spielplatz gehst, obwohl du da eigentlich gerade keine Lust drauf hast... Wäre jedenfalls meine Erfahrung mit Kindern, die ich allerdings bisher eher beruflich oder als Tante und nicht als Mama hatte.
Und wenn das Kind alt genug ist, um alleine zuhause zu bleiben, dann gibt es keinen Grund, warum ein Kind in der Kirche sein sollte, wenn es das nicht will. Aber das ist bei dir ja noch lange hin...)
Und wenn dein Kind andere Leute kennen lernt, die Atheisten, Agnostiker, Muslime, Buddhisten, Juden, ... sind, dann wird es selbst sehen, dass es viele verschiedene Perspektiven und Meinungen gibt. Es gibt auch schöne Kinderbücher, zum Beispiel von Wieso? Weshalb? Warum?, zum Thema Religionen, die man angucken kann, damit Kinder die Chance haben, verschiedenes kennen zu lernen.
Am Ende ist die Wahrscheinlichkeit natürlich immer hoch, dass Kinder die Überzeugungen ihrer Eltern übernehmen. Aber ich finde, das ist nichts schlimmes, solange sie immer wissen, dass es andere Möglichkeiten geben würde und dass sie das selber entscheiden dürfen und es für die Eltern auch ok wäre, wenn sie irgendwann anders entscheiden.
Ach, und wegen der Taufe: Da du dein KInd noch nicht taufen möchtest, kannst du, wenn du trotzdem ein schönes Fest haben möchtest, entweder mal in der Pfarrei nachfragen, manche Pfarreien bieten auch Segnungsfeiern für Babys an, damit wäre dein Kind in keine Kirche eingetreten, sondern eben bloß gesegnet. Oder es gibt auch freie Ritualanbieter, die so eine Art "Begrüßungsfeier" für ein Baby organisieren ... Kann man sonst ja vielleicht auch selber machen, wenn man sowas mag und dann freut sich die Verwandtschaft, dass trotzdem ein Fest stattfindet.