Vielen Dank für deine Frage. Ich würde sie noch etwas erweitern nach den Gründen der Schwierigkeiten der Ärzte, sich mit dieser Erkrankung auseinanderzusetzen. Woher kommt die Unwissenheit bzw. die Einordnung in den Bereich Psychosmatik oder sogar Psychiatrie?
Ich bin sehr schwer an Long Covid bzw. ME/CFS erkrankt, liege seit 4 Jahren im Bett, benötige in der Nacht ein Atemtherapiegerät und erhalte Sauerstoff. Alleine gehen ist nicht mehr möglich, mein letzter Gehversuch hatte einen schweren Sturz auf das Gesicht zur Folge. Ich hatte schwere Verletzungen im Gesicht und 11 Zähne wurden ausgeschlagen.
Meine Erfahrungen mit Ärzten:
Ärzte sind in der Regel sehr von sich überzeugte Menschen. Wenn es darum geht, sich einzugestehen, dass sie eine Krankheit nicht verstehen und diagnostizieren können, würde es einem Eingeständnis von Wissenslücken oder Unfähigkeit gleich kommen. Das ist für Menschen mit einer (vermuteten) narzisstischen Veranlagung äußerst unangenehm, deshalb schieben sie die Gründe für die Symptome der Erkrankten sehr häufig in den Bereich der Psyche.
Die in den letzten 3 Jahren erfolgten wissenschaftlichen Untersuchungen haben jedoch zweifelsfrei eine schwere multisystemische Erkrankung festgestellt, wobei es verschiedene Ausprägungen dieser Erkrankung in Abhängigkeit von dem genetischen Code der Patienten und ihren Vorerkrankungen gibt.
Eine noch nicht genau verstandene überschießende Autoimmunreaktion des Körpers auf verschiedene Viren, die sich im Lauf eines Lebens im Körper verewigt haben, getriggert durch das Corona-Virus, kann die Kraftwerke in den Körperzellen, die Mitochondrien, in ihrer Funktion, Energie zu erzeugen, wenn sie benötigt wird, extrem stören. Die noch produzierte Energiemenge kann auf 5% absinken, was die extreme Müdigkeit bei kurzer, leichter Belastung der Muskulatur, des Gehirns usw. erklären kann.
Es verändert sich auch das Gefäßsystem und in alle Körperteilen mit sehr feinen, kleinen Blutgefäßen wird das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Blutsauerstoff versorgt. Die Versorgung der Nerven und des Gehirns kann gestört sein, Benommenheit, Wortfindungsstörungen, Schwindel, Symptome einer leichten, beginnenden Demenz können auftreten.
Das Sehvermögen kann stark nachlassen, der Gleichgewichtssinn kann gestört sein. Organe, auch das Herz können sich entzünden, permanente erhöhte Körpertemperatur...
Ich höre auf, dieses Horrorbild komplett zu machen, ich als schwerst-Betroffener werde es in den kommenden 3 Tagen bitter bereuen müssen, dass ich diese 40 Minuten Denkarbeit aufgebracht habe, denn der Zusammenbruch kommt in den nächsten drei Stunden und ich bin dann bis zu 3 Tage nicht in der Lage, Geräusche zu ertragen, der Raum muss verdunkelt sein, sprechen nur noch langsam, undeutlich und mit Pausen möglich, Körperpflege erfolgt dann durch einen Pflegedienst.
Diese Symptome könne die Mediziner wegen ihrer Ausbildung zu Spezialisten (Neurologie, Dermatologie, Internist, Augenarzt usw.) nicht in vollem Umfang verstehen und bestreiten deshalb die Existenz dieser Krankheit.
Da das Krankheitsbild immer mehrere Fachärzte verlangen würde, aber jeder Facharzt für sich nicht in der Lage ist, alle Symptome zu verstehen bzw. richtig einzuordnen, kommt zu 99 % der Rat, einen Psychiater aufzusuchen bzw. direkt das Angebot einer Einweisung in eine Fachklinik für Psychiatrie. Wenn man dann die Bitte äußert, direkt an ein Kompetenzzentrum für Long Covid bzw. für ME/CFS überwiesen zu werden, antworten fast alle Ärzte, die ich in den letzten 3 Jahren kennengelernt habe, dass ihnen eine entsprechende Klinik unbekannt sei und dass es eine entsprechende Krankheit, die alle Symptome umfasst, nicht gibt. Außerdem sind sie die Spezialisten und ich nur ein Patient, der eigentlich nur psychosomatische Probleme hat und ich damit in die Psychiatrie gehören würde.
Die Anerkennung der Krankheit durch die WHO spielt keine Rolle und keiner der Ärzte war bereit, die von mir gefundenen und ausgedruckten Dokumentationen der neuesten Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung entgegenzunehmen und zu lesen.
Narzissmus? Ignoranz? Dummheit?
Noch eine lustige bzw. traurige Geschichte:
Ich wache auf, trotz Atemgerät und Sauerstoffzufuhr liegt meine Blut-Sauerstoffsättigung bei 84 %, starke Schmerzen in der Brust. Notarzt wird gerufen und veranlasst sofortigen Transport in die nächste Klinik. In der Notaufnahme mehrere Stunden wartend im Bett, kurze Überprüfung von Blutdruck und Blutzucker, Puls usw., dann erscheint nach 4 Stunden eine Neurologin, testet Reflexe und hebt mein Bein an, das ich in dieser Position halten soll. Keine Kraft, Bein fällt sofort nach unten. Ich werde sehr laut aufgefordert, ihre Anweisungen zu befolgen, meinen Hinweis, keine Kraft zu haben und ich das Bein nicht halten kann, wird als Blödsinn abgetan und es wurde behauptet, ich wäre ein Simulant!
Dann fordert sie mich auf, ein paar Schritte zu gehen. Ich sage, dass ich schon seit langem nicht mehr frei gehen kann, da ich erstens die notwendige Kraft nicht habe und mein Gleichgewichtssinn nicht funktionieren würde. Sie bestand darauf, 2 Pfleger richteten mich auf und stellten mich auf meine Beine und ich sollte gehen. Nach dem ersten Schritt bin ich umgefallen und habe mich reflexartig an der Ärztin festgehalten und sie ungewollt zu Boden gerissen. Sie hat laut gequiekt, dann fürchterlich herumgeschrien, ging weg und blieb verschwunden. Nach insgesamt 8 Stunden liegend im Bett im Gang der Notaufnahme ohne Medikamenteneinnahme, ohne etwas zu trinken, wurde ich abgeholt und per Liegendtransport nach Hause gefahren.
Viele Grüße dalko