Nein. Religionen behaupten, dass sie zur Moralität beitragen. Es hapert aber an den Beweisen, dass dies der Fall ist.

Ein Beispiel aus den USA: Wenn man Christen und Atheisten dazu befragt, ob Ehescheidung erlaubt sein sollte, sind die Verhältnisse klar: Eine absolute Mehrheit der (protestantischen) Christen ist dagegen und will Ehescheidung verbieten. Eine absolute Mehrheit der Atheisten ist dafür, dass Scheidung erlaubt sein soll. In beiden Gruppen finden wir aber auch eine Minderheit, die anderer Meinung ist.

Dann stellte Barna von Barna Research (ein christlicher Think-Tank) eine entscheidende Frage: Wer hat sich schon einmal scheiden lassen?

Die Gruppe mit der höchsten Scheidungsrate ist … Überraschung … die Gruppe der Protestanten. Diese liegt noch vor den Juden, bei denen Ehescheidung erlaubt ist. Ganz hinten liegen fast gleichauf die Gruppe der Katholiken -- und die Atheisten.

Wobei ich vermute, dass die Gruppe der Katholiken ihre Ergebnisse geschönt hat. Im Katholizismus ist Ehescheidung verboten, aber nicht unmöglich. Man kann seine Ehe unter Angaben von Gründen auch annullieren lassen. Dann wird so getan, als ob es nie eine Ehe gegeben hätte. Man hat die Ehe effektiv geschieden, muss dies aber nicht als Ehescheidung bezeichnen. Bei den Atheisten gibt es derlei Tricksereien nicht.

Barna hat einige Zeit später einen offenen Brief veröffentlicht (aber leider inzwischen wieder zurückgezogen), indem er sich beklagt, dass christliche Kritiker ihm unsaubere Arbeit unterstellen (meiner Ansicht nach eine verfehlte Unterstellung). Weil nämlich eine Untersuchung nach der anderen zeigt, dass es im Verhalten entweder keine Unterschiede zwischen Christen und Atheisten gibt, oder dass diese nicht zugunsten der Christen ausfallen. Fragt man nach der Meinung, dann sieht es anders aus -- alles immer gemessen an christlichen Maßstäben.

In den USA, im sog. "Bible Belt", gibt es gegenüber den eher säkularen Bundesstaaten, einen signifikanten Unterschied im Verhalten. In den Bibelstaaten gibt es mehr Gewalt, mehr Morde, mehr Promiskuität, mehr Ehescheidungen etc. pp.

Weltweit ist es so, dass es eine signifikante Korrelation gibt zwischen dem Global Peace Index, der die Friedfertigkeit eines Landes misst, und der Anzahl der Atheisten in einem Lande. Je mehr Atheisten in einem Staat leben, umso friedlicher ist er auch. Man kann Ausnahmen finden, aber nur wenige. Ausnahmen widerlegen übrigens keine Statistik.

Wir Psychologen wissen aus vielen Untersuchungen, dass Meinungen und Verhalten oft nicht übereinstimmen. So hat man die Menschen in einer großen Siedlung gefragt, ob sie Mülltrennung befürworten und auch selbst durchführen. Beides wurde überwiegend mit Ja beantwortet. Als man aber den Müll selbst durchsuchte, fand man, dass erheblich weniger Leute Müll trennen als angegeben wurde.

Wenn Leute über dieses Thema diskutieren, dann finden wir meist nicht mehr als „anekdotische Evidenz“, bei denen Beispiele der einen Seite gegen die der anderen Seite aufgerechnet werden. Überwiegend werden dabei die Extreme genommen. Das ist an Willkürlichkeit kaum zu überbieten. Ich kann in jeder hinreichend großen Gruppe Gewalttäter und Friedensstifter finden. Wenn ich die Gewalttäter der einen gegen die Friedensstifter der anderen Gruppe „aufrechne“, kann ich mir jede Seite schönreden. Oder man zieht sich gleich auf „Meinungen“ zurück oder Selbstauskünfte, oder betrachtet alles aus seiner eigenen Froschperspektive.

Solche Antworten kann man gleich wegwerfen, sie haben mit der Frage nichts zu tun. Sie spiegeln nur die Ansicht des Antwortenden wider.

Denn eines muss ich dazu sagen: Als Atheist ist es mir völlig gleichgültig, ob Atheisten moralischer sind als Gläubige oder nicht. Selbst wenn Atheisten hundertmal schlimmer wären, als Gläubige meinen, und Gläubige hundertmal besser -- wäre ich immer noch Atheist.

Die Theorie der Moralentwicklung nach Lawrence Kohlberg beschreibt die Entwicklung der Moral in Menschen. Sie besteht aus drei Ebenen, die jeweils zwei Stufen enthalten:

Präkonventionelle Ebene:

Stufe 1: Orientierung an Autoritäten. Regeln werden eingehalten, um Bestrafungen zu vermeiden.

Stufe 2: Orientierung an den eigenen Bedürfnissen. Regeln einzuhalten, wird als eine Art zwischenmenschlicher Austausch zur Bedürfnisbefriedigung verstanden.

Konventionelle Ebene:

Stufe 3: Orientierung an zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Erwartungen der Mitmenschen wollen erfüllt werden, da die Beziehung zu ihnen als wichtig wahrgenommen wird.

Stufe 4: Erfüllung des Ordnungs- und Rechtssystems

Postkonventionelle Ebene:

Stufe 5: Verständnis des Systems als Gesellschaftsvertrag.

Stufe 6: Entwicklung eines subjektiven Gewissens.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Mensch alle sechs Stufen durchläuft. Welche Stufe erreicht und dann gehalten wird, ist von unterschiedlichen Einflüssen abhängig – beispielsweise der Erziehung und den persönlichen Erfahrungen.

Der größte Teil der religiösen Moral ist präkonventionell-autoritär. Moral kommt von einer Autorität: Gott. Vermittelt wird das durch Eltern und Priester. Wer die Moral einhält, der wird später belohnt, wer nicht, bestraft. Damit handelt es sich um die unterste Stufe der moralischen Entwicklung. Die meisten Religionen versuchen, den Menschen dort zu behalten. Wer nach religiöser Ansicht moralisch ist, ist eigentlich eher jemand, der auf der untersten Stufe stehengeblieben ist. Das ist auch die bequemste Moral, sie achtet nur darauf: Was muss ich tun, um den Autoritäten (Gott) zu gefallen? Keinerlei Überlegung, dass Moral dazu dienen sollte, die Probleme menschlichen Zusammenlebens zu lösen. Es werden stets dieselben Problemlösungen angewandt, auch auf neue Probleme. Es geht nicht darum, Schaden für andere zu vermeiden, denn das geht durch das sture Befolgen fester Regeln nicht immer.

Wirklich moralisch nennen kann man nur die, nicht einfach Regeln befolgen, sondern die autonom die Entscheidungen treffen, die einem höheren Ziel dienen als der Erlangung von Belohnungen und dem Vermeiden von Strafen. Oder, wie Kant es sagte, eine jede Moral setzt das moralische autonome Subjekt voraus. Wer aufgrund eines autoritären Zwangs handelt, handelt nicht moralisch. Der Kassierer, der das Geld dem bewaffneten Bankräuber aushändigt, begeht objektiv den Tatbestand der Veruntreuung. Aber wir machen ihn nicht verantwortlich, weil er aufgrund eines Zwangs handelte, er musste sein Leben und eventuell das von Kunden schützen. Wer unter dem Zwang einer Höllendrohung oder wegen des ewigen Lebens handelt, handelt nicht um moralisch.

Natürlich kann ein Christ auch moralisch handeln -- sofern er im Moment des Handelns Gott vergisst und nicht an die persönlichen Konsequenzen des Verlusts des Paradieses handelt, oder unter der Drohung einer Höllenstrafe. Sobald die Autorität Gottes ins Spiel kommt, und Belohnung/Bestrafung, gibt es kein moralisch autonomes Subjekt und daher keine moralische Handlung. Damit es überhaupt eine Moral geben kann, darf es keinen Gott geben. Oder der Betreffende muss handeln wie ein Atheist, der nicht an Gott glaubt.

Wir sehen auf der Verhaltensebene kaum einen Einfluss der Drohung eines Gottes, weil der alles verzeiht, und weil man beichten kann, um den Konsequenzen auszuweichen.

Die Frage, woher die Moral Gottes kommt, ist in diesem Zusammenhang auch wichtig. Das kann man auch wissenschaftlich beantworten, siehe: https://www.patheos.com/blogs/epiphenom/2009/12/what-you-want-god-wants.html. Die Moral Gottes, so zeigt die Untersuchung eindeutig, ist immer die Moral desjenigen, der an Gott glaubt. Ändert jemand seine Meinung in einer moralischen Frage, ändert sein Gott diese Ansicht ebenfalls. Daher gibt es immer eine hundertprozentige Übereinstimmung zwischen der Moral des Gläubigen und der seines Gottes. Gott hat keine eigenen moralischen Ansichten.

Das ist auch der Grund, warum die Bibel Sklaverei rechtfertigt. Sie tut es, auch wenn Apologeten allerlei mentale Gymnastik veranstalten, um das zu bestreiten. In jeder moralischen Streitfrage der Menschheit gab es immer Christen auf beiden Seiten, und daran hat sich nichts geändert. Wenn die Mehrheit für Sklaverei war, war auch die Mehrheit der Christen für Sklaverei. Wenn die Mehrheit dagegen ist, sind auch die Christen mehrheitlich dagegen. Ist die Mehrheit gegen die Todesstrafe, wie in Europa, sind auch die meisten Christen dagegen. Gibt es eine Mehrheit für die Todesstrafe, wie in den USA, ist auch die christliche Mehrheit dafür. Es gibt für Christen keine objektive Moral, auch wenn sie gerne das Gegenteil betonen. Es gibt nur ein „meine eigene Moral ist die von Gott, und daher absolut“.

In Wahrheit ist man so relativistisch oder utilitaristisch wie eben Menschen an sich. Ein Teil unserer Moral ist angeboren, das kann man anhand diverser Untersuchungen von Psychologen und Anthropologen beweisen. Ein Teil kommt von Autoritäten (Eltern, Staat), und ein unterschätzter Anteil von Gleichaltrigen.

Selbst kleine Kinder verstehen schon, dass man Regeln braucht, wenn man zusammenspielen möchte. Sie können diese Regeln untereinander aushandeln, ohne dafür Erwachsene oder Autoritäten zu benötigen. Wenn man eine Autorität benötigt, dann weil man auf der untersten Stufe der Entwicklung stehengeblieben ist. Wenn schon kleine Kinder das beherrschen, wieso spricht man es dann erwachsenen Menschen ab?

Moral ist ein mächtiger Manipulator, wer über die Moral bestimmt, beherrscht eine Gesellschaft. Das haben die großen Religionen stets ausgenutzt. Wer ihre moralische Autorität infrage stellt, wie Atheisten, wird von ihnen entsprechend behandelt, man spricht seinen Feinden die Moral ab, dämonisiert sie.

Die christliche Moral ist entfremdet: Es handelt sich um eine Projektion der eigenen Moral auf Gott, und kommt dann zurück als etwas Fremdes. Deswegen ist die christliche Moral auch nicht in allen Aspekten schlecht, sie ist allgemein menschlich, aber weder göttlich noch spezifisch christlich. Durchgesetzt, gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen, hat sich bei uns der Humanismus, und das ist eine durch und durch atheistische Moral. Man ist entweder Humanist oder Christ, aber nie beides gleichzeitig. Humanismus bezieht sich auf den Menschen, nicht auf Gott.

Die Christen mögen sich damit trösten, dass die ersten Humanisten alle Christen waren. Klar, zu einer Zeit, als man wegen Ketzerei leicht bei lebendigem Leibe verbrannt werden konnte, wo es galt „Taufe oder Tod“, da waren alle Menschen Christen. Die ersten Humanisten haben durch die Rückbesinnung (Renaissance) auf die vorchristlichen antiken Werte der christlichen Moral eine ernste Konkurrenz entgegengestellt. Der Coup war äußerst erfolgreich, man konnte den Christen einreden, dass diese neue Moral völlig christlich war, und damit einer Menge Widerstand vermeiden. Die Christen sind darauf hereingefallen, und preisen sich jetzt dafür.

Aber die autoritäre Moral ist auch immer zugleich rückständig. Das ist die Gefahr, wenn wir vor neuen Herausforderungen stehen, und immer noch mit den alten Problemlösungen hantieren.

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Nein. Es handelt sich um das sog. Finetuning-Argument, das besagt, dass wenn die Naturkonstanten nur ein wenig anders wären, es Leben wie unseres nicht geben würde.

Es gibt zwei Probleme mit diesem Argument. Das erste Problem ist leider nur zu verstehen, wenn man einen intensiven Einblick in die Physik hat. Dazu reicht Abitur nicht aus, man muss schon Physik studiert haben. Deswegen reiße ich es hier nur kurz an, denn eine richtige Erklärung würde den Horizont von 99 % aller Leser garantiert übersteigen. Die Physik, die ich während meines Ingenieursstudiums erworben habe, reicht dazu gerade mal eben aus.

Alle sog. Naturkonstanten, die von den Apologeten für dieses Argument angeführt werden, lassen sich aus den bekannten Naturgesetzen berechnen. Der Astrophysiker Victor J. Stenger beweist dies in seinem Buch: Stenger, Victor J. The Fallacy of Fine-Tuning : Why the Universe Is Not Designed for Us. Amherst, N.Y: Prometheus Books, 2011. Die Werte sind nicht willkürlich oder zufällig, sie können keine anderen Werte haben. Die Naturkonstanten sind tatsächlich konstant.

Im Jahre 1999 gewann der niederländische Physiker Gerard 't Hooft den Physiknobelpreis für seine Darlegung eines normierten Maßsystems. Unsere Maßsysteme, auch das metrische, sind willkürlich gewählt. Eine Sekunde ist ungefähr ein Herzschlag, ein Meter ungefähr ein Schritt, usw. usf. Beseitigt man die Willkür, erhält man ein normiertes Maßsystem. Wenn man dies benutzt, haben alle Naturkonstanten den Wert Eins. Da mit den Konstanten multipliziert wird, verschwinden alle Naturkonstanten aus der Rechnung. Was wir als Naturkonstanten bezeichnen, sind eigentlich Umrechnungsfaktoren von einem willkürlichen Maßsystem in ein anderes. Es gibt diese ganzen Naturkonstanten nicht, es sind Artefakte unserer willkürlich gewählten Maßsysteme. Den Wert Eins nennt man auch den natürlichen Wert der Naturkonstanten.

Und damit ist das Argument vollständig widerlegt: Es gibt keine perfekte Abstimmung, es gibt kein Finetuning. Es gibt keine Konstanten, die man ändern könnte.

Wie gesagt: Das kann man jetzt glauben oder auch nicht.

Ich habe aber noch einen zweiten Weg entdeckt, der das Argument zuverlässig widerlegt.

Dazu vergessen wir einen Moment mal alles, was ich gesagt habe, und tun so, als ob es die sog. Finetuning-Konstanten tatsächlich gäbe.

Jetzt machen wir ein kleines Gedankenexperiment:

Stellen wir uns vor, es gäbe ZWEI Universen, nennen wir sie A und B. Von einem Universum A wissen wir, dass es von Gott erschaffen wurde. Es ist ein Gedankenexperiment, also fragt nicht, woher man das weiß. Gott könnte es geoffenbart haben. Das zweite Universum B entstand jedoch aus natürlichen Umständen. Was wir nicht wissen, ist: Leben wir im Universum A (geschaffen) oder im Universum B (nicht erschaffen)? Wie könnten wir das herausfinden?

Wenn wir im Universum B leben, dann müssen die Konstanten so beschaffen sein, dass sie Leben wie unseres ermöglichen. Es gibt keine zweite Option. Leben wir im Universum A, dann gibt es jedoch zwei Möglichkeiten: Gott könnte die Konstanten so gedreht haben, dass sie denen im Universum B entsprechen, also Leben ermöglichen. Aber das ist nicht notwendig, die Konstanten könnten so beschaffen sein, dass Leben wie unseres unmöglich ist. Gott hat uns dann trotzdem erschaffen, und hier sind wir!

Wenn also die Konstanten so beschaffen sind, wie das Argument besagt, und Leben möglich machen, können wir nicht entscheiden, ob wir in einem geschaffenen und natürlich entstanden Universum leben. Nur wenn die Konstanten Werte hätten, die Leben wie unseres unmöglich machen, könnten wir darauf schließen, dass wir im Universum A leben.

Das Argument ist exakt verkehrt herum! Man müsste argumentieren, dass die Konstanten so beschaffen sind, dass sie unsere Existenz unmöglich machen. Dann hätte man ein starkes Argument für Gott. Aber wenn man argumentiert, dass die Konstanten Leben wie unseres möglich machen, dann hat man kein Argument für Gott. Das ist der Fehler in dem Argument, neben einigen anderen, auf die ich hier nicht eingehe.

Man kann also sagen, dass das Argument „beweist“, dass unser Universum entweder erschaffen wurde oder auch nicht. Als ein Argument für Gott taugt es jedoch nicht.

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Religion geht auch Atheisten etwas an. Wir leben schließlich nicht in einem gesellschaftlichen Vakuum. Das wäre kein Problem, wenn die Religion Privatsache wäre, wie es sich gehört. Aber die Gläubigen versuchen immer noch, über Ihre Religion Einfluss zu nehmen auf die Moral, das Verhalten.

Es wäre recht einfach: Wenn Du Abtreibung aus „religiösen Gründen“ für falsch hältst, treibe nicht ab. Wenn Du anderen aus Deinem Glauben heraus das ebenfalls verbieten möchtest, richte Dich auf Widerstand ein. Das gilt für alles, das ist nur ein Beispiel. Wenn Gott etwas von mir möchte, soll er es mir sagen -- und nicht Du. Du hast absolut nicht das geringste Recht, für Gott zu sprechen, seine Abwesenheit und sein Schweigen auszunutzen, um Deine Ideen zu verbreiten. Aber Gläubige sehen das nicht ein, sie meinen, das sei sogar ihre Pflicht. Sie maßen sich an, genau zu wissen, was Gott von ihnen und vor allem von anderen will. Wenn man sie dann kritisiert, ziehen sie sich auf die Position zurück, dass niemand was über Gott wissen kann. Das geht nicht. Sie mögen sich ja einbilden, zu wissen, was der Gott von ihnen will, von dem man nichts wissen kann. Aber was interessiert mich ihre Einbildung?

Natürlich haben gerade die Christen (nicht nur die) immer versucht, Atheisten am Reden zu hindern. Früher machte man das mit Gewalt, Atheisten wurden umgebracht, wenn sie sich dazu geäußert haben. Die meisten haben dazu geschwiegen, weil man sich nicht gerne von Fanatikern mit verrückten Ideen umbringen lässt.

Heute versucht man immer noch, Atheisten zum Schweigen zu verdammen. Die Mittel sind andere: Man diskutiert friedlich mit seinen Glaubensgenossen, wie man sich in der Gesellschaft besser durchsetzt, wie man die als böse und unmoralisch verleumdeten Atheisten bekämpfen kann, wie falsch die doch liegen. Dabei scheut man sich nicht, in voller Unkenntnis für die Atheisten zu reden und Unsinn zu verbreiten.

Unsinn und Falschheiten wie:

  • Atheisten haben keine Moral (oder keine Gründe, eine zu haben)
  • Atheisten sind alle Nihilisten
  • Atheisten glauben auch nur
  • Atheismus ist eine Religion
  • Atheisten sind felsenfest davon überzeugt, dass es keinen Gott gibt
  • Atheisten sind davon überzeugt, dass alles aus dem Nichts entstanden sind
  • Atheisten glauben an den Zufall
  • Atheisten glauben an die Wissenschaft
  • … und dergleichen mehr.

Dann wundert man sich, wenn sich Atheisten plötzlich zu Wort melden. Eigentlich müsste die erste Antwort auf jede religiöse Frage zunächst von einem Atheisten kommen, damit die Gläubigen wissen: Achtung, es sind Atheisten anwesend, wir müssen uns jetzt mit Verleumdungen und Unterstellungen etwas zurückhalten. Denn wenn man sieht, was so an Falschheiten über uns mit einer Selbstverständlichkeit verbreitet wird, bei der man nicht weiß, ob Ignoranz oder Rechthaberei gerade die Oberhand hat, dann graust es einen.

Bei uns herrscht Meinungsfreiheit, erkämpft übrigens auch von Atheisten. Der erste König in Europa, der Religionsfreiheit zuließ, war Friedrich der Große, bekennender Atheist. Wir können nicht jeden Unsinn unwidersprochen im Raum stehen lassen, darauf hoffen die Esoteriker, Obskurantisten und sonstige Gläubige natürlich. Pech gehabt. Das wird nicht passieren, findet Euch damit ab.

Es gibt nämlich ein gewaltiges Problem in unserer Gesellschaft. Die Gläubigen meinen, das Hauptproblem der Menschen sei ihre Moral. Genauer: Dass nicht jeder ihre Moral unhinterfragt übernimmt. Aber sehen wir uns ein Beispiel an:

Im Jahr 2020 sind 220 Menschen in Deutschland ermordet worden. Das ist ein moralisches Problem, verursacht durch menschliche Bösartigkeit. Da nicht jeder Mord unbedingt als solcher erkannt wird, runden wir großzügig auf 250 auf.

Im selben Zeitraum kamen alleine im Straßenverkehr 2.500 Menschen ums Leben, von den vielen Verletzten nicht zu reden, die oft ein Leben lang mit den Folgen zu kämpfen haben. Es kommen, nur im Straßenverkehr, also zehnmal so viele Menschen ums Leben als durch Boshaftigkeit. Niemand setzt sich in ein Auto und plant, jemanden umzubringen -- und wenn, zählt das ohnehin zu den Morden, nicht zu den Verkehrstoten. Nein, Unfälle passieren, weil die Menschen schlechte Entscheidungen treffen, aus dem Bauch heraus urteilen, ihren Verstand nicht einschalten, irgendeinen Glauben haben. Viele steigen betrunken in ein Auto, weil sie glauben „bisher ist ja noch nie etwas passiert“. Kurz, man kann sagen, dass durch Dummheit zehnmal so viele Menschen sterben als durch böse Absicht.

Aber darüber redet man nicht. Vernünftiges Denken könnte viele dieser Probleme vermeiden helfen. Wer vernünftig ist, steigt nicht betrunken in ein Auto. Punkt.

Man müsste also vernünftiges Denken fördern. Aber da sind die Religionen vor, denen passt das überhaupt nicht. Die mögen es schon nicht, wenn jemand nur sagt, er sei anderer Ansicht (siehe Eingangsfrage). Die allgemeine menschliche Unvernunft vernichtet nicht nur menschliches Leben, ohne dass sich die Verbreiter der Unvernunft da einen Kopf machen. Sie richtet auch einen enormen wirtschaftlichen Schaden an. In der Politik sieht man das deutlicher als bei sich selbst, das ist aber Teil der allgemeinen Unvernunft.

Das Hauptargument der Verbreiter der Unvernunft ist übrigens: Jeder darf doch glauben, was er will. Das ist falsch.

Wenn jemand sagt, „Ich glaube, dass Schwarze minderwertige Menschen sind“, so schimpfen wir ihn einen Rassisten, und niemand sagt, man dürfe doch glauben, was man will.

Wenn jemand sagt, „Ich glaube, dass Frauen sich dem Mann unterordnen sollen“, so schimpfen wir ihn einen Sexisten, und niemand sagt, man dürfe doch glauben, was man will.

Wenn jemand sagt, „Ich glaube, dass Atheisten Menschen sind, die für ihren Unglauben ewige Folter verdienen“, so nennen wir ihn einen Gläubigen, und jeder sagt, man dürfe doch glauben, was man will.

Kaum schiebt man eine Religion vor, so denken manche, schon darf man nicht mehr kritisiert werden. Falsch gedacht. Nur durch Kritik und Korrektur falscher Denkweisen können wir auf irgendeinem Gebiet Fortschritt erzielen, und das gilt auch für Religionen. Ohne dass ein wenig Fortschritt auf die Religionen abgefärbt hätte, würden wir heute noch Hexen verbrennen, Sklaven halten, Ungläubige ermorden, und beten statt zum Arzt zu gehen.

Wenn jemand sagt „Atheisten haben ein starkes Mitteilungsbedürfnis, weil sie befürchten, dass ihre persönliche Ideologie zwischen all den verschiedenen religiösen Ansichten untergeht.

Um dieses fragile Ego aufrecht zuhalten, müssen sie daher kontra-argumentieren, um ihr Selbstwertgefühl wieder kurzzeitig zu stabilisieren. Nur durch diese Art von 'antireligiöser Propaganda' erfahren sie ein temporär anhaltendes Gefühl der geistigen Befriedigung“, dann tut dieser so, als ob er die Gedanken der Atheisten lesen könnte und über ihre innersten Befindlichkeiten Bescheid weiß. Das nehmen sich Gläubige gerne als Privileg heraus, über Dinge zu reden, von denen sie absolut nichts verstehen -- und wenn man sie dann kritisiert, reagieren sie beleidigt.

Ich wäre dafür, so eine Antwort, die keine Substanz hat, sondern nur der Herabwürdigung dient, die nicht auf dem beruht, was Atheisten sagen, sondern aus bloßen Vermutungen, die sich auf nichts stützt als den projizierten eigenen inneren Befindlichkeiten, als Lüge zu klassifizieren. Geht aber nicht, Lüge wird anders definiert (etwas anderes sagen als man glaubt). Aber es erfüllt den Tatbestand der Irreführung, und derjenige ist sich dessen nicht einmal bewusst.

Übrigens auch ein Beispiel dafür, dass Religiöse keinerlei Skrupel kennen, sich in Fragen einzumischen, die an Atheisten gerichtet sind. Warum auch? Da bin ich auf der Seite derer, die das tun. Dass umgekehrt die Religiösen lieber unter sich bleiben, ist verständlich, aber dann geht man nicht in ein öffentliches Forum.

Außerdem verkennen die meisten Gläubigen, dass die Mehrheit von uns Atheisten meist früher selbst religiös gläubig waren. Das gilt für mich, Religion hat mich schon interessiert, da war ich gerade mal fünf Jahre alt. Was bedeutet, dass ich 60 Jahre Erfahrung mit Religion habe. Und zwar nicht nur mit einer. Ich kenne also beide Seiten, ich habe die komplette Einführungsliteratur Theologie gelesen, ich diskutiere alles mit meiner Frau, die Theologie studiert hat, und ich habe mehr darüber gelesen als sie selbst. Warum sollte ausgerechnet ich darauf verzichten, etwas zu Glaubensfragen zu sagen?

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In der Wissenschaft nennt man das inzwischen den Dunning-Kruger-Effekt, nach den beiden Psychologen, die das Phänomen erforscht haben. Es handelt sich sozusagen um ein Zitat, das wissenschaftlich untermauert ist.

Was taten Dunning und Kruger?

Sie nahmen einen umfangreichen Wissenstest, bei dem Wissen auf den verschiedensten Gebieten abgefragt wird: Politik, Geografie, Biologie etc. Zusätzlich baten sie die Versuchspersonen, für jeden Bereich einzuschätzen, wie gut sie auf dem Gebiet sind, und wie viele der Fragen sie wohl richtig beantwortet haben.

Das ergab folgendes Bild:

Je mehr Fragen die Versuchspersonen (VP) falsch beantwortet haben, umso sicherer waren sie sich, das Meiste gewusst zu haben. Wenn man ein Bild aufmalt: Von links nach rechts die Anzahl der korrekten Antworten, von oben nach unten die eigene Einschätzung, dann ergibt sich eine U-förmige Kurve. Am Sichersten, alles richtig gemacht zu haben, waren diejenigen, die am wenigsten wussten. Je besser die Antworten wurden, umso schlechter schätzten sich die VPs ein, bis die Kurve irgendwann wieder anstieg, bei denen, die wirklich viel wussten, wurden allmählich auch die Einschätzungen des eigenen Wissens besser. Aber so gut wie diejenigen, die wirklich schlecht abschnitten, haben sich nicht einmal die eingeschätzt, die so ziemlich alles richtig beantworteten.

Die am Schlechtesten im Test abschnitten schätzten ihr eigenes Wissen also höher ein als die Experten auf dem Gebiet!

Der Grund dafür ist der: Je mehr man über ein Gebiet wirklich weiß, umso mehr weiß man auch, was man alles nicht weiß. Man kann seine Lücken sehen, die man hat. Hat man keine Ahnung, weiß man auch nicht, was man alles weiß und kann auch nicht abschätzen, wie viel man weiß. Studenten kennen fast alle den umgekehrten Effekt: Man fängt an, für eine Prüfung zu lernen. Am Anfang ist man noch optimistisch - kein Problem. Je mehr man liest, umso mehr Fragen tun sich auf, umso deutlicher treten die Lücken im Wissen zutage. Kurz vor der Prüfung bringt einen der Gedanken daran, was man alles nicht weiß, so richtig ins Schwitzen.

Daher leben die Unwissenden im Glauben, sie wüssten alles, und sie haben keinen Zweifel daran. Die Experten, die, die wirklich viel wissen, kennen ihre Lücken und sind erheblich vorsichtiger bei der Einschätzung - sie zweifeln eher an ihrem Wissen. Sie wissen auch, was an ihrem Wissen umstritten ist, und warum.

Daher stimmte es: Die Ahnungslosen sind so selbstsicher, die Wissenden so voller Zweifel, was ihr Wissen angeht.

Es gibt zwei Möglichkeiten, Jemanden zu beleidigen, wie Ambrose Bierce einmal anmerkte: Man kann die Wahrheit über einen sagen, oder Lügen erzählen.

Wenn man also Menschen die Wahrheit über sie sagt, fühlen sie sich gleich beleidigt, oft umso mehr, je besser es zutrifft. Oder, wie ich immer sage:

Nur Menschen, denen es an Klugheit mangelt, fühlen sich leicht und schnell beleidigt. Manchen Menschen kann man nicht sagen, wie sie sich benehmen, ohne sie zu beleidigen. Kluge Menschen wissen, dass keine Tatsache beleidigend sein kann.

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Nein, eher weniger

"Eher weniger" ist untertrieben, ich glaube überhaupt nicht an Gott oder irgendwelche höheren Wesen. Sofern man damit nicht einfach nur eine technologisch-kulturell überlegene Zivilisation meint, denn die könnte es geben.

Über die Begründung dafür habe ich ein ganzes Buch geschrieben, das wegen Überlänge kein Verlag haben wollte. Außerdem interessiert es Gläubige eher selten, ob Atheisten eine Begründung für ihren Unglauben haben oder nicht, und wie dieser aussieht. Ihr Vorurteil, dass es eine solche Begründung nicht geben kann, ist ihnen so eingehämmert worden, dass viele, auch wenn sie den Glauben an Gott längst aufgegeben haben, dies immer noch meinen - so ging es mir auch lange Zeit. Aufgrund dieses Vorurteils sehen Gläubige sich solche sog. "atheologischen Argumente" meist nicht mal an, geschweige denn, dass sie darüber nachdenken. Mit einer Ausnahme: Wir leben in einer Welt, in der Tiere und Menschen leiden, und man sich fragen muss, ob man dies mit einem allwissenden, allmächtigen und liebenden Gott in irgendeiner Weise vereinbaren kann. Die Antwort lautet selbstverständlich "Nein", aber Christen haben da einige Ausreden ersonnen, wie etwa die mit dem freien Willen - die aber alle nicht erklären können, warum Tier leiden und warum Menschen unter Naturkatastrophen leiden.

Büchner nannte das Problem - genannt "Theodizeeproblem" - den "Fels des Atheismus". Wenn Gläubige überhaupt anfangen zu zweifeln, dann meistens deswegen. Die meisten beruhigen sich aber mit den Ausreden, ohne weiter darüber nachzudenken.

Stellt man Fragen dazu, dann meiden die Gläubigen es meist, darauf zu antworten. Meine Formulierung des Theodizeeproblems lautet:

Ist Gott mächtig genug, eine Welt zu erschaffen, in der Menschen und Tiere weniger leiden als in dieser?

Gläubige meiden es meistens, darauf zu antworten, und wenn, dann denken sie über ihre Antwort, sofern sie eine geben, nicht weiter nach. Man könnte sagen: Gott lebt davon, dass die Gläubigen nicht über ihn nachdenken.

Weiteres Nachdenken wird durch Vorurteile auch sofort unterbunden: Gott ist transzendent, er ist nicht von dieser Welt, man kann keine weltlichen Maßstäbe anlegen, man kann ihn nicht beweisen und nicht widerlegen, man kann etwas Negatives oder Nichtexistenz sowieso nicht beweisen, Du sollst Dir kein Bild machen - oder kurz, Gott fungiert als eine Art Stop-Signal: Ab hier bitte nicht mehr weiter darüber nachdenken. Täte man es, es bestünde die Gefahr, dass man den Glauben und seine Annehmlichkeiten verliert, also wen interessiert denn schon die Wahrheit? Außer Atheisten will niemand die Wahrheit über Gott hören. Man redet viel über Wahrheit, aber in Wahrheit ist das bloß Gerede ohne tieferen Sinn.

Wäre Gott tatsächlich nicht beweisbar und nicht widerlegbar, dann könnte man keine Aussage darüber treffen, ob er beweisbar oder widerlegbar ist. Hier springt dann der Glauben ein, als bequeme Ausrede, warum man nicht weiter über diesen und andere Widersprüche nachdenkt. Glauben fördert das Nicht-nachdenken. Glauben legt fest, was wahr ist, bevor man wissen kann, oder will, was wahr ist. Sich auf den Glauben zu berufen ist die bequemste aller Ausreden, intellektuell unehrlich, ein Trick, mit dem man sich vorgaukelt, es gäbe keinen Grund, über derlei Fragen nachzudenken. Glauben genügt sich selbst.

Wer da nicht misstrauisch wird, den nenne ich leichtgläubig.

Man muss Gläubigen nur zuhören, schon verwickeln sie sich in Widersprüche:

Gott ist jenseits aller Erfahrung, aber meine Erfahrung sagt mir, dass es Gott gibt. Wäre Gott wirklich jenseits aller Erfahrung, gäbe es keine menschliche Erfahrung, die einem sagt, dass es Gott gibt.

Gott kann man nicht beweisen oder widerlegen, aber ich habe gute Gründe, an Gott zu glauben. Wäre Gott wirklich weder beweisbar noch widerlegbar, gäbe es keine Gründe, an ihn zu glauben. Wenn keine weltlichen Gründe, keine Logik, einen zu Gott führen kann - wie viele behaupten - wenn Gott "nicht der Logik unterliegt", dann ist jeder logische Grund, den man anführt, um von der Existenz der Welt auf einen Schöpfer zu schließen, null und nichtig.

Der Glauben schafft es, alle diese Widersprüche zu übertünchen, so merken die Gläubigen nicht, was sie inhaltlich dazu sagen. Was bedeutet, dass der Glauben so ziemlich das schlechteste Mittel ist, um zu "entscheiden", ob Gott existiert oder nicht. So wenig wie man sich dazu "entscheiden" kann, an die Existenz der Schwerkraft zu glauben. Den Glauben im religiösen Kontext muss man definieren als: Vorgeben, etwas zu wissen, was man nicht weiß.

Ich habe nicht die Neigung, vorzugeben, das ich weiß, ob es Gott gibt oder nicht. Daher kann meine Antwort nur lauten: Ich glaube nicht an ein höheres Wesen namens Gott. Ich glaube an die Schwerkraft, und in dem Sinne würde ich an ein höheres Wesen glauben, wenn ich einem begegne. Weil ich an die Schwerkraft glaube, weil wir alle ihre Wirkung spüren - und nicht nur ein paar selbsternannte Ausgewählte, die sich in Widersprüche verwickeln, wenn man ihnen ein paar Fragen stellt, sofern sie nicht gleich jeder Antwort ausweichen.

Man braucht Gott dazu, um an die Unsterblichkeit seiner Seele zu glauben, und auf diese Annehmlichkeit können oder wollen viele nicht verzichten - der Wunsch ist Vater des Gedankens. Dabei sollte man gelernt haben, das nichts dadurch real wird, dass man es sich wünscht, und dass das Gewünschte selten zutreffend ist. Also achten Gläubige nicht wirklich auf ihre Erfahrung, sie geben es nur vor.

Sieht man sich die ganzen Gründe an, die angegeben werden, um an Gott zu glauben, kann man nur den Kopf schütteln, so man einen hat oder sich einen macht. Diese gründe reichen, um Kinder oder Leute zu überzeugen, die unerfahren im Umgang mit Logik sind, Sobald sie daran glauben, überredet man sie ohnehin dazu, zu akzeptieren, dass es keinen logischen Gegenbeweis gegen Gott geben kann - was eigentlich bedeutet, dass es auch keinen logischen Grund gibt, an ihn zu glauben. Aber die Falle ist zugeschnappt, man hat aus falschen Gründen angefangen, zu glauben, und nun können einen keine Gründe mehr draus befreien. Diese würde man so oder so nicht akzeptieren, und kaum jemandem fällt es auf, dass man damit auch keine Gründe mehr hat, mit dem Glauben anzufangen.

Wer diese Tricks durchschaut, den heißt man einen Atheisten.

Natürlich möchten die Gläubigen, dass möglichst alle an Gott glauben, weil dann niemand mehr da ist, das infrage zu stellen - denn man hat gute Gründe, dies nicht zu wünschen. Man wünscht sich, etwas wäre wahr, erklärt es kurzerhand zur Wahrheit, unterbindet dann weiteres nachfragen, und akzeptiert Gründe, die man ohne den Wunsch dahinter nie annehmen würde.

Freud nannte dies eine Illusion. Eine Illusion ist ein Irrtum, bei dem der Wunsch ausschlaggebend dafür ist, dass man den Irrtum akzeptiert. Man wünscht sich ewiges Leben, und betrachtet dies als Grund genug, an Gott zu glauben. Man fühlt sich bedeutender, wenn man an Gott glaubt, also hat Gott gefälligst zu existieren. Man glaubt, dass man Hoffnung und Kraft durch den Glauben an Gott gewinnt, daher denkt man, dass er existiert.

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Soweit ist alles richtig. Pluspunkte gäbe es noch für die Erwähnung zweier Phänomene:

Erstens, dass sich das subjektive Zeitempfinden mit dem Alter ändert. Je älter man wird, umso schneller scheint die Zeit zu vergehen. Der Grund dafür ist, dass für ein Kind vieles neu ist, damit spannend, und Zeit zur Verarbeitung braucht, während ein Erwachsener schon fast alles kennt.

Zweitens, dass es subjektiv zwar Gleichzeitigkeit gibt, objektiv jedoch nicht. Es gibt im Universum keine zwei Geschehnisse, von denen man behaupten kann, dass sie zur gleichen Zeit stattfinden - eine Schlussfolgerung aus der Relativitätstheorie.

Um letzteres zu erklären: Deutlich wird das Phänomen nur bei großen Skalen, also großen Entfernungen. Nehmen wir an, die Erde stünde genau zwischen zwei Sternen. Beide Sterne sind gleich weit von uns entfernt, sagen wir mal, 10 Lichtjahre. Wir sehen, dass beide Sterne "gleichzeitig" zur Supernova werden. Ein Beobachter jedoch, der näher an dem ersten der beide Sterne ist, sagen wir, ein Lichtjahr weit weg, sieht etwas vollkommen anderes: Er sieht, dass der erste Stern detoniert, und der zweite nach 18 Jahren, also später. Wer hat jetzt recht?

Antwort: keiner. Beide Beobachtungen sind von der subjektiven Perspektive des Beobachters abhängig. Genau das meinen wir mit subjektiv: Eine Erfahrung ist abhängig von der Person des Beobachters in Zeit und Raum. Eine Erfahrung ist objektiv, wenn zwei Beobachter unabhängig von ihrer Position in Zeit und Raum dabei einig werden, was da passiert ist. Beim ersten Beobachter braucht das Licht jeweils 10 Jahre, um zum Beobachter zu kommen. Beim zweiten Beobachter braucht das Licht des einen Sterns ein Jahr, vom anderen Stern 19 Jahre. Zeit im Universum ist zudem noch abhängig von der Geschwindigkeit, mit der man sich bewegt, und sie vergeht in der Nähe von massereichen Objekten langsamer.

Übrigens ist damit auch erklärt, was "subjektiv" bzw. "objektiv" bedeutet. Vielleicht eine wichtige Lehre für alle Hausarbeiten: Zu Beginn klären, was die verwendeten Begriffe bedeuten, das macht vieles klarer.

Daher ist Gleichzeitigkeit subjektiv, objektiv gesehen gibt es das nicht. Auf der Erde verhindern die kurzen Entfernungen, das man etwas davon wahrnimmt. Deswegen, weil es bei kurzen Entfernungen eine zu vernachlässigende Rolle spielt, können wir im Alltag von der Gleichzeitigkeit zweier Ereignisse auf der Erde ausgehen. Nicht jedoch die Hersteller von GPS-Chips zur Positionsbestimmung: Wenn diese nicht die unterschiedlichen Laufzeiten der Satellitensignale berücksichtigen, dann wären die Positionsangaben um 200 Meter bis 2 Kilometer falsch.

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Diese Frage zeigt deutlich die weit verbreitete christliche Ignoranz, was "Satanismus" eigentlich ist. Dein Kollege jedoch scheint eher zu wissen, worum es sich handelt. Vielleicht solltest Du ihn mal fragen, was Satanismus eigentlich ist.

Satanismus hat mit dem christlichen Satan überhaupt nichts zu tun. Der Name ist eine reine Provokation, mehr nicht. Der christliche Satan ist die Verkörperung des Bösen, eine Art "Gegenspieler" zu Gott, sein Widersacher. Das wiederum hat mit dem Satan des Alten Testaments nichts zu tun, sondern einer eher fehlgeleiteten Interpretation. Für die Juden war die Schlange nicht der Teufel, sondern eine Schlange - mehr nicht. Satan taucht in Hiob auf, wo er sich mit Gott auf gleicher Augenhöhe unterhält - eher wie ein Berater. Gott hört auf ihn, als er einen Test vorschlägt, und bekommt - in Grenzen - freie Hand von Gott. Im AT ermordet Satan 12 Menschen, mit Gottes ausdrücklicher Billigung, während der Gott des AT Millionen umbringt.

Im Satanismus ist Satan eine Art Naturkraft, unpersönlich, weder gut noch böse. Die meisten Satanisten sind Atheisten: Sie glauben weder an Gott noch an seinen Widersacher, den Teufel, den christlichen Satan. Manche sehen in Satan auch eher das menschliche kreative Potenzial - in dem man seine Kreativität entfaltet, macht man sich Satan dienstbar (in beiderseitiger Weise). Deswegen ist für viele Künstler der Satanismus sehr attraktiv. Kunst sucht Aufmerksamkeit, einer der Wege, diese zu bekommen, ist die Provokation.

Satanismus hat nichts mit schwarzen Messen zu tun, mit Tieropfern oder gar Menschenopfern. Diese verzerrte Sichtweise ist so etwas wie christliche Gegenpropaganda, denn im Satanismus, seinen elf Geboten, werden Tieropfer ausdrücklich verboten. Menschen und Tieren darf nicht wissentlich geschadet werden, nur Notwehr ist erlaubt. Man hält nicht die andere Wange hin, wenn man geschlagen wird, man schlägt zurück - aber man fängt niemals einen Streit an.

Heavy Metal Bands wurde recht früh vorgeworfen, "dem Bösen" zu dienen, satanisch zu sein. In den USA gab es eine Reihe von Prozessen, etwa gegen Led Zeppelin, weil angeblich, wenn man deren Song "Stairway to Heaven" rückwärts (!) hört, sich darin satanische Propaganda befindet. Das ist ausgemachter Unsinn, aber warum sollte man von christlichen Fundamentalisten auch vernünftiges erwarten.

Dies haben Heavy Metal Bands, immer auf der Suche nach Provokationen, ironisch aufgegriffen und ein neues, angeblich "satanisches" Symbol erfunden: das umgedrehte Kreuz, eine Parodie auf das christliche Symbol. Den humorlosen Christen ist das entgangen, seitdem glauben viele, dass das umgedrehte Kreuz irgendetwas mit Satanismus zu tun habe. Wenn es ein Symbol für den Satanismus gibt, ist es jedoch das Pentagramm, ein altes heidnisches Symbol.

Man kann auf die Provokation hereinfallen, oder es als das sehen, was es ist. Kann man letzteres, kann man auch als Christ Heavy Metal hören, oder Death Metal, oder irgendeine andere Richtung. Betrachtet man es nur durch seine Vorurteile, dann wird man eher einen Bogen um diese Musik machen. So einfach ist das.

Es handelt sich um christlichen Aberglauben der eher primitiven Sorte, wenn Bands von Satanisten oder Bands, die den Satanismus ironisch als "antichristlich" zelebrieren, mit dem christlichen Satan identifiziert werden und mit primitiver Magie wie Flüche. Wenn man weiß, worum es sich wirklich dreht, wird man das eher als belustigend empfinden. Es waren christliche Fundamentalisten, die eine Art Krieg gegen den Heavy Metal inszeniert haben, und nun bekommen sie ihr Fett ab, verdientermaßen. Sie merken ja nicht einmal, dass man sich über sie lustig macht.

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Nein!

Nein. Alleine die Tatsache, dass man an Gott glauben muss, sollte einen schon stutzig machen. Wenn es eine wirklich gute, stichhaltige, solide Begründung dafür gäbe, dass es einen Gott gibt - niemand müsste an ihn im religiösen Sinne glauben. Ich glaube nicht an die Schwerkraft, die Sonne, andere Menschen, die Liebe, das Leid in demselben Sinne, wie Gläubige an Gott glauben.

Wenn also mir Jemand eine Begründung für die Existenz Gottes gibt, aber gleichzeitig sagt, er glaube an Gott, dann weiß ich, dass er seiner eigenen Begründung nicht wirklich vertraut. Niemand sagt "Ich glaube an die Schwerkraft" und trifft sich einmal wöchentlich mit anderen Menschen, um ihr zu huldigen, sie zu loben, um zu bekräftigen, dass sie existiert. Das macht man nur, wenn man gerne von etwas überzeugt wäre, für das es keinen realen Grund gibt. D. h., der Wunsch ist der Vater des Glaubens.

Nun wissen wir aus Erfahrung, dass etwas nicht wahr wird, nur weil man sich wünscht, es wäre wahr. Meist ist das Gegenteil der Fall, umso wahrscheinlicher, je idealer, vollkommener die Vorstellung ist, die man sich macht. Und idealer, vollkommener als Gott ist nichts, was sich Menschen je ausgedacht haben. Wer da nicht misstrauisch wird... dem ist wohl kaum zu helfen.

Zudem klafft eine gewaltige, unüberwindliche Kluft zwischen dem, was in Gottesbeweisen "bewiesen" wird, und dem, was sich Menschen unter Gott vorstellen. Selbst wenn jeder dieser Gottesbeweise logisch korrekt wäre - was aber keiner ist - dann ist alles, was bewiesen wurde, dass es irgendeine Ursache für das Universum gibt. Nichts ist darüber gesagt, um was für eine Art von Ursache es sich handelt, außer, dass sie von einer Art ist, die wir noch nie beobachtet haben, für die es kein Indiz gibt. Wann hat man jemals gesehen, dass ein "reiner Geist" etwas aus dem Nichts geschaffen hat?

Es wurde nicht einmal versucht, diese Lücke zu schließen. Weil man eingesehen hat, dass es unmöglich ist.

Der nächste Punkt ist, dass niemand weiß, was so ein Gott eigentlich sein soll. Es gibt keine einheitliche Definition, so stellt sich jeder etwas anderes darunter vor. Ich bin noch nie zwei Monotheisten begegnet, die beide an denselben Gott glauben. Um zu sagen, dass Etwas existiert, muss man aber zunächst einmal eine präzise Vorstellung von wenigstens einer Eigenschaft haben. Man kann das sehen an der Entdeckung des Higgs Bosons: Bevor es entdeckt wurde, hatten Physiker eine sehr präzise Vorstellung, ein Modell, von dem, um was es sich handelt.

Oder nehmen wir die Neutrinos: Ihre Existenz ergab sich aus dem Standardmodell der Teilchenphysik. Neutrinos sind sehr schwer zu entdecken, weil sie so sehr selten mit normaler Materie interagieren. Aber sie tun es, ab und zu, wenn ein Neutrino mit einem Atomkern kollidiert. Also nahm man einen Tank mit mehreren Millionen Litern Wasser, stellte ihn in ein gewaltiges Bergmassiv, und baute einen Detektor daneben, der winzigste Lichtblitze messen konnte. Dann wartete man - mehrere Jahre. Normalerweise, wenn das Standardmodell korrekt sein sollte, wusste man, dass die Sonne gigantische Mengen an Neutrinos erzeugt, und so einen stetigen Strom davon zur Erde schickt. Die Wahrscheinlichkeit, dass eines dieser Teilchen auf einen der Atomkerne im Wassertank trifft und einen Lichtblitz auslöst, ist extrem gering. Aber wenn man lange genug wartet, muss es irgendwann einmal passieren - was auch geschah, der charakteristische Lichtblitz konnte gemessen werden, nicht nur einmal, sondern mehrmals, in Abständen, die exakt den Berechnungen entsprachen.

Ab da zweifelte niemand mehr an der Existenz von Neutrinos: Die Definition erlaubte es, die Eigenschaften so präzise zu bestimmen, dass man genau wusste, was sie auslösen würden. Ohne die Eigenschaften zu kennen wäre es unmöglich gewesen, diese flüchtigen Teilchen zu entdecken.

Wenn es aber so etwas wie einen Gott gäbe, wenn man seine Eigenschaften kennen würde, dann könnte man auch seinen Einfluss wahrnehmen - wenn er einen auf die materielle Welt ausübt. Aber da niemand seine Eigenschaften kennt, ist da nichts zu beweisen.

Versucht hat man es. So wird behauptet, etwa von Jesus in der Bibel, dass Gebete heilen können. Also machte man Studien dazu. Ergebnis: NICHTS. Gott muss nicht jedes Gebet erhören, so wenig, wie jedes Neutrino mit einem Atomkern kollidieren muss - es reicht, wenn dies ab und zu mal geschieht, dann könnte man es nachweisen. Zum Nachweis würde es reichen, wenn Gott eines von zehntausenden von Gebeten erhören würde.

An Ausreden herrscht dann kein Mangel: Gott lässt sich nicht auf die Probe stellen - er lässt lieber Menschen elendig krepieren, bevor er einen Hinweis auf seine Existenz gibt. Trotzdem erzählt jeder, dass er Gott aus Erfahrung kennt, aber die ist so subjektiv, dass sie auf alles mögliche deuten könnte, aber niemals auf das, als was man Gott ansieht.

Wenn ein Kritiker oder Atheist anwesend ist, dann wird Gott stets so definiert, dass es nichts gibt, mit dem man seine Anwesenheit verdeutlichen könnte. Obwohl Gott sich so perfekt versteckt, dass nichts auf seine Anwesenheit deutet, soll er trotzdem Leute dafür bestrafen, dass sie nicht an ihn glauben. Meine Güte, wenn sich jemand so perfekt versteckt, dann will er nicht gefunden werden. Wenn er dann jemanden dafür bestraft, dass er nicht an ihn glaubt, dann ist dieser Gott ein Monster, ein unheilvoller Dämon, ein boshafter Tyrann - eigentlich so, wie ihn die Bibel darstellt, ein kaltblütiger Massenmörder, neben dem sich die geballte menschliche Boshaftigkeit eines Hitlers vergleichsweise harmlos ausnimmt. Wie man sich auch nur wünschen kann, dass so ein Gottesmonster existiert, bleibt mir unerfindlich.

Trotzdem werden Gott die höchste Summe aller menschlichen Ideale angedichtet. Das erinnert eher an Nordkorea: Wer den obersten Tyrannen nicht huldigt, lobt, und seine Güte preist, der wird in die Hölle geschickt, bzw. ein Straflager. Jedes menschliche Straflager wirkt im Vergleich zur Hölle wie ein Ferienparadies. Dass man den Leuten mit der Hölle droht, um sie so zum Glauben zu zwingen, verrät einiges - über die Gläubigen, die es immer noch versuchen.

Niemand käme auf die Idee, einen Menschen dafür zu bestrafen, dass er nicht an die Kugelgestalt der Erde glaubt, oder nicht an die Sonne, oder nicht an die Schwerkraft - obwohl es da wirklich offensichtlich ist, dass es das alles gibt. Bei Gott ist alles auf eine bizarre, verdrehte Art anders. Da wird intellektuelle Redlichkeit plötzlich zu einer Sünde, Ehrlichkeit im Umgang mit den Tatsachen zu einem strafwürdigen Verbrechen - was für eine absurde Moral! Die Belohnung der Leichtgläubigkeit und Autoritätshörigkeit, die wir sonst nur von Tyrannen kennen, das ist eine typische menschliche Boshaftigkeit.

Gott ist wohl nur ein Vehikel, um anderen eine Meinungskonformität abzupressen, die Leichtgläubigen auszubeuten und um seine eigenen Moralvorstellungen durchzusetzen, ohne dabei auf Argumente setzen zu müssen. Denn wer argumentiert, diskutiert auf Augenhöhe, gleichberechtigt. Das ist denen ein Dorn im Auge, die von ihren fixen Ideen so besessen sind, dass sie diese anderen aufzwingen möchten, um deren Wohlverhalten zu forcieren. In bester Absicht, also einer Absicht, die für sie das Beste darstellt.

Selbstverständlich ist die Moral Gottes immer die Moral desjenigen, der an Gott glaubt. Ist man für die Todesstrafe, ist Gott auch dafür, ist man dagegen, ist auch Gott dagegen. Was immer auch an Moral existiert, was immer jemand glaubt: DAS ist die Moral Gottes, der alle anderen zu gehorchen haben. Da es aber jeder so handhabt, kann es nicht funktionieren. Dass es jeder Gläubige so handhabt, kann man wissenschaftlich beweisen:

https://www.patheos.com/blogs/epiphenom/2009/12/what-you-want-god-wants.html

Für mich ist Gott absurdes Theater: Warten auf Godot. Wovon das gleichnamige Theaterstück auch handelt, von der Absurdität, auf Gott (Godot) zu warten.

Es wäre lustig, wenn darunter nicht so viele Menschen hätten leiden müssen. Gott, das ist ein Konstrukt, um menschliche Autoritätsgläubigkeit zu fordern und zu fördern. Man kann anhand unserer Geschichte sehen, wohin uns das führt.

Die ganzen Argumente für Gott dienen nur dazu, den Leuten Sand in die Augen zu streuen. Keines dieser Argumente funktioniert, nicht eines - die besseren Argumente sind nur die, die ihre Fehler besser tarnen. Und obwohl die meisten dieser Argumente schon vor Jahrhunderten widerlegt wurden, kommen immer noch einige mit demselben Quatsch an, immer auf der Suche nach Leichtgläubigen, in der Logik unerfahrenen Menschen, die ihnen das abnehmen.

Warum sollte ich etwas darauf geben, dass Menschen sich einen großen Bruder wünschen, der sie beschützt, der auf sie aufpasst, und der mich verhauen wird, weil ich mir eine eigene Meinung dazu bilde, und nicht die der Priester unhinterfragt unternehme? Das verdient keinen Respekt, das verdient, der Lächerlichkeit preisgegeben zu werden. Überhaupt, ich respektiere Menschen, aber nicht unbedingt deren Ideen.

Wenn man sich ansieht, mit welchen Tricks die Menschen zum Glauben an Gott gebracht werden, kann ich nur sagen: Das ist der größte, auch sehr profitable Trickbetrug in der Geschichte der Menschheit. Damit wurde mehr Macht und Geld erwirtschaftet als mit jedem anderen Hokuspokus. Ah, und wer nicht daran teilnimmt, also Atheist ist, der hat angeblich keine Moral, ist mit Hitler zu vergleichen, verdient die Hölle, also eine ewige Strafe, nur weil er einen perfekt versteckten Gott, der nicht will, dass man ihn findet, tatsächlich nicht findet.

Ich denke nicht, dass viele Menschen, die vorgeben, an Gott zu glauben, auch wirklich davon überzeugt sind. Sie sind überzeugt, dass es für sie nützlich ist, wenn möglichst viele an Gott glauben - einen Glauben, den man mit Blick auf die skandinavischen Länder, wo nur eine Minderheit an Gott glaubt, leicht widerlegen kann. Warum sind sie überzeugt, dass es ihnen nützt? Weil es ihnen die eingeredet haben, die Priester, die am meisten davon profitieren. Mit allen Tricks, einige davon schwer zu durchschauen.

Inzwischen beruft man sich gerne auf seine eigene, subjektive Erfahrung - für einen angeblich objektiven Sachbestand. Denn da fühlen sie sich sicher, da kann man keinen Trick nachweisen: Selbsttäuschung ist für Außenstehende extrem schwer nachzuweisen. Aber hört, wie sie sich untereinander widersprechen - das alleine wäre schon Grund genug zum Misstrauen. Ich traue keinen Menschen, die zu fest von einer Sache überzeugt sind, speziell, wenn man alle Versuche, da etwas nachzuweisen, systematisch sabotiert und boykottiert, oft mit fadenscheinigen Argumenten.

Wenn mir jemand ernsthaft von Gott erzählen will, ich hätte da ein paar Vorbedingungen:

  1. Definiere Gott in einer Weise, die nicht in sich logisch widersprüchlich ist.
  2. Zeige, dass Deine Definition nicht im Widerspruch zu bekannten Tatsachen steht.
  3. Beweise, dass die Definition sinnvoll ist, und nicht gegen Kritik immunisiert wurde.

Damit wäre Gott nicht bewiesen - es würde nur zeigen, dass es sich um eine Idee handelt, die man ernsthaft diskutieren kann. Aber vorher ergibt es nicht einmal einen Sinn, über Existenz diskutieren zu wollen.

Allerdings scheitern Gläubige seit 2.000 Jahren an jedem einzelnen dieser Punkte. Gottes Existenz ist daher im Sinne des Wortes indiskutabel. Sie überspringen diese Punkte, weil sie wissen, dass sie keinen einzigen davon erfüllen können, geschweige denn alle drei.

Was für eine Farce!

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Fangen wir mit Zufall an: Zufall wird definiert als "Abwesenheit einer kausalen Erklärung".

Es gibt verschiedene Gründe, warum man für ein Ereignis die Ursache nicht kennt:

  1. Das Ereignis hat keine Ursache. Wir wissen aus der Quantenphysik, dass dies zumindest für Ereignisse auf einer sehr kleinen Skala möglich ist.
  2. Man kennt die Ursache nicht, weil einem Informationen fehlen.
  3. Es handelt sich um zwei Ereignisse, die keinerlei kausale Verknüpfung aufweisen - in der Wissenschaft nennt man das eine Koinzidenz.

Tatsache ist, dass man meistens nicht unterscheiden kann, welcher Fall vorliegt. Manchmal ist es relativ eindeutig. Beispiel: Von der Erde ausgesehen haben Sonne und Mond ungefähr die gleiche Größe. Das man man bei einer totalen Sonnenfinsternis sehr gut sehen. Unserem Wissen nach gibt es keinen Grund dafür, warum das so ist, weil die Sonne oder der Mond könnte größer oder kleiner sein, beide könnten weiter entfernt oder näher stehen, und alles beeinflusst die relative Größe, wie man sie von der Erde aus sieht. Daher redet man hier von einer Koinzidenz: zwei voneinander unabhängige Ereignisse ohne kausale Verknüpfung, die aufeinandertreffen.

Es geschehen permanent Ereignisse, zwischen denen es keine kausale Verbindung gibt.

Menschen neigen aber dazu, zwischen allem, was geschieht, immer eine kausale Verbindung zu vermuten. Das hat etwas mit der Art und Weise, wie unsere Vorfahren lebten, zu tun. Man kann sich leicht ausrechnen, dass Jemand, der dies vermutet, besser überlebt als Jemand, der meint, zwischen den Ereignissen gäbe es meist keine Verbindung.

Wenn Leute sagen "Es gibt keinen Zufall", dann ist damit gemeint, dass es keine Ereignisse gibt, die keine Ursache haben. Aber das wird oft damit verwechselt, dass jedes Ereignis mit jedem anderen kausal verknüpft sein muss, und das ist reiner Unsinn. Vielmehr gibt es voneinander unabhängig existierende Kausalketten, an deren Ende zwei Ereignisse stehen - wie die relative Größe von Sonne und Mond - aber das eine Ereignis ist nicht die Ursache des Anderen, in keiner Richtung. Es existiert keine kausale Verknüpfung zwischen den Gliedern verschiedener Kausalketten, nur eine in ein und derselben Kausalkette.

Jetzt können wir klären, worum es sich bei den anderen Dingen handelt:

Als Glück bezeichnet man ein unwahrscheinliches Ereignis mit positivem Ausgang (für den Betroffenen). Man könnte sagen: Eine Koinzidenz mit vorteilhaften Resultaten, da man bei Glück nicht davon ausgeht, das es auf Geschick oder Tatkraft beruht. Es wird durch das Verhalten oder die Charaktereigenschaften des Betreffenden nicht beeinflusst.

Ein Wunder ist ein Ereignis mit positivem Ausgang, von dem man die Ursache nicht kennt (wie beim Glück), oder eines, dass besonders zum Staunen anregt. Wie in "Wunder der Technik" oder "Wunder der Natur".

In der religös-esoterischen Welt wird das alles wieder anders definiert. Dort ist ein Wunder zwar ebenso ein Geschehen mit guten Resultaten, und auch eines, dessen Ursache man nicht kennt. Statt aber zu sagen: "Wir wissen die Ursache nicht" ist man sich sicher, dass es einen außer- oder übernatürlichen Einfluss gab, der das Ereignis ausgelöst hat. D. h., man weiß die Ursache nicht, gibt aber vor, sie zu wissen. Hinzu kommt, dass ein religiöses Wunder angeblich irgendwelche Naturgesetze verletzt. Da aber Naturgesetze keine Gesetze sind, sondern abstrakte Beschreibungen des Verhaltens der Natur, ist das purer Unsinn. Man könnte allenfalls sagen, dass es gegen die bekannten Naturgesetze "verstößt", oder eigentlich, dass es sich mit aus den bisherigen unvollständigen Beobachtungen abgeleiteten mutmaßlichen Regelmäßigkeiten nicht vereinbaren lässt. Dann muss unser Verständnis der Naturgesetze angepasst werden, so dass es auch die neuen Beobachtungen mit einschließt.

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Das hängt davon ab, wie man das Wort "Wunder" definiert.

Ein Wunder kann z. B. eine sehr unwahrscheinliche, aber mögliche Geschichte sein. Wenn ich morgen im Lotto gewinne, so wäre das in dieser Hinsicht ein Wunder: sehr, sehr unwahrscheinlich, aber möglich.

Wir reden auch vom "Wunder der Technik", Damit sind Leistungen gemeint, die außergewöhnlich sind - wie etwa der Large Hadron Collider, die größte und komplexeste Maschine, die je von Menschen gebaut wurde. Aber der Bau dieser Maschine steht in jedem Fall im völligen Einklang mit den Naturgesetzen - die Maschine existiert, also ist es möglich, sie zu bauen.

In den Religionen fast man manchmal Wundergeschichten auch als zwar mögliche, aber unwahrscheinliche Ereignisse auf. In aller Regel ist aber etwas anderes gemeint, nämlich Ereignisse, die im Widerspruch zu den Naturgesetzen stehen.

Jetzt muss man wieder wissen, was ein Naturgesetz ist. Anders als der Name suggeriert, handelt es sich nicht um Gesetze, die der Natur vorschreiben, wie sie sich zu verhalten hat. Sondern vielmehr handelt es sich um Modelle, die logisch aus Beobachtungen abgeleitet werden, und die beschreiben, wie sich die Natur laut den Beobachtungen verhält. Die Naturgesetze sind folglich abstrakte Beschreibungen der Natur, die unabhängig von der Position eines Beobachters in Zeit und Raum gelten. Durch diese Unabhängigkeit sind alle Beobachtungen reproduzierbar. D. h., jemand anders kann zu anderen Zeiten und an anderen Orten dieselbe Beobachtung machen, unter gleichen Bedingungen.

Generell kann man definieren:

Naturgesetz = mathematische Beschreibung von Beobachtungen

Analogie: Man nehme ein Bild wie die Mona Lisa und schreibt auf, was man an diesem Bild beobachtet. Die Analogie hinkt, weil meine Beschreibung nicht mathematisch-abstrakt ist und nicht komplett unabhängig von meiner Beobachtung in Zeit und Raum. Das Bild selbst entspricht der Natur.

Dann wäre, in dieser Analogie, die folgende Beschreibung das Äquivalent zu einem Naturgesetz: "Bei der Mona Lisa handelt es sich um ein Gemälde von Leonardo da Vinci, das eine lächelnde Frau zeigt" - plus ein paar tausend Worte mehr an Beschreibung.

Wenn ich jetzt sage, eine Wundergeschichte widerspricht (logisch) meiner Beschreibung, dann ist entweder die in der Wundergeschichte gemachte Beobachtung falsch, oder meine Beschreibung - oder beides. Hinzu kommt die Einschränkung, dass sie nicht "den Naturgesetzen" widersprechen kann, sondern nur den heute bekannten Naturgesetzen. "Die Naturgesetze" kennen wir nämlich nicht, sondern nur einen Teil, da wir nicht die gesamte Natur zu allen Zeiten beobachtet haben.

Die Behauptung, eine Geschichte widerspräche "den Naturgesetzen", kann also niemals gemacht werden. Auch die Wissenschaft entdeckt fast jedes Jahr etwas, was den bisher bekannten Naturgesetzen widerspricht - dann muss man die Naturgesetze, also die Beschreibung, korrigieren. Genau das wird auch gemacht, meistens nach genaueren und weiteren Beobachtungen. Aktuell hat man beobachtet, dass alle Sterne in einer Galaxie das Zentrum mit gleicher Geschwindigkeit umkreisen. Das widerspricht allen kosmologischen Modellen, also den heute bekannten Naturgesetzen. Noch weiß niemand, wo der Fehler liegt, und was korrigiert werden muss. Naturgesetze sind im Fluss, sie ändern sich - so wie jemand die Beschreibung der Mona Lisa korrigieren müsste, wenn er bemerkt, dass ihm etwas entgangen ist, oder dass seine Beschreibung dem Bild widerspricht.

Wenn man behauptet, eine Geschichte widerspräche "den Naturgesetzen", so setzt man voraus, alle Naturgesetze zu 100% korrekt zu kennen. Kein Wissenschaftler könnte dem zustimmen. Alle menschlichen Beobachtungen betreffen eine kleine Teilmenge aller möglichen Beobachtungen, und aus einer Teilmenge kann man nur sehr begrenzt auf die ganze Menge schließen.

Folglich, in religiösem Sinne, sagt man letztlich:

Eine Wundergeschichte beschreibt Ereignisse, die nach heutigem Kenntnisstand nicht einfach nur sehr unwahrscheinlich, sondern die unmöglich sind. Oder kurz, man sagt, dass etwas passiert ist, was nicht geschehen kann - und das ist in sich logisch widersprüchlich. Ist es tatsächlich geschehen, muss es auch möglich sein, wenn es unmöglich ist, kann es nicht geschehen sein.

Es gibt kein logisch gültiges Kriterium, mit dem man einen logischen Widerspruch beweisen kann. Folglich kann es für keine Wundergeschichte im religiösen Sinne ein logisch gültiges Kriterium geben, mit der man die Wundergeschichte von anderen Geschichten unterscheiden kann.

Man kann sich das vor Augen führen, wenn man eine gute Zaubershow besucht. Was man beobachtet, widerspricht bekannten Naturgesetzen. Man kann nun schließen, dass man nicht alles beobachtet hat, dass man die Naturgesetze nicht ausreichend kennt, oder dass man aus seinen Beobachtungen falsche Schlüsse gezogen hat. Alles davon wird von dem Magier auf der Bühne ausgenutzt - er lenkt unsere Beobachtung, so dass wir nicht alles sehen, er benutzt wenig bekannte Naturgesetze, er verleitet uns zu logischen Fehlschlüssen. Ja, er kann sogar unsere Erinnerung manipulieren, um unsere Beobachtungen im Nachhinein zu verfälschen, so dass wir meinen, etwas gesehen zu haben, was nicht passiert ist. Kurz, er täuscht uns.

Man könnte auch zu dem Schluss gelangen, dass der Künstler uns ein "reales" Wunder gezeigt hat. Das kann nur der Fall sein, wenn wir voraussetzen können, dass unsere Kenntnisse und Beobachtungen zu 100% korrekt sind, wie auch alle unsere Schlussfolgerungen. Nur: Das kann kein Mensch von sich behaupten.

Um von einem religiösen Wunder zu reden, muss man voraussetzen, dass die Geschichte zu 100% korrekt beobachtet wurde und dem Schreiber sämtliche Details bekannt sind, sowie alle Naturgesetze, und dass es unmöglich ist, dass er sich getäuscht haben könnte. Außerdem müsste man wissen, dass sich der Schreiber das nicht bloß ausgedacht hat, denn, wie wir wissen, eine Beschreibung eines Geschehens kann den tatsächlichen Ereignissen widersprechen.

Wenn man - wie im Monotheismus - annimmt, dass Gott auch das logisch unmögliche tun kann, dann wären Wunder tatsächlich möglich. Allerdings, konfrontiert man Monotheisten mit dem Theodizeeproblem, so wird ihre Antwort immer darauf hinauslaufen, dass Gott nichts tun kann, was logisch unmöglich ist, z. B. eine Welt mit freiem Willen und ohne Leid zu erschaffen. Monotheisten glauben also selbst meistens nicht, dass Gott logisch unmögliche Dinge tun kann - und dann sind die Wundergeschichten unmöglich, was bedeutet, es kann nicht so wie beschrieben geschehen sein.

Zudem muss man sich, wie David Hume, fragen, was ist wahrscheinlicher: dass sich Menschen täuschen, oder Geschichten erfinden, oder dass etwas geschieht, was im Widerspruch zu bekannten Naturgesetzen steht? Wir wissen, dass alles möglich ist: Menschen täuschen sich (siehe Zaubershow), Menschen erfinden Geschichten (siehe Buchmarkt), Dinge stehen im Widerspruch zu bekannten Naturgesetzen (siehe Bewegung der Sterne). Die Frage ist aber, was wahrscheinlicher ist, wenn wir die Möglichkeit zu allem voraussetzen. Die Antwort muss lauten, dass Täuschungen und Erfindungen immer eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, und dass dies daher glaubhafter ist.

Wir haben Kriterien dafür, dass etwas unwahrscheinlich, aber möglich ist. Per Definition müssen wir einräumen, dass eine solche Art der Wundergeschichte tatsächlich geschehen sein kann.

Wenn etwas tatsächlich geschehen ist, muss es auch möglich sein. Das gilt auch für von Gott ausgelöste Ereignisse: Sie können nur dann geschehen, wenn sie auch möglich sind, wir aber eben nicht wissen, wieso - Gott vermag mehr als wir Menschen (technologisch überlegene Aliens aber auch, ebenso wie zukünftige Menschen mit verbesserter Technologie). Wir können aber keine Kriterien nennen, vor allem nicht aufgrund mündlicher Überlieferungen, um eine erfundene Geschichte von einer wahren Geschichte zu unterscheiden, außer logischen und naturgesetzlichen. Beruht ein Kriterium weder auf Logik noch auf bekannten Naturgesetzen, scheidet es als Kriterium aus.

Kur, die Antwort auf die Frage lautet: Es ist unmöglich, eine Wundergeschichte von einer erfundenen Geschichte zu unterscheiden. Wir nennen gleich, was wir nicht unterscheiden können. Wer also eine Wundergeschichte glaubt, beweist nichts außer seiner Leichtgläubigkeit.

Ich will aber vorsorglich darauf hinweisen, dass diese Ausarbeitung im Religionsunterricht unerwünscht sein dürfte. Für den Monotheismus gilt, dass ein Wunder glaubhaft ist, wenn Gott daran beteiligt ist. Dass Kriterium also ist: Wenn Gott daran beteiligt ist, dann ist es ein Wunder, wenn nicht, dann ist es keins. Natürlich setzt man voraus, dass man irgendwie weiß, ob Gott daran beteiligt ist oder nicht. Andere schließen auch noch den Teufel oder Dämonen als mögliche Quelle von "Wundern" ein. Im engeren Sinne sieht man aber als Wunder immer nur das an, was einen (für Menschen) positiven Ausgang hatte, daher kann man diese ausschließen.

Mit diesem simplen Kriterium lassen sich die Fragen in gewünschter, wenn auch sachlich-logischer Weise so falsch beantworten, dass der Religionslehrer sie für richtig erachten wird (ja, ich hatte selber früher Religionsunterricht, und immer eine 1 - und: ich bin selbst erfahrener Zauberkünstler).

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Betrachten wir doch die Frage mal wirklich genau. Ich habe auf diese und ähnliche Fragen nur wenig gute Antworten gehört.

Zunächst hängt die Antwort davon ab, wie man Allmacht definiert. Nach der üblichen Definition bedeutet dies, das der eigene Willen zur Realität wird, dass man alle Ziele erreichen kann, ohne Mittel zu diesem Zweck einzusetzen. Ganz naiv könnte man meinen, dass Jemand wirklich alles kann.

Man bemerke die Voraussetzungen: vorausgesetzt wird ein Willen. Dazu gehört ein "intentionaler Agent", der einen eigenen Willen hat, beispielsweise eine Persönlichkeit. Eine apersonale Kraft kann nicht allmächtig sein, da ihr der Wille fehlt. Wenn also Jemand von einem nichtpersönlichen Gott ausgeht. lautet die Antwort: Gott ist nicht allmächtig, da ihm der Willen fehlt. Die Antwort auf die Frage lautet folglich "Nein".

Es spielt keine Rolle, ob dieser Jemand das tatsächlich will oder nicht. Allmächtig ist man nur dann, wenn man alles tun kann, was man will - und wenn sich der Wille nicht ändern kann, ist man nicht allmächtig, sondern vollkommen machtlos. Die Antwort "Ja, aber Gott will ja keinen Stein erschaffen ..." ist irrelevant. Denn dann wäre ich ebenso allmächtig - ich muss ja immer nur sagen, wenn mir Jemand sagt, ich solle dieses oder jenes tun, dass ich das nicht will. Wenn man also darauf abzielt, dass Gott das nicht will, dann definiert man Allmacht auf eine andere Art, und dann ist jedes Lebewesen allmächtig - die Definition ist folglich sinnfrei.

Wenn man die naive erste Definition nimmt - Allmacht bedeutet, wirklich alles zu können, dann stößt man auf das in der Frage erwähnte (uralte) Paradoxon.

Allmacht bedeutet eigentlich "unbeschränkte Macht". Es bedeutet nicht: alle verfügbare Macht zu haben. Denn dann wäre wieder Jeder allmächtig. Ich habe eine bestimmte Macht zur Verfügung, und in diesem Rahmen bin ich "allmächtig". Das wäre "beschränkte Allmacht", ein Widerspruch per Definition. So etwas gibt es so wenig wie "verheiratete Junggesellen".

Aber, um diesem Paradoxon zu entgehen, haben die Theologen eine neue Definition von Allmacht eingeführt (Theologen neigen dazu, Worte abweichend zu definieren, wenn man sie in Schwierigkeiten bringt):

Allmacht bedeutet, alles tun zu können, was logisch möglich ist.

Damit ist man dem Problem elegant ausgewichen. Selbstverständlich handelt man sich jetzt neue Probleme ein: Zum einen gibt man zu, dass Gott und sein Handeln vollkommen der Logik unterliegen. Gott ist durch die Logik beschränkt in seinem Tun. Genau das wird aber allgemein bestritten. Denn wenn Gott, bzw. seine Existenz, der Logik unterliegt, greifen die zahlreichen Beweise der Nichtexistenz Gottes. Um Gott vor Gegenargumenten zu schützen, behauptet man als gerne, dass er nicht der Logik unterliegt.

Man nennt dieses Manöver "Immunisierung gegen Kritik". Ich will das nicht weiter ausführen, aber eine kritikimmune Aussage ist nicht einfach nur falsch, es ist viel schlimmer: sie ist sinnlos.

Wir haben also den gegen logische Kritik immunen Gott, der von der Logik in seinem Tun und Lassen in seiner Allmacht beschränkt wird. Aha.

Allmacht bedeutet jetzt nicht mehr, was es dem Wortsinn nach bedeutet, sondern etwas anderes. Das ist nicht die einzige Beschränkung der "Allmacht" Gottes. Es gibt noch eine: Gott kann nicht lügen (auch, wenn an ein paar Bibelstellen etwas anderes behauptet wird), und er kann nichts Böses tun (im Widerspruch zur Bibel, wieder). Um das zu rechtfertigen muss man die Definition von Allmacht erneut ändern. Theologen behelfen sich so:

Allmacht bedeutet, dass man alles tun kann, was dem eigenen Wesen entspricht.

Da Gott seinem Wesen nach "gut" ist, kann er nichts tun, was "böse" ist. Diese Definition ist die Voraussetzung dafür, Gott zur Grundlage der Moral machen zu können. Wenn Gott, der in der Bibel auch mal als bösartiger Sadist agiert, wirklich böse sein kann, dann ist die ganze Hoffnung auf das ewige Leben im Paradies völlig abwegig.

Soweit so gut. Jetzt führ ich einen neuen Protagonisten ein: McNase. McNase ist ein Lebewesen, dass nur eine Sache tun kann und nur eine Sache tun will: Er kann sich an der Nase kratzen. Das entspricht seinem Willen und seinem Wesen voll und ganz. Den Definitionen nach - bis auf die erste - ist McNase allmächtig. Was natürlich die Absurdität der Definitionen von Allmacht zeigt, so dass nur die erste Definition übrig bleibt.

Die Antwort auf die Frage lautet daher: Nein, Gott kann keinen Stein erschaffen, der zu schwer zum Aufheben ist, weil er nicht allmächtig ist. Oder: Ein allmächtiger Gott existiert nicht, wenn wir eine sinnvolle Definition des Begriffs "Allmacht" einsetzen.

Ohnehin unterliegt Gott in dieser Hinsicht einer kulturellen Evolution: Er ist ein Sieger in dem etwas kindischen Wettstreit "Mein Gott ist mächtiger als Deiner" - "Nein, meiner ist mächtiger!" - "Meiner ist doppelt so mächtig wie Deiner" - "Meiner ist noch mächtiger" - "Meiner ist allmächtig!" - Ende der Debatte.

Man hat, in dieser Auseinandersetzung, die Eigenschaften Gottes immer weiter gesteigert, bis man sie als "unendlich" definiert hat und eine weitere Steigerung damit nicht mehr ging. Jetzt erst konnte man sich sicher sein, dass man den besten klügsten, mächtigsten, "göttlichsten" Gott verehrte, im Gegensatz zu den niederen Göttern der Heiden.

Die weiteren Probleme, die man sich damit einfing - etwa das Theodizeeproblem - hat man ignoriert, so wie man generell dazu neigt, alle Probleme mit Gott zu ignorieren, sofern sie dazu führen könnten, an seiner Existenz oder seiner Herrlichkeit zu zweifeln.

Deswegen musste Gott allmächtig und allwissend werden. Wenn man schon so viel Energie in die Gottesverehrung steckt, muss man sich irgendwie "sicher" sein, dass es keinen herrlicheren Gott mehr geben kann.

Dass Allmacht Allwissen voraussetzt, dessen war man sich bewusst. Dass aber beides gleichzeitig nicht möglich ist, hat man verdrängt. Allwissen bedeutet, dass man wirklich alles weiß - inklusive dem, dass man weiß, was man nicht weiß, was logisch unmöglich ist. Es bedeutet aber auch, dass ich alles weiß, etwa, was ich in den nächsten fünf Minuten, Tagen, Wochen, Monaten, ... Jahrmillionen tun werde. Was bedeutet, dass ich keinen freien Willen habe, der die Voraussetzung für die Allmacht wäre - ich wäre als Gott das ohnmächtigste Lebewesen, über dessen Schicksal hinaus man sich kein Schlimmeres mehr vorstellen kann: Gott weiß, was er als Nächstes tun wird, und er kann nicht anders - und erlebt es bewusst. Er ist eine Marionette von Plänen, die er sich nicht ausgedacht hat, sondern die "schon immer" da waren, denn er war immer schon allwissend.

Das zugrunde liegende Paradoxon lautet also: Gott ist allmächtig, hat aber gleichzeitig überhaupt keine Macht. Ein solcher Gott, das muss man wohl kaum erwähnen, existiert nicht, und kann nicht existieren. Er ist eine Erfindung aus einem Wettstreit, sich einen noch größeren Gott vorzustellen als bisher, bis es irgendwann keine Steigerung mehr gab. Sicher ist das ein rein ausgedachtes Wesen, ein Fantasiewesen, denn es gibt nur zwei Dinge, die unbeschränkt sind: Die menschliche Dummheit und die menschliche Fantasie. Beides zusammen sind die Eltern Gottes. Womit man auch die Frage beantworten kann:

Woher stammt Gott? Antwort: Aus menschlichem Erfindergeist.

Wer schuf Gott? Antwort: Dummheit und Fantasie im Wettstreit miteinander.

Warum erkennen das Gläubige nicht? Antwort: Nicht, weil sie dumm sind, sondern weil sie durch aberwitzige Behauptungen aktiv daran gehindert werden, ihre Intelligenz und ihre Urteilskraft auf Gott anzuwenden. Deswegen gibt es hochintelligente Gläubige - Intelligenz erstreckt sich nie auf alle kognitiven Fähigkeiten, und im Glauben wird über den Trick der Kritikimmunität es aktiv und passiv verhindert, näher über Gott nachzudenken.

Gott ist eine Art Stopp-Signal: Ab hier bitte nicht mehr darüber nachdenken!

Man kann das in den Antworten der Gläubigen hier und bei ähnlichen Fragen nachvollziehen. Je mehr und je tiefer und je intensiver man über Gott nachdenkt, umso wahrscheinlicher ist es, dass man Atheist wird.

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Neben den schon geäußerten Problemen mir dem Uhrmacher-Argument für Gott gibt es noch weitere. Die wird weniger häufig erwähnt, was ich erstaunlich finde.

Das Argument von William Paley beginnt in etwa so: »Stell‹ Dir vor, Du gehst am Strand spazieren und findest dort eine Uhr. Du bückst Dich und hebst die Uhr auf ...«

Die Frage ist: Warum hebt man die Uhr auf, und nicht die Muschel, die daneben liegt? Oder den toten Seestern? Beide sind auch komplex!

Der Grund ist einfach: Die Uhr ist so ungewöhnlich, dass sie einem am Strand sofort auffällt – selbst wenn man noch nie zuvor eine gesehen hat! Sie passt nicht dahin. Da sie von Menschen gemacht wurde, fällt sie auf. Selbst ein Fünfjähriger kann menschengemachtes von natürlichen Dingen unterscheiden. Das Argument behauptet aber, »eine Uhr sei analog so wie das Universum«. Aber das Universum ist natürlich, die Uhr wurde künstlich hergestellt. Falls der Mensch nicht die Natur imitiert – etwa bei Kunstblumen – kann man klar zwischen »natürlich« und »künstlich« unterscheiden. Wir können diese Unterscheidung so treffsicher machen, weil beides eben sehr unterschiedlich ist. Daher besteht die Analogie nicht, die Grundlage des Arguments ist falsch.

Es gibt aber eine Analogie in anderer Hinsicht, und die ist bezeichnend. Im Argument wird behauptet, dass die Uhr einen Designer habe. Das ist falsch. Es gibt nicht einen, es gibt tausende Designer von Uhren. Jeder Uhrendesigner geht so vor: Er nimmt ein bereits vorhandenes Design und ändert dieses ab, in der Hoffnung, für seine Vorstellung Käufer zu finden. Manchmal klappt das, meist jedoch nicht. So gab es mal Uhren, die die Zeit auf Knopfdruck digital anzeigten, oder in Form von Farben. Beides hat sich nicht durchgesetzt, dieses Design ist »ausgestorben«. Man könnte von den ersten Sonnenuhren bis zu den heutigen Smartwatches einen Entwicklungsstammbaum zeichnen, mitsamt den »toten Enden« der Gestaltung.

Alle Uhrendesigns sind in kleinen, oft winzigen Schritten, entstanden, auf der Basis von »Versuch und Irrtum«. Es lässt sich im Vorhinein oft schlecht abschätzen, welche Form auf dem Markt sich durchsetzen kann gegen die Konkurrenz. Werden sich Uhren mit 24-Stunden-Analog-Anzeige durchsetzen oder nicht? Man kann das schlecht vorhersagen.

Ganz gleich, was wir uns ansehen, was Menschen jemals produziert haben: Wir haben eine Entwicklungsgeschichte vor uns, bei der vorhandenes Design in kleinen Schritten, nach Versuch und Irrtum, verändert wurde.

Auch Autos sind so entstanden: Die ersten Autos sahen noch aus wie Pferdedroschken ohne Pferde. Man vergleiche dies mit der heutigen Form. Wir können nehmen was wir wollen – alles künstliche Design entstand in einer Geschichte, die sehr an die Evolution erinnert. Es gibt sogar verschiedene Nischen – ein Laster unterscheidet sich von einem Geländewagen, beide von einem Personenwagen, alle von einem Formel-1-Rennwagen etc. pp. Es gibt verschiedene Nischen. Niemand hat je »das Design des Autos« entworfen. Es gibt Generationen von Designern, die viel Arbeit in ihre Gestaltung investiert haben.

In der Natur finden wir dasselbe Bild: Kleinschrittige Änderungen an einem bestehenden Design, einiges setzt sich gegen die Konkurrenz durch, anderes nicht. Das gilt für die belebte Natur, wir finden es in etwas anderer Form auch bei unbelebten Dingen: Aus einer Wasserstoffwolke entwickeln sich Sterne, dann Galaxien, schließlich Planeten. Alles geschieht in teils gigantisch großen Zeiträumen.

Für alles gilt: Was existiert, ist Teil eines gigantischen, evolutiven Prozesses.

Für das Universum soll dann – so lautet das Argument – etwas vollkommen anderes gelten: Es soll von EINEM Designer in EINEM Guss gemacht worden sein. Das widerspricht zwar allem, was wir wissen, aber das stört die Gläubigen nicht. Sie haben noch nie über Design nachgedacht, wissen aber genau, wie das Design des Universums zustande kam! Glauben sie.

Woher kommt das »göttliche Design«, und wieso entstand ALLES in einem Entwicklungsprozess? Gäbe es diesen einen »Superdesigner«, so müsste er alles fertig so erschaffen haben, wie es heute ist.

Erschwerend kommt noch hinzu: Gott soll allwissend sein, behaupten die Gläubigen. War er das schon immer? Ja, Gott soll »SCHON IMMER« so gewesen sein. Er hat nie etwas dazugelernt. Er hat nie wirklich nachgedacht, jeder Gedanke, den er hat, muss er »schon immer« gewusst haben.

Woher kommt dann das Design? Gott hat es sich nicht ausgedacht, sondern es existierte – in allen Details – seit Ewigkeit. Es kann keinen Entwicklungsprozess geben, dieser widerspricht den grundlegenden Annahmen über Gott. Das Design kommt zu 100% »rein zufällig« aus dem Nichts. Wenn etwas keinen Ursprung hat, kommt es aus dem Nichts. Wenn es keine Entwicklung gibt, keine Änderung, und keinen Ursprung, so gibt es keine Ursache dafür. Das bezeichnen wir als »Zufall« im engeren Sinn: ein Geschehen ohne Ursache.

Gläubige werfen Atheisten gerne fälschlich vor, sie glaubten an eine »Entstehung des Universums durch Zufall aus dem Nichts«. Das stimmt zwar nicht, aber es trifft in Gänze für ihren Glauben an die Herkunft Gottes zu. Nur fehlt bei ihnen, was wir überall beobachten: Es gibt keinen Prozess. Es gibt nur fertige Endprodukte ohne Entwicklung. Woher kommt das Wissen, die Informationen, die in diesem Prozess stecken? Sie kommen aus dem Nichts, waren schon immer da, ohne Ursache, ohne Ursprung.

Das ist ein extrem starkes Argument GEGEN Gott.

Wie bei jedem Argument FÜR Gott: Denkt man eine Weile darüber nach, analysiert es genau, dann wird daraus ein Argument GEGEN Gott – immer. Gläubige sind zwar ebenso intelligent wie Nichtgläubige, sie nutzen ihre Intelligenz nur nicht, um über die Dinge tiefgreifend nachzudenken. Gott ist mehr so eine Art »verbales Stoppsignal«: Ab hier bitte nicht mehr weiterdenken! 

Alle kausalen Entwicklungen sollen letztlich auf ein »Etwas« ohne Ursprung, ohne Ursache, ohne Entwicklung, beruhen. Das ist ein Verstoß gegen das Kausalprinzip, das sie so gerne anführen.

Man muss nicht nur über die Konsequenzen, sondern auch über die Voraussetzungen des eigenen Denkens reflektieren. Das tun Gläubige nicht, wenn sie das Uhrmacher-Argument akzeptieren, statt es abzulehnen. Der Unterschied liegt nicht an der Intelligenz, sondern an der Denkweise, die unhinterfragbare Voraussetzungen an den Anfang stellt, statt darüber nachzudenken. Es ist ein Mangel an Willen, kein Mangel an Intelligenz.

Es gibt psychologische Gründe dafür, so zu denken. Es führt zu weit, dies hier auszuführen. Schmeichelhaft sind diese Gründe jedoch nicht, so viel sei gesagt.

Mit diesen beiden Gründen alleine ist das Argument komplett vernichtet. Nicht nur das, es erweist sich als Argument GEGEN Gott.

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Ja, der Satz ergibt Sinn:

Boo wollte eine Ratte.

Und eine Katze auch.

D. h.: Auch die Katze wollte eine Ratte.

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