In der Bibel wird Lüsternheit als sündig befunden. Sex muss ausschliesslich zur Reproduktion dienen und darf nicht zum Vergnügen praktiziert werden. Deshalb muss man nach der Bibel auch verheiratet sein um Sex haben zu können. Ich nehme an, dass es nicht wirklich mit dem Christentum, sondern mit dem Judentum und wiederum der Kultur vor- und währenddessen. So sieht man bereits in einem der ältesten Gesetzestexte, dem babylonischen "Codex Hammurapi", dass Ehebruch für den Mann eine Geldentschädigung an die Partnerin und für die Frau den Tod bedeutet. Dies kommt vom Verlangen nach einer (patriarchalisch geregelten) Ahnenlinie. Wenn ein Mann mit einer Frau schläft, dann führt das zu ausserehelichen Kindern. Dies bedeutet zwar Verrat an der Partnerin, jedoch keine Verdünnung des Blutes der Kinder. Der Mann hat nichts mit seinen illegitimen Kindern zu tun und diese haben keine Verbindung zum "Hauptstamm". Wenn jedoch die Frau mit einem fremden Mann schläft, führt das (möglicherweise) dazu, dass sie ein Kind in die Familie gebärt, welches nicht die Gene des Familienvaters trägt. Die Frau weiss immer, welche Kinder von ihr sind und welche nicht, da sie sie ja persönlich im Bauch gehabt hat, während der Mann bei der Reinheit seiner Nachkommen auf die Ehrlichkeit seiner Frau vertrauen muss. (Klingt nach etwas, was ein "Alpha Male" sagen würde, ist jedoch nur eine historische Theorie und nicht mein persönlicher moralischer und ethischer Kompass.)
Somit war bereits lange vor dem alten Testament Sex eine strikt geregelte Sache. Hierbei muss ich jedoch als "Experte" (ich habe das Buch gelesen und teilweise ins Lateinische übersetzt) anmerken, dass im sumerischen "Gilgamesch-Epos" keine Limitierungen für Unverheiratete zu gelten scheinen. Es wird geschildert, wie die "Dirnen der Ischtar", einer zentralen Göttin, sich auf Festen mit Männern einlassen und die Dirne Schamchat, die Üppige, über sechs Tage und sieben Nächte Sex mit dem Wildmenschen Enkidu hat um diesen zu kultivieren. Auch bei den anderen polytheistischen Religionen wie den Römern, Griechen, Kelten oder Ägyptern scheint Sex kein derartiges Tabuthema gewesen zu sein. Meine persönliche Theorie wäre, dass die monotheistischen (verbundenen) Religionen dies als eine Art Kontrolle verwendet haben. Sie haben die "natürlichste" Form des Sex genommen, welche auch einen zentralen Bestandteil unserer Lebensaufgebe (Aufrechterhaltung der Population) ausmacht, und diesen zur einzigen Möglichkeit gemacht. Somit wird verhindert, dass die Leute sich zu sehr mit anderen Dingen als dem Glauben beschäftigen und unzüchtig werden. Man hat gezielt die Libido von der Religion getrennt, was (angesichts der heutigen kaum existenten Verbreitung von heidnischen Religionen von damals) scheinbar auch eine nachhaltige Entscheidung gewesen ist.
Fazit: Kontrolliert man das Paradies, kontrolliert man die Sitten. Kontrolliert man die Sitten, kontrolliert man den Sex. Kontrolliert man den Sex, kontrolliert man die Menschheit.
Ps. Ich hatte diesen Text für einen anderen Post zum (fast) gleichen Thema verfasst. Dieser wurde jedoch währenddessen gelöscht. Da ich diesen riesigen Text jedoch nicht einfach ins nichts verschwinden lassen möchte, hier eine Aufarbeitung der Sexkultur in Europa von etwa 2000 vor bis 1000 nach Christus, basierend auf der Frage: "Wieso ist Fappen im Christentum tabu?