Hey,
erst einmal im Vorraus: Mir ist bewusst, dass Leute in meinem Alter (12) sich immer älter fühlen, bzw. älter sein wollen und man sich später mit dreißig wünscht, wieder jünger zu sein. Bei mir ist das aber ein ernsthaftes Problem.
Ich habe momentan bestätigte Depressionen und bin akut Suizidgefährdet, weshalb ich bei einer Psychiatrie für Kinder und Jugendliche angerufen hatte, wo ein Gespräch stattgefunden hat. Stationär aufgenommen (was ich eigentlich wollte) werden konnte ich nicht, da man dafür erst ambulanze Gespräche benötigt. Allerdings wurde bei dem Gespräch etwas thematisiert, was mir vorher noch nicht richtig klar war.
Nämlich, dass ich mich schon immer älter verhalten habe und mich so gesehen wie ein Erwachsener verhalten habe, da ich die Verantwortung übernommen habe, durch einfache Gesten, die für mich selbstverständlich wirkten.
Z.B. wollte meine Familie letzte Woche am Samstag Schlittschuhfahren gehen, aber mein Vater wurde am Rücken operiert, weshalb er erst am Sonntag wieder fit wäre. Da habe ich beschlossen, dass wir das dann lieber nicht machen, da mir auch mein Fuß (bin Rheumapatient) weh tut.
Oder dass ich mich für meine Schwester mitunter wohl wie eine Mutter verhalte (mir ist klar, dass das nicht gut ist).
Auch in der Schule bin ich nicht die Person, die mit den anderen mit einem Ball spielt, oder am Handy TikToks macht.
Oftmals fühle ich mich auch so, als hätte ich die Verantwortung für Dinge. Z.B. als meine Familie einen Autounfall hatte (keiner war verletzt) und meine Eltern ein etwas klären mussten, waren meine Schwester und ich mit unseren Großeltern Zuhause und ich habe mich um den Haushalt gekümmert (Kochen, Geschirrspüler ausräumen, mich um die Küche kümmern etc.).
Das war wohl auch früher schon so, meinte meine Mutter.
Könnte das an meiner Erziehung liegen? Ich habe halt seit ich zwei bin Rheuma, weshalb ich mit viereinhalb aus dem Kindergarten rausgenommen wurde, da dort immer wieder Krankheiten waren, die ich nicht bekommen durfte. Ich habe mich dann selbstständig an den Schreibtisch gesetzt und das ABC in Druckschrift gelernt. Mit fünf Jahren wurde ich auch immer für kurze Zeit (20-30 Minuten) alleine gelassen, da meine Mutter meine Schwester vom Kindergarten bzw. der Grundschule abgeholt hat. Später wurden diese Zeiten auch länger z.B. bei Krankenhausterminen.
Mir fällt gerade noch ein, dass als meine Mutter auf Corona positiv getestet wurde, ich eine Mail an meine Lehrerin geschrieben habe, da drei Tage vorher ein Gespräch in der Schule stattgefunden hatte (wegen meiner Depressionen und der akuten Suizidgefahr). Da meinte meine Eltern, dass ich sehr eloquent geschrieben hatte, dafür, dass ich vorher einfach normal geredet hatte, wie ich es sonst auch tue. Im Allgemeinen kann ich schnell dazwischen wechseln, erwachsen zu schreiben, oder so wie ich es hier z.B. tue.
Text folgt