Bisschen spät aber Hi👋 mein Sohn und ich sind beide Autisten, wir verstehen beide Sarkasmus und Ironie (wir sind Sarkasmus und Ironie), nur Sprichwörter kann ich irgendwie gar nicht.
Mimik, Wenn es nicht so richtig offensichtlich ist (lautes lachen/weinen) dann ist das für mich ein bisschen schwierig, für meinen Sohn gar nicht, der übt das von klein auf vor dem Spiegel. (ich kann da übrigens die Serie Lie to me empfehlen, sehr lehrreich)
Du liest überall verschiedene Dinge weil jeder Autist und auch die Lebensumstände jeweils Unterschiedlich sind.
Bei mir wurde mit 8 Jahren Asperger Autismus und Hochbegabung diagnostiziert/festgestellt. Ich weiß nicht so genau was dann passiert ist, eventuelle haben Ärzte meinen Eltern gesagt dass die Intelligenz Defizite kompensieren kann, keine Ahnung, denn das ich Autismus habe habe ich erst mit 32 erfahren, nachdem bei meinem Sohn der Verdacht auf Autismus aufkam. Auf mich und meine Bedürfnisse wurde also nie Rücksicht genommen, ich musste mich mein Leben lang anpassen, war 99% der Zeit überfordert mit mir und meinem Umfeld, wusste nie was mit mir los ist.
Bei meinem Sohn auf der anderen Seite, habe ich immer Rücksicht genommen, selbst als wir noch keine Diagnose oder den direkten Verdacht hatten. Mein gedanke dabei war, wie war meine Kindheit für mich, was hätte ich gebraucht.
Ich wusste zb nie warum meine Eltern mit mir schimpfen, (weil ich auch manche Normen nicht verstanden habe, dass man bestimmte Dinge nicht sagt zb) meinem Sohn habe ich solche Sachen nicht übel genommen und habe mich mit ihm hingesetzt und darüber geredet. Wenn er was angestellt hat und ich sauer bin läuft das so ab; weißt du warum ich sauer bin? Dann erkläre ich warum ich sauer bin. Hast du das verstanden? Dann muss er mir mit seinen Worten erklären wie/was/warum (um sicher zu gehen dass er es verstanden hat) und dann überlegen wir uns eine Lösung, Methode, wie wir solche Situationen in Zukunft vermeiden können. (eventuell habe ich ja auch etwas gemacht das zu seiner Reaktion geführt hat) Mir wurde der hintern versohlt, dann wurde ich auf mein Zimmer geschickt und (für meine Eltern) wars dann am nächsten Tag wieder gut. Ich weiß noch, dass es eine Zeit gab in der ich Angst hatte überhaupt "guten Morgen" zu sagen, weil auch das falsch hätte sein können.
Diesen Umständen entsprechend würde ich sagen, dass mein Sohn (nach außen hin) wesentlich autistischer ist als ich, weil auf ihn eben von Anfang an Rücksicht genommen wurde, er sich nie verstellen musste usw, in Wahrheit ist es aber bei mir sehr viel ausgeprägter, ich habe nur gelernt mich anzupassen, weil davon mein Überleben abhing.
Was ich gar nicht mehr kann ist sozialer Umgang, ich habe einen Kumpel, der erträgt mich seit 15 Jahren so wie ich bin. Als ich von der Diagnose erfahren habe und es ihm erzählt habe meinte er nur "das erklärt einiges". Meinen Sohn versuche ich da immer ein bisschen zu pushen (ich habe Sorge ein schlechtes Vorbild zu sein), geh doch mal raus, treff dich mal mit Klassenkameraden, nimm mal dein Skateboard und geh einfach usw. Er hat da aber auch recht wenig Lust drauf.
Achso, Empathielos, das ist mehr oder weniger ein böses Gerücht, Autisten haben genauso Gefühle wie jeder andere auch, manche haben Schwierigkeiten Gefühle anderer zu deuten, ihre eigenen Gefühle auszudrücken, oder (was Empathie ja bedeutet) sich in die Situation eines anderen hinein zu versetzen. Wenn ich aber zb sage, meine Großmutter ist gestorben, traurig bin und weine, dann wird ein Autist das schon nachempfinden können und Mitgefühl haben, es wahrscheinlich aber nicht so zeigen können und eventuell das thema wechseln wollen weil er zum einen nicht weiß wie er mich dann trösten soll und zum anderen sich mit einer solch "emotionalen Situation" unwohl/überfordert bin fühlt.
Auf der anderen Seite weiß ich noch wie meine Arbeitskollegin mir immer die Ohren mit ihrem on/off Beziehung Freund vollgejammert hat. Sowas kann ich gar nicht nachvollziehen, entweder es klappt oder eben nicht. Eventuell muss man dann mal länger abstand halten und sich im klaren werden was man will/nicht will, es dann noch mal versuchen/Kompromisse finden oder eben lassen. Aber wöchentliches Drama könnte ich mir nicht geben, und davon war ich auch sehr schnell genervt, hab ihr meine Meinung dazu gesagt (dass sie sich zum Affen macht und es ja nicht anders will) da würde mir dann vorgeworfen ich hätte ja kein Mitgefühl.... Naja, wie realistisch das ist kann ich jetzt schlecht beurteilen.