Man sagt ja immer, auf die Rasse kommt es nicht an, es muss einfach funken. Ich bin selbst der beste Beweis dafür. Aber es kommt immer mal wieder vor, dass man sich einfach in eine Rasse oder eben ein bestimmtes Pferd verliebt und wenn man sich genügend Gedanken darüber macht, ist da ja nichts schlechtes per se. Ich denke aber, wenn du in der Umgebung die Gelegenheit hast, dir auch andere Rassen anzuschauen, nimm sie wahr, einfach auch um deine Favoriten besser beurteilen zu können.
Tendenziell scheinst du ja schon den Haflinger zu bevorzugen, dazu kann ich nicht sehr viel sagen, bin zwar schon den einen oder anderen geritten als ich nöch jünger (und kleiner) war, aber so wirklich warm geworden bin ich mit der Rasse nie. Ich hatte nie einen der berüchtigten Schlawiner-Hafis aber ihr Charakter und vor allem ihre Schlauheit, kann für den Reiter schon zur Herausforderung werden. Aber als Friesenbesitzerin kann ich natürlich darüber einiges mehr erzählen.
Friesen sind an sich wirklich tolle Pferde, ich war eigentlich gar nicht auf der Suche nach einem, hab ihn mir damals angesehen, weil auch ein anderes Pferd, das ich ausprobieren wollte in der Nähe stand. Eigentlich war ich auf der Suche nach einem guten Warmblut aber naja, wie das Leben so spielt hab ich mich Hals über Kopf in diesen schwarzen Teddy verliebt und musste ihn einfach mitnehmen. Bereut hab ich es nie und er hat mich niemals enttäuscht, aber durchaus gefordert.
Was die Größe betrifft, es gibt auch kleinere Exemplare so um 1,52, die Größe kann auch ein Hafi fast erreichen. Vom Stockmaß her sind sie also nicht so riesig (meiner ist mit 1,74 wirklich eine Ausnahme), sie wirken jedoch viel größer, weil sie den Kopf so hoch tragen. Was ich am Friesen besonders schätze ist seine Loyalität. Sie sind sehr auf "ihren" Menschen fixiert, andere Reiter tolerieren sie eher ungern. Man sagt immer, dass sich der Friese seinen Reiter aussucht und da ist sicher was dran. Sie sind sehr charakterstark, beim Temperament kommt zwar meist das Kaltblut durch, Ruhe und Gelassenheit sind ihre Stärken, aber dennoch energisch und mit einer guten Portion Sturheit und einem starken Willen. Man muss sich also unbedingt durchsetzen können, dann hat man aber einen starken, willigen und vor allem treuen Partner. Mein Friese geht mit mir TREC-Bewerbe, ist also absolut geländetauglich, trittsicher, konditionsstark und springt sogar recht ordentlich die Natursprünge, alles eine Frage der Übung. Wobei natürlich die Fähigkeiten und die Bereitschaft des Pferdes mitzumachen den Ambitionen des Reiters Grenzen setzen.
Was denke ich, in den meisten Fällen gegen einen Friesen spricht, ist die Tatsache, dass ein Friese unbedingt gut und korrekt geritten werden muss. Leider wird darüber oft hinweggesehen weil sich viele einfach in sie vergucken und es dann unbedingt ein Friese sein muss, komme was wolle. Man muss aber bedenken, sie sind eigentlich Wagenpferde, durch das Exterieur dementsprechend benachteiligt fürs Reiten und extrem trabveranlagt und das muss man als Reiter ausgleichen können. Es stellt schon einigen Anspruch an den Reiter einem Friesen gerecht zu werden. So toll die Trabaktion von Natur aus sein mag, auch einen guten Schritt zu fördern ist wichtig und ein anständiger Galopp kann unter Umständen harte Arbeit sein, bei meinem hat es ewig gedauert, bis ein tadelloser, taktreiner Linksgalopp möglich war obwohl er rechts keine Probleme hatte, links ging anfangs gar nichts. An sich ist der Galopp toll, Friesen haben enorm viel Schub der auch stark aufwärts geht und so zum berühmten Schaukelpferdgalopp führt, wenn man ihn durchlässt. Oft zeigen sich aber Balanceprobleme, nicht zuletzt weil Freisen Spätzünder sind, das aber oft in der Ausbildung nicht berücksichtigt wird, sie legen sich dann lieber in die Kurve, tun sich nicht so leicht mit Stellung und Biegung.
Viele denken halt, um im Gelände zu reiten braucht man das ja eh nicht, das Pferd braucht es aber um gesund zu bleiben und durch den Reiter keinen Schaden zu nehmen. Will man also lange auf einem gesunden Friesen reiten, ist gründliche und ständige Dressurarbeit das Um und Auf und man sollte sich auch einen Reitlehrer suchen, der um die möglichen Problematiken der Friesen weiß, sich auskennt und dementsprechend mit einem arbeitet.
Nun weiß ich ja nicht, wie gut und wie lange du schon im Sattel sitzt. Wenn du es dir zutraust einem Friesen gerecht zu werden, lass dich von der Größe nicht abschrecken, eine Aufstieghilfe ist sowieso immer das Beste fürs Pferd, auch für einen kleinen Hafi. Wenn du aber Zweifel hast, entscheide dich besser für den Haflinger, der mag dich vielleicht charakterlich mehr fordern, wenn du einen Schlingel erwischt, reiterisch gesehen ist er aber höchstwahrscheinlich einfacher zu "bedienen".