Ich bin der Überzeugung, dass hier eine Antwort fehlt: Jude zu sein, ist für viele Juden Teil ihrer Identität.

Dabei muss sich das "jüdisch sein" allerdings nicht durch den Glauben an einen Gott ausdrücken. Es gibt sogenannte "säkulare Juden", die sich als Juden bezeichnen, aber nicht an Gott glauben. Das "jüdische" ist für sie dann eher ein Wertesystem, eine politische Überzeugung oder eine kulturelle Prägung.

In New-York gibt es etwa eine "humanistisch-säkulare Synagoge": Atheistische Synagoge in New York - Glauben ohne Gott (deutschlandfunkkultur.de)

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Ich zitiere zur Antwort mal Augustinus:

"Oft genug kommt es vor, dass auch ein Nichtchrist ein ganz sicheres Wissen durch Vernunft und Erfahrung erworben hat, mit dem er etwas über die Erde und den Himmel, über Lauf und Umlauf, Größe und Abstand der Gestirne, über bestimmte Sonnen- und Mondfinsternisse, über die Umläufe der Jahre und Zeiten, über die Natur der Lebewesen, Sträucher, Steine und dergleichen zu sagen hat. Nichts ist nun peinlicher, gefährlicher und am schärfsten zu verwerfen, als wenn ein Christ mit Berufung auf die christlichen Schriften zu einem Ungläubigen über diese Dinge Behauptungen aufstellt, die falsch sind, und, wie man sagt, den Himmel auf den Kopf stellen, so dass der andere kaum sein Lachen zurückhalten kann. Dass ein solcher Ignorant Spott erntet, ist nicht das Schlimmste, sondern dass geglaubt wird, unsere Autoren hätte so etwas gedacht." (aus: Aurelius Augustinus: Über den Wortlaut der Genesis)

Oder noch in eigenen Worten:

Die Bibel ist kein naturwissenschaftliches Lehrbuch. Wenn etwa der Psalmist in Psalm 148 die Wasser oberhalb der Wasser des Himmels aufruft, Gott zu preisen, dann bedeutet dies definitiv nicht, dass das Weltall ein riesiger Ozean wäre. Wenn in Psalm 2 Gottes Herrschaft bis an die Enden der Erde gelobt wird, dann müssen wir nicht befürchten, irgendwo von der Erdkugel runterzufallen.
Wer mit der Bibel gegen klar evidente naturwissenschaftliche Tatsachen, wie die Kugelgestalt der Erde argumentiert, der übersieht ebendies: Die Autoren der Bibel haben in ihrem Weltbild über Gott geschrieben und Gott gelobt.

Überdies war ab dem 6. Jahrhundert vor Christus die Kugelform der Erde anerkannte Theorie, im 2. Jahrhundert vor Christus maß Ptolemäus die Größe der Kugelerde aus und bewies sie damit gleichzeitig. Auch in der Urgemeinde der Christen war eine kugelförmige Erde das anerkannte Weltbild.

Lediglich einige kleine christliche Autoren (z.B. Lactanitus) vertraten die Ansicht, die Erde sei keine Kugel. Diese hatten jedoch keine Bedeutung in der frühen Kirche und wurden erst im Zuge des Humanismus bekannt.

Durch das gesamte Mittelalter hinweg vertraten Naturwissenschaftler, Theologen und solche, die beide Professionen ausübten die Überzeugung, dass die Erde eine Kugel ist. So erklärte etwa Thomas von Aquin: "Astrologus demonstrat terram esse rotundam per eclipsim solis et lunae" (der Sternenkundige beweist durch Sonnen- und Mondfinsternis, dass die Erde rund ist).

Dass die Kirche jemals eine flache Erde vertreten habe, ist quatsch, auch nicht unter Berufung auf die Bibel. Dieser Mythos kam erst in der Neuzeit auf, als sich neuzeitliche Naturwissenschaftler von einem mittelalterlichen Weltbild abgrenzen wollten, und damit gleichzeitig eine Abgrenzung von der Kirche deutlich machen wollten. Dass er sich bis heute gehalten hat, ist erstaunlich.

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Mir würde spontan einfallen, dass Jesus v.a. aufgrund seiner Herkunft Vorurteilen ausgesetzt war.

Das beginnt schon bei seiner Geburt. Die Weisen, die aus dem Osten kamen, folgten einem Stern, der ihnen die Geburt eines Königs ankündigte. Es heißt, der Stern sei vor ihnen her bis nach Bethlehem gezogen.
Die Weisen aber besuchen erstmal König Herodes, da sie ein Königskind (logischerweise) im Palast in Jerusalem erwarten. Dessen Berater wiederum wissen etwas genauer über den angekündigten Messias Bescheid und schicken die Weisen weiter, dem Stern hinterher, nach Bethlehem.

Am klarsten werden die Vorurteile gegenüber Jesus aber in Johannes 1, 43-51.
Dort fordert Jesus Philippus auf, ihm nachzufolgen. Dieser ist begeistert und will seinen Freund, Nathanael ebenfalls von Jesus überzeugen. Doch der ist skeptisch:

"Aus Nazareth kann etwas Gutes kommen?" Ein klares Vorurteil. Und eines, mit dem er ja scheinbar Recht hat. Schließlich soll der Messias ja in Bethlehem geboren werden. Doch die Diskrepanz liegt lediglich im begrenzten Wissen des Philippus begründet, nicht in Jesu Herkunft.

Nathanael kann am Ende von seinem Vorurteil gegenüber Jesus lassen: "Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels."

Steffen Brack hat für den ERF über Nathanael und Vorurteile einen Artikel geschrieben: In Schubladen gesteckt: Vorurteile über Gott - erf.de.

Vielleicht konnte ich dir helfen.

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Hat Eure religiöse Überzeugung Einfluß auf Euer Wahlverhalten?

Beeinflusst Dein Glaube oder Nicht-Glaube Deine politische Meinung und Wahl?

Die Idee zu dieser Umfrage kam mir bei der Lektüre eines Artikels zu Konfessionen und Wahlergebnissen bei der Europawahl in Sachsen. Hier einige Auszüge:

Die Landkarte mit Wahlergebnissen zeigt, dass die AfD in den Großstädten sowie in einigen katholisch-sorbisch geprägten Gemeinden in Ostsachsen weniger erfolgreich war. Interessant ist laut Studie, dass ein höherer Anteil an katholischen und protestantischen Kirchenmitgliedern in einer Gemeinde auch den AfD-Stimmenanteil statistisch signifikant erhöht, wenn auch nur leicht. Allerdings zeigt sich ein gegenteiliger Effekt für sorbisch-katholisch geprägte Gemeinden wie Crostwitz (93 Prozent katholische Kirchenmitglieder) oder Ralbitz-Rosenthal (89 Prozent katholische Kirchenmitglieder) im sorbischen Siedlungsgebiet.

Hier verringert offenbar das stark verankerte sorbisch-katholische Milieu die AfD-Stimmenanteile statistisch signifikant. Die meisten Stimmen gingen dort eindeutig an die CDU. Allerdings: Auch in Crostwitz wählten 20,7 Prozent die AfD (CDU: 48 Prozent), in Ralbitz-Rosenthal 30,2 Prozent (CDU: 39,7 Prozent). Die CDU profitiert der Studie zufolge jedoch nicht grundsätzlich von höheren Anteilen von Kirchenmitgliedern in einer Gemeinde. Für die Links-Partei indes lasse sich sagen, dass ein höherer Anteil an Kirchenmitgliedern das Wahlergebnis signifikant und relativ stark verringere.

Quelle: https://www.katholisch.de/artikel/54878-waehlen-christen-tatsaechlich-weniger-afd

Die Umfrage halte ich eher allgemein. In die Antworten könnt ihr dann gerne auch die Parteien schreiben, die ihr präferiert.

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Meine Religion beeinflusst mein Wahlverhalten (evangelisch)

Ich finde die Frage schwierig zu beantworten. Ich war "schon immer" Christ (und auch schon immer evangelisch). Sowohl religiös als auch politisch bin ich über die Jahre etwas liberaler geworden (würde ich behaupten). Aber das geht auch miteinander einher. Weil die Religion für mich so essentieller Bestandteil meiner Identität ist, kann ich religiöse Grundüberzeugungen (etwa das Gebot der Nächstenliebe) und politische Grundüberzeugungen (etwa die Menschenwürde) nur schwer voneinander trennen.

Und auch mein Wahlverhalten wird durch den Glauben beeinflusst. Ich glaube, dass die Religionsfreiheit mir deutlich wichtiger ist, als vielen anderen. Daher schaue ich auch immer mal in die Parteiprogramme, was diese zur Wahl zum Thema "Religion und Religionsfreiheit" schreiben und mache meine Wahl z.T. auch davon abhängig.

Mein Glaube beeinflusst auch mein Weltbild: Ich bin der Überzeugung, dass jeder Mensch vor Gott gleich ist. Egal woher er kommt, welchen Geschlechts er ist oder welche Hautfarbe er hat. Sie alle sind "Ebenbilder Gottes". Daher würde ich keine Parteien wählen, die dies nicht vertreten.

Und ich bin aus meinem Glauben heraus überzeugt, dass unser Staat zwar mit Kirchen, Moscheen usw. zusammenarbeiten darf und muss, er aber ein säkularer, freiheitlicher Staat sein muss. Der Staat hat kein Recht, mir in meine religiöse Überzeugung reinzureden.

Was für mich allerdings immer wieder seltsam ist:

Menschen, die sich (wie ich) als evangelisch (oder evangelikal) bezeichnen würden, wählen z.T. sehr anders, als ich es tue, und begründen dies ebenso mit ihrem Glauben. Insbesondere in den USA finde ich die Verbindung zwischen Republikanern und Evangelikalen erschreckend. Dass diese Leute, die ich als meine Glaubensgeschwister bezeichnen würde, einen verurteilten Straftäter, einen mutmaßlichen Vergewaltiger, möglicherweise einen Anstifter zum Staatsstreich, zu einem "Gesandten Gottes" stilisieren, das macht mir Angst.

Ich sehe auch in Deutschland unter Christen (insbesondere unter den sogenannten Evangelikalen) Tendenzen dazu: Man bräuchte mal wieder eine Partei, die "christliche Werte" umsetzte, das "christliche Abendland" wieder errichte. Diese Stimmen sind bisher allerdings auch im mir bekannten Evangelikalen Umfeld deutlich in der Minderheit.

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Wie "fühle" ich mich?

Na ja, es geht mir gesundheitlich (falls du das meinst) ganz gut. Ich habe gerade meinen alljährlichen Heuschnupfen, aber damit rechne ich jedes Jahr im Voraus.

Nein, ich habe schon eine Idee, was du meinen könntest. Die eigentliche Frage wäre (so nehme ich an): "Wie denke ich nun über die Covid-Impfungen?"

Nun, eigentlich wenig different zu vorher. Denn:

  1. Ich habe schon, als ich mich damals im Impfzentrum mich habe impfen lassen, angenommen, dass die Impfung keinen vollständigen Schutz bietet (insbesondere nicht bei der Weitergabe der Infektion). Das betonte z.B. auch Pfizer: Pfizer and BioNTech Conclude Phase 3 Study of COVID-19 Vaccine Candidate, Meeting All Primary Efficacy Endpoints | Pfizer.
  2. In anderen Studien aus der ganzen Welt wurde damals die Wirksamkeit der Impfstoffe nachgewiesen, ebenso wurde ihnen ein Schutz gegen die Weitergabe nachgesagt: z.B. Decreased infectivity following BNT162b2 vaccination: A prospective cohort study in Israel - The Lancet Regional Health – Europe
  3. Der Schutz der Covid-Impfungen ist auch in neueren Studien weiterhin als gut nachgewiesen. Sie schützt auch (wenn auch nicht so wirklich effektiv) vor Weitergabe: Effect of SARS-CoV-2 prior infection and mRNA vaccination on contagiousness and susceptibility to infection | Nature Communications (September 2023).
  4. Die Zahlen des RKI weisen darauf hin, dass eine Impfung insbesondere vor schweren Verläufen schützt: Inzidenz_Impfstatus.xlsx (live.com)
  5. Mir war schon damals klar, dass die Impfung Nebenwirkungen hat. Als ich mich (April 2021) habe impfen lassen, diskutierte Deutschland über Herzmuskelentzündungen. In meinem Umfeld ist niemand von Impfnebenwirkungen betroffen. Das PEI schlüsselt die bekannten Nebenwirkungen in Deutschland auf: Bulletin für Arzneimittelsicherheit Juni 2023 (pei.de). Diese sind im Vergleich zu anderen Impfungen zwar leicht erhöht, aber nicht im ungewöhnlich hohen Bereich. Verglichen mit einer Covid-Infektion (und der Long-Covid-Gefahr) ist die Impfung deutlich ungefährlicher (bis heute).

Was haben die RKI-Files geändert?

Nun, die Hauptstelle, über die viele stolpern, ist die Aussage, die Pandemie sei keine "Pandemie der Ungeimpften". Da ist was wahres dran, auch viele Geimpfte haben sich infiziert, hatten eine Erkrankung, manche waren hospitalisiert.
Aber die Zahlen waren bei den Geimpften (siehe 3. & 4.) deutlich geringer, als bei Ungeimpften. An der Formulierung von Bundesminister Spahn gab es schon damals Kritik (etwa von Hendrik Streeck).

Lasse ich mich heute nochmal impfen?

Aktuell nicht. Das Virus ist laut Aussage der Experten durch die Mutationen deutlich schwächer, beinahe jeder hat mittlerweile durch Impfung und / oder Infektion eine Immunantwort darauf entwickelt. In der Regel (nochmal 4.) verlaufen die Infektionen mittlerweile relativ schwach. Die Stiko empfiehlt für meine Altersgruppe aktuell keine weitere Impfung (Epidemiologisches Bulletin 2/2024 (rki.de))
Sollte sich die Lage erneut ändern (etwa durch neue Mutationen) würde ich mich durchaus wieder impfen lassen. Vielleicht nicht unbedingt mit dem Comirnaty-Impfstoff, sondern etwa mit Nuvavoxid.

Ich verlasse mich dabei auf die Experten, auf Studien usw. Denn ich habe von alldem wenig bis keine Ahnung, ich weiß geradeso aus dem Biologieunterricht den Grundaufbau des Immunsystems und die Funktion von Impfungen zu erklären. Da bin ich froh, dass es Menschen gibt, die das besser können, als ich, die sich ihr Leben lang damit beschäftigen.

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