Oft.
Am spektakulärsten war der Fund von sechs zerrissenen 50 € Scheinen in einem zerrissenen Briefumschlag mit zerrissener Aufschrift. Alle Teile waren zu über 50 % erhalten und gleich ausgerichtet, konnten also keine Pendants zueinander sein. In den ortsansässigen Bankfilialen, bei der Polizei und im Fundbüro tat ich meinen Fund kund und erhielt den Hinweis, dass ich die wertvollen Teile der Scheine verwaltete. Mit diesen könne man bei der Bundesbank die Fetzen in Wert wandeln.
Auch in den Kleinanzeigen machte ich auf meinen Fund aufmerksam, und eine Bekannte verkündete die Nachricht in einem "sozialen" Netzwerk. Bei ihr prasselten hasserfüllte Kommentare ein, die über Betrug und Unterschlagung schimpften, worauf sie ihren Beitrag löschte. Auf meine Kleinanzeige erhielt ich keine Antwort. Schließlich ist niemand dazu verpflichtet, die Kleinanzeigen zu beachten. Es ist aber auch nicht notwendig, Leute zu beschimpfen, die einen Eigentümer suchen!
Als ich nach einigen Wochen einen Anruf von einer Mitarbeiterin der Kreissparkasse erhielt, gab mir diese die Kontaktdaten einer Frau, deren Mutter dem sehbehinderten Enkelkind das Geschenk von 600 € machte. Dies Geld sei unauffindbar gewesen, wie die Dame der Bankangestellten klagte. Die gesamte Wohnung habe man danach abgesucht und draußen im Müllcontainer einen Teil des zerrissenen Umschlags mit dessen Inhalt gefunden. Die anderen Teile blieben verborgen. Als die Frau in der Kreissparkasse den geretteten Teil des Geschenks in ihrer Tasche suchte, fand sie ihn nicht. Sie hätte ihn an diesem Morgen in ihre Tasche gesteckt, sei dann zum Einkauf hier und dort gewesen, um nun mit leeren Händen am Schalter zu stehen. Die gescheite Dame gegenüber erinnerte sich an meine Geschichte und bat um die Adresse der Kundin.
Nun rief ich die vermeintliche Mutter des möglichen Beschenkten an und fragte nach dessen Namen. Jawoll! Ein Teil dieses Namens war auf dem Umschlag sichtbar. Das hatte ich niemandem gesagt. Die Wahrscheinlichkeit, dass alle diese Zufälle aufeinander treffen, ist verschwindend gering genug für mich, dass ich auf die fehlenden Teile der Geldscheine und des Umschlags verzichten konnte, um den Beweis des rechtmäßigen Eigentums anzuführen. Die Geschichte, wie es zu diesem Versehen kam, wurde mir auch plausibel gemacht, und der Umstand, der dazu führte, die Fundsache dort vorzufinden, wo sie war, als ich darauf stieß. Davon hatte ich auch niemandem erzählt.
Es hat mich ausreichend mit Glück belohnt, Held dieses Abenteuers zu sein, doch die Mutter des Beschenkten reichte mir bei der Übergabe eine Packung Merci® mit hinterrücks eingeschobenem 5 € Schein. Das war sehr nett! Das kann man nicht ablehnen.
Letztes Jahr fand ich im Supermarkt 400 € auf dem Boden. Wer trägt das Geld lose mit sich? Also fragte ich Herren indiskret nach ihrer Art, ihr Geld mit sich zu führen. Ich hätte auch an der Kasse warten können bis jemand sein einkalkuliertes Geld nicht zücken konnte, aber das erschien mir heikel, denn wenn das Geld so locker sitzt, vermisst man es e.v.t.l. nicht, weil da noch mehr steckt.
Ein Mann in kurzer Hose hielt meine Befragung offenbar für ein Interview und erzählte mir, dass er normalerweise ein Portemonnaie mitnimmt, dass er aber vor seinem spontanen Einkauf 400 € aus dem Automaten nebenan gezogen habe und diese Scheine lose in die Tasche gesteckt. Die wollte er mir nun zeigen. Da war aber nichts.
Nachdem ich seine Scheine freudig übergab, erhielt ich ein artiges "danke". So geht es auch.