Zerstört der Einfluss von Anglizismen die deutsche Sprache?

4 Antworten

Hallo,

natürlich haben Anglizismen Einfluss auf unsere Sprache. Ich glaube auch, dass sich diese Entwicklung mit fortschreitender Globalisierung nicht aufhalten lassen wird.
Sprache ist nun mal lebendig und verändert sich.

Im Zeitalter von Chat, Blogs, Foren und sozialen Netzwerken wie fb sind auch Wortschöpfungen, wie adden, liken usw. angesagt, ob es einem gefällt, man es versteht und man diese Wortschöpfungen nutzt, ist eine andere Sache.

Einige solcher Wortschöpfungen bleiben Modeerscheinungen, andere setzen sich über einen mehr oder weniger langen Zeitraum auch durch und finden sich dann auch im Duden wieder.

Auch wenn z.B. in Frankreich Anglizismen per Gesetz verboten sind und in Deutschland alljährlich der Sprachpanscher (2007: DB) und der Sprachwahrer (2013: DB) des Jahres gekürt werden,
ist die Sprach- und Wortwanderung keine Einbahnstraße und auch nicht neu.

Wir importieren nicht nur Wörter aus dem Englischen und aus anderen Sprachen – bei manchen wird die Schreibweise angepasst (dt. Keks = engl. cakes = Kuchen pl.) –
sondern exportieren genauso deutsche Wörter ins Englische – manche davon werden in der Schreibweise übernommen (kindergarten) – und in andere Sprachen.

Zu den 'ausgewanderten' deutschen Wörtern, die nach England und Amerika ausgewandert sind, gehören u.a. blitzkrieg, autobahn, kindergarten (aus der Zeit des 3. Reiches) und rucksack (ein Wort, was durch die Weltkriege in Ausland gelangte).

Aber auch: Gemütlichkeit, Zeitgeist, Wunderkind, Bauhaus, Ding an sich, Schnitzel, Pretzel, bratwurst, sauerkraut, beerfest, Doppelgänger, Schnaps, dachshund, gedankenexperiment, fahrvergnuegen usw.

Ganz interessante Artikel dazu kannst du ergoogeln unter:

  • Deutsche Wörter ein Exportschlager

(bairische-sprache.at/Index/Zeitungsartikel/2009/MM/Deutsche%20Woerter%20-%20ein%20Exportschlager%20-%20MM%2013.7.2009.pdf)

  • Diese deutschen Wörter werden im Ausland benutzt

(merkur-online.de/aktuelles/kultur/diese-deutschen-woerter-werden-ausland-benutzt-882170.html)

Außerdem gibt es in der deutschen Sprache auch und weit mehr lateinische und griechische Wörter als englische, worüber man sich bei weitem nicht so aufregt, wie über die Anglizismen.

Wenn man wie so oft gefordert wird, sämtliche (Schein-) Anglizismen aus der deutschen Sprache verbannen würde, wie es sooft von allen möglichen Seiten gefordert wird, täte man sich schwer. Mir fallen auf Anhieb 20 'englische' Wörter ein (Job, Sweatshirt, Gangster, Computer, Hobby, Champion, Walkman, Camping, Band, Jeans, Popstar, Hit, Shorts, Steak, Toast, Clown, Popcorn, Keyboard, Disco, Cornflakes), die wir jeden Tag ganz selbstverständlich verwenden, ohne uns darüber Gedanken zu machen.

Wenn man wie so oft gefordert wird, sämtliche (Schein-) Anglizismen aus der deutschen Sprache verbannen würde, wie es sooft von allen möglichen Seiten gefordert wird, täte man sich schwer.

Manager, Hairstylist, Backshop, Sale, Coffee to go, coachen, checken, Cardigan, downloaden, casten, canceln, Boxershorts, Pullover, Wellness, Happy End, Shampoo, Babysitter, Chips, Service-Point, Counter, McClean, Event, Performance, Highlight, cool, Teenager, Kids, Showmaster, Quizmaster, Talkmaster, Beamer, Spleen, High Heels, Slipper, Slip, Smoking, Pudding, Oldie, Oldtimer, Evergreen, Hometrainer, Egoshooter

Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Aber Achtung bei der Übersetzung, denn es können auch falsche Freunde dabei sein.

So heißt

  • Mobiltelefon - mobile oder cell phone; handy aber praktisch usw.
  • body bag - Leichensack und nicht Handtasche
  • check - kontrollier und nicht verstehen
  • control - (an)steuern und nicht kontrollieren

usw.

Nett auch der undertaker (Leichenbestatter) als Unternehmer.

Dazu verweise ich immer wieder gerne auf folgenden Video-Clip mit Thomas Freitag.

Viel Spaß bei der Lektüre und beim Anschauen!

:-) AstridDerPu

PS: Interessant auch der angehängte Artikel aus dem Münchner Merkur vom 30.01.2015

Aufwind - (Deutsch, Sprache, Englisch)

Erste Frage:
NEIN.

Sprache wandelt sich, Sprache entwickelt sich. Einflüsse kommen von überall. Und das ist zunächst einmal gut so. Auch der Einfluß von "Franzismen" hat die deutsche Sprache nicht zerstört. Stört sich heute noch jemand an Wörtern wie "Büro"?

Zweite Frage:
Kommt drauf an. Der "Service Point" der Bahn ist so überflüssig wie ein Kropf.
Gegen "Computer" und "Manager" habe ich nichts einzuwenden.

Gruß, earnest

Jede lebendige Sprache wird mit immer neuen Begriffen "angereichert". Natürlich gibt es ausgesprochene "Irrläufer" die in KEINER Sprache etwas zu suchen haben.

Nein. Eine Sprache braucht sowas durchaus, um sich weiterzuentwickeln. Das Problem ist, dass viele ja nicht mal die deutsche Sprache ordentlich beherrschen.


BrutalNormal  12.02.2015, 21:35

Treffender hätte ich es nicht sagen können.

Meiner Meinung nach nimmt eben auch der funktionale Analphabetismus stetig zu. Deutsch ist eine sehr präzise Sprache und immer mehr Jugendliche vermögen nicht das zu sagen, was sie eigentlich meinen, bzw. meinen nicht das, was sie eigentlich sagen.

Während Englisch eher "primitiv" ist, deshalb aber auch so erfolgreich international :)

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