Wurdet ihr schon mal fixiert?

8 Antworten

Ich wurde in meiner Ausbildung zum Krankenpfleger in einer Simulation von 8 Leuten komplett fixiert (Brust-. Bauch-, Arme-, Fuß- und Oberschenkel- & Kopffixierung) und lag ca. 45 Min. so im Bett.

Ich fand es sehr unangenehm und jeder Knubbel im Bett hat irgendwann angefangen zu drücken. Es war nur eine kurze Vorstellung wie es sein könnte, aber angenehm ist es auf keinen Fall.

Habe in der Ausbildungszeit, dann auch auf geschlossenen Stationen gearbeitet und mehrere Fixierungen begleitet, da es einfach sinnvoll war. Es gab sogar Patienten, die sind freiwillig in die Fixierung gegangen, da sie Angst hatten jemanden oder sich selber zu verletzen. Ich glaube aber das es für keinen Wirklich angenehm war, aber es hat einigen extrem geholfen.


Fetischinsel  16.03.2024, 17:33

Oh doch ich finde es sehr angenehm in der von dir beschriebenen kompletten Art fixiert zu sein. Dies bin ich tagtäglich und auch wenn ich in einer allgemeinen Klinik bin. Ist aber rechtlich geregelt.

Fetischinsel  17.03.2024, 14:04
@BoomHoschi

Genau, bei mir hat es auch einen bestimmten Hintergrund, sonst wäre es nicht von ärzlicher Seite und richterlich abgesegnet.

Ich habe das erlebt und es war pure Folter für mich. Falls das Psychiatriepfleger lesen, bitte bitte verbreitet das unter euren Kollegen. Ich möchte, dass sich das nicht wiederholt.

Ich leide an einer Posttraumatischen Belastungsstörung und beim auseinandersetzen mit dem Trauma konnte ich leider mehrere Tage in Folge gar nicht schlafen und bin so leider in eine kurze aber dafür heftige Psychose gerutscht. Da mein Mann sich nicht mehr zu helfen wusste rief er einen Rettungsdienst, welcher mich in die geschlossene Psychiatrie brachte.

Weil ich nicht wirklich ansprechbar war und die ganze Zeit schrie wie am Spieß verbrachte man mich direkt in den Time Out Room und schloss die Tür ab. Schon das empfand ich als sehr belastend. Ich wollte unbedingt die Tür aufmachen und habe alles mögliche ausprobiert in der Hoffnung es ist ein Escape Room aus dem es zu entkommen gilt. Gleichzeitig hat es sehr das frühere Trauma getriggert eingesperrt zu sein und ich leide auch ohne Psychose an Klaustrophobie.

Im Wahn pitscherte ich etwas mit dem Wasser aus dem Waschbecken herum (dachte vielleicht brauche ich das um aus dem Raum zu kommen), weshalb dieses abgedreht wurde. Etwas anderes zu trinken hatte ich nicht im Raum.

Das ging so für zwei Tage! Von meinem Mann wussten die Ärzte, dass ich auch schon in den Tagen vorher sehr wenig getrunken hatte. Ich war also langsam dabei zu verdursten. Aus purer Verzweiflung trank ich irgendwann aus der Toilette. Selbst in der Psychose empfand ich das als sehr sehr ekelig. Leider nahm nach kurzer Zeit die Psychose wieder überhand und ich dachte anstelle von mir verdurstet die Erde, veshalb ich anfing das Toilettenwasser im Raum zu verteilen, damit die Erde nicht stirbt.

Kurz danach kamen die Pfleger rein. Es war 5.30 Uhr morgens. Erst freute ich mich, weil ich dachte ich habe endlich das Rätzel gelöst und darf jetzt rauskommen, doch dann fixierten sie mich 5-Punkt (Füße, Hände, Oberkörper). Bei der Fixierung wurde ich von 5 Personen beider Geschlechter festgehalten und untenrum nackt ausgezogen. Dies passierte auf dem Stationsflur. Ich dachte die werden mich jetzt Vergewaltigen. Aber sie legen mir eine Windel an und Spritzen mir Medikamente in die Beine.

Sie hielten mir im Liegen einen Becher mit Wasser an den Mund. Dabei schütteten sie aber so viel Wasser in den Mund, dass ich einen Teil ausspucken musste um mich nicht zu verschlucken. Das deuteten sie als Weigerung zu trinken und ließen es bleiben.

Später kamen sie wieder mit einem Becher Wasser und hielten ihn mir an die Lippen. Weil ich so einen Durst hatte wollte ich nicht, dass mir dieser wieder weggenommen wird und biss in den Pappbecher. Die Pflegerin erschrak, zog diesen zurück und er riss. Ich weiß heute noch dass sie sagte: "Seht ihr wie aggressiv sie ist? Und Trinken will sie nicht!" In meiner Psychose konnte ich leider nicht sagen, dass ich extremen Durst habe, es kam nur unsinniges Zeug aus meinem Mund.

Fixiert wurde ich mit dem Bett zurück in den Time Out Raum geschoben. Eine 1 zu 1 Betreuung gab es nicht. Es war zwar ein Pfleger im Raum, aber dieser stopfte sich Ohrenstöpsel in die Ohren und ignorierte mich und eine weitere fixierte Person im Raum. Ich konnte die Wasserflasche auf seinem Tisch sehen, aber ich kam einfach nicht dran.

Nach einer Weile begann ich "Restless legs" durch die Zwangsmedikamente zu entwickeln. Ich hatte also einen sehr krassen Bewegungsdrang, den zu unterdrücken zu massiven Schmerzen führt. Wie man sich denken kann ist es schwer sich in einer Fixierung zu bewegen. Trotzdem entwickelte ich eine solche Kraft bei dem Versuch, dass ich mich samt Bett durch den Raum bewegte.

Leider stand ich im Anschluss daran im Lichtkegel vom Fenster wo die Sommersonne reinschien. Es wurde sehr schnell sehr heiß unter der Bettdecke. Leider konnte ich mich von dieser auch nicht befreien. Ich war mir sicher jetzt zu sterben.

Das nächste woran ich mich erinnere ist, dass ich mitten in der Nacht aufgewacht bin. Jede Faser meines Körpers bestand aus Schmerz. Ich konnte nicht sehen ob jemand mit im Raum war (durch den Positionswechsel stand ich mit dem Rücken zur eventuell anwesenden Pflegekraft), aber ich musste lange rufen bis jemand kam. Die Pflegerin hatte Medikamente dabei und wollte, dass ich diese nehme. Ich wollte nicht, aber sie drohte mir erneuten Spritzen. Außerdem sah ich, dass sie Wasser dabei hatte und ich dachte mir schon, dass ich nur darankomme, wenn ich die Medikamente nehme.

Zu dem Zeitpunkt konnte ich endlich wieder in Kontakt gehen, ohne dass nur wirres Zeug rauskam. Ich fragte ruhig ob ich die Toilette nutzen könne (ich musste das erste Mal seit fixierungsbeginn - ich finde sie hätten spätestens beim Ausbleiben dieses Bedürfnisses drauf kommen können, dass ich stark dehydriert bin).

Mir wurde gesagt, dass man mich dafür nicht losbinden könne und gab mir die Wahl entweder die Windel zu nutzen oder die Bettpfanne. Ich fand dies extrem entwürdigend.

Da ich im Anschluss versuchen wollte zu schlafen und in der Position alles schmerzte bat ich mich mal darum mich loszulassen, damit ich mich gemütlicher hinlegen könne. Wieder wurde das verneint. Doch so schnell gab ich nicht auf, ich wand die rechte Hand so lange in den Fesseln bis ich sie tatsächlich befreien konnte (ich bin sehr dünn) dann legte ich mich zumindest etwas bequemer hin, so dass denn mit nur einer freien Hand möglich war. Die Pflegerin bemerkte dies und Band sie wurde fest. Das ganze hatte ich dann mehrfach wiederholt, bis sie es aufgab die Hand zu fixieren.

Um ca. 9 Uhr morgens (also nach 28 Stunden) wurde ich dann endlich losgebunden.

Wegen der dehydrierung hatte ich mehrere Wochen mit starken Herzrythmusstörungen zu kämpfen.

Es war wie ein Schlag ins Gesicht im Bericht zu lesen, dass sie mir eine gerichtlich angeordnete Elektrolytlösung mit täglich 1500mg hören geben sollen und sie das aber nicht für nötig empfunden haben.

Obwohl das schon über ein Jahr her ist, bin ich immernoch Traumatisiert davon. Ich habe es als Folter erlebt! Kann mit Durstgefühlen nicht mehr umgehen, weil ich dann ständig daran erinnert werde und Panik bekomme. Die Klaustrophobie hat sich verschlimmert und das Thema lässt mir einfach keine Ruhe. Wahrscheinlich schreibe ich es deshalb auch hier so ausführlich auf.

Ob man es mit jetzt glaubt oder nicht, aber ich habe früher (vor der Eigenerfahrung) selbst in einem geschlossenen psychiatrischen Wohnhaus gearbeitet (bin Ergothepeutin) und hätte nie gedacht, dass ich das mal von der anderen Seite erleben werde. Ich weiß wie schwer der Umgang mit Patienten sein kann, trotzdem musste ich nie jemanden fixieren. Ich habe immer andere Lösungen gefunden und bin sehr dankbar, dass ich dieses Leid niemanden angetan habe.

Aktuell versuche ich gegen die Klinik zu klagen. Ich weiß noch nicht ob ich Erfolg haben werde.

Bitte bitte versucht auch den noch so psychotischen Menschen zu verstehen. Vielleicht sind es nicht immer die Worte sondern die Taten die zeigen welches Bedürfnis nicht erfüllt ist. Oder es gibt zumindest rückschlüsse. Ich habe zum Beispiel ganz oft gesagt, dass die erde verdurstet und sie das wasser im Raum nicht wegwischen sollen. Ich finde man hätte darauf kommen müssen, dass ich am verdursten war.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wenn jemand in der Psychiatrie fixiert wird / werden muss...

dann ist das notwendig und medizinisch indiziert.

Das ist keine Schikane und auch keine Foltermethode.

Wann darf ein Patient fixiert werden?

Grund für eine Fixierung ist ausschließlich Eigen- oder Fremdgefährdung, die mit anderen Maßnahmen nicht verhindert werden kann. Ist ein Patient einwilligungsfähig, kann er selbst der Durchführung einer Fixierung zustimmen.


behancea 
Beitragsersteller
 10.02.2024, 17:53

Das war nicht die Frage aber Danke für den unnötigen Text

DeernVomDienst  10.02.2024, 17:58
@behancea

gern geschehen, vielleicht interessiert es ja einen anderen Leser, der nicht weiß, was *fixieren* überhaupt bedeutet und neugierig deine Frage angesehen hat.

Viele haben halt Horrorvorstellungen von den *Methoden in der Psychiatrie*.

Du anscheinend auch.

behancea 
Beitragsersteller
 10.02.2024, 18:01
@DeernVomDienst

Ich wurde schon mal fixiert, schön ist es nicht, das hat nichts mit Horrorvorstellungen zu tun

Und ich habe auch nicht gefragt damit andere wissen was es ist, sondern weil ich wissen wollte wie andere mit dem Erlebten umgehen

Ich war zwei mal für 24 Stunden fixiert, 6 - Punkt, allerdings war es meine eigene Entscheidung weil ich bestimmte Medikamente, die ziemlich gaga machen nicht wollte. Muss sagen, hab ich mir schlimmer vorgestellt. Wenn man still liegt merkt man durch die Polsterung nichts davon und nach 2 - 3 Stunden schaltet man eh auf standby und träumt vor sich hin.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

behancea 
Beitragsersteller
 27.02.2024, 23:08

wer das freiwillig macht ist eh schon durch...

florian242  28.02.2024, 06:55
@behancea

kennst du diese Medikamente damit du weisst wovon du sprichst ? Kleiner Spoiler: du verirrst dich im eigenen Badezimmer.

behancea 
Beitragsersteller
 28.02.2024, 13:32
@florian242

du hast wenigstens ein eigenes Badezimmer :(

Fetischinsel  16.03.2024, 17:38
@behancea

Dem muss ich eindeutig widersprechen, denn es kann durchaus auch eine Schutzfunktion haben.

Ja. Es war natürlich nicht schön. Aber ich habe gemerkt wie es mir geholfen hat langsam runter zu kommen.


behancea 
Beitragsersteller
 10.02.2024, 17:51

Sicher? Was war der Grund bei dir? Ich habe die Erfahrung gemacht dass viele eher noch aufgebrachter werden weil sie sich hilflos fühlen