Würdet ihr jemanden mit "Psychischer Macke" Daten?


19.06.2023, 23:01

Leute ich meinte jetzt nd das man den Partner als Therapeuten missbrauchen soll, einfach nur das man vielleicht mit jmd über vertrautes über Probleme sprechen kann 💀 es ist nur weil so viele sagen das es voll lästig ist wenn Leute über deren Probleme sprechen wollen und ich mich deshalb frage, ob ihr das auch nervig fändet. Und weil die Person mit dem Kommentar halt meinte "den Therapeuten spielen" weil jmd halt über seine Probleme spricht.

11 Antworten

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Weiblich, 20 hier. Die Frage finde ich nicht so leicht zu beantworten. Ich persönlich habe selbst viel an emotionalen Problemen durch und habe daher vermutlich eine höhere Toleranz, als der ,, standart" Mensch. Dennoch hängt es stark von der Situation und vor allem von meinem eigenen Zustand ab.

Ein Beispiel: Ein Mensch, der unter Traumata leidet, über Suizid nachdenkt, sich selbst verletzt, Depressionen oder eine Essstörung hat, wäre für mich grundsätzlich erstmal nicht abstoßender als jemand, der ,,gesund" ist. Jemand, der unter Schizophrenie leidet oder Tiere/ Menschen verletzt, wäre hingegen jemand, mit dem ich nicht ruhig in einem Bett schlafen könnte. Nicht, weil ich sie als wertloser ansehe, als andere Menschen, sondern aus dem einfachen Grund, dass ich in einer Beziehung vertrauen können muss und ein unausgebildeter Mensch gar nicht dazu in der Lage ist mit einer derartigen Störung fertig zu werden.

Meiner Meinung nach sollte man in einer Beziehung Probleme gemeinsam anpacken, also ja, auch sprechen - Kommunikation ist ohnehin das wichtigste in einer Beziehung. ,,Therapieren" ist etwas anderes, etwas, wofür man gewisses Vorwissen braucht. Unterstützung kann ich gewährleisten. Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen und teilen, was mir meine Therapeuten beigebracht haben. Dazu gehört eben auch, dass professionelle Hilfe extrem wichtig ist. So ziemlich jeder Therapeut braucht selbst Therapie, um damit fertig zu werden. Dabei geht es um eine Person, die einen im Normalfall weniger als 4 mal die Woche sieht, keine persönliche Beziehung zu einem hat und zudem am Ende des Tages nach Hause geht. Ohne die Person oder deren Probleme. Für einen Partner ist die Ausgangssituation anders. Es gibt nur noch wenig ,,deine" und ,,meine" Probleme. Es ist wir gegen ,,unsere" Probleme.

Dazu gehört eine Beteiligung beider Parteien. Und Beteiligung ist auch die Bereitschaft sich wirkliche Hilfe zu suchen. Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass dafür die Kraft fehlen kann oder der Moment dafür unerträglich zu sein scheint. Ich werde niemanden verlassen, nur weil das Gewicht eine Weile eher auf meinen Schultern liegt oder ich die Person eine Weile ,,tragen" muss. Aber auf Dauer ist das nicht zu ertragen und man geht selbst daran kaputt. Ich habe es versucht. Das Ende der Beziehung ging dennoch nicht von mir aus, obwohl ich daran fast zerbrochen bin. Ob ich es wieder tun würde? Wenn ich die Person wirklich liebe, wahrscheinlich ja. Obwohl ich mehr darauf bestehen würde, dass die Beziehung im Gleichgewicht bleibt. Aber das ist die Antwort einer Person, die selbst issues hat, zu denen starke Verlustangst gehört. Rein aus der Sicht, was gesund ist, sollte das wirklich niemand tun. Nicht wenn keine absehbare Bereitschaft vorhanden ist sich helfen zu lassen. Und vor allem nicht, wenn man sich selbst kaum am Leben halten kann.

Kurz: Allgemein würde ich eine Person daten, die seelische oder psychische Probleme hat. Ich werde mich aber nicht für diese Probleme verantwortlich machen lassen. Man muss gemeinsam schauen, wieviel man einander aufbürden kann. Wenn der Partner gerade selbst nicht damit umgehen kann, sollte man das akzeptieren. Ich helfe gerne und habe immer ein offenes Ohr. Aber ich bin selbst ein Mensch mit Gefühlen und eigenen Problemen. Ich bin kein professionell ausgebildeter Therapeut, der das ganze vollkommen abgekapselt von außen betrachten kann und dann nachts ruhig schläft ohne sich Sorgen zu machen. Ich habe nicht das know-how mit jedem Problem umzugehen und auch nicht die Lizenz Medikamente zu verschreiben, die bei vielen Krankheiten einfach notwendig sind. Ich bin deine Partnerin. WIR sind Partner und das bedeutet, dass wir diese Probleme gemeinsam bewältigen, nicht dass einer die Probleme beider Personen alleine bearbeitet. Aber ich denke für das, was du vermutlich mit ,,Therapeut spielen" meinst, nämlich im Notfall füreinander da zu sein und sich gegenseitig zuzuhören und zu unterstützen, sollte jeder in einer Beziehung bereit sein, solange es ihn selbst emotional nicht zugrunde richtet.


trusfrated9709 
Beitragsersteller
 20.06.2023, 18:41

Ok wow das nenn ich Mal eine hilfreiche Antwort...

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AskMJGIRL  07.10.2023, 00:11
@trusfrated9709

Das freut mich sehr :) und danke für das Sternchen, habe ich gerade erst gesehen ^^'

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es kommt drauf an. gibt dinge die man sehr gut in einer beziehung ausreden/besprechen kann, und dinge die auf jeden fall ein fall für einen wirklichen therapeuten sind, und anders auch nicht händelbar. also wenn jemand wirklich psychisch krank ist, und nicht in therapie würde ich diese person nicht daten, wenn die person bereit ist an sich zu arbeiten und ggf auch mal mit therapeut über ihre probleme zu reden stehen die chancen gut dass ich sie daten würde.

es ist ne individuelle entscheidung am ende und kommt eben auch auf die person an. jemanden nur wegen insecuritys ablehenen find ich aber etwas hart

Also mein Freund tut das. Der fühlt sich aber weniger als Therapeut und ich sehe ihn auch nicht so.

Mit psychischen Problemen:

Ja, die habe ich selber.

Die mich als Therapeuten missbrauchen:

Nein. Mir würde das auch nicht im Traum einfallen, bei anderen zu tun.

Der Psychisch nicht gerade ganz stabil ist, vorallem viele Insecuritys hat

Kommt auf die genauen Probleme an, ob er in Therapie ist, sich selbst reflektiert und daran arbeitet, statt es an mir auszulassen.

und vor allem jemanden zum Reden braucht,

Dann soll er sich Freunde suchen und (vor allem) einen Therapeuten oder eine Selbsthilfegruppe. In einer Beziehung geht es um was anderes / weitaus mehr. Nicht darum emotionaler Mülleimer zu sein.

Würdet ihr "den Therapeuten spielen" wollen?

Auf gar keinen Fall! Das ist extrem ungesund. Der Betroffene wird davon nicht gesund, dafür aber der Partner ebenfalls krank. Bringt also keinem etwas und ist völlig daneben.

Und weil die Person mit dem Kommentar halt meinte "den Therapeuten spielen" weil jmd halt über seine Probleme spricht.

Ich glaube das hast du falsch verstanden. Über seine Probleme reden ist gut und wichtig. Aber es kommt auf das Maß und die Art und Weise an. Wenn man immer nur zuhören soll, ohne je selbst gehört zu werden, oder wenn sich fast alles nur um die Probleme dreht, DANN ist es "Therapeut spielen".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe einen bunten Blumenstrauß an psychischen Erkrankungen.