Würdet ihr Beamte/r werden wollen?

Das Ergebnis basiert auf 48 Abstimmungen

Ja, ich würde Beamter werden 63%
Nein, ich würde kein Beamter werden 31%
Ich weiß nicht/ Neutral 6%

20 Antworten

Ja, ich würde Beamter werden

Ich (w/24) bin selbst Beamtin. Da ich aus einer Beamtenfamilie komme, war öffentlicher Dienst immer mein Ziel. Durch ein paar Erlebnisse konnte ich anschließend noch näher eingrenzen.

Ich bin Zollinspektorin bei einem Zollfahndungsamt und bekomme meine Grundbezüge nach Besoldungsgruppe A9 Stufe 2 BBesG zzgl. Zulagen. Brutto liege ich bei etwa 3.300 Euro, netto bei ca. 2.900 Euro.

Finanziell braucht man sich als Beamter im gehobenen Dienst zwar keine Sorgen machen, aber als Alleinlebender wird man nicht zur oberen Mittelschicht gehören. Meine Partnerin (Beamtin im mD) und ich, verheiratet, kratzen zusammen immer mal an der Grenze zur oberen Mittelschicht, was aber im Moment, durch die hohe Inflation bedingt, wohl nicht der Fall sein wird.

Mir selbst ging es nie wirklich um den Beamtenstatus, aber Corona hat schon gezeigt, wie wertvoll dieser sein kann - keine Kurzarbeit und weiterhin volle und regelmäßige Bezüge.

Mit deinen Vorteilen 1,2 und 4 stimme ich voll überein. Mehr Netto vom Brutto stimmt schon, aber dafür sind auch die Bruttobezüge je höher die Position zu vergleichbaren Angestellten in der freien Wirtschaft geringer.

Die geringeren Bruttogrundbezüge gibt es, weil schon im Vorfeld Pensionsrückstellungen gebildet werden sollen. Wäre dies nicht der Fall, wären die Bruttobezüge höher. Was Bund und Länder mit dem Geld aus den Pensionsfonds machen, ist eine andere Sache, auf die der Beamte keinen Einfluss hat. Also kann man feststellen, dass auch Beamte für ihre Pension zahlen.

Keine Sozialversicherungsbeiträge kann auch zum Nachteil werden, wenn man doch mal aus dem Beamtenverhältnis entlassen wird.

PKV sehe ich neutral, kann wie du schon auch gesagt hast ein Nachteil werden. Wichtig ist hierbei, die PKV-Beiträge trägt der Beamte selbst, diese werden nicht erstattet. Beihilfe und PKV tragen nur die Behandlungskosten im Krankheitsfall, und auch da nicht alle.

Sabbatjahr ok, damit habe ich mich noch nie mit beschäftigt.

Familienzuschläge kann es auch für Angestellte geben.

Karriere ist je nach Behörde und Stellenbesetzung gut oder weniger gut. Meine Mutter hat es bei der Justiz NRW in unter 20 Jahren von einer Rechtspflegeranwärterin (Vorbereitungsdienst gehobener Justizdienst, Einstiegsamt A9) zur Amtsanwältin (Sonderlaufbahn im gehobenen Justizdienst) mit der Besoldungsgruppe A12 geschafft. A13 wird sie aller Voraussicht nach wohl nicht mehr erreichen, obwohl sie noch mehr als 20 Dienstjahre vor sich hat.

Statusvorteile gibt es längst nicht mehr in dem Umfang wie in den 70er. Unterschiede zwischen Beamte und Angestellten im öD sind meiner Erfahrung nach ausgesprochen gering.

Vorsicht ist bei langen Krankheitsfällen geboten. Nach 6 Monaten kann der Dienstherr eine amtsärztliche Untersuchung anordnen und Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand oder in Extremfällen auch die Entlassung aus dem Beamtenverhältnis.

Die Nachteile kann man so stehen lassen, auch wenn mir das Image in der Gesellschaft egal ist, und ein Wechsel zumindest zu anderen Behörden je nach Laufbahnbefähigung durchaus möglich. Mein Vater ging nach 10 Jahren im mD beim Auswärtigen Amt in den mD bei einer BezReg.

Allerdings fehlen da aus meiner Sicht noch folgende Nachteile:

  • Einschränkung der Religionsfreiheit
  • Einschränkung der Meinungsfreiheit in Bezug auf öffentliche politische Meinungsäußerungen
  • uneingeschränkte Versetzungsbereitschaft innerhalb der Zuständigkeit des Dienstherrn
  • Fehlverhalten (auch privat) kann negative disziplinarische Folgen haben

Beamte sind massiv in den Grundrechten eingeschränkt.

Dennoch bin ich gerne Beamtin und möchte auch nichts anderes sein. Ich sehe mich als Staatsdienerin, aber nicht nur als Dienerin des Staates im Sinne der Regierung, sondern vor allem als Dienerin des Staates im Sinne des Volkes.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Zollbeamtin / Beamtin im gehobenen Zolldienst

Paul50907  19.06.2022, 15:25

Wow toll geschrieben. Ich bin auch im Öffentlichen Dienst und kann mich den wirklich anschließen. Die Verbeamtung hat schon Nachteile und die Unterschiede zu Angestellten sind wirklich gering. Ich glaube es macht keinen großen Unterschied mehr ob man als Angestellte oder Beamter im Öffentlichen Dienst arbeitet.

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Ja, ich würde Beamter werden

Ich, männlich, 57 Jahre alt,würde nicht nur, ich bin Beamter. Nach 4 Jahren als Soldat bei den Feldjägern jetzt 27 Jahre bei der Justiz. Das Gute am Beamtentum ist tatsächlich man wird nicht arbeitslos. Auch wenn man länger krank ist, man kann nicht gekündigt werden. Das Geld kommt, ob man nun arbeitet wie ein Pferd, oder ob man vor Langeweile nebenbei Althebräisch in Schrift und Wort studieren kann. Das Geld kommt, genau das Geld deines Amtes, für Unkundige dein Dienstgrad, nicht mehr und nicht weniger. Genau dein Gehalt. Eventuell etwas angehoben durch Zulagen für Dienst zu dienstungünstigen Zeiten, Schichtzulage, Gitterzulage in der Justiz, Polizeizulage bei der Polizei, usw. Mehr Geld gibt es bei Beförderungen. Wenn man sich auf eine Stelle bewirbt. Man wird beurteilt und die Behörde entscheidet wer die Stelle bekommt. Man hat also der Stelle, dem Amt das man bekleidet entsprechend seine Bezüge. Nicht mehr nicht weniger. Und wenn man eine Nebentätigkeit, Nebeneinkünfte hat muss man sich das genehmigen lassen und wenn es einen gewissen Grad überschreitet wird die Differenz von den Bezügen abgezogen. Der Beamte, ähnlich wie ein Soldat, kann bei Bedarf zusätzlich zu mehr Dienst eingesetzt werden wenn Umstände das notwendig machen. Man bekommt im Ruhestand seine Pension. Das ist klar. Und sicher.

Wenn man von Karriere und viel Geld träumt sollte man aber in der freien Wirtschaft bleiben. Als Zahnarzt mit Goldkronen viel verdienen, Computerteilchen entwickeln und reich werden. Wie auch immer. Man sollte sich darüber im Klaren sein was man will. Beamter zu sein hat Vorteile aber auch Nachteile. Ich selbst wollte Soldat bleiben. Nach wie vor diene ich in Uniform/Dienstbekleidung. Ich mag das Wort Beamter aus persönlichen Gründen auch nicht. Ich lehne die Bezeichnung ab und nenne mich nach wie vor Soldat. Ich tue das wozu ich wohl berufen bin und was ich gut kann. Man muss mit den Hierarchien und Strukturen einer Behörde zurecht kommen. Sonst wird man da nicht klarkommen. Und ich sage es klar und deutlich: Es gibt Leute die als Beamte dienen aufgrund der sozialen Sicherheit. Aber sie sind in dem Beruf unglücklich und auch hier gibt es Burnout und Frustration. Ich will es nur gesagt haben. Wäge wohl ab was deine Neigungen und Vorstellungen sind und triff dann deine Entscheidung. Wenn Beamtentum nichts für dich ist dann lass es lieber sein.

Ja, ich würde Beamter werden

Wollte ich mit 17 schon, habe die damalige Prüfung nicht geschafft. Jetzt, mit 60 würde ich das noch immer wollen wenn ich könnte....


MeinCtutW88 
Beitragsersteller
 11.04.2022, 10:07

Danke für die Antwort :)

Welche Prüfung hast du nicht geschafft, beim EInstellungsverfahren oder bei einer Abschlussprüfung?

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basiswissen  11.04.2022, 11:49
@MeinCtutW88

Das war vor 45 Jahren. Ich weiss das echt nicht mehr. Viele Leute in meinem Alter in einem großen Raum.... Ich wollte zu Post, weil Schwester und Schwager da waren....

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Nein, ich würde kein Beamter werden

Vorallem die PKV würde mich abschrecken, da ich sehr teure Medis habe. Aber auch früher hat es mich eigentlich nie gereizt. Ich habe einen konfessionellen AG, werde nach Tarifvertrag bezahlt und kann mich eigentlich auch nicht beschweren.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – ex Physio, FaMi beschäftigt im Medizincontrolling eines KH
Ja, ich würde Beamter werden

Ich bin Beamtin und finde die Jobgarantie unfassbar wertvoll. Aber bilde dir nicht ein, dass wir keinen Stress hätten! Im Beamtentum gibt es starre Hierarchien, die mit strengen Auflagen verbunden sind, von denen eine schlechter nachvollziehbar ist als die andere. Du wirst Stress erleben, der nur durch diese Hierarchien entsteht…


MeinCtutW88 
Beitragsersteller
 10.04.2022, 09:27

Danke für die Antwort :)

Das bilde ich mir nicht ein, ich bin einfach nur gespannt auf mein duales Studium! Wie sieht es aus mit den Hierarchien, ich habe bereits gehört dass es mit größeren Aufstiegen schwierig wird. Das ganz große Geld möchte ich auch nicht unbedingt verdienen, ich möchte aber gut über die Runden kommen.

In welcher Besoldungsstufe befindest du dich?

Nach dem dualen Studium würde ich mit A9 einsteigen.

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Sissi713  10.04.2022, 09:31
@MeinCtutW88

Ich hab A12. Ja, Aufstiege sind als engagierte, junge Person sehr schwer, was zählt ist nicht die Leistung, sondern in erster Linie die Dienstjahre - das ist für Viele sehr frustrierend. Außerdem musst du bei jeder Kleinigkeit über den Dienstweg gehen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Papierkram gemacht werden muss, den sowieso kein Mensch liest🙈

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Sissi713  10.04.2022, 09:35
@MeinCtutW88

Bevor ich es vergesse: du zahlst nur die Hälfte der PKV-Beiträge, der Rest übernimmt das Land. Für mich ist die PKV nicht einmal halb so teuer wie die Gesetzliche 🙈 und es gibt auch keine Pflicht, sich privat versichern zu lassen

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MeinCtutW88 
Beitragsersteller
 10.04.2022, 09:46
@Sissi713

Danke für die Hilfe :)

Wie hast du es denn auf A12 geschafft, ist ja schon sehr ordentlich?

Hast du studiert? Womit hast du angefangen oder hast du sofort mit A12 begonnen?

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Sissi713  10.04.2022, 09:54
@MeinCtutW88

gerne :) ich bin Lehrerin, habe daher von Anfang an A12 bekommen

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