Würde man unsere heutige Sprache in der Vergangenheit verstehen?

8 Antworten

Zum Glück gibt es Wikipedia und da habe ich dir ein Gedicht heraus gesucht im Original Deutsch des Mittelalters und im heutigen Deutsch https://de.wikipedia.org/wiki/Ich_h%C3%A2n_m%C3%AEn_l%C3%AAhen

Wie unschwer zu erkennen ist, dass ist nur schwer zu verstehen, doch umgekehrt wird es noch schwerer, denn in unsere Sprache sind viele Wörter neu hinzu gekommen. Bei diesen Text ist es so, die Wörter haben sich im Lauf der Zeit geändert und sind teilweise ungebäuchlich geworden, doch sie sind bekannt. Es ist für uns also leichter diesen alten Text zu entziffern und das fällt schon sehr schwer.

Würden wir zurück in die Antike reisen, müssten wir dazu ihre Sprache sprechen, die hätten keine Möglichkeit unsere Sprache zu verstehen, außer durch non-verbale Kommunikation.

Woher ich das weiß:Hobby

Der Inhalt der Sprache würde wahrscheinlich gehoben wahrgenommen werden, da früher die Menschen flächenddeckend keine gute Bildung hatten. Es gab mehr Bauern und den Pöbel sowie Armut.

Unsere heutige Sprache würde man in der Zeit vor Christus mit Sicherheit nicht verstehen, da gab es ja noch lange nicht die deutsche Sprache. Die "Germanenzeit" ist als Zeitalter nicht definiert, daher kann man dazu nichts sagen. Im Mittelalter, das ja rund 1000 Jahre gedauert hat, würde man unsere heutige Sprache mit einiger Mühe durchaus verstehen, im Frühmittelalter natürlich weniger als gegen Ende des Mittelalters. Ich lese ja auch sehr gerne und ohne Probleme Gedichte unseres Walther von der Vogelweide (um das Jahr1300). Natürlich würde ein Mittelalter-Mensch nicht verstehen, was mit dem Wort Computer gemeint ist, und auch die vielen Anglizismen und das unsinnige Gendern wären ihm unverständlich, aber den vernünftigen Rest unserer Sprache würde er ohne weiteres verstehen.

Schon im Mittelalter dürfte die Verständigung sich etwas schwieriger gestalten, aber nicht unmöglich . Im Studium habe ich die alten Handschriften lesen dürfen. Den Großteil kann man mit Übung verstehen, sich einiges zusammenreimen. Sicher gibt es Wörter, die im heutigen Sprachgebrauch nicht mehr vorhanden sind, aber wenn dann würde man eben anders versuchen, die Aussage verständlich zu machen. Wobei lesen und sprechen nochmal zwei Paar Schuhe sind. Da kommt es aber stark auf die Region an, eine Einheitssprache gab es schließlich erst später.

Das ist der Grund, weshalb ich mir das in der Antike schwieriger vorstelle. Das liegt erstmal weiter zurück und auch da gab es verschiedene Stämme mit eigenen Sprachen. Bedenke, dass sich noch im letzten Jahrhundert selbst benachbarte Dörfer gegenseitig manchmal nicht verstanden haben, wenn das Gespräch auf plattdeutsch ablief oder ein Norddeutscher Probleme mit einem tiefen fränkischen Dialekt hat. Vielleicht wäre es möglich, Geschriebenes abzuleiten, da es heute einige Wörter gibt, die ihren semantischen Ursprung aus früheren Zeiten haben.


DocPsychopath  15.07.2022, 17:37

Wenn man sich in der Schule mit "mittelalterlichem" Deutsch befasst, ist das id.R. Vogelweide, also schon Mittelhochdeutsch. In der Uni auch kaum anders, wenn es kein spezialisiertes Studium ist. MHD gilt noch, mit Anstrengung, als relativ verständlich.

Aber das ist die Sprachstufe, die höchstens 1.000 Jahre alt ist. Er spricht hier von ZWEI tausenden von Jahren.

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fireflies32  16.07.2022, 00:48
@DocPsychopath

Wir haben uns mit verschiedenen Akten zu Gerichtsverfahren, wenn man das so nennen will, auseinandergesetzt, da war Sprache tatsächlich eher nebenbei ein Thema. Anfangs war schon das Lesen der alten Handschriften eine Herausforderung.

Du hast aber Recht mit deiner Ausführung. Genau deswegen habe ich das Beispiel mit den Dialekten heute aufgeführt. Dass man in dieser langen Zeitspanne vielleicht einige wenige Wörter herleiten kann, eine Verständigung aber wohl kaum möglich sein wird. Das kam in meiner Antwort wahrscheinlich nicht ganz so hervor.

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DocPsychopath  16.07.2022, 00:51
@fireflies32

Ja, kam es nicht, aber nicht für mich, wer weiss, ob es anderen anders geht. Mit Althochdeutsch komme ich halbwegs zurecht, wenn es geschrieben ist. Aber gesprochen klingt es für mich wie Chinesisch. Versuch dich mal selbst hieran:

https://youtu.be/i-Aj_OfluNg?t=44

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fireflies32  16.07.2022, 01:00
@DocPsychopath

Danke für den Tipp! Da sind wirklich nur wenige Worte, die man raushören kann. Da will ich es mit ,,den Germanen" vor 2000 Jahren gar nicht erst versuchen.

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Italienisch ist eine ganz andere Sprache als Latein, ähnlich heutiges Deutsch im Vergleich zu Mittelhochdeutsch etc. Man würde einen Teil alter Sprachen verstehen können, ähnlich wie bei Niederländisch oder skandinavischen Sprachen.

Eine zukünftig gesprochene Sprache zu verstehen stelle ich mir aber noch deutlich schwieriger vor. Sehr viel davon kann sich gar nicht erschließen, weil es die sprachlich-kulturelle Entwicklung noch nicht gab, wie sie sich in der Sprache ausdrückt (Grammatik, Stil usw.). Die entsprechend höhere Kultur würden Gelehrte wohl erahnen können - es insgesamt aber ziemlich fremd wirken.

In zehn Jahren gesprochenes Deutsch würde man vielleicht zum Teil als genial, effektiv, schneller, einfacher, leichter, auf der Zunge liegend empfinden, wohl auch laxer und unverschämt. Andererseits geht darin aber auch alle Sprache ein, die bis dahin gesprochen oder geschrieben wird. So dass es wohl auch in etwa wie Antworten auf als nächstes gestellte Fragen wirken würde und man nicht unbedingt viel damit anfangen könnte.